17. Gryffindor wird siegreich trotzen
KAPITEL 17
Gryffindor wird siegreich trotzen
Samstag, 12. November 1977
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WENN JAMES VOR EINEM QUIDDITCHSPIEL STAND, verhielt er sich ungefähr genauso wie Remus vor dem nächsten Vollmond. Er war so angespannt, dass er beim Frühstück mit seinen Fingern Achtelnoten in einem Tempo von 150 bpm auf den Tisch klopfte (Vanessa hatte das gesagt und Remus nahm an, dass das sehr schnell war). Außerdem war er leicht gereizt, wenn er Slytherins oder etwas ansatzweise Grünes sah und war seit Tagen früh auf den Beinen, um zu trainieren und mit seiner Quidditchuniform am Morgen des Spiels im Gemeinschaftsraum zu stehen, um seinen Freunden zu erklären, wie wichtig dieses Spiel war.
Sirius, der als Treiber am meisten von James bei seiner Rede angeschaut wurde, saß im Gegensatz dazu ziemlich lässig auf dem Sofa, die Beine gespreizt und einen Arm auf der Lehne hinter sich, während Vanessa mit dem Kopf in seinem Schoß lag und angesichts James' Monolog die Augen schloss. Sirius spielte gedankenverloren mit ihren dunklen Locken, und Remus, auf dem sie ihre Füße abgelegt hatte, stützte seine Arme auf ihre Beine, um sein Buch zu lesen. Nur Peter hörte James wirklich aufmerksam zu.
„Krone", sagte Remus jedoch nach einer Weile und legte sein Buch weg. „Warum so nervös?"
Vanessa öffnete die Augen. „James befürchtet, Slytherin könnte gewinnen", antwortete sie für ihn.
Sirius zog die Augenbrauen zusammen, als sei ihm diese Option nicht einmal in den Sinn gekommen. „Wieso?"
„Weil", unterbrach James Stimme sie bereits. „Lily es in ihrer Kristallkugel gesehen hat."
Remus runzelte die Stirn. „Was meinst du damit — Lily hat es in ihrer Kristallkugel gesehen?"
„Naja, sie hat ihre Hausaufgaben für Wahrsagen gemacht, als wir gerade im Schülersprecherraum die Feier für Halloween geplant haben. Und dann habe ich sie gefragt, was sie sieht und sie meinte ‚Dich'." An dieser Stelle warfen sich Vanessa, Sirius und Remus einen amüsierten Blick zu, doch James schien nichts aufzufallen. „Und dann meinte sie ‚Also, dein Spiegelbild offensichtlich. Nur manchmal sind deine Augen irgendwie grün und du hast eine Narbe am Kopf — ich denke, das heißt, Slytherin gewinnt.'"
„Sie hat dich in der Kristallkugel gesehen?", fragte Remus mit hochgezogenen Brauen. Vanessa trat ihn unauffällig auf den Oberschenkel, bevor sie sich aufsetzte und aufstand, um sich vor sie zu stellen.
„Hört lieber mir zu— ich habe meine Anmoderation vorbereitet—", verkündete sie, aber James antwortete einfach auf Remus' Frage.
„Ja, weil ich neben ihr saß", erklärte er sachlich. „Hört mal, Leute, ich weiß, ich stand lange auf Lily, aber wir sind gerade dabei, eine Freundschaft aufzubauen und ich möchte nicht, dass sie sich unangenehm dabei fühlt, weil sie denkt, ich könnte das nicht. Ich bin froh, dass sie mich endlich nicht ansieht, als würde sie mich gerne ertränken, also wenn wir erstmal Freunde werden— Evans."
Die vier folgten James' Blick zur Treppe zu den Schlafsälen, die Lily gerade hinabging. Zu ihrer Jeans trug sie bereits einen rot-goldenen Pullover, über den sie eine dunkle Jacke geworfen hatte, und den Gryffindor-Schal mit der passenden Mütze. Ihr Lächeln nahm den gesamten Raum ein, wie immer, wenn sie ihn betrat, und sie schien tief durchzuatmen.
„Morgen, Lily", sagte Remus.
