Kapitel II
Damian
Das ich mal in einem dieser typischen Verhörräume sitzen würde, hatte ich mir nie vorgestellt. Und doch sitze ich nun hier in einem Raum, den ich bisher nur von Krimis kannte.
Das alles kam mir so unwirklich vor. Ich wurde tatsächlich festgenommen, nur weil ich auf langweiligen Wänden kreative Kunstwerke erschuf, unglaublich.
Gleich nachdem mich der gutaussehende Polizist in den Polizeiwagen verfrachtet hatte, kam seine Kollegin zurück und so wie sich die Polizistin während der Fahrt zur Polizeiwache geärgert hatte, nahm ich an, dass sie Jax und Miles nicht erwischt hatte.
Na mindestens konnten die Beiden der Polizistin entwischen. Die Idioten schuldeten mir was, wenn ich hier raus war.
Als wir an der Polizeistation ankamen, wurde ich gleich in den Verhörraum gebracht und zu meinem Glück, wurden mir die Handschellen abgenommen.
Mit denen an den Händen fühlte man sich, wie ein böser Verbrecher. Vor allem wenn die Leute deswegen mit dem Finger auf einen zeigten, anstarrten und anfingen zu tuscheln.
Außerdem, mal ganz ehrlich, die Handschellen waren alles andere als bequem.
Zu meinem Pech hatten sie die Tür mit einem Schlüssel abgeschlossen und waren danach verschwunden. Eine Fluchtmöglichkeit gab es nicht. In dem Raum befanden sich nur ein kleiner altmodischer Holztisch, jeweils gegenüber zwei Stühle und eine typische Tischlampe, die den Raum in einem angenehmen Licht beleuchteten. Meine Wenigkeit befand sich, seit ein paar Minuten, auf einem der zwei Stühle.
Meinen Rucksack hatten sie mir selbstverständlich weggenommen. Doch außer den Spraydosen und meinem Handy, welches kein Akku mehr hatte, werden sie nichts finden. Ich hatte nichts dabei, was mich verraten könnte, sprich ich hatte meinen Ausweis nicht dabei. Also würden sie mich nicht identifizieren können. Das würde wohl ihr erstes Problem sein, sie werden zurückkommen und mich befragen.
In der gewissen Zeit, die ich alleine hier in diesem langweiligen Raum verbrachte, ging mir mehrmals eine Frage durch den Kopf.
Durften sie mich einfach in einem Raum einsperren? Ich meinte, verstieß das denn nicht gegen die Rechte eines Menschen?
Ungeduldig wartete ich schon eine geschätzte halbe Stunde auf die Polizisten, die mich hierher gebracht hatten.
Okay, ich war mal ehrlich, ich wartete nur auf einen gewissen heißen Polizisten.
Ich schweifte mal wieder ab. Wieso ließen sie mich so lange warten? Durften sie mich überhaupt in einem Raum einsperren? Was, wenn ich Klaustrophobie hätte? Ich würde hier vor Angst krepieren.
Schwungvoll öffnete und schloss sich die Tür und der wunderschöne Polizist kam rein. Der Schwarzhaarige beachtete mich gar nicht, sondern pustete nur kurz in die schwarze Tasse, die seine Hand festhielt, rein. Mein Geruchssinn verriet mir, dass sich in der Tasse Kaffee befand.
Ernsthaft? Er war nur weg, um sich eine Tasse Kaffee zu holen? Ist es komisch, dass ich mich beleidigt fühlte? Denn ich war es gerade. Eine Tasse Kaffee schien ihm wichtiger zu sein als ich. Er sollte mir seine Aufmerksamkeit schenken, nicht dieser blöden Tasse mit dem ekligen Gebräu.
Er sollte seine vollen Lippen nicht auf die alte hässliche Tasse legen, sondern auf mich!
Pfui aus! Böse Gedanken Damian!
Du kanntest den Kerl nicht und dachtest schon daran mit dem rumzumachen?
Vor dem Tisch blieb er stehen und nahm einen kurzen Schluck von dem ekligen Gebräu.
