Hitoru no yoru
Letzten endlich hatte Soobin für Seori den Obsidian-Ring und Yeonjun für Bora die silberne Kette mit einem Rubin Edelstein gekauft. Kai und Taehyun sahen sich momentan finanziell nicht in der Lage, mir und Yujeong ebenfalls Geschenke aus einem Juwelier zu kaufen. Kai verdiente sich zwar einiges nebenbei dazu, aber es reichte bei weitem nicht für so was.
Yujeong und ich erwarteten so etwas aber natürlich auch nicht. Immerhin waren Taehyun und Kai beide noch Schüler und nebenbei Trainees bei Big Hit. Natürlich hatten sie weniger Geld als ihre älteren Freunde. Vor allem Yujeong schien es mittlerweile endlich auch angenehm zu finden, ärmer zu sein. Einmal hatte sie zu mir gesagt, sie war Luxus gewohnt, hatte diesen und alles andere aber verloren, aber seitdem sie arm war, hatte sie etwas viel Wichtigeres gefunden: richtige Freunde und wahre Liebe. Damals hatte ich Tränen in den Augen gehabt, als sie dies zu mir sagte. Es bedeutete mir sehr viel. Außerdem war es offensichtlich, wie sehr sie sich weiterentwickelt hatte. Ich war richtig stolz auf sie.
Jedenfalls waren Yeonjun und Soobin schon zu sich nachhause gegangen und Beomgyu wollte Taehyun und Kai noch nachhause bringen. Er wollte zwei Schüler nicht im Dunkeln alleine durch die Straßen ziehen lassen.
Der Frust darüber, dass Yeonjun und Soobin schon an Verlobungen dachten, Beomgyu selbst aber weit davon entfernt war, jemals glücklich zu werden, war noch immer nicht abgeebbt.
Er sagte kaum ein Wort, als er Taehyun und Kai nachhause brachte. Er hing seinen Gedanken hinterher.
Kai, der mittlerweile wieder etwas wacher war, als vorhin, stupste Beomgyu unterm gehen an und fragte: „Hey, Gyu, du bist so komisch still. Passt alles bei dir?"
Beomgyu schreckte hoch und lächelte gelassen: „Ja, alles gut"
Doch obwohl er lächelte, war er nicht wirklich überzeugend. Taehyun und Kai zogen beide skeptisch die Augenbrauen hoch und nach ein paar Sekunden fragte Taehyun: „Du bist deprimiert, weil Yeonjun und Soobin heute ihren Freundinnen Verlobungsgeschenke gekauft haben und du keine Freundin hast, richtig?"
Boom! Tor getroffen und versenkt.
Beomgyu sah ihn überrascht an, sah dann aber peinlich berührt zu Boden. Er schämte sich dafür, dass er sich nur so halb für die beiden freuen konnte.
„Ja, so ist es", murmelte er deshalb.
„Ach, Gyu, das ist doch nicht schlimm", sagte Taehyun und legte einen Arm um Beomgyu.
„Das klingt vielleicht komisch, weil ich der Jüngste bin, aber du bist noch jung und die richtige war halt einfach noch nicht dabei. Du hast noch genug Zeit, um sie zu finden", lächelte Kai aufmunternd.
„Mach dir keinen Stress", fügte Taehyun hinzu. „Bei manchen geht es schneller und bei manchen nicht. Yeonjun musste auch erstmal mit vielen Frauen schlafen, um zu erkennen, was er eigentlich will" Er zuckte mit den Schultern. „Tja, und Soobin ist generell vorsichtig, wem er in sein Leben lässt. Das sorgt vermutlich dafür, dass es für ihn von Anfang an leichter war, die Spreu vom Weizen zu trennen"
„Und was ist mit dir, Taehyun? Sarang ist deine erste Freundin" Beomgyu sah seinen Kumpel skeptisch an. „Du musstest gar keinen Griff ins Klo landen"
Taehyun rieb sich den Kopf. Was sollte er denn darauf antworten? Er kannte mich schon lange und darum passte es einfach. Alles, was er jetzt sagen würde, würde Beomgyu nur noch mehr deprimieren.
Doch schließlich entschied er sich folgendes zu antworten: „Na ja, ich sagte ja, bei manchen geht es schneller. Ich schätze, ich hatte einfach Glück"
„Und Kai?" Beomgyu zeigte mit seinem Kopf auf den Jüngsten. „War das auch Glück?"
„Äääh..." war das Einzige, was mein Freund noch rausbekam.
Darum sprach Kai vorsichtig weiter: „Vielleicht schirmt meine Schüchternheit einfach alle Mädchen ab, die nicht gut für mich wären" Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber wer kann schon sagen, ob Yujeong und ich oder Taehyun und Sarang wirklich für immer zusammenbleiben? Das Leben ist so verrückt. Man weiß nie, was passiert. Vielleicht zieht Yujeong auch irgendwann weit weg, weil ihr Vater beruflich wegmuss oder so. Oder Taehyun und Sarang trennen sich. Man kann nie die Zukunft vorhersagen"
„Hey, hey, niemand trennt sich hier", schimpfte Taehyun. „Ich habe Sarang versprochen, dass ich sie eines Tages heiraten werde. Sie dreht mir den Kopf um, wenn ich das nicht mache"
„Aber nehmen wir mal an, ihr merkt beide, dass eure Beziehung nicht mehr funktioniert. Dann wird auch Sarang erkennen, dass es besser ist, sich zu trennen", überlegte Kai und Taehyun seufzte schwer. „Oder einer von euch beiden hat einen Unfall und stirbt oder so..."
„Kai!", schimpfte Taehyun weiter.