„Morgen, Remus —Vanessa — Peter — Sirius." Doch ihre Augen galten nur James, der sich nervös durch die Haare fuhr. Er versuchte sich mit einer lässigen Geste auf Vanessas Schulter abzustützen, doch diese war gerade einen Schritt zur Seite gegangen, um den beiden Platz zu machen, sodass James zur Seite wegkippte, bevor er sich wieder fing. Lily lachte und das brachte James' Augen zum Leuchten.
Oh Merlin, dachte Remus, wie blind er doch ist. Nun, wo Lily ihn so offensichtlich nicht freundschaftlich ansah, lag das nicht wie vorher an Abneigung, sondern an Verliebtheit. Und selbst James dachte, er könnte sie nur als Freundin sehen.
Vanessa hatte ihm erzählt, dass Lily am Ende des letzten Schuljahrs zu ihr gekommen war, um sie nach James zu fragen. Scheinbar hatte ihr James' Unterstützung für Vanessa klar werden lassen, dass hinter dem James Potter, der gerne eine Show veranstaltete und dumme Witze riss, ein wirklich guter, zuverlässiger und wahrer Freund steckte. Wenn sie wüsste, was er noch alles getan hatte, allein für Remus...
„Potter", sagte Lily, ihre grünen Augen nahmen eine Spur Belustigung an, bevor ihr Blick auf das weiße T-Shirt fiel, das sich über seine Arme spannte. Sie schluckte. „Viel, ähm, Erfolg gleich beim Quidditchspiel. Kick die Slytherins vom Besen." Nun sah sie ihm wieder in die Augen.
„Danke, Lily", antwortete James und als sie hörte, dass er sie aus Reflex bei ihrem Vornamen genannt hatte, errötete Lily leicht. Vanessa neben den beiden fühlte sich sichtlich fehl am Platz und Remus, Sirius und Peter waren bei diesem Anblick mit ihrem Platz auf der Couch recht zufrieden.
Lily nickte. „Aber lass dich nicht selbst vom Besen kicken", fügte Lily mit einem milden Lächeln hinzu. „Potter."
Damit ging sie um die nächste Ecke.
James sah ihr mit einem Lächeln hinterher und Sirius, Vanessa und Remus hoben gleichzeitig die Augenbrauen, als er sich mit diesem verträumten Gesichtsausdruck zu ihnen umdrehte. „Was?", fragte James.
„Ach, gar nichts", erwiderte Sirius übertrieben.
„Apropos Lily", meldete sich Vanessa plötzlich mit einem Grinsen zu Wort und ließ sich wieder auf die Couch fallen. „Sie hat letztens was gesagt."
Scheinbar, und das war etwas, was Lily wohl erst kürzlich im Mädchen-Schlafsaal angedeutet hatte, hielt Lily James' Schwärmerei nicht für echt. Laut Vanessa hatte sie geglaubt, es sei auch nur einer dieser großen Running-Gags gewesen, die James vor der ganzen Schule abgezogen hatte, und dass er auch ihre Abweisungen nur als großen Witz verstanden hatte.
Irgendwie konnte Remus verstehen, was sie meinte. Wenn jemand ihm so ausschweifend und überspitzt die endlose Liebe gestanden hätte, hätte er das auch nicht gerade ernstgenommen. Manchmal hatte Remus sogar die gleiche Überlegung gehabt. Er wusste, dass James Interesse an ihr hatte, aber hin und wieder hatte auch er hinterfragt, wie tiefgründig diese Gefühle wirklich waren. Schließlich hatte James damals auch andere Mädchen geküsst.
Doch James schien perplex. „Warte, sie denkt, das war nicht ernst gemeint?"
„Nein", gab Vanessa energisch zurück.
„Ich meine, klar, ich hab übertrieben und die ganzen Lily-Witze, die wir machen, kommen ja daher, aber— Ich find sie wirklich cool."
„Das musst du mir nicht erklären", entgegnete Vanessa. „Aber — ich zitiere — Seien wir ehrlich, es gab keinen Grund dafür, dass James Potter plötzlich ein Mädchen wie mich über alles liebt."
