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Kapitel 2

Morgens um 6 klingelte mein Wecker.  Ich hatte heute Dienst im Krankenhaus. Ich war gerade im letzten Jahr des Medizinstudiums angelangt und hatte nun den praktischen Einsatz.
Müde stand ich auf und machte mich fertig, ich schlüpfte in meine dunkle Jeans und warf mir einen grauen Pullover über. Beim anziehen fragte ich mich immer und immer wieder, wieso ich nicht gleich meine Krankenhauskleidung anzog. Ja, wegen der Hygiene war es nicht gestattet die Kleidung mit nach Hause zu nehmen, aber das ständige an und umkleiden ging schon gewaltig auf die Nerven. Vor allem im Winter musste man sich überwinden den warmen Pullover, den man dann so schön erwärmt hatte, auszuziehen und in den kalten Kasack zu schlüpfen. Aber auch das bekam man mit gutem zureden der Psyche irgendwann hin und auch weil man es musste.

Pünktlich Verlies ich das Haus. Das Krankenhaus war eine viertel Stunde Fußweg von Zuhause entfernt. Also lief ich. Ich musste an gestern Abend denken, an die Verfolgung. Ich hatte immer noch Angst, auch gerade jetzt, da ich die einzige Fußgängerin war, doch die Straßen waren gut befahren und die ersten Sonnenstrahlen, die die Umgebung erhellten, gaben mir Sicherheit.

Nachdem ich mich umgezogen hatte schlenderte ich in Richtung Demoraum. Die Röntgenbesprechung stand an. Vereinzelte Ärzte sahsen schon im Raum und unterhielten sich lautstark. „Morgen", sagte ich und betrat den Raum. „Morgen", einige nickten mir zu. Suchend schaute ich mich im Raum um. Doch Dr. Reitz war noch nicht anwesend. Ein Mittelalter Internist, mein Mentor für das nächste Tertial. Ich hatte ihn erst gestern kennengelernt, an meinem ersten Tag, doch es kam mir vor als würde ich ihn schon ewig kennen. Er hatte sich als Erik vorgestellt, also keiner dieser Spießer Ärtzte die von ihren Kollegen erwarteten gesiezt zu werden. Also wenn man mich denn als Kollege bezeichnen konnte, ich war zwar schon im letzten Jahr, aber die Prüfungen lagen noch vor mir. Nun wie auch immer, Erik war mir gleich sympathisch, seine Offenheit ließ ihn freundlich wirken und er hatte eine tolle Ausstrahlung. Außerdem integrierte er mich großartig und forderte mich schon gleich am ersten Tag und genau das war der Punkt. Er ließ mich nicht nur stumpfe PJ- ler Aufgaben machen, sonder integrierte mich in den Tagesablauf eines Arztes.

Ich setzte mich in die hintere Reihe. Es ist mehr oder weniger ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Studenten hinten sitzen. Nach und nach füllten weitere Stundeten und Ärzte den Raum, vorbei warˋs mit der gemütlichen Ruhe.Die Rötgenbesprechung begann, indem die Diensthabenden Assistenten der letzten Nacht Bericht erstattete. „Die erste Pat. Frau Simo, bitte", sagte der Arzt der heute die Besprechung leitete, Dr. Mohn, wenn ich mich recht entsinne. Geschwind hatte der Radiologe den Namen eingetippt und die Untersuchungsergebnisse an die Leinwand projiziert. Gespannt schauten und hörten wir aus der hintersten Reihe zu, wie Fragestellungen und Befund erläutert wurden. Scheibe für Scheibe schauen wir uns das Innenleben der Patienten an, Scheibe für Scheibe erfahren wir Dinge über ihr. Manches davon kennen die Ärzte aus der Anamnese, anderes blieb unerwähnt, die vorherige Bauch- Op, die Briden hinterlassen hat, die Drähte im Sternum von der letzten Herzoperation oder die Spirale im Uterus.

