JAY JAY
Ich stand an einer riesigen Klippe und sah hinunter auf das tosende Meer. Der Wind wehte und irgendwo hörte ich jemanden meinen Namen flüstern. Verwirrt drehte ich mich um, der Wind blies mir die Haare ins Gesicht, doch ich spürte es beinahe nicht. Es war bloß kalt. Immer wieder hörte ich jemanden flüstern: „Ella. Ella, kleine Ella.", es hörte sich an wie ein Kinderlied, jemand sang, wisperte und rief nach mir. Doch war ganz alleine hier. Hier auf dieser Klippe fühlte ich mich frei und glücklich. Ich hielt mir die Ohren zu um die Rufe zu ignorieren und sah weiter hinab aufs Meer. Plötzlich packte mich jemand hart an der Schulter, ich drehte mich um und kam ins Straucheln.
Der Boden unter meinen Füßen gab nach und ich fiel.
Ich fühlte mich leichter als eine Feder im Wind. Ich konnte die warmen Strahlen der Morgensonne auf meiner Haut spüren, sie liebkosten meine Haut und kurz fühlte es sich so an als würden sie mich tragen. Doch sie taten es nicht, ich schloss meine Augen und Tränen begannen über mein Gesicht zu laufen, ich wollte nicht so sterben, das war unfair. Ich öffnete meine Augen wieder und wollte um Hilfe schreien, doch da sah ich diese Augen. Chace Gesicht war zu einer hämischen Fratze verzogen, als er mir beim Fallen zusah.
Ruckartig setzte ich mich auf. Bloß ein Traum Ella. Ich atmete stoßweise, kalter Schweiß rann mir über die Stirn und den Rücken und mein Genick schmerzte.
Ich riss mir die Klamotten vom Leib und stellte mich unter die Dusche um meinen Kopf frei zu bekommen.
Ich musste zu Mel. Ich konnte keinen Tag länger in dieser Wohnung bleiben, ich wollte keinen der Jungs sehen und Anne und meiner Mum wolle ich so nicht unter die Augen treten, doch ich war in New York und Mel war irgendwo in einer Klinik in England.
Es gab nur eine einzige Person die mir hier helfen konnte. Jason.
Wild entschlossen trocknete ich mich ab und suchte mein Telefon. Es lag in der Küche, natürlich.
Nur in mein Handtuch gewickelt schlich ich hinaus auf den Flur. Es war nach wie vor still in der Wohnung, ich hatte wohl nicht lange geschlafen.
In der Küche lagen noch immer die Scherben des Tellers am Boden, Harry erwartete sich wohl, dass ich sie aufhob. Als ich zum Tresen trat, war mein Handy nicht da.
Ich suchte es überall, doch es war nicht auffindbar.
Ich wusste, dass ich es in der Küche noch gehabt hatte, es gab also nur eine Erklärung. Er hatte es.
Mein Schlüssel war ebenfalls verschwunden, ich war also hier drin eingesperrt.
Ich schrie wütend auf und warf den zweiten Teller, der auf der Anrichte stand ebenfalls zu Boden.
Dieser Urlaub entwickelte sich langsam zu einem Höllentrip.
Ich war so wütend. Auf alles und auf jeden. Ich musste zu Mel, ich wollte weg aus dieser Stadt, ich wollte meinen Dad nicht treffen, ich wollte nicht mit El und Perrie sprechen, ich wollte nicht dauernd Taylor Swift über den Weg rennen, ich wollte keinen der Jungs sehen, ich wollte einfach nur nach Hause zu Mel.
Mit ihr auf irgendeinem Balkon sitzen, in warme Decken eingepackt und eine Zigarette rauchen und mich über Prüfungsergebnisse und Professoren beschweren, ich wollte mir mit ihr dumme One Direction Videos ansehen, ohne einen der fünf persönlich zu kennen. Ich wollte genervt die Augen verdrehen, wenn sie schwärmte wie toll Harry war und wie musikalisch Niall war. Ich wollte am Ende des Monats mit ihr gemeinsam aus einer Salatschüssel Nudeln essen, weil wir beide knapp bei Kasse waren.
Ich hatte es satt ich selbst zu sein, ich wollte wieder zurück ins letzte Jahr.
Einfach die Zeit zurückdrehen und friedlich mein langweiliges Leben führen.
Ich kramte in den Schubladen, bis ich Zettel und Stift gefunden hatte. Ich setzte mich an den Tisch und begann zu schreiben.
Harry,
Ich brauche eine Pause. Eine Pause von dir, uns, den Jungs, diesem Leben und diesem ganzen Drama.
Das Gefühl, das momentan in mir dominiert ist pure Wut. Wut und Enttäuschung. Ich kann und will so nicht weiterleben. Ich muss erst mal die Sache mit Mel auf die Reihe bekommen und die Geschichte mit meinem Vater. Vorher will ich nicht so tun, als wäre mein Leben perfekt und schön.
Ich bitte dich und die anderen, dass ihr mich in Ruhe lässt und mir meine Zeit gebt.
Vielleicht solltest du dir auch Gedanken machen, ob das mit uns beiden für dich das Richtige ist. Ob du wirklich glücklich bist. Ich habe zur Zeit nicht das Gefühl, dass du es wirklich bist.
Entschuldige mich bitte bei deiner Familie und meiner Mum.
Ich liebe dich Harry.
Bis bald,
Ella.