James sah ein wenig empört aus, als hätte jemand Lily ernsthaft beleidigt. „Was soll das heißen, ein Mädchen wie sie?"
„Das hat sie gesagt, nicht ich", verteidigte Vanessa sich schnell. „Aber sie meinte irgendwas darüber, dass sie ja nur muggelstämmig und durchschnittlich ist—"
„Muggelstämmig und durchschnittlich?" James schien es nicht glauben zu können. Da er nicht wirklich Worte zu finden schien, wählte Remus sie für sie.
„Lily ist das Gegenteil von durchschnittlich", meinte er neutral. „Sie ist überdurchschnittlich intelligent—"
„—witzig—", fügte Vanessa hinzu.
„—freundlich—", meldete sich Peter schüchtern zu Wort.
„—und selbst ohne diese Eigenschaften, die sie attraktiv machen, bildhübsch", schloss Sirius. „Rein neutral betrachtet." Remus sah kurz zu ihm. Er hatte mal gesagt, dass er nicht ganz verstehen konnte, was James in ihr sah (natürlich nicht vor ihm).
Bevor James mit dreizehn begonnen hatte, auf sie zu stehen, hatten Sirius und James sie für eine nervige Besserwisserin gehalten, aber während sich das für James offensichtlich geändert hatte, war sie für Sirius nur zu dem Mädchen geworden, auf das sein bester Freund aus irgendwelchen Gründen stand. Im Gegensatz zu Remus, der sie durch ihre Vertrauensschülerpflichten besser kennengelernt hatte, und Peter, dem sie immer hilfsbereit mit Fragen im Unterricht zur Seite stand, hatte Sirius sich nie mehr mit ihr unterhalten. Dabei war Lily der Grund, dass Remus ihm für... den Vorfall im 5. Schuljahr verziehen hatte. Sie hatte ihn daran erinnert, was seine Freunde für ihn waren. Seitdem hatte sie seinen höchsten Respekt.
„Okay, Leute, bitte hört auf, so von ihr zu schwärmen", meinte James mit einem befremdlichen Gesichtsausdruck. „Das ist meine Aufgabe. Aber wenn sie das so sagt... ‚Es gibt keinen Grund, dass James Potter auf mich steht.' Heißt das etwa, ich bin so toll, dass ich hohe Ansprüche haben darf?"
Remus verdrehte leicht die Augen.
„Die Frage ist doch eher", entgegnete Sirius, ohne wirklich darauf einzugehen, „Wo ist das Selbstbewusstsein von dem Mädchen?"
„Selbstzweifel heißen nicht, dass man nicht selbstbewusst ist", sagte Remus.
„Jeder hat welche", stimmte Vanessa zu.
Sirius grinste überheblich. „Also ich nicht", sagte er. Remus rollte erneut mit den Augen und Vanessa schüttelte mit dem Kopf. Sie wusste sehr wohl, dass es nicht stimmte, ließ Sirius aber seinen Abwehrmechanismus beibehalten.
„Und außerdem..." Vanessa zögerte. „Nein, das sollte ich euch nicht sagen."
„Jetzt musst du", sagte James sofort.
Vanessa seufzte.
„Wenn es privat ist, können wir drauf verzichten", meinte Remus mit einem strengen Blick auf James gerichtet.
„Können wir nicht", entgegnete dieser stur. „Ich bin dein bester Freund, Vany. Was Lily dir anvertraut, geht direkt zu mir."
Auch wenn sie immer noch unentschlossen wirkte, gab sie nach. „Ich glaube nur... Sie hat es mir nie erzählt, wenn dann weiß es Mary—"
James drehte sich erwartungsvoll zu Remus um. „Ernsthaft?", fragte dieser genervt. „Wir haben nicht über ihre beste Freundin geredet."
Sirius grinste. „Sie hatten nicht so viel Zeit dafür."
Mit einem vorwurfsvollen Blick sah Remus zu ihm.
„Wie auch immer", unterbrach Vanessa sie und sofort wandte James seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. „Ich habe die Vermutung, dass Lily nicht so ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hat. Oder zumindest zu ihrer Schwester."