Nachdem die Intensivstation nun auch ihr Bericht erstattet und man sich „frohes schaffen" gewünscht hatte, löste sich die Kittelwolke langsam auf.

„Guten Morgen Erik", ich trat zu meinem Mentor, nachdem er den letzten Schluck seines Kaffees getrunken hatte.

„Guten Morgen Lorel", konntest du dich von gestern erholen?" Sein Lächeln erreichte seine Augen, es war ein attraktives Lächeln und manchmal fragte ich mich, wie man am frühen Morgen so gut drauf sein konnte und so unfassbar herzlich.

„Ja", sagte ich „fit und fast ausgeschlafen". Ausgeschlafen, eine Millisekunde dachte ich über das Wort nach. Nein, ausgeschlafen war ich heute, nach der Nacht, definitiv nicht.

„Ausgeschlafen siehst du aber nicht aus", bestätigte er meine Gedanken.

„Deswegen sagte ich auch fast", lächelte ich schelmisch.

„Dann hab ich genau das richtige für dich", er hob sein Klemmbrett, auf dem meiner Schätzung nach etwa Tausend Blätter klemmten. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass schätzen nicht so meine Stärke ist.
Trotzdem stellte ich mir die Frage, warum er um Himmels Willen, die ganzen Übergabe Zettel sammelte. Die Patienten, die auf dem unterstem Zettel standen, waren wahrscheinlich schon vor einem Jahrzehnt entlassen.
Es sei denn, er sammelte alle Patientendaten mit dem besagtem Drehtüreffekt, was auf einer Internistischen Station so Gang und gebe war. Bei Gelegenheit müsste ich ihn mal fragen.

„Wir werden uns am frühem morgen einen Adrenalin Schub in der Notaufnahme holen", mein Gesicht hellte sich auf, Eriks Gesicht dagegen sah etwas enttäuscht fast schon genervt aus.

Auf dem Weg in die Aufnahme erzählte mir Erik, dass ein Arzt, der an diesem Morgen der Ambulanz zugeteilt war, erkrankt ist und wir deshalb einspringen sollten. Zur Mittagszeit würden wir dann auf Station gehen und uns da um unsere Patienten kümmern. Immer noch sah Erik unzufrieden aus, was ich gar nicht nachvollziehen konnte. Ich liebte die Notfallmedizin. Auch in der Theorie hatte es schon sehr viel Spaß gemacht, auf Knopfdruck und situativ zu reagieren. Anhand der Symptome die richtige Diagnose stellen und Notfallmäßig zu agieren. Ich mochte den Stress, zu spüren wie Adrenalin ausgeschüttet wird. Wie das Hormon rasant Ansteigt, dich Hektisch macht und du Angst gepaart mit Aufregung spüren kannst und trotzdem noch die Fassung bleibt, die dich funktionieren lässt. Die dich daran erinnert, was du auf der Schulbank gelernt hast, was deine Aufgaben sind, wie man reagieren muss und wie man die Prioritäten setzt. Ich war zwar noch frisch in der Materie und hatte bisher nur zwei Notfallsituationen, aktiv, miterlebt und trotzdem hatte mein Körper beide Male gleich reagiert.

„Magst du die Notfallmedizin nicht?", ich sah zu Erik auf.

„Doch, sehr sogar", er rümpfte die Nase „es liegt am Kollegen. Es sind bereits sieben Dienste im Quartal gewesen, die Kollegen und ich für ihn übernommen haben. Oft sind es Assistenten die sich opfern, die eh schon die meisten Dienste schieben, machen dann noch mehr."
Ich höre einen Vorwurfsvollen Unterton und Wut in Eriks Stimme.

Wir waren bereits auf den Gang zur Ambulanz angelangt.

„Glaubst du, dass er blau macht?", noch ehe ich die Frage ausgesprochen hatte, wollte ich sie schon zurück nehmen. Ja, es schien so, als hätte Erik ein Problem mit dem Arzt, von dem ich nicht den Namen kannte, aber es sollte mich nichts angehen. Das war etwas zu persönlich. Doch ehe ich mich entschuldigen konnte sagte er.

