Can't you see me?
Erneut vergingen einige Wochen, bis wieder etwas Interessantes passierte.
Ein paar Tage, nachdem Soobin und Yeonjun Seori aufgenommen hatten, hatte ich auch endlich Bora und Seori kennenlernen dürfen. Wurde auch langsam mal Zeit.
Seori hatte auch nach fast einem Monat immer noch Angst zurück in ihrer eigenen Wohnung zu leben und alleine zur Uni und wieder nachhause zu gehen. Gemeinsam mit Soobin hatte sie es mehrfach versucht, doch jedes Mal erlitt sie eine Panikattacke. Gerade noch hatte sie es geschafft, sich einige Klamotten und andere Dinge aus ihrer Wohnung in Seoul zu holen.
Ach ja, das hätte ich jetzt fast vergessen zu erzählen. Mittlerweile hatte Seori wesentlich weniger Angst vor den Jungs, weil sie nun gemerkt hatte, wie nett eigentlich alle waren und dass selbst Yeonjun nicht der war, wie er anfangs wirkte. Und obwohl Seori immer noch sehr zurückhaltend war, entging selbst ihr nicht, dass Yeonjun sowieso nur Augen für Bora hatte. Doch auch wenn es keine Bora in seinem Leben gegeben hätte, hätte er kein Interesse an Seori. Zum einen wegen dem was ihr passiert war und zum anderen wegen Soobin. Er flirtete nicht mit dem Crush seiner Freunde.
Ja, das war auch noch in den letzten Wochen passiert. Da Soobin sich immer näher mit Seori angefreundet hatte, ihr so gut es ging half und sie jeden Tag zur Uni brachte und dort wieder abholte, knisterte es mittlerweile bei den beiden und Soobin hatte sich wahrhaftig in Seori verliebt. Allerdings war er sich nicht sicher, wie sie empfand. Er verschwieg ihr auch weiterhin seine Gefühle, um sie nicht zu drängen. Er wusste, sie musste zuerst das Geschehene verarbeiten, bis er ihr seine Gefühle gestehen konnte.
Doch nicht nur zwischen Soobin und Seori knisterte es, auch zwischen Yeonjun und Bora ging es voran. Sie gingen mehrmals miteinander aus, trafen sich in Cafes oder Restaurants und gingen viel spazieren.
Das alles verwirrte Bora sehr, weil es ja Dates waren und sie Yeonjun immer mehr und mehr mochte. Doch wollte sie ihn mögen? Wollte sie wirklich einen Partner? Wollte sie das Risiko eingehen, erneut verletzt und verlassen zu werden?
Gerade saß sie mit Yeonjun in der Küche. Yeonjun hatte ihr einen Tee gemacht, weil Bora so kalt gewesen war. Sich selbst machte er gerade einen Kaffee mit der veralteten Maschine, die er und Soobin besaßen.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Seori es überstanden hat", seufzte Bora. „Ich dachte wirklich, sie stirbt"
Yeonjun grinste. „Du bist eine Wunderheilerin" Bora lachte und Yeonjun fügte hinzu: „Eigentlich schade, dass du keine Ärztin geworden bist"
Boras Lachen brach ab. „Ich hätte es wahnsinnig gerne, aber für ein jahrelanges Studium, in dem ich kaum bis gar kein Geld verdienen kann, haben mir einfach die finanziellen Mittel gefehlt"
„Ich weiß" Yeonjun entfernte ernst seine Kaffeetasse aus der Maschine und nippte daran.
„Aber als Krankenschwester bin ich auch zufrieden", lächelte Bora. „Ich verdiene zwar wesentlich schlechter als die Ärzte bei mir in der Klinik, aber dafür habe ich auch weniger Verantwortung und assistiere nur. Außerdem..." Sie machte eine Pause, nippte leicht an ihrem Tee und sah verträumt drein. „Außerdem möchte ich vielleicht irgendwann eine Familie gründen und als Krankenschwester ist es leichter, als wenn ich Arzt wäre. Zumindest gehe ich davon aus"
Yeonjun lächelte. Sie wollte also tatsächlich eine Familie gründen und Mutter werden? Egal, wie gut er Bora mittlerweile kennen gelernt hatte, das war ihm neu und so hätte er sie auch gar nicht eingeschätzt. Doch vielleicht wollte sie eine bessere Mutter sein, als es ihre eigene gewesen war.
Aber als Bora merkte, was sie gerade zu Yeonjun gesagt hatte, schüttelte sie den Kopf und lachte gequält: „Lassen wir das. Das ist nur eine Fantasie von mir. Wie siehts bei dir aus? Möchtest du später Familie?"
Eigentlich fragte sie ihn das nur, um von sich selbst ablenken zu können und auch, um abzuchecken, ob eine klitzekleine Chance bestand, mit ihm eine Familie gründen zu können. Aber das hätte sie natürlich nie zugegeben.
Er setzte sich mit seiner Tasse in der Hand neben Bora, überlegte und lächelte schließlich wie ein Lausbube, als er ihr antwortete: „Darüber habe ich noch nie so nachgedacht, aber schön wäre es schon" Sein Gesicht kam nun Boras sehr, sehr nahe. Er flüsterte: „Und vielleicht ist es ja mit dir möglich" Er streichelte ihr über die Wange. „Ich weiß doch, dass du auf mich stehst, nicht wahr?"