„Passiert den Besten", sagte Sirius teilnahmslos. „Ist aber auch oft kein Verlust."
Für einen kurzen Moment breitete sich Schweigen auf diese Aussage aus. Sirius sagte gerne Dinge über seine Familie mit diesem distanzierten, gleichgültigen Ton, auf die alle keine Antworten wussten.
James räusperte sich. „Sie hat letztens erwähnt, dass ihre Schwester nächstes Jahr heiraten will. Aber jetzt, wo du es sagst, klang es ziemlich neutral."
„Trotzdem sollten wir uns jetzt mal auf das Spiel konzentrieren", wechselte Sirius das Thema. „Schließlich haben wir eine wahnsinnig talentierte, neue Moderatorin dieses Jahr, wie ich höre." Mit einem breiten Grinsen legte er einen Arm um Vanessa.
„Ich bin nervös", gab Vanessa zu.
„Musst du nicht", beschwichtigte Remus sie. „Wir sind alle da, um dich zu unterstützen."
„Schwärm einfach von uns beiden und dann passt das schon", riet Sirius ihr amüsiert. Remus hoffte sehr, dass sie seinen Ratschlag gleich nicht befolgte, aber so wie er sie kannte, war das nicht einmal so unwahrscheinlich...
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IN HOGWARTS HERRSCHTE AUSNAHMEZUSTAND. Slytherin spielte gegen Gryffindor — das Event des Jahres, wie jede Saison. Hufflepuffs und Ravenclaws schlugen sich auf die Seite der Löwen, während Darjanas Haus recht allein dastand... Was sie nicht schwächer machte versteht sich.
Darjana empfand nicht denselben Stolz und Ehrgeiz, den ihre Mitschüler an den Tag legten, wenn es um Quidditch ging, aber sie verspürte durchaus eine gewisse Genugtuung, wenn Slytherin Gryffindor schlug. Sie war sich zunächst nicht sicher gewesen, ob sie gehen wollte, weshalb sie jetzt ein wenig spät dran war, da sie sich auf den letzten Drücker entschieden hatte, dass sie das Spiel doch sehen wollte. Irgendwie hatte sie ein gutes Gefühl.
Vielleicht war es ebendieses Gefühl gewesen, dass sie so lange hatte zögern lassen, da es mehr wusste als sie, denn als sie die Treppen hinaufkam, lief niemand Geringeres als Remus Lupin durch die Eingangshalle. Hogwarts war wie ausgestorben, die meisten Schüler waren wohl schon im Stadion.
„Hey, Hübscher!", rief Darjana ihm nach, als sie sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war.
Remus drehte sich zu ihr um und legte mit einem schiefen Lächeln den Kopf schief. Er trug einen langen schwarzen Mantel und hatte seine Gryffindor-Mütze über die Ohren gezogen, was irgendwie... putzig aussah. Neben ihm schwebte ein großer Beutel, der so ausgebeult war, dass Darjana vermutete, dass sein Inhalt schwer sein musste.
„Du bist spät dran", merkte sie an, als sie zu ihm aufschloss und neben ihm herging, um das Schloss zu verlassen. Eine eisige Brise schlug ihr entgegen. Seit ein paar Tagen war es schrecklich kalt und während es im Oktober noch erträglich gewesen war, gab es seit dieser Woche einen Temperaturabfall.
„Du auch", gab er zurück. „Also schaust du dir das Spiel an? Ich dachte, Quidditch wär nicht dein Ding."
„Normalerweise schon, aber ich hab mir gedacht, dass du hier sein würdest", erwiderte sie. Remus warf ihr einen kurzen prüfenden Blick zu.
„Wie süß von dir", witzelte er.
Darjana verdrehte die Augen. „Sei lieber vorsichtig, was du sagst", drohte sie.
Schnell hob Remus die Hände in die Luft. „Tut mir leid, tut mir leid." Er legte sich eine Hand aufs Herz. „Ich werde dir ab jetzt wieder Respekt zollen."