„Ich glaube nicht das er krank macht, ich weiß es. Das hat er mir das letzte mal, als ich ihn drauf angesprochen habe indirekt bestätigt."

Wir hatten die Ambulanz gerade erreicht, als Eriks Diensttelefon klingelte.

Er nahm ab: „Erik", meldete er sich, dann hörte er einige Sekunden zu. „In welchem Zimmer seit ihr". Stille. „Wir kommen".

„Wir haben einen Notfall", sagte er an mich Gewand, während er zielsicher auf ein Zimmer zu ging.
„Der Patient äußert Angina Pectoris Beschwerden und wir haben ein auffälliges EKG".

Wir betraten das Zimmer, die Krankenschwester war gerade dabei den Patient an den Monitor zu schließen.

„Guten Morgen Herr Diehl ich bin Dr. Reitz und das ist", er deutet auf mich, „Frau Lech, meine Assistentin, wir kümmern uns jetzt um Sie".

Er nahm den EKG Befund, dass ihn die Schwester reichte und schaute kurz drüber.

„Kannst du bitte ein Notfall MRT mit Kontrastmittel anmelden?", fragte er zur Schwester Gewand, sie nickte und setzte sich an den PC. Ich nahm das Blutentnahmetablett und setzte mich an das Bett.

„Ich möchte gern den Zugang legen", der Pat. nickte und reichte mir den Arm. Ich staute, öffnete die Viggo, desinfizierte die Hautstelle und stach. Die Blutkammer füllte sich mit Blut.

„Können Sie mir Ihre Symptome nennen?", fragte Erik. Während ich das Blut abnahm und den Zugang fixierte, erzählte der Pat. von seinen Symptomen, alles deutete auf einen Herzinfarkt hin.

„Die Symptome und das EKG deuten auf einen Herzinfarkt hin, aber um ganz sicher zu sein, möchten wir ein MRT mit Kontrastmittel durchführen. Das Kontrastmittel ermöglicht, dass wir die Blutgefäße sehen und ggf. das Blutgerinnsel, das die Blutlaufbahn behindert. Nebenwirkungen des Kontrastmittels können eine allergische Reaktion, Übelkeit und Unwohl sein"; erläuterte Erik. Die Aufklärung war auf ein Mindestmaß reduziert, was im Notfall völlig in Ordnung war.

„Wenn Sie damit einverstanden sind bitte ich Sie, dass hier zu unterschreiben," Erik reichte dem Patient ein Klemmbrett mit der Aufklärung. Er deutete auf die Zeile, in der der Pat. unterschreiben sollte.

Nachdem der Patient unterschrieben hatte, schoben wir ihn ein Flurgang weiter zur Radiologie. Die Kollegen warteten schon auf uns. Sofort wurde das MRT durchgeführt, Erik und ich standen mit einer Kollegin aus der Radiologie hinter den PCˋs.

„Ah, da haben wir es ja", Erik deutete auf den PC, „siehst du es?". Natürlich sah ich es. Es war ein Myokardinfarkt. Der Embolus sah's an einem Abzweig der rechten Koronaraterie. Dadurch wurde ein kleines Areal des rechten Herzmuskels nicht mehr durchblutet.

„Ja, ich sehe es", beantwortete ich Eriks frage.

„Ich werde die Kardiologen schon mal anrufen, damit die sich vorbereiten können", er verließ den Raum, für einen Augenblick. Gerade als der Patient vollständig ausgefahren war, stand er schon wieder neben mir. „Wir können hoch", teilte er mir mit.

Wir schoben das Bett zu den Aufzügen und betätigten den Pfeil nach oben. Wir mussten in das zweite Stockwerk.

„Erdgeschoss", klang es aus dem Lautsprecher, als die Aufzugstür auf ging.

„Können Sie mir sagen, was jetzt mit mir gemacht wird", fragte Herr Diehl, als wir den Aufzug betraten.