„Ich bin schon still. Entschuldige", zog Kai sofort den Kopf ein.
Beomgyu musste bei der hitzigen Debatte zwischen den beiden dann doch kurz schmunzeln. Es war bescheuert. Jetzt heulte er sich bei zwei 18-jährigen aus, weil er nicht die Richtige fand. Wie peinlich.
„Ich möchte auch nicht so wirken, als gönne ich es keinem von euch. Das ist nicht so!", erklärte er sich. „Es ist nur... ich will das auch, was ihr alle habt. Ich will auch geliebt werden, versteht ihr?"
„Will das nicht jeder?", lächelte Taehyun und wuschelte Beomgyu durch die Haare. „Kopf hoch. Die Richtige könnte überall sein"
Um seiner Aussage mehr Nachdruck zu verleihen, machte er eine große Armbewegung von links nach rechts, als würde er etwas anpreisen wollen.
„Außerdem war es nicht für jeden von uns auch einfach", sagte Kai. „Yujeong musste erst alles verlieren und mit ihrer Schwester auf unsere Schule kommen. Sonst hätte ich sie nie kennengelernt. Ich hätte sicher nie in ihren Kreisen verkehrt. Vielleicht mal als Kellner oder so, aber da wäre ich ihr sicher nicht ins Auge gesprungen. Sie musste erst tief fallen, bevor sie zu mir kam. Oder Bora. Sie hat die letzten Jahre ein Leben in Einsamkeit geführt und ihre einzigen Kontakte waren ihre Kollegen, die Patienten und ihre Goldfische, wobei man die letzteren eigentlich gar nicht werten kann. Immerhin sind sie Fische" Er machte eine Pause, weil er über die Vorstellung, wie Bora sich wohl mit ihren Goldfischen unterhalten hatte, schmunzeln musste. „Und wer weiß? Vielleicht wären sich Soobin und Seori auch nie begegnet, wenn wir Seori nicht halbtot am Straßenrand gefunden hätten. Soobin hat hinterher ja sogar zugegeben, dass er Seori zwar gesehen hatte, sich aber nichts dabei gedacht hatte. Also kann man sogar sagen, ist es Boras Verdienst, dass sie sich überhaupt kennengelernt haben. Seori wäre sehr wahrscheinlich gestorben und Soobin hätte sicher eine andere Frau gefunden. Ich glaube, nichts ist vorbestimmt und deswegen kann sich alles noch irgendwie ändern"
„Wow, Kai, wenn du raushaust, dann aber richtig", grinste Beomgyu und klopfte Kai auf die Schulter. Dieser wurde ein bisschen rot.
Wie ich zu Anfang bereits zu euch gesagt hatte war Kai kein großer Redner. Er würde nie so viel reden wie Yeonjun und Beomgyu, doch wenn er etwas sagte, meinte er das immer so und es hatte eine große Bedeutung inne. Er sagte nie etwas einfach so.
„Apropos Yujeong und ihre Schwester", kam es nun Taehyun. „was ist denn mit Dajeong? Mit ihr hast du dich von Anfang an immerhin verstanden und Yujeong meinte selbst, wie untypisch das für ihre Schwester gewesen sei, dass sie mit dir, einem völlig Fremden, sofort so gut reden konnte. Sie meinte doch damals, dass Dajeong sonst ewig braucht, bis sie richtige Konversation mit jemanden betreiben kann. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass du sogar einen Spitznamen für sie hast, obwohl Dajeong Spitznamen hasst" Beim letzten Satz grinste mein Freund wie ein Lausbube.
„Oh, tatsächlich?", wunderte sich Kai und als Taehyun verschmitzt nickte, freute sich Kai über diese Nachricht.
Beomgyu zuckte allerdings unbeeindruckt mit den Schultern und sagte: „Was soll schon sein? Wir sind Freunde und das wars"
„Du weißt, dass Sarang und ich auch mal „Freunde und das wars" waren, oder?", kam es sofort von Taehyun.
Kai nickte zustimmend. „Ja, Gyu, das ist ein schlechtes Argument"
„Es ist aber nichts zwischen uns"
„Sicher?", fragte Taehyun.
„Ja, ganz sicher. Keiner von uns beiden hat Gefühle für den anderen"
Na ja, an der Stelle, war es wohl ganz gut, dass Taehyun und Kai beide nicht das wussten, was Yujeong und ich wussten. Yujeong wusste als Dajeongs Zwilling natürlich, dass diese Gefühle für Beomgyu hatte und wie ihr vielleicht noch wisst, hat Yujeong dies unter Verschwiegenheit mit Bora und mir geteilt. Wir durften es nur Seori sagen, damit sie sich nicht ausgegrenzt fühlte. Wir mussten aber hoch und heilig versprechen, den Jungs nichts zu sagen. Ich war mir zwar sicher, dass Taehyun dicht halten würde, aber bei Yeonjun konnte man sich nie sicher sein.
Man konnte also sagen, die Jungs wussten es wirklich nicht besser. Ich war zwar doch überrascht, dass Kai es nicht mitbekam. Immerhin war er häufig bei Yujeong zuhause und traf dadurch Dajeong öfter als der Rest von uns. Aber vielleicht dachte er sich auch nichts weiter dabei.
Kai war es nun auch, der abschließend meinte: „Na dann, läuft die Liebe deines Lebens wohl noch irgendwo da draußen rum und wartet auf dich"
Beomgyu seufzte. Er hoffte zutiefst, dass die Jungs Recht hatten. Doch nach der Pleite mit Yejin brauchte er vorerst eine Pause von Beziehungen und Liebe. Er war noch nicht bereit für was Neues.
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