„Das rate ich dir auch." Mit einem leichten Lächeln schob sie die Hände die Jackentaschen und sah kurz zu ihm auf. „Was ist mit dir? Willst du dir das Spiel unbedingt angucken?"
Remus drehte den Kopf zu ihr und auch wenn sie nicht mehr zu ihm sah, musste sie breit grinsen. Seit Montag hatten sie sich immer wieder mal davongestohlen, ob es in Pausen oder freien Nachmittagen war, um heimliche Küsse zu stehlen.
„Ja. Vanessa hat ihre erste Moderation und... ich will da sein. Sie ist ziemlich nervös, weißt du?"
Darjana zog daraufhin die Augenbrauen zusammen und musterte ihn beiläufig, denn... sie verstand es nicht. „Man könnte meinen, ihr vier steht alle auf sie", meinte sie verständnislos. „Was ist so besonders an Vanessa?"
Remus zuckte mit den Schultern. „Sie ist einfach... Vanessa."
„Ah ja."
Remus warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Na ja, sie ist fürsorglich und verständnisvoll und für einen da, wenn man sie braucht. Aber auch, wenn man denkt, sie nicht zu brauchen. Außerdem ist sie witzig und lebensfroh. Sie ist — genau wie James — einfach eine sehr sehr gute Freundin."
Auch wenn sie mit vielem gerechnet hatte, hatte sie das nicht erwartet. Sie wusste, dass Allerton und Potter eng waren und — das verstand sich für selbst — Allerton und Black. Aber dass Remus sie so sehr schätzte? „Du stehst aber doch hoffentlich nicht auf sie", schnaubte sie und wunderte sich selbst über ihren seltsamen Tonfall.
Belustigt begann Remus: „Erstens ist sie James' beste Freundin—"
„Was Black nicht gestört hat", warf Darjana trocken ein.
„—und zweitens ist sie Sirius' feste Freundin."
„Und drittens stehst du einfach nicht auf sie?", schlug Darjana ein wenig genervt vor.
Remus sah sie an. „Willst du das etwa so unbedingt hören?", fragte er mit einem frechen Funkeln in den Augen. „Bist du eifersüchtig?" Provozierend stieß er ihr mit dem Ellbogen in die Seite.
Darjana schlug kräftig zurück. „Natürlich nicht", murrte sie.
Remus rieb sich die Seite, lachte aber leicht. Er hätte nicht gedacht... „Darjana, ich liebe dieses Mädchen", erklärte er ernsthaft. „Aber nicht so."
„Du liebst sie so, wie James sie liebt", stellte sie fest. „Nicht wahr?"
„Nein", erwiderte Remus nach einem kurzen Moment des Zögerns. „Niemand liebt sich so wie die zwei es tun. Es ist, als hätte jemand eine Seele zerteilt und beide Hälften in ihre Körper gesteckt. Es ist schwer zu erklären. Ich weiß, sie ist laut und vielleicht kommt sie dir anstrengend vor, aber es ist wirklich schwer, sie nicht zu mögen."
Und das kommt von ihm... Es war schwer, ihn nicht zu mögen, sobald man ihn kannte. Für einen Moment fragte Darjana sich, wie glücklich man sich schätzen konnte, wenn Remus solche Worte für einen fand und so über einen sprach. Sie wusste, wie sehr er seine Freunde liebte — für einen Augenblick stellte sie sich vor, was er wohl über sie sagen würde.
Dann lächelte sie wieder. „Gut, das akzeptiere ich", gab sie zu. „Wieso bist du nicht mit den anderen zum Stadion?"
„Ich — ähm — hab meine Mütze vergessen."
Darjana hob die Augenbrauen. „Ach, dann hat das also nichts mit diesem mysteriösen Beutel zu tun, der hinter uns herschwebt?"
„Nein, nein", sagte Remus sofort übertrieben. „Ich wollte nur nicht frieren und mich erkälten."
„Aww", rief Darjana übertrieben aus. „Nicht dass deine Öhrchen kalt werden", spottete sie weiter und schob traurig ihre Unterlippe vor, während sie auf ihn zuging, um nach seiner Mütze zu greifen. Remus fing ihre Hände ab, bevor sie ihn berühren konnte und griff mit einem leichten Augenrollen nach ihrem Gürtel, um sie näher an sich heranzuziehen und ihr mit einem tadelnden Blick in die Augen zu schauen, sein Gesicht nicht weit von ihrem entfernt.