„Sie werden gleich von den Kollegen oben, die auch die weiteren Eingriffe durchführen, aufgeklärt. Aber es wird wahrscheinlich darauf hinaus laufen, dass sie das verstopfte Gefäß mit einem sogenannten Ballondilatation Verfahren weiten. Das verläuft so, dass der Ballonkatheter über einen Führungsdraht an der verengten Stelle mit hohem Druck aufgeweitet wird. Dadurch weitet sich auch die Verengte Stelle. Oft wird im gleichen Zug ein Stent implantiert, zur Gefäßstütze. Die Kollegen werden es Ihnen nochmal besser, auch anhand von Bilder verdeutlichen", Erik schloss seinen Vortrag.

Ich schlug mir innerlich die Hand vor die Stirn, als ich sah wie die Augen des Patienten immer größer und angstvoller wurden. Mit jedem Satz stieg die Verwirrung. Natürlich, für Erik war so ein ˋAufklärungsgespräch', falls man es so nennen konnte eine Art Routine, doch etwas individuell sollte man das ganze schon gestalten. Der erste Satz hätte da schon gereicht. Man klärt keinen Patienten, vor allem nicht für so einen Eingriff, einfach so mal schnell auf und ganz und gar nicht, wenn man nicht genug Material hatte, um alles zu verdeutlichen und dann noch in einem Aufzug. Alles falsch gemacht, Erik. Empathie scheint dir noch zu fehlen.

Innerlich versprach ich mir die Empathie und den Respekt, vor meinen Patienten, immer zu bewahren. Egal wie viele Arbeitsjahre auf meinem Buckel lagen und wie die Praxis mich geprägt hatte.

Mitfühlend berührte ich seine Schulter. „Sie werden nichts spüren. Sie bekommen eine örtliche Betäubung oder eine Vollnarkose und danach geht es Ihnen schnell wieder besser", ich drückte seine Schulter und lächelte ihn aufmunternd zu.

Er lächelte dankend, als die Aufzugstür mit einem ˋPing' aufsprang und „zweiter Stock", durch die Lautsprecher schallte.

Kurz den Korridor entlang, dann um die Ecke und schon waren wir in den Untersuchungsräumen.
Nach dem überreichen der Befunde und einer kurzen Übergabe machten wir uns wieder auf den Weg zur Aufnahme.

„Ich habe Sabrina, Thorsten und Elke unten schon gesehen", sagte Erik mir, als wir die Treppen nach unten nahmen. Eine der drei Ärzten kannte ich. Sabrina war Oberärztin und Leiterin der Interdisziplinären Aufnahme, ich hatte sie gestern kurz auf der Station gesehen und mich vorgestellt. Daraus schloss ich, dass Thorsten und Elke zwei weitere Kollegen aus dem Interdisziplinären Ärzteteam waren.

„Mal schauen was unten so los ist, vielleicht können wir schon auf Station und man soll mich anrufen, wenn wir gebraucht werden", teilte er mir seine Gedanken mit.

Unten war Interdisziplinär nicht so viel los, meistens kam der Ansturm zwischen 10 und 13 Uhr. Erik klärte mit den Kollegen ab, dass, wenn sie Hilfe benötigten ihn einfach anrufen sollten.

„Erik, alter Mann, hast du wieder Langeweile?", ein Mann der ungefähr in dem Alter sein musste wie Erik, trat zu uns und legten seinen Arm freundschaftlich um Erik. Er trug keinen Namensschild, doch am langen, weißem Kittel erkannte man seine Berufsgruppe.

„Jürgen", auch Erik legte seinen Arm um ihn, „du weißt doch, dass so ein Wort nicht in meinem Wortschatz existiert, ich habe einen unruhigen Geist", lachte er.

Auch Jürgen lachte, „dass weiß ich", dann wandte er sich an mich, „eine hübsche Assistentin die du da hast" sagte er an Erik Gewand, dann zwinkerte er mir zu.

