1. | Home Sweet Home (2/2)
Dracos POV
Nach einer halben Ewigkeit, die wir gebraucht hatten, um in Hogsmeade anzukommen, hatte ich gewartet, bis alle aus dem Zug gestiegen waren, um schließlich aus meinem Versteck, der Toilette, herauszukommen.
Den restlichen Weg vom Bahngleis zum Schloss war ich zu Fuß gegangen, um ein wenig den Kopf frei zu bekommen und das Alleinsein zu genießen.
Ich hatte nicht gedacht, dass ich jemals wieder zurückkehren würde. Ich, der sich während der Schlacht wie ein Feigling aus dem Staub gemacht hatte.
Als mich jedoch der Brief erreicht hatte, war mir klar geworden, dass es nun endlich einen Grund gab, das Malfoy Manor zu verlassen. Seit mein Vater nach Askaban geschickt worden war, war dort alles nur noch drunter und drüber gegangen, sodass ich einen Großteil meiner Zeit damit verbracht hatte, mich zu betrinken und in Selbstmitleid zu baden.
Doch damit sollte nun Schluss sein.
Als ich nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch das Schloss betreten hatte und auf dem Weg in die große Halle gewesen war, hatte ich feststellen müssen, dass der Empfang und die Begrüßung von der alten McGonagall bereits begonnen hatten. Auch wenn die große Tür geschlossen war, hatte ich jedes ihrer Worte und ihre ach so rührende Rede über Zusammenhalt gehört.
Pfff, Zusammenhalt... Ich wusste genau, dass mich niemand mochte und keiner zu mir hielt, geschweige denn wollte, dass ich mich in diesem Schloss aufhielt, immerhin sahen alle in mir nur den feigen Todesser, der für den Tod unzähliger Menschen mitverantwortlich war. Doch warum ich das alles getan hatte, wusste niemand und es interessierte auch niemanden.
Weil ich nicht scharf darauf gewesen war, alle Blicke auf mich zu ziehen und für Aufruhr zu sorgen, hatte ich mich dazu entschlossen, mich im Schloss zu verkriechen und erst morgen zum Frühstück aufzutauchen.
Nachdem ich eine Weile umhergewandert war, hatte ich mich schließlich abseits des Korridors vor ein Fenster gesetzt, wo ich nun zusammengekauert auf dem Boden saß und in die Dunkelheit starrte.
Der Mond bahnte sich seinen Weg durch das Glas und erhellte den sonst düsteren Gang, und mir graute davor, hier die ganze Nacht verbringen zu müssen, denn es war für Herbst viel zu kalt und die ganzen Steinmauern machten das nicht gerade besser.
Der morgige Tag und die Reaktionen meiner Mitschüler auf meine Anwesenheit stimmten mich zunehmend nervös, was ich natürlich niemals offen zugeben würde, doch ich hatte mir in den letzten Wochen viele Gedanken darüber gemacht, wie wohl alles ablaufen würde. Niemand konnte leugnen, dass mich der Großteil in diesem Schuppen hasste und man die Personen, die das nicht taten, an einer Hand beziehungsweise zwei Fingern abzählen konnte, nämlich Blaise und Pansy, doch ich wollte dennoch beweisen - vermutlich eher mir selbst als den anderen - dass ein Malfoy durchaus in der Lage war, sich zu ändern.
Ich musste unwillkürlich an meinen Vater denken, der mir all das eingebrockt hatte, und schlug aufgebracht mit meiner geballten Faust gegen das Fenster. Mit der anderen Hand fuhr ich über mein Gesicht und massierte meine Schläfen, die vor Zorn zu pochen begonnen hatten.
Ich hasste diesen Menschen mehr, als alle anderen auf dieser Welt. Nicht einmal der dunkle Lord konnte diesen Hass in mir auslösen, denn anders als er, der mit einem 'Avada Kedavra' sofort schnellen Prozess gemacht hatte, hatte mein Vater es stets bevorzugt, seinen Frust-
„Malfoy?", riss mich jemand aus meinen Gedanken, sodass ich erschrocken herumfuhr und ausgerechnet in das Gesicht der Person sah, die ich, neben Sankt Potter und Weaslebee, am meisten verachtete. Beziehungsweise verachten sollte. Granger.