„Sei lieber vorsichtig, was du sagst", zitierte er sie.
Darjana sah ihn mit einem provozierenden Schimmern in den Augen an. „Du kannst das nicht", sagte sie leichthin.
„Wirklich?", fragte Remus unberührt, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Darjanas Lippen spalteten sich und in diesem Moment ließ Remus sie wieder los, was sie tief ausatmen ließ.
„Vielleicht gucke ich mir heute das Spiel von den Gryffindor-Tribünen aus an", verkündete sie, ohne sich weiterzubewegen. Sie sahen sich immer noch an.
„Das wäre ja geradezu skandalös", gab Remus zurück.
Darjana biss sich auf die Lippe und trat ein wenig an ihn heran. „Nicht so skandalös, wie was ich mit dir machen will."
„Darjana, nicht hier—"
„Wieso, Angst, dass du über mich herfällst?", grinste sie.
Remus atmete tief durch. „Ich mein's ernst."
„Nein, tust du nicht, deswegen mag ich dich ja."
Als er leise schmunzelte, grinste sie kess.
„Du willst also mit den zu den Gryffindors?", wiederholte Remus herausfordernd.
„Hm..." Darjana wickelte sich mit einem unschuldigen Augenaufschlag eine Haarsträhne um den Finger. „Ja... Es gibt da so einen Gryffindor, den ich mag, weißt du?"
Remus nickte ernst. „Klingt nach jemandem Netten."
„Oh, das ist er nicht", sagte Darjana sofort und verzog das Gesicht. „Er kann ziemlich frech sein und sagt dann so anmaßende Sachen wie ‚Süß von dir'."
„Wirklich?", fragte er übertrieben nach. „Bist du dir sicher, dass du nicht die Freche bist und dich die ganze Zeit über ihn lustig machst?"
„Denkst du das?", murmelte sie und hob ihr Kinn an, um ihre Nase fast mit seiner zu berühren. „Willst du dagegen vielleicht etwas tun? Mich zu einem braven Mädchen machen?"
Remus errötete — er war nicht gut darin, solche Dinge zu sagen, während Darjana mit Leichtigkeit Gedanken von sich gab, die Remus zu unangenehm zum Aussprechen waren. Trotzdem hielt er ihrem Blick stand, und ohne überhaupt darüber nachzudenken, umfasste er ihr Kinn und küsste sie. Es war schwer, ihr zu widerstehen. Niemand war hier, der sie sehen konnte — obwohl dieser Reiz erwischt zu werden irgendwie etwas Aufregendes hatte.
Er spürte sie gegen seine Lippen lächeln, bevor sie die Arme um seinen Hals schlang und seinen Kuss erwiderte. Ihre Haut fühlte sich kalt an, aber ihr Atem war warm, und Remus lehnte sich in ihre Berührung, als sie sich von ihren Zehenspitzen wieder auf die Füße sinken ließ.
Dann wich sie zurück und drehte sich mit einem Grinsen beiläufig um, um weiterzugehen. Remus fuhr sich durch die Haare. Er brauchte erstmal zwei Sekunden, um wieder richtig atmen zu können. Schnell lief er ihr nach, um zu ihr aufzuschließen, und steckte die Hände in seine Manteltaschen.
Sie warf ihm ein dreistes Lächeln zu, das Remus mit einem Kopfschütteln und Augenrollen erwiderte.
„Warte", sagte er, als sie beim Quidditch-Stadion ankamen. Darjana glaubte schon, dass er seine Bedenken äußern würde, darüber, dass sie besser nicht zu den Gryffindors kommen sollte. Stattdessen grinste er und meinte: „Du solltest besser den tragen."