Kurz verzog ich angeekelt mein Gesicht. Doch schon bald änderte sich mein Gesichtsausdruck zu fasziniert, als ich beobachtete wie sein Adamsapfel rauf und runter hüpfte. Nun war ich dran zu schlucken. Das sah unglaublich verführerisch aus.
Wollte ich denn nicht aufhören so zu denken?
Ein Räuspern ertönte. Der Dunkelhaarige fixierte seinen Blick auf mich und ich konnte mir einen bösen, naja eher beleidigten Blick nicht verkneifen. Wegen ihm spielten meine Gedanken verrückt.
Die blöde Tasse wurde auf dem Tisch gestellt und muskulöse Arme kamen in meine Sicht, als er sich lässig mit den Händen auf den Tisch abstützte.
Mein Blick löste sich von den Armen und wanderte aufwärts zu seinem Kopf. Durch das Licht der Tischlampe konnte ich ihn nun genauer betrachten.
Er hatte ein wirklich bildschönes, reines Gesicht, schöne Lippen, eine gerade Nase, ansehnliche Wangenknochen und eine schöne, kantige, männliche Gesichtsform. Doch das Schönste in seinem Gesicht waren seine Augen. Diese Augen wirkten dunkel, kalt und geheimnisvoll, obwohl sie in einem attraktiven blau strahlten.
Momentan starrten genau diese Augen direkt in meine grünen.
Anscheinend hatte ich ihn viel zu auffällig angestarrt, denn sein Gesicht hatte sich leicht schräg gelegt und fragend sah er mich an.
Doch bevor es zu einer peinlichen, unangenehmen Stille kam, fing er an zu sprechen.
„Ich mag es nicht, lange um den heißen Brei zu reden. Es ist spät, ich bin müde und ich habe erst Feierabend nachdem ich dich bestraft habe, also verrate mir mal deinen Namen und ich werde dafür sorgen, dass deine Bestrafung nicht allzu hart wird, deal?"
Er hatte wirklich eine angenehme, tiefe Stimme. Diese wurde mit einem gelangweilten, müden Unterton begleitet. Doch trotzdem bekam ich eine Gänsehaut bei der Stimme.
Seine Wörter kamen nur langsam bei mir an. Doch als ich nun endlich begriff, was er gesagt hatte, meldeten sich mal wieder meine zweideutigen Gedanken. Automatisch schlich sich ein freches, schiefes Grinsen auf meine Lippen.
Die nächsten Wörter kamen mir unüberlegt über meine Lippen.
„Also willst du mich nicht hart bestrafen? Vielleicht möchte ich das ja? Aber vorerst bin ich damit einverstanden, dass du mich nicht all zu hart bestrafen solltest, da ich ja zum ersten Mal böse war."
Jede Bewegung erstarrte und es wurde eine Weile still, bis sich eine Augenbraue hob. Nicht meine, sondern die von dem Hübschen.
Sein Mundwinkel zuckte für einen kurzen Augenblick leicht.
Mit der Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.
„Du bist ganz schön frech, Kleiner."
„Danke, diesen Satz bekomme ich oft zu hören." Selbstbewusst hob ich mein Kinn hoch.
Doch der Schwarzhaarige ließ sich nicht beeindrucken.
„Kommen wir zurück zum Wesentlichen. Also nenn' mir endlich deinen Namen und deine Adresse."
Hartnäckig war er in der Tat. Gefiel mir, doch in der derzeitigen Situation sollte es mir eher weniger gefallen.
„Das alles verrate ich dir, wenn du mir auch deinen Namen und deine Adresse verrätst!"
In einer schnellen Bewegung fuhr seine Hand über sein Gesicht und blieb an seiner Schläfe hängen, die er mit zwei Fingern langsam massierte.
„Ich merke schon, das wird eine lange Nacht." Murmelte er zu sich selbst. Setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber hin und legte seine Unterarme auf dem Tisch ab.
„Hör mal Kleiner, du bist gerade nicht in der Position hier Fragen zu stellen. Wenn du weiterhin stur bleibst und mir die gefragten Informationen nicht verrätst, dann werde ich dich in eine Zelle einsperren und nach Hause verschwinden."
