Kapitel 3
Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Nachdem Noah gegangen war, verflog die Zeit. Erik und ich sprangen zwischen Station und Aufnahme hin und her. Nach dem großen Ansturm hatte Erik mich, auf Station, in jegliche Tätigkeiten eingewiesen. Vor dem Feierabend stellte er mir Patienten vor, die ich morgen übernehmen sollte. Darauf freute ich mich schon unfassbar. Verantwortung für meine Pat. zu übernehmen, eigene Entscheidung, eigene Organisation die man treffen musste. Fünf Jahre wurde ich darauf vorbereitet und nun war es so weit.
Mein Handy vibrierte, eine Nachricht von meinem Vater.
Du denkst dran, dass wir heute Abend alle zusammen Essen? Meike kommt vorbei.
Meike ist die Freundin meines Bruders. Aaron hatte uns vorgestern gebeten, den heutigen Abend frei zu halten. Mehr als, „wir müssen euch was wichtiges mitteilen", konnten wir aber aus beiden nicht heraus bekommen. Mein Vater tippte auf die Verkündigung ihrer Verlobung, meine Mutter auf eine Schwangerschaft und ich lies mich einfach mal überraschen.
Na, klar, tippte ich. Dass ich es komplett vergessen hatte, musste ich ihm ja nicht erzählen. Wer kocht denn?
Ich. Deine Mutter arbeitet. Was machst du so?
Mhm, das Essen meines Vaters war immer ein Fest für die Sinne. Es verblüffte mich immer, wie fantasievoll er mit Zutaten umgehen konnte. Ich kochte auch gelegentlich, hatte diesbezüglich aber eher mehr von meiner Mutter gegerbt. Unser Essen war eher, im Vergleich des meines Vaters, nur durchschnitt. Und die Vielzahl der Pfeffer im Hängeschrank überfordert mich eher, als dass ich wusste wie ich die richtig nutzen sollte.
Ich kann dir gerne helfen, hab nichts vor, beantworte ich seine indirekte Frage. Hast du schon eingekauft?
Räum gerade die Einkäufe ein
Ich steckte das Handy zurück. Meine Gedanken wanderten zu Noah. „Pass auf dich auf", die Worte hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Sein Stimme klang besorgt oder hatte ich es mir nur eingebildet.
Noah, wieso muss ich an dich denken, er war einfach nur ein Patient. Zugegeben ein wunderhübscher Patient und vor allem seine Augen. Verdammt seine Augen, die so Gefährlich und gleichzeitig beruhigend wirkten. Sein Blick, als er mich angesehen hatte. Meine Beine wurden weich. Er entfachte ein Feuer in mir und das auch, wenn er nicht anwesend war. Nur der Gedanke an ihn reichte aus, damit sich mein Puls überschlug.
Ich seufzte.
Du wirst ihn nie wieder sehen. Hör auf an ihn zu denken, jetzt mach es dir nicht so schwer, versuchte ich mir klar zu machen.
Doch es war vergebens, umso mehr ich mir sagte, dass ich nicht an ihn denken sollte, umso mehr dachte ich an ihn.
Zuhause angekommen, sperrte ich die Haustür auf „bin Daheim", rief ich ins Haus.
„Bin in der Küche", mein Vater stand in der Küche. Die Pfanne stand schon auf dem Herd und Hackfleisch brutzelte darin.
Ich ließ meine Tasche an der Tür liegen und setzte mich auf eines der Barhocker.
„Wir machen Lasagne?", fragte Ich, obwohl die Lebensmittel, die auf der Theke lagen genau darauf hindeuteten.
„Ja", Dad wandte das Hackfleisch in der Pfanne, „als Meike das erste mal hier war gabˋs auch Lasagne, deswegen dachte ich, wir wiederholen das und Fräulein, du räumst deine Tasche da bitte weg", er deutete auf meine Tasche, die soeben den Platz an der Tür erhalten hatte.
„Ja", ich rollte die Augen, „ich räum die gleich weg und das mit der Lasagne ist eine gute Idee, ich vergöttere deine Lasagne nämlich", schnell von der Tasche ablenken.
„Vergötterst du nicht alles essbares", naja, da hatte er recht.
„Du kennst deine Tochter sehr gut", ich zwinkerte ihm zu.
„Ja, na klar", er machte eine Geste die soviel sagte wie ˋnatürlich was denkst du denn?' dann deute er auf die Tomaten, „ wolltest du nicht helfen".
Ich nahm mir ein Schneidebrett und begann die Tomaten in würfeln zu schneiden.
„Wie war die Arbeit", als mir mein Vater die Frage stellte, musste ich unwillkürlich an Noah denken.
Ach Verdammt, ich hatte es so gut geschafft, endlich mal nicht an ihn zu denken und Bäm, da war er wieder.
„Super", ich wollte so schnell wie möglich das Thema Arbeit wechseln. Denn den Arbeitstag heute verband ich einfach mit Noah und ich wollte nicht an ihn denken, während ich mit Dad kochte, während ich den Abend mit meiner Familie verbrachte und danach am Besten auch nicht mehr.
„Aaron und Meike, kommen um 18 Uhr?", fragte ich deshalb, obwohl ich genau wusste, dass sie um 18 Uhr kommen würden.
Die Tomaten waren geschnitten, also nahm ich die Zwiebeln und schälte die.
„Ja", Dad schaute auf die Uhr, „noch eine Stunde, wir sollten uns vielleicht etwas beeilen".
Pünktlich um 18 Uhr trafen Aaron und Meike ein.