Er wickelte sich den Gryffindor-Schal von seinem Hals und bei seinem erwartungsvollen Blick zog Darjana ihren grauen Schal aus, der zum Glück neutral genug für Remus war, um sein Haus nicht zu verraten. In vollem Bewusstsein, dass das ein regelrechter Skandal war, nahm sie seinen Schal entgegen, während er ihren umlegte, und wickelte ihn sich um den Hals. „Und, wie steht er mir?", fragte sie, als sie ihre Haare aus ihm befreite und über ihren Nacken fallen ließ.
Remus sah sie ein paar Sekunden an und lächelte schließlich breit. „Heiß", kommentierte er und Darjana schlug ihn auf den Arm.
„Ich war am Überlegen, mir die Haare braun zu färben — dann sieht es vermutlich besser aus", überlegte sie laut.
Er legte den Kopf schief. „So find ich es auch schon äußerst nett."
„Dich würd ich gern mal mit Slytherin-Krawatte sehen."
Doch Remus verzog das Gesicht. „Ne, lass mal", meinte er.
Darjana öffnete den Mund. „Ich trage auch einen Gryffindor-Schal!"
„Ja, ich weiß, du solltest dich geehrt fühlen", erwiderte Remus trocken und lief an ihr vorbei ins Stadion. Darjana stand immer noch der Mund offen. Dieser—
Als sie zu den Tribünen liefen, stellten sie fest, dass die Mannschaften schon eingeflogen waren und es nur noch eine Frage von Sekunden war, bis das Spiel beginnen würde. Remus beeilte sich ein wenig, aber Darjana hatte kein Problem, mit ihm Schritt zu halten. Sie wusste nicht, womit sie gerechnet hatte, aber entgegen ihrer Erwartungen drehten sich nicht alle Gryffindors empört zu ihr um und gingen auf sie los, weil sie es wagte, in den Gryffindor-Fanblock zu laufen. Gut, man kannte ja auch nicht jedes Gesicht und mit dem Gryffindor-Schal fiel sie in der Menge sowieso nicht wirklich auf.
„Hallo und herzlich Willkommen zum ersten Spiel dieser Saison! Ich bin Vanessa und werde ab jetzt meine hochqualifizierten Kommentare über Quidditch und unsere mega Spieler abgeben. Nein, wirklich, wenn ihr denkt, ich weiß nicht, worüber ich rede, muss ich euch daran erinnern, dass ich siebzehn Jahre lang James zuhören musste — ‚Aber du bist doch erst 17' könnte man jetzt denken und ja, genau das ist der Punkt. Ich habe alle Manöver und Taktiken in mich aufgenommen. Ach, und dann ist da natürlich noch mein Freund Sirius, der mag Quidditch auch. Sorry, manchmal vergesse ich ihn. Und jetzt möchte ich erstmal eine Runde Applaus für euren Favoriten hören — GRYFFINDOR!"
Drei Viertel des Stadions brüllten los, als sie Vanessas Stimme hörten und hielten Schilder in die Luft. Darjana pfiff ebenfalls laut und Remus warf ihr ein stolzes Lächeln zu, als wollte er sagen „Das war mein Werk".
„Und natürlich Slytherin, damit sie heute wenigstens einen Moment zum Jubeln haben!"
Laute Buhrufe erklangen im Gryffindor-Block, doch Remus drehte sich zu ihr um und war so respektvoll, nicht miteinzustimmen. Das hätte er sich auch mal wagen sollen...
Schließlich blieb er stehen und Darjana hatte die beiden Gryffindors, die dort saßen, kaum gesehen. Maggie Walters richtete ihren Blick sofort auf sie, aber Peter bemerkte zunächst nur Remus. „Hast du das—?" Dann weiteten sich seine Augen erschrocken, als sie auf Darjana fielen, die hinter Remus stehengeblieben war. „Moony..." Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen.
„Hi", sagte Darjana zu ihm und versuchte, freundlich zu sein.
Peter wurde knallrot im Gesicht und konnte ihr nicht einmal in die Augen sehen. Darjana tauschte einen kurzen Blick mit Remus aus. Okay...?
„Du kennst Darjana doch, nicht?", fuhr Remus ungerührt fort. „Wir sind Freunde."