Bedroht er mich nun ernsthaft? So kommt er auch nicht an seine gewünschten Informationen. Obwohl, freiwillig würde ich niemals meine Informationen an einem Polizisten weitergeben, auch wenn er heiß ist.
„Das kannst du nicht machen! Ich bin erst 17, also noch minderjährig, du kannst mich nicht einfach in den Knast werfen. Das verstößt gegen die Gesetze!"
Genervt verschränkte der Ältere seine Arme und lehnte sich in den Stuhl zurück.
„Mir ist es erlaubt dich für ein paar Stunden in eine Zelle zu sperren. Also wenn du das nicht willst, dann verrat' mir einfach den Namen und die Nummer deiner Eltern, damit sie dich holen und du nach Hause kannst und ich endlich nach Hause kann. Das ist für uns beide das Beste."
„Das Beste? Bist du verrückt? Meine Eltern bringen mich um. Außerdem denken sie, dass ich in meinem Zimmer bin und schlafe."
„Tja, du hättest an die Konsequenzen denken sollen, bevor du dich dazu entschlossen hast zu vandalieren."
Wütend schaute ich ihn an.
„Ich habe nicht vandaliert! Ich habe lediglich nur eine langweilige graue Wand mit Farben besprüht und somit wunderschön gemacht. Das wird auch Kunst genannt!"
„Die Gesellschaft nennt das, was du Kunst nennst, Vandalismus, Kleiner und Vandalismus gehört zu Verbrechen, die bestraft werden."
„Ich schei- schere mich nicht um die Meinung der Gesellschaft. Die ist doch sowieso schon verkorkst. Bestimmt nehme ich keine Rücksicht auf die Gesellschaft." Fast hätte ich nicht auf meine Wortwahl geachtet, doch der Blick des Polizisten zeigte mir, dass er trotz meiner Vertuschung genau wusste was ich sagen wollte.
„Wir schweifen wieder vom Thema ab. Wieso machst du es mir so schwer? Kannst du mir nicht einfach nur deinen Namen verraten? Du musst mir sogar nicht mal die Telefonnummer sagen!" Verzweifelt sah er mich an. Was ehrlich gesagt echt süß aussah. Er tat mir ja schon leid, bestimmt hatte er die letzten Tage keinen erholsamen Schlaf gehabt. Die dunklen Augenringe verrieten das.
Doch ich war nicht dumm. Wenn ich ihm meinen Namen verriet, fand er den Namen meiner Eltern und somit kam er leicht an die Nummer von Ihnen. Dann wäre mein Leben zu Ende.
„Hast du vergessen, was ich dir gesagt habe? Wenn du meine Eltern kontaktierst, dann werde ich morgen nicht mehr unter den Lebenden weilen, weil mein Vater mich köpfen wird. Und ich warne dich davor, du willst ihn nicht wütend erleben." Todernst schaute ich ihm in die Augen.
„Dann sorge ich dafür, dass dein Vater dich nicht köpfen wird. Versprochen!"
Zugegeben, das war echt niedlich, dieser Beschützerinstinkt. Doch bei einem Zusammentreffen der Beiden wäre ich eher besorgt um ihn, als um meinen Vater.
„Verspreche nicht so leichtsinnig. Sogar mit deinen heißen Muskeln kannst du mich nicht vor meinem Vater beschützen, du hast doch keine Ahnung!"
Was zur Hölle hatte ich gesagt? War ich bescheuert? Wieso war mein Mundwerk schneller als mein Gehirn?
„Heiße Musk-"
Unerwartet wurde die Tür schwungvoll geöffnet und eine weitere Person betrat den kleinen Verhörraum. Innerlich dankte ich meinem Retter dafür mich aus dieser misslichen Lage gerettet zu haben.
„Du, Xander, ich habe gehört du-", abrupt hörte die Person auf zu reden, als sie mich entdeckte und wurde verdammt laut, „Damian! Was zur Hölle tust du hier?"
Okay, mein Leben war nun endgültig vorbei. Ich nahm meine letzten Gedanken gerne zurück. Diese Person war nicht mein Retter, sondern mein persönlicher Sensenmann.
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Fall Out Boy - Hold Me Tight Or Don't
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