AUTUMN
Gemma wohnte in einer Penthousewohnung mitten in der Stadt, bevor Harry läuten konnte wurde die Tür bereits aufgerissen und Anne und sie standen vor uns und sahen uns, beziehungsweise mich, neugierig an.
„Ella, wie schön dich endlich kennenzulernen!", rief Anne und zog mich in eine stürmische Umarmung. Ichächzte leise auf, meine Rippen waren zwar fast verheilt, aber zu heftige Bewegungen schmerzten noch immer.
„Mum! Pass doch auf, sie ist noch immer nicht ganz gesund.", rügte Harry sie. Sie ließ mich sofort los.
„Oh nein, das tut mir leid Herzchen.", sie sah mich peinlich berührt an, ich lächelte und machte eine abwertende Bewegung mit meiner Hand. „Schon gut, es ist nicht mehr wirklich schlimm.".
Gemma hatte gekocht und wir saßen den ganzen Nachmittag zusammen, Anne quetschte mich regelrecht über mein Leben aus, jedoch auf eine liebevolle mütterliche Art. Harry seufzte immer wieder genervt auf, worauf er von mir einen tadelnden Blick kassierte.
„Wie verbringst du denn Weihnachten?", fragte sie mich, ich verschluckte mich an meinem Tee und begann zu husten. Harry klopfte mir vorsichtig auf den Rücken. Er behandelte mich wie eine Porzellanpuppe seit wir wieder zu Hause waren.
Ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, normalerweise fuhr ich nach Hause um mit meiner Mutter Weihnachten zu feiern. Doch beim Gedanken daran sträubten sich mir die Haare.
Ma war die erste Woche, nachdem wir von Australien zurückgekommen waren ebenfalls in London geblieben. Sie versuchte mich immer wieder dazu zu bewegen, dass ich nach Hause kam. Wir hatten uns am Tag ihrer Abreise deswegen heftig gestritten und seitdem hatten wir nur noch spärlichen Kontakt.
Mein Vater hatte uns vor sechs Jahren verlassen. Er hatte eine Frau geheiratet, die gerade mal ein paar Jahre älter war als ich. Ich hatte damals Partei für meine Mum ergriffen und war bei ihr geblieben. Ich hörte selten von ihm, er hatte mich nach dem Vorfall mit Chace angerufen und mir versprochen in der Weihnachtszeit nach Europa zu kommen. Ich hatte ihn seit drei Jahren nicht mehr gesehen, meine Eltern sprachen nicht mehr miteinander, deswegen hatte ich es meiner Mum auch nicht gesagt.
Jetzt wo ich darüber nachdachte, könnte sich das Ganze als äußerst kompliziert erweisen.
Ich konnte meine Mutter an Weihnachten nicht alleine lassen.
Ich hatte Harry noch nichts von der ganzen Misere erzählt, doch an seinem Blick erkannte ich, dass er wohl bemerkt hatte wie unangenehm mir dieses Thema war.
„Ich weiß noch nicht.", gab ich verunsichert zu.
„Ihr könntet nach Holmes Chapel kommen und mit uns feiern! Gemma ist auch da!", rief Anne begeistert, Gemma nickte zustimmend.
„Ich hatte geplant nach New York zu fliegen.", sagte Harry. Ich sah ihn mit geweiteten Augen an. New York? Was wollte er dort?
„Schon wieder?", stöhnte Gemma auf.
Harry warf ihr einen finsteren Blick zu: „Entschuldige Schwesterherz, dass ich es dir ermögliche, dass du die Welt siehst.".
Sie kicherte und streckte ihm die Zunge raus.
„Das ginge natürlich auch, ich werde mit Robin sprechen.", antwortete Anne, Robin war Harrys Stiefvater.
Somit war wohl geklärt dass ich Weihnachten zu Hause verbringen würde. Auch wenn wir nie über Weihnachten gesprochen hatten, hatte ich mir irgendwie schon erwartet, dass ich es mit Harry verbringen würde.
„Du könntest deine Eltern doch mitnehmen, in Harrys Apartement ist genügend Platz für uns alle.", ich sah Anne verwirrt an. Harry hatte eine Wohnung in New York City?
„Ich denke nicht...", begann ich und starrte in meine Teetasse.
„Ach, New York ist so schön, gerade an den Feiertagen. Wenn du möchtest lade ich deine Mutter ein!", plapperte Anne zuversichtlich.
Ich sah Harry verunsichert an, er hatte seine Stirn in Falten gelegt.
„Ich hatte an New York mit dir gedacht.", sagte er leise.
Oh.
„Was? Ich soll mit?", piepste ich. Gemma kicherte ungehalten.
„Außer du möchtest nicht.", sagte Harry, er starrte ebenfalls in seine Tasse, seine Hände fuhren automatisch in seine Haare, ein Zeichen von Unsicherheit.
„Doch! Klar!", ich lächelte ihn an.
Vielleicht konnte ich es so verbinden, dass ich mich mit meinem Dad ebenfalls in den Staaten traf. Ein Flug von Kanada nach NYC würde für ihn sicher einfacher sein.
Meine Mutter war sehr skeptisch als ich ihr von dem Plan erzählte. „Ein Flug nach Amerika? Wie stellst du dir dass den vor? Das ist viel Geld und außerdem können wir uns doch nicht einfach diesen fremden Leuten aufrdängen.", ihre Stimme war vorwurfsvoll.
„Den Flug schenke ich dir zu Weihnachten.", sagte ich, „Und das sind keine Fremden, das ist die Familie meines Freundes.".
Sie schwieg lange. Sie kam nicht damit klar, dass ich Zugang zu viel Geld hatte.