Doch Peter schien kaum zuzuhören und sah sie immer noch erschrocken an. „Du... Du trägst einen Gryffindor-Schal", stellte er geschockt fest.
„Ich bin großer Fan", erwiderte Darjana trocken. „Ich liebe Gryffindors über alles."
Remus warf ihr ein diskretes Lächeln zu und zog kurz an ihrem grauen Schal, den er jetzt trug.
„Kann ich hier sitzen?", fragte Darjana Maggie, die zu überrascht schien, um Fragen stellen zu können.
„Klar", erwiderte sie, rückte ein wenig zur Seite und versuchte, Blickkontakt zu Remus herzustellen, der jedoch mit Peter leise über den Beutel flüsterte, den er mitgebracht hatte. Darjana hob eine Augenbraue, als sie beiden beobachtete, doch da wendete sich Maggie schon an sie. „Du—ähm—schaust dir also Quidditch an?"
„Wird schwer, was anderes zu machen, während ich hier bin", antwortete Darjana trocken. „Normalerweise bin ich nicht wirklich bei den Spielen."
„Und warum jetzt?"
„Hab ne Wette verloren", log sie. Gedankenverloren streckte sie sich und lehnte sich lässig zurück, während Maggie nur daran dachte, dass sie das später unbedingt Vanessa erzählen musste...
Plötzlich explodierte etwas laut neben ihnen und Darjana wandte überrascht den Kopf herum, wo sie sah, das es offensichtlich ein Feuerwerk war, das Remus mit sich herumgetragen hatte. „Peter!", rief er, aber es war zu spät.
Ein grüner Feuerwerkskörper explodierte und verwandelte sich in eine große, bedrohliche Schlange, die sich mit einer zischelnden roten Zunge durch das Stadion schlängelte. Vor allem die jungen Zuschauer richteten begeistert ihre Finger auf das Tier. Dann gingen rote und goldene Feuerwerkskörper los und bildeten einen großen, anmutigen Löwen, der brüllte und hinter der Schlange nachjagte, bevor er sie mit seinen Zähnen packte und sie laut explodieren und in grüne Partikel zerfallen ließ.
Darjana hob die Augenbrauen und drehte sich zu Remus um. „Wie alt seid ihr?"
Remus kratzte sich am Hinterkopf. „Es ist noch nicht ganz fertig...", gab er mit einem unbeholfenen Lachen zu.
Tatsächlich bildete sich nun Schrift um den Löwen herum und zeichnete ein liebevoll verfasstes Gedicht in die Luft.
In Slytherin, wo Schlangen schlau,
Ein Ort, der dunkel, kalt und grau
Doch Gryffindor, voll Mut und Kraft
Steht gegen Slytherins düstere Macht.
Mit List und Tücke, sie streben nach Macht,
Doch Gryffindor hält stand, Tag und Nacht.
In strahlendem Rot, unser Löwenmut,
Wir trotzen Slytherins hinterlistigem Fluch.
Angeblich schlau, wir sind gerecht
Gryffindors Tapferkeit niemals erlischt
So mögen sie zischen, uns verspotten,
Doch Gryffindor wird siegreich trotzen!
Darjana nickte mit zusammengekniffenen Lippen. „Nett", kommentierte sie unberührt. Als jedoch alle Gryffindors laut jubelten und Beifallsbekundungen ausriefen, senkte Darjana betroffen den Blick. Sie war plötzlich froh, den Gryffindor-Schal zu tragen und nicht als Aussätzige behandelt zu werden. Ohne darüber nachzudenken zog sie ihre Jacke enger an sich heran. Denn egal, was Slytherins tun würden, alle Vorurteile würden ihre guten Taten immer überschatten — denn sie sahen nur die schlechten.
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NOTE
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Remus und Darjana verhalten sich wie zwei verliebte Turteltäubchen ABER es ist ja alles was ganz lockeres... klar Darjana 🌝
Wie ihr seht, gibt es hier jetzt regelmäßige Updates, ich will weiterkommen in der Story... also lasst gerne Kommentare da und sagt mir, was ihr denkt. Ich freue mich immer, zu sehen, wenn ihr votet oder kommentiert :D
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