NEUNUNDZWANZIG
~Gestern Nacht erreichten uns diese skandalösen Bilder aus dem Hause der vieldiskutierten Johnson-Familie. Es scheint, als wäre die jüngste Tochter des Multimillionärs doch noch nicht von ihren Pillen weggekommen. Versuchte die Familie das zu vertuschen?~
Ich stand auf und wusch mir das Gesicht, kämmte meine Haare die aussahen wie ein Nest in dem sich ein Vogel ganz wie zuhause gefühlt hatte und zog mir was anständiges an.
Zuvor duschte ich natürlich. Ich war todmüde. Die Uhr zeigte Zehn Uhr Morgens, viel hatte ich also nicht geschlafen.
Müde tappte ich die Treppe hinunter und schenkte mir am Kühlschrank ein Glas Orangensaft ein.
„Na du."
Hörte ich dann Dahlias Stimme an meinen