Entsetzt starrte Bora ihn an, schlug seine Hand, die ihre Wange streichelte, weg und stand so abrupt von ihrem Stuhl auf, dass sie ihren Tee zur Hälfte auf ihrer Hand verschüttete. Sofort sprang Yeonjun ebenfalls von seinem Stuhl auf und bemerkte, dass sich Bora die Hand verbrannt hatte. Er wollte ihr helfen, doch sie schlug ihn erneut weg, lief zum Waschbecken und kühlte ihre Hand unter fließendem Wasser.
Yeonjun ging langsam zu ihr hin und sah sie entschuldigend an. „Bora, entschuldige, ich hätte das nicht sagen sollen..."
Ohne ihn anzusehen, sagte Bora: „Ich hätte dir nicht davon erzählen dürfen. Es war blöd von mir zu denken, dass du irgendwas ernst meinen könntest. Ich sollte gar nicht hier sein"
Während sie redete, drehte sie das Wasser zu, wandte sich um und wollte an Yeonjun vorbei aus dem Haus eilen, doch Yeonjun versperrte ihr den Weg.
„Lass mich durch!" Bora sah ihn wütend an.
„Bora, bitte, lass uns reden"
„Wir haben gar nichts mehr zu bereden", bestimmte Bora. „Ich hätte dir niemals vertrauen dürfen. Ich hätte dich niemals anrufen dürfen! Mein Leben war super, bevor du zu mir ins Krankenhaus gekommen bist"
„Wirklich? Denkst du echt, dass dein Leben super gewesen ist? Ohne Freunde? Ohne Familie? Nur du und deine Fische?" Jegliches Lächeln war aus Yeonjuns Mimik und seinem Tonfall gewichen.
Erneut wollte sich Bora an ihm vorbei drängeln, doch dieses Mal hielt er sie an ihrem unverbrannten Handgelenk fest und sah sie ernst an. So ernst hatte ihn Bora noch nie erlebt.
„Ich liebe dich, Bora. Seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe, hast du mich verrückt gemacht. Ich wollte noch nie jemanden so sehr kennenlernen und in meine Arme schließen wie dich"
Das war Bora zu viel. Sie wollte nichts davon hören.
Sie riss sich von ihm los und ging zur Küchentür, doch Yeonjun redete weiter: „Ich meine es ehrlich mit dir. Ich weiß, ich wirke so, als wäre es nicht so, aber... ich lüge nicht. Ich tue doch nur so cool, damit mich jeder mag" Bora sah ihn endlich wieder an und sah den Schmerz in seinen Augen. „Ich spüre, dass du nach etwas suchst und vielleicht kann ich dir helfen, das zu finden, wonach du suchst. Ich... ich würde dir gerne den Rückhalt geben, den du nie hattest. Ich wäre gerne derjenige, zu dem du kommst, wenn du dich einsam fühlst und der, an dessen Schultern du dich ausweinst, wenn du traurig bist" Bora sagte immer noch nichts. Yeonjun fuhr sich nervös durch die Haare und seufzte. „Ich weiß, das ist ein Standardspruch, aber Soobin kann dir gerne bestätigen, dass er in meinem Fall der Wahrheit entspricht. Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich. Am liebsten würde ich den ganzen Tag deine Hand halten. Es tut mir leid, dass ich gedacht habe, du würdest etwas für mich empfinden"
Besonders den letzten Satz sagte er so verletzt und enttäuscht, das konnte niemand so gut spielen, dachte sich Bora. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, berührten Yeonjuns Worte sie. Noch nie hatte ihr jemand so etwas Schönes und Süßes gesagt. Sie kämpfte mit den Tränen. Eigentlich empfand sie doch dasselbe für ihn.
Und darum schluckte sie die Tränen herunter und ging grimmig zu Yeonjun hin, der sie daraufhin überrascht ansah. Dann hielt Bora in ihrer Bewegung inne, überlegte und... ohrfeigte den armen Yeonjun. Als er sie noch überraschter als vorher ansah und sich die Wange hielt, die Boras Schlag abbekommen hatte, küsste sie ihn. Yeonjun wusste gar nicht wie ihm geschah, ließ es aber schließlich zu, schloss die Augen und legte einen Arm um Bora und den anderen an ihre Wange.
Schließlich lösten sie sich voneinander und mit zittriger Stimme sagte sie: „Warum bist du so? Warum bist du so verdammt süß? Warum machst du mich so nervös?" Nun liefen doch die Tränen über Boras Gesicht und Yeonjun lächelte bei dem, was sie anschließend sagte: „Ich mag es nicht, was für Gefühle du in mir auslöst. Das macht mir Angst, aber... ich liebe dich auch"
Sanft wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht und umarmte und tröstete sie, weil sie nun zu schluchzen begann.
Nach einer Weile hatte sie sich wieder beruhigt und sagte peinlich berührt: „Na toll, jetzt heule ich auch noch vor dir"
Yeonjun streichelte ihr durchs Haar. „Wenn du eine Beziehung mit mir möchtest, wird das jetzt öfters passieren" Er küsste sie. „Und ich werde da sein, um dich zu trösten" Er sah sie unsicher an. „Möchtest du denn meine Freundin sein?"
Bora sah ihn flirtend, aber auch warnend an. „Nur wenn du aufhörst, mit anderen Frauen zu flirten"
Yeonjun grinste. „Die einzige Frau, mit der ich noch flirten möchte, bist du"
„Das will ich hoffen", lächelte nun auch Bora.
Tja und das war die Geschichte, wie Yeonjun und Bora endlich zueinander gefunden hatten. Doch natürlich endet meine Erzählung hier nicht, denn es würden noch sehr viele weitere, spannende Dinge passieren.
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