„Ich bin Jürgen, ein Freund von Erik", er wurde von Erik unterbrochen der grinsend, „und sein Saufkupane", ergänzte.
Was ein lautes Lachen von Jürgen einbrachte. Er deutete mit dem Finger auf ihn, „dass wollten wir doch niemanden erzählen".

Dann wandte er sich wieder an mich, „also jetzt, nachdem du auch um unsere Beziehung Bescheid weißt, Versuch ich's nochmal. Ich bin Jürgen", er reichte mir die Hand.

„Hi, Lorel", ich gab ihm die Hand.

Nach näherem Betrachten, konnte ich mir die beiden sogar sehr gut zusammen in einer Bar vorstellen und die Abende waren sicher immer sehr amüsant.

„Erster Tag?", seine Frage holte mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte den Kopf, „nein, der zweite".

„Glaub mir das Jahr wird wie im Flug vergehen und ich freu mich, wenn du dann endlich mal bei uns vorbei kommst", dann wechselte er abrupt das Thema, „also ich würde mich noch liebend gern weiter mit euch unterhalten, aber bei uns drüben ist etwas mehr los als hier bei euch", er deutete mit dem Kopf zur chirurgischen Aufnahme. Der neckische Ton, der im Satz mitschwang, war kaum zu überhören.

„Ach ja und dein Neffe liegt in Zimmer neun, ein Umfall beim Sport. Ist eine Platzwunde an der rechten Augenbraue, sollte genäht werden."

„Ohje, ich sage dem Jungen immer er soll besser auf sich aufpassen. Aber sonst gehts ihm gut?", Erik klang besorgt.

„Ja, ja, keine Anzeichen für einen Schädel-Hirn-Trauma und er sagt auch, dass es nur ein leichter Schlag gewesen ist."

Erik nickte, „ich schau mal nach ihm."

„Darf ich nähen", ich hatte bisher einen kurzen Nahtkurs im Studium, wo wir an Schweinefüße geübt hatten. Zuhause steckte ich Nadel und Faden dann oft in Bananen, um die Knoten- und Fadenführungstechnik zu lernen und ich glaube, dass ich die noch gut beherrsche. Obwohl echt Haut wahrscheinlich nochmal eine andere Herausforderung war. Naja, Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Fragend schaute ich zu Jürgen, dann zu Erik. Keiner von beiden schien etwas dagegen zu haben.

„Also ich habe nichts dagegen, wenn mir jemand meine Arbeit abnimmt. Soll ich mitkommen oder dann nochmal drüber schauen?"

Noch ehe ich antworten konnte, meinte Erik, „wir machen das schon".

„Dann viel Spaß und alles zum Nähen findet ihr in der zweiten Schublade hinter der Tür," zum Dank und vielleicht für etwas Aufmunterung streckte er mir einen „Daumen hoch" entgegen.

Ich lächelte und lief dann hinter Erik her, der schon auf dem Weg zum besagtem Zimmer war.

„Wem seh ich denn hier", damit trat Erik durch die Tür und begrüßte seinen Neffen.

„Hi", sein Neffe lag auf der Trage und lächelte, als sich Erik zu ihm setzte. Er sah gut aus. Mein Blick schweifte etwas tiefer. Seine breiten Schultern und sein durchtrainierter Oberkörper fielen direkt auf, als er da so vor dem Verhältnismäßigen kleinen Erik sah's. Da war wohl einige Zeit an Training drauf gegangen.

Als ich wieder auf schaute, beobachteten mich bernsteinfarbene Augen, sein amüsanter Gesichtsausdruck zeigte, dass er mich beim Starren erwischt hatte. Wie peinlich war das denn! Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden.

Auch Erik wandte sich nun zu mir, „ach ja, wie unhöflich von mir", er stand auf und deute auf seinen Neffen. „Lorel das ist mein Neffe Noah, Noah das ist Lorel, sie wird die Wunde nähen", nun nahm er auf dem Stuhl am Rechner Platz, um mir beim Nähen nicht im Weg zu sein.

