Ich schlief bereits als die Wohnungstür aufging. Geweckt wurde ich allerdings erst als sie zu fiel und von dem darauf folgenden Krach. Es hörte sich an als wäre etwas zerbrochen, dann kam ein leises fluchen und jemand sackte zusammen. Ich stand von der Couch auf und drückte den Lichtschalter im Flur. Ashton hatte gegen den Spiegel geschlagen, dann die Kommode umgeworfen. Er saß neben dem kaputten Möbelstück auf dem Boden und fluchte. Seine rechte Hand blutete und er hielt sich den Bauch, an seiner Lippe war Blut und er hatte die Augen geschlossen.

Ich ging langsam zu ihm und hockte mich zu ihm. Zögerlich legte ich meine Hand auf seinen rechten Arm und er schlug die Augen auf.

„Alles gut", nuschelte ich, „willst du reden?"

Er schüttelte den Kopf und sah mich an.

„Kannst du ins Bad?", fragte ich leise.

Er nickte und stand auf, sackte nochmal kurz zusammen und ich sah das Blut an seiner linken Hand, die er sich an das linke Bein hielt, dann ich sah das Blut. Ich seufzte leise, ging ins Bad und suchte nach dem Verbandskasten. Mit dem ganzen Zeug und einem nassen Handtuch in der Hand ging ich zurück in den Flur. Er saß wieder auf dem Boden und sah zu mir. Ich wischte erst das Blut aus seinem Gesicht und gab ihm dann das Handtuch. Während er seine Hände säuberte riss ich, die bereits zerrissene Hose, weiter auf.

„Wer war das?", fragte ich leise und auf die Wunde an seinem Bein.

„Nur ein Streifschuss, alles gut", murmelte er.

„Alles gut? Du kommst nicht mal auf die Beine", murmelte ich und nahm ihm das nasse Tuch wieder ab.

Vorsichtig wischte ich das Blut von seinem Bein und sah wie er den Kopf an die Wand lehnte.

„Du bist ein Idiot", murmelte ich und kippte etwas Desinfektionsmittel über die Wunde.

Er schlug mit der Faust auf den Boden und ich zuckte kurz zusammen. Als nächstes legte ich eins dieser großen Pflaster drüber und drückte es vorsichtig fest. Dann nahm ich seine noch blutende Hand und desinfizierte auch die. Er biss die Zähne aufeinander und sah dann zu mir. Nachdem ich ein Verband um seine Hand gewickelt hatte sah ich ihn an.

„Du redest also nicht mehr mit mir?", fragte ich.

Er sah mich stumm an.

Ich nickte, packte alles zusammen und brachte sie zurück ins Bad. Auf dem Weg zurück in den Flur nahm ich die Mappe aus dem Wohnzimmer und warf sie ihm vor die Füße.

„Ich weiß was du alles getan hast und ganz ehrlich? Du bist dümmer als ich dachte. Wolltest du das vor mir verheimlichen? Dachtest du wirklich ich würde dir verzeihen wenn du sowas geheim hälst?", murmelte ich, „war es das wert?"

Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich ins Schlafzimmer und warf die Tür hinter mir zu. Ich atmete tief durch und wollte ruhig bleiben. Mich aufzuregen würde nichts bringen. Ein paar Minuten später öffnete sich die Zimmertür. Ashton warf die Mappe aufs Bett und sah zu mir.

„Du hattest kein Recht dazu", sagte er.

„Er spricht", lachte ich auf, „faszinierend."

Er schien nicht begeistert von meiner Reaktion.

„Wo warst du?", fragte ich wieder ernst und sah ihn an.

„Geht dich nichts an, ich bin alt genug", murmelte er.

„Alt genug um nur scheiße zu bauen!", schnauzte ich.

Ich sah wie er sich anspannte und die Hände zu Fäusten ballte.

„Claire!", schnauzte er mich an.

„Was Claire?! Ja du bist alt genug und trotzdem machst du nur scheiße! Du hast Verletzungen und schlägst einfach Sachen kaputt! Wo ist das vernünftig?!"

„Es geht dich einfach nichts an", murmelte er und gab sich Mühe ruhig zu bleiben.

„Natürlich geht es mich nichts an! Wieso auch?! Du ziehst mich in jeden Scheiß mit rein, aber wehe ich will antworten, dann geht es mich nichts mehr an!", ich war sauer.

Sauer wegen dem was ich gelesen hatte. Sauer das er es mir nicht einfach sagte. Sauer darauf das ich Mitleid mit ihm hatte. Ich war sauer auf Kyle, auf ihn und auf mich. Ich war sauer und er würde es abkriegen.

„Hör auf zu übertreiben", murmelte er genervt.

„Ich übertreibe?", ich lachte wieder auf, „du hast jemanden zu Tode geprügelt! Du hast ein Mädchen vergewaltigt! Du wurdest bei einem Drogendealt erwischt! Du belügst mich! Und du hast mich benutzt! Ich habe jeden Grund zu ‚übertreiben'!"

Nach jedem Satz drückte ich meine Hände gegen seine Brust und schubste ihn von mir. Jedes mal etwas fester. Er sah mich nur an und ließ es über sich ergehen. Ashton sagte kein Wort und ich schlug auf seine Brust ein.

„Du belügst mich, von Anfang an hast du mich belogen! Mir was vorgespielt!", ich war den Tränen nahe.

Endlich reagierte er. Er griff nach meinen Handgelenken und sah mich an. Auch ich sah ihn an und merkte wie mir die Tränen die Wangen runterliefen. Von dem Griff aus zog er mich in seine Arme und drückte mich an sich. Ich schluchzte auf und gab nach, meine Wut wurde zu Verzweiflung. Ich wollte ihn hassen, aber ich wusste das ich das nicht tat.

„Es tut mir leid", murmelte er leise, „es tut mir wirklich leid."

Ashton strich über meinen Rücken und ich versuchte mich zu beruhigen. Meine Augen waren mittlerweile geschlossen und ich atmete tief durch. Ich spürte seine Hand an meiner Wange und er strich mir die Tränen von der Wange. Langsam öffnete ich meine Augen und sah ins Zimmer. Ashton hatte noch immer seine Arme um mich, dann hörte ich seine leise Stimme.

„Ich habe sie nicht vergewaltigt."

Ich sah zu ihm hoch und wollte gerade was sagen. Ash kam mir zuvor.

„Ich hab sie kurz danach gefunden, sie war kurz davor ohnmächtig zu werden. Sie dachte ich war es, aber war ich nicht. Als ihr das bewusst wurde hat sie mir geholfen, ich wurde wieder entlassen, trotzdem steht es in meiner Akte", erklärte er.

„Aber wieso?", fragte ich leise.

Er zuckte mit den Schultern: „Ich war ein Problemkind und Polizeibekannt. Sie hielten es nicht für nötig das zu streichen."

Ich nickte etwas und lehnte mich an ihn.

„Was ist mit dem Kerl den du verprügelt hast?"

„Ich hatte Gründe. Außerdem waren es mehr als einer", murmelte er.

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Bisschen später als sonst aber naja🤷🏻‍♀️