Die Gage für das Interview und das Shooting waren beide so hoch gewesen, dass ich mittlerweile eine nicht ganz unschöne Summe auf meinem Konto hatte.
„Nein. Ausgeschlossen.", seufzte sie.
„Ma, bitte.", flehte ich sie an, „Es ist Weihnachten.".
Wir diskutierten eine ganze Stunde, bis Harry mir plötzlich den Hörer aus der Hand nahm und aus meinem Zimmer ging. Als er zwanzig Minuten später zurückkam, zwinkerte er mir zu.
„Weihnachten in New York City Baby.", grinste er und ich fiel ihm quietschend um den Hals.
Im November waren meine Verletzungen restlos verheilt, ich machte wieder regelmäßig Sport mit Liam und bekam meinen ersten Auftrag von Iris. Es war eine Werbekampagne für L'Oreal. Das war eine wirklich große Sache.
Ein kleiner Werbespot wurde gedreht und plötzlich waren mein Gesicht und meine Haare auf riesigen Reklametafeln in der Stadt zu sehen.
Louis hatte sich einen Scherz erlaubt und eine dieser Tafeln gekauft. Als ich eines Nachmittags nach Hause kam, war an der Wand n der Eingangshalle besagte Tafel angebracht und mein Gesicht strahlte von der Wand.
Kopfschüttelnd boxte ich ihm auf die Schulter und ging lachend in mein Zimmer.
Die Jungs hatten ihr Album so gut wie fertig, Mitte November sollte es herauskommen. So neugierig ich auch war, sie spielten mir keinen einzigen Song vor.
„Du musst dich gedulden, so wie jeder andere auch.", sagten sie mir immer wieder.
Eine Woche vor dem Erscheinungsdatum brachten sie ihre erste Single auf den Markt.
Steal my Girl.
Ein riesiges Event wurde dafür veranstaltet. Radio, Fernsehen, Zeitungen, alles was es an Presse gab versammelte sich in London.
Ich war unglaublich nervös. Seit Australien würde ich das erste Mal wieder in die Öffentlichkeit treten. Nicht nur als Harrys Freundin sondern auch als das neue Werbegesicht für L'Oreal.
Liam hatte Mel einfliegen lassen und Niall würde mit Lottie erscheinen.
Louis hatte die ganze Geschichte anfangs sehr skeptisch gesehen. Verständlich, seine kleine Schwester und einer seiner engsten Freunde, das war keine leichte Geschichte.
Doch bereits nach ein paar Dates waren die beiden ein Paar und Niall trug sie auf Händen.
Für diesen Abend musste ich mir ein richtiges Abendkleid kaufen. Meine erste Robe für den roten Teppich.
Harry wollte mich zu Burberry schicken, doch ich entschied mich dafür Nathan, Els Freund aus Banglatown anzurufen.
„Nathan? Hi, ich bin's Ella.", sagte ich als er abhob.
„Ella! Was für eine Ehre! Gratuliere zu der L'Oreal Kampagne!", rief er sofort freudig, „Was kann ich für dich tun?".
„Ich weiß nicht ob du von der Releaseparty der Band gehört hast...", begann ich.
„Natürlich!", sagte er sofort.
„Nun ja, ich brauche ein Kleid. Ein richtiges Abendkleid und ich habe mir gedacht, vielleicht hast du etwas für mich?".
Er schwieg.
„Nathan?", fragte ich zögernd.
„Zu so einem Anlass trägt man Cavalli oder Tom Ford und nicht ein No Name Label wie meines.", antwortete er trocken.
„Wer legt das fest?", lachte ich
„Na... ich... ich meine die... du wirst doch nach deinem Kleid gefragt, da kannst du doch nicht sagen dass es von mir ist.", stotterte er verlegen.
„Ich hätte aber gerne eines von dir.".
„Ich müsste erst eines entwerfen und anfertigen und wie viel Zeit haben wir noch? Zwei Wochen? Darling das kann ich dir nicht antun.", seufzte er.
„Würdest du es in zwei Wochen schaffen?", fragte ich.
„Ja, das schon, aber..".
„Gut. Dann komme ich morgen vorbei.", unterbrach ich ihn und legte grinsend auf.
Nathan hatte anscheinend die ganze Nacht durchgearbeitet, er hatte unzählige Skizzen und Stoffe vorbereitet als ich in sein Atelier kam.
Wir entschieden uns für einen fließenden leichten nachtblauen Stoff.
Ich sagte Nathan was ich mir ungefähr wünschte. Immer wieder beteuerte er, dass er es verstehen würde, wenn ich mir lieber ein echtes Designerkleid besorgen würde, doch ich winkte ab.
Zwei Tage vor der Party war mein Kleid fertig.
„Nathan, du hast dich selbst übetroffen, das ist das Schönste Kleid dass ich jemals getragen und gesehen habe.", hauchte ich als ich mich im großen Spiegel betrachtete.
Das Kleid war vorne hochgeschlossen, ein silberner Ring den ich um meinen Hals legen musste, hielt es nach oben. An der Taille war es eng und fiel an meinen Hüften leicht auseinander. Der Saum des Kleides war mit silbernen Ornamenten bestickt. Es hatte einen tiefen Rückenausschnitt, der bist zu meinen Hüften ging. Meine Haare, die mir mittlerweile bis zu den Rippen gingen waren ein unglaublicher Kontrast zu der Farbe.
„Ich werde mit Stolz deinen Namen verkünden, wenn mich jemand nach diesem Kleid fragt, das ist der absolute Hammer.", er grinste breit und zupfte meinen Saum zurecht.
„Du siehst wunderschön aus.", sagte er und betrachtete mich zufrieden.
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