Als wir nun am Tisch saßen, die heiße, lecker duftende Lasagne vor uns, hielt es meine Mum nicht mehr aus und bat, „erzählt doch bitte endlich, was der Grund für dieses Essen ist und warum ihr da so ein Geheimnis draus macht".
Aaron und Meike lächelten sich an, dann legte er den Arm um sie, „Jaaa", er zog das Ja gekünstelt in die Länge, „wie soll ich bloß anfangen", er lächelte in die Runde.
Er hielt uns sowas von hin, als ob er sich nicht schon vorher genau überlegt hatte wie er es uns sagen wollte, was auch immer es war.
Ich rollte die Augen, „jetzt sag doch endlich", ich wurde langsam auch ungeduldig.
„Also Meike und ich sind schwanger".
Mein Vater klatschte in die Hände, „hach, ich hab die Wette gewonnen".
Mum schüttelte seine Aussage mit einer Handbewegung ab. Als sie gerade zum Glückwünschen aufstehen wollte, fuhr Aaron fort.
„Das war nur die eine Nachricht die wir euch mitteilen wollten", verwirrt setzte sich meine Mutter wieder, „wir wollen außerdem heiraten".
„Hach", jetzt klatschte Mum in die Hände, um es meinem Vater gleich zu machen, „jetzt hab ich die Wette gewonnen".
„Ihr habt gewettet", verwirrt schauten sich Aaron und Meike an.
Doch keiner von uns ging da näher drauf ein, stattdessen standen wir auf drückten und beglückwünschten beide.
Als wir nun wieder alle am Tisch saßen und uns über die Lasagne her machten, erzählte uns Meike die Geschichte des Heiratsantrags.
„Also es war total verrückt, er hat mir den Antrag vorgestern, am Valentinstag, gemacht. Total Romantisch mit einem Rosenstrauß im Restaurant, mit Kerzen, alles dabei, er hatte den Ring in der Tasche und ich den positiven Schwangerschaftstest, keiner von uns wusste, was der andere vor hatte. Nachdem er mir dann den Antrag gemacht hatte und ich angenommen hatte, zeigte ich ihm den Schwangerschaftstest".
Sie lachte, „ihr hättet sein Gesicht mal sehen sollen".
Auch er lachte, „so schlimm wars gar nicht, ich war nur ein bisschen", er überlegte, suchte nach dem richtigen Wort, „überrascht", ergänzte er dann.
„Die Schwangerschaft war nicht geplant?", fragte Mum.
„Nein, also wir hatten über Kinder geredet und wollten beide auch auf jeden Fall welche, allerdings waren wir uns aber beide einig, dass wir erst Kinder nach der Hochzeit bekommen wollten".
„Das ist ja auch noch nicht ausgeschlossen, wenn ihr euch beeilt, könnt ihr auch noch vor der Geburt heiraten", ich lächelte. Die Tatsache, dass mein großer Bruder bald Papa wurde und ich Tante, machte mich irgendwie glücklich. Ich beneidete die beiden um ihre Beziehung, es schien, dass alles was auf sie zu kommen würde, die beiden gemeinsam bewältigen konnten, egal was es war. Und die Blicke die sich beide zu warfen, waren so voller Liebe und das immer noch , nach vier Jahren Beziehung.
Und ein weiteres Mal wanderten meine Gedanken zu Noah. Warum auch immer ich in dieser Situation an ihn denken musste.
„Das ist auch geplant", Aaron holte mich wieder aus meinen Gedanken. „Unser Hochzeitstag steht noch nicht fest, aber wir wollen so schnell wie möglich heiraten", sein Blich wanderte wieder zu Meike, „am besten schon gestern."
Der Abend verstrich, wir plauderten über alles Mögliche und unmögliche.
Früher als gewöhnlich, wünschte ich den vieren eine Gute Nacht. Der Tag war anstrengend gewesen und so langsam spürte ich es in den Knochen.
Müde trotte ich die Treppe hoch. In meinem Zimmer setzte ich mich aufs Bett und lies mich nach hinten fallen. Mein Rücken tat mir weh. Ich war schon immer etwas sportlicher, war bis vor einem Jahr auch noch regelmäßig ins Gym gegangen, ab und zu mal joggen. Doch taten mir jetzt, nach dem langen Arbeitstag, doch die Beine weh. Ich schloss die Augen. Ich war das lange stehen und viele Laufen einfach nicht mehr gewohnt.
ˋNur noch fürs Zähneputzen aufstehen', motivierte ich mich selbst. Langsam setzte ich mich auf. Auf dem Tisch der gegenüber vom Bett stand, stand noch mein aufgeklappter Laptop, ich hatte gestern Abend noch E-Mails gecheckt.
Ich stand auf und wollte auf den Weg zum Bad mein Laptop zuklappen, als plötzlich das grüne Signallicht meiner Webcam aufleuchtete. Ich hielt inne in meiner Bewegung. Ich hatte die Webcam seit Ewigkeiten nicht benutzt. Langsam machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Beobachtete man mich? Ich klappte den Laptop zu und schüttelte mein Unbehagen ab. ˋDu bist paranoid, Lorel. Ein Fehler im System, ein Kurzschluss. Du arbeitest weder bei einer geheimen Organisation, bist eine Schwerverbrecherin oder kennst jemanden der schon mal schwerwiegend gegen das Gesetz verstoßen hat. Also warum sollte man dich ausspionieren?'
Die Angst blieb als ich mich ins Bad begab. ˋWerd jetzt nicht paranoid,' sagte ich mir immer wieder, als ich die Zähne putzte.
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