„Was machst du hier und warum bist du nicht bei den anderen?", wollte diese wissen und musterte mich beinahe besorgt.
„Das kann ich dich genauso fragen!", antwortete ich schnippisch, sodass ihre Miene wieder ernster wurde, doch sie wollte mich dennoch keineswegs in Ruhe lassen.
„Warum warst du nicht in der großen Halle?"
Salazar, warum musste denn eigentlich ausgerechnet sie hier auftauchen?...
„Geht dich einen Scheißdreck an, Granger!"
„Merlin, warum mach ich mir überhaupt die Mühe und rede mit dir? War ja eh zu erwarten, dass nur Schwachsinn aus deinem Mund kommt, du jämmerlicher Feigling!", fauchte sie zurück und wollte daraufhin umkehren, doch das wusste ich zu verhindern.
„Deswegen!", sagte ich zynisch, worauf sie sofort stehenblieb und sich mir erneut zuwandte.
„Was?"
„Deswegen bin ich nicht bei den anderen! Weil ich ein Feigling bin! Weil sich jeder das Maul über mich zerreißen würde, angefangen bei dir, Potter und Weaslebee. Dabei solltest aber DU ja am besten wissen, dass man nicht gehasst werden sollte, nur weil man die falschen Eltern hat, nicht wahr, Granger?", spielte ich, dieses Mal ohne das abscheuliche Wort, das seit dem Krieg ihren linken Unterarm lädierte, auf ihre Muggelabstammung an und verpasste mir innerlich eine Ohrfeige.
So viel zu 'ein Malfoy kann sich ändern'...
Mit verwirrtem Gesichtsausdruck, der höchstwahrscheinlich meinen Worten geschuldet war, machte sie kehrt und setzte erneut einen Fuß vor den anderen, bis sie um die nächste Ecke bog und verschwand.
Seufzend ließ ich meinen Kopf auf die angewinkelten Knie sinken und raufte mir die Haare. Sie wusste wohl nicht, wie sie auf meine Aussagen reagieren sollte, und um ehrlich zu sein wusste ich im Moment selbst nicht so genau, warum ich das alles ausgespuckt hatte, denn, auch wenn es die Wahrheit war, würde ein Malfoy doch nie zugeben, dass er sich Gedanken machte, geschweige denn Angst hatte.
Als ich nach einer Weile merkte, dass meine Lider immer schwerer wurden und ich meine Augen nur noch mühsam offenhalten konnte, legte ich mich auf den unbequemen und harten Steinboden und schlief ein.
Hermines POV
Immer noch verwundert über die 'Unterhaltung' mit Malfoy ging ich in den fünften Stock, um mich endlich hinzulegen und mit meinem neuen Buch zu beginnen.
Als ich jedoch bemerkte, dass ich mich kaum aufs Lesen konzentrieren konnte, legte ich es wieder beiseite und wartete darauf, dass Ginny vom Essen zurückkommen würde. Nach etwa 20 Minuten war dies auch der Fall und zuerst bemerkte ich sie gar nicht, da ich in Gedanken versunken war, doch als sie plötzlich direkt neben meinem Bett auftauchte und wissen wollte, warum ich aussah, als hätte ich einen Geist gesehen, erzählte ich ihr von der Begegnung mit Malfoy.
Diese setzte sich fassungslos zu mir aufs Bett, wo wir überlegten, wie wir es Harry am besten beibringen könnten, denn wenn eines klar war, dann, dass er genauso geschockt und empört reagieren würde und Malfoy vermutlich am liebsten steinigen würde.
Daher beschlossen wir, ihm am nächsten Morgen in Ruhe vor dem Frühstück davon zu erzählen, denn für das Theater, das uns mit hundertprozentiger Sicherheit erwarten würde, hatten wir im Moment keinen Nerv, denn wir wollten nur noch den letzten ersten Abend in Hogwarts genießen und, sofern möglich, ruhig schlafen.
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