Ich lächelte verunsichert, „Hi", meine Stimme war Hauch dünn und zitterte ein wenig. Bitte lass mich im Boden versinken. Erst erwischte er mich beim Starren und jetzt bekam ich nichts anderes als ein, zittriges, Hi aus mir heraus.

„Hi", sagte er mit einem breiten Grinsen. Sein Hi Klang, in Gegensatz zu meinem, selbstsicher und belustigend. Er hatte meine Verunsicherung bemerkt, und machte sich lustig über mich. Na super!

Verdammt Lorel, Reiz dich zusammen, er ist ein Patient. Mach deine Arbeit und fertig, es kann doch nicht so schwer sein.

Ich nahm mir ein Nähset aus der Schublade hinter der Tür und bereite meine sterilen Materialien vor.

Bleib einfach nur professionell, einfach nur professionell bleiben. Das ist überhaupt nicht schwer.

„Wie ist es denn passiert", Erik ergriff das Wort und durchbrach somit die peinliche Stille.

„Ich bin zu spät ausgewichen und hatte dann eine Faust im Gesicht", er sagte das, als wäre es normal mal eine Faust im Gesicht zu haben. So als würde er nichts anderes kennen.

„Einfach mal so eine Faust im Gesicht?", auch Erik dachte wahrscheinlich so wie ich.

Ich hatte meine Materialien nun vorbereitet und die sterilen Handschuhe angezogen.

Ich stand nun vor Noah, den Nadelhalter mit Faden in der rechten Hand.

„Ok, ich würde dann jetzt beginnen, es wird wahrscheinlich etwas stechen", sagte ich um ihn besser auf die Situation vorzubereiten. Das schlimmste wäre, wenn er den Kopf, während dem Nähen, weg ziehen würde.

„Ok", seine Stimme war ruhig und autoritär.

Ich legte meine rechte Hand auf seine Stirn und zog den oberen Wundrand etwas hoch. Noah atmete hörbar Luft ein.

„Ich hab doch noch gar nicht angefangen", ich schaute runter, in wunderschöne braune Augen. Neckend hob ich eine Augenbraue. „Also wenn das jetzt weh tat", ich ließ den Satz unausgesprochen.

Noch immer starten wir uns an.

„Das tat nicht weh, du hast nur verdammt kalte Hände. Bist du etwa nervös", jetzt zog er neckend eine Augenbraue hoch und Grinste siegessicher.

Du hast den Kampf noch nicht gewonnen.

Ich widmete mich wieder der Wunde, weil ich es nicht mehr aushielt, noch länger in seine Augen zu sehen, die mich durchdringend ansahen. Fast so, als würde er wissen was ich dachte, was ich fühlte, was ich als Nächstes tun würde. So als würde er mich besser kennen, als ich mich selbst.

„Naja, so viel kann gar nicht schief laufen, dass ich nervös sein müsste. Im schlimmsten Fall bleibt eine Narbe", ich wusste natürlich, dass er das mit dem Nervös, seinetwegen meinte, hatte mich somit aber gut gerettet. Und das mit der Narbe stimmte wirklich.

Noah lachte, es war ein dunkles, maskulines Lachen und es bereitete mir Gänsehaut.

Ich hörte die Faszination, für meine Schlagfertigkeit in seiner Stimme, als er sagte,

„Erik du hast einen Blick drauf?"

Auch Erik lachte, „Lorel ist sehr kompetent".

„Weist du Lorel, immer wenn ich Noah sage er soll beim Sport und auch generell auf sich aufpassen, heißt es, mach dir keine Gedanken, ich bin viel zu gut, als dass ich mich verletzen könnte. Das hast du jetzt davon. Es heißt nicht umsonst Hochmut kommt vor dem Fall", er hielt kurz inne, nur um dann weiter sein Monolog zu halten.

Ich hatte meine ersten Stiche gesetzt. Noah hatte bisher kein einziges Mal gezuckt. Also nähen hatte ich wohl noch drauf.