Ich faltete den Zettel und legte ihn gut sichtbar auf den Küchentisch.
Auf meinem Laptop buchte ich den nächsten Flug nach Exeter.
Danach packte ich meinen Koffer und ging zur Sprechanlage an der Tür. Ich wählte die Nummer des Portiers.
„Hallo, ich bin wohl ausversehen in meiner Wohnung eingesperrt, könnten sie mir bitte aufmachen?", sagte ich als sich die freundliche Stimme meldete.
Fünf Minuten später war ich befreit. Der Portier trug mir meinen Koffer und rief für mich ein Taxi.
Als ich einstieg, blickte ich stur auf meine Beine, ich wollte nicht zurückblicken, denn dann würde es sich nach einem Abschied anfühlen und so weit war ich noch nicht.
Ich erlaubte mir keine Tränen und krallte meine Hände in meinen Mantel.
Als wir an einer Kreuzung hielten, sah ich jedoch für einen kurzen Moment auf um zu sehen wo wir waren. Da, direkt vor uns überquerte Jason gerade die Straße.
„Warten sie kurz.", sagte ich hastig zum Taxifahrer und riss die Wagentür auf.
„JAY!", schrie ich so laut ich konnte, sein Kopf wirbelte sofort herum und er sah mich verwirrt an. Als er mich erkannte, lächelte er und winkte mir.
Ich bedeutete ihm hastig, dass er zu mir kommen sollte.
Die Ampel war bereits grün und die Autos hinter uns hupten lautstark.
„Miss! Hören sie mal, ich muss weiterfahren!", schimpfte der Fahrer.
Ich sprang in den Wagen zurück und drückte ihm unwirsch einen Geldschein in die Hand. Ich zog meinen Koffer, der neben mir auf der Rückbank gestanden hatte, aus dem Wagen und eilte über die Straße zu Jason.
Er sah mir halb belustigt, halb bestürzt zu. Als er sah, dass ich den schweren Koffer hinter mir herzog, eilte er herbei und nahm ihn mir ab.
„Elli, was machst du denn?", fragte er, als wir am Bürgersteig ankamen.
„Ich flieg nach Hause.", sagte ich trotzig und blickte auf meine Schuhe.
„Wie bitte?", schnaubte er, ich nickte bloß.
„Oh mein Gott Ariella, komm schon, spuck's aus. Was ist denn los?", er hob mein Kinn an, damit ich ihm in die Augen sehen musste. Sein eindringlicher Blick und seine grauen Augen erinnerten mich an Harry. Mein Herz wurde schwer und Tränen sammelten sich langsam in meinen Augen. Es war alles kaputt. Innerhalb von drei Tagen war alles hinüber, meine Beziehung, meine Freunde, meine Zukunft. Wieder einmal war ich unten angekommen. Ich schluchzte auf und begann Jason mitten auf den Straßen New Yorks von den Ereignissen der letzten Tage zu erzählen.
Er hörte mir aufmerksam zu und reichte mir ein Taschentuch, als ich geendet hatte.
„Ella, Mel wollte nicht dass du davon erfährst, ich habe heute mit ihr gesprochen. Dieser Liam hat es auch nicht von Anfang an gewusst, aber anscheinend hat er es rausgefunden und darauf bestanden, dass sie in eine bessere Klinik komm. Im Gegenzug hat er ihr versprechen müssen, dass du es nicht erfährst. Ich habe ihr nicht gesagt, dass du von ihr weißt, dass würde sie nur aufregen und das kann ihr zur Zeit noch sehr schaden. Gib ihr Zeit Kleines, für sie ist das viel Schwerer als für dich. Glaub' mir.", er strich mir sanft eine Srähne aus dem Gesicht.
Plötzlich sprang neben uns ein Mann mit einer Kamera hervor und knipste wild drauflos. Ich stöhnte genervt auf und zog Jason in das nächste Kaffee hinein.
„Was war denn das?", fragte dieser verdattert.
„Die morgige Schlagzeile in irgendeinem Boulevardblatt denke ich.", sagte ich zornig und funkelte durch die Scheibe den Paparazzi an.
„Wie krass.", Jason musterte mich eingehend.
„Darf ich dir sagen, dass du wirklich gut aussiehst? Ich meine du warst immer schon unglaublich hübsch, aber du siehst mittlerweile anders aus. Reicher.", er lachte kurz auf, „Nein wirklich. Obwohl ich dich bis jetzt nur verheult zu Gesicht bekommen habe, muss ich sagen du siehst toll aus Ella.".
Ich schnaubte: „Mein Aussehen hilft mir jetzt aber auch nicht weiter. Was mach' ich denn jetzt? Ich habe einen Flug der in 3 Stunden nach England geht und kann Mel nicht sehen, ich kann nicht nach London, da ich dort im Haus der Jungs wohne und hier bei ihm will ich auch nicht bleiben.".
„Du kannst zu mir, wenn du willst. Ich habe ein Hotelzimmer. Scheiß auf den Flug und bleib noch.", sagte er achselzuckend.
Ich musterte ihn eingehend: „Das würdest du für mich tun? Was ist mit deinem Dad?".
„Der hat bestimm kein Problem damit, ihr kennt euch doch. Und zu Hause kennen wir dich sowieso alle, da du auf mindestens 50 Reklametafeln auf uns hinunter lachst.", er grinste breit und deutete mit seinem Kinn hinaus auf die Straße. „Komm schon Elli. Gehen wir."
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