Erik redete immer noch.

Ich grinste, flüsternd um Eriks Monolog nicht zu stören sagte ich zu Noah, „also der Kuchen ist noch lange nicht gegessen".

Auch er grinste und wieder begegneten uns unsere Blicke.

„Das werde ich mir jetzt bis ans Ende meines Lebens anhören müssen", er seufzte, „hätte ich mal besser aufgepasst".

Ja, und hättest du mal besser nicht gesagt, dass du so gut bist, dass man dich nicht verletzen kann. Hochmut kommt vor dem Fall", zitierte ich Erik theatralisch.

„Daran werde ich das nächste mal denken", ich spürte sein Blick immer noch auf mir.

Ich setzte die letzte Naht. Fünf Stiche hatte ich gemacht, dass müsste reichen.

„Fertig."

Ich ging einige Schritte zurück, um mein Werk mit etwas Abstand zu betrachten. Ich war stolz auf mich, dass sah fürs erste mal gar nicht schlecht aus.

Erik stand plötzlich neben mir, ich hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden war. Er hatte ein Pflaster in der Hand.

„Das sieht doch gut aus", meinte Erik und klebte, nach kurzem Betrachten, das Pflaster.

Noah und ich sahen uns an.

Ich lächelte und deutete mit dem Kopf auf die genähte Wunde, „das sollte keine Narbe werden".

Noah erwiderte mein Lächeln, „da bin ich aber beruhigt".

Langsam stand er auf und streckte mir die Hand entgegen, „Danke, Frau Doktor".

Ich nahm seine Hand, seine Wärme durchflutete mich, wie ein Elektroschock. Gänsehaut breitete sich in mir aus. Seine Warme Hand war eine Heizung für meine kalte. Ich hätte ewig so stehen können.

„Keine Ursache", meine Stimme wurde wieder zittrig. Ich räusperte mich, mit dem Ziel das Zittern aus der Stimme zu bekommen. Doch ohne Erfolg, „lass die Nähte in sieben Tagen von deinem Hausarzt entfernen".

Er hielt immer noch meine Hand und ich seine.

„Ok".

Unsere Blicke verschmelzen miteinander. Wir weigern uns den Blickkontakt zu unterbrechen.

„Ok".

Ich bin es, die die Hand zuerst aus seiner zieht.

„Pass, in Zukunft, besser auf dich auf".

Erik, den wir vollkommen verdrängt hatten, meldete sich wieder zu Wort, „egal wie oft du es ihm sagst, es wird nichts nützen, er hat seinen eigenen Kopf, Dickkopf", korrigierte er. Es klang sauer, ich wusste nicht wieso. Ich hatte aber auch, während seines Monologes, relativ am Anfang schon dicht gemacht.

Ich lachte, „der Kuchen ist noch nicht gegessen".

Auch Noah lachte.

„Nein, noch lange nicht", bestätigte Erik.

„Pass du auch auf dich auf", er grinste.

Nun wandte er sich an Erik.
„Wir sehen uns heute Abend, Onkel Erik", er drückte Erik kurz.

„Bis heute Abend."

Dann sah er mich an, ein letzter Blick, ein letztes Lächeln, dann Verschwand er.

Einer meiner vielen Patienten, doch warum war es bei ihm so anders?

Warum fühlte es sich an wie Abschied nehmen, warum tat mein Herz so weh?

Willkommen zurück!!!
Kapitel 2 ist endlich da!
Ein echt langes Kapitel und so Medizinisch, dass war so eigentlich nicht geplant. :D
Aber lasst es mich wissen, Medizin euer Ding oder eher nicht?
Langweilig oder Interessant?

Und wer ist der mysteriöse Noah?
Was haltet ihr von ihm?

Also damit beende ich Kapitel 2 mal und hoffe, euch nächste Woche in Kapitel 3 wieder anzutreffen!
Haltet die Ohren Steif!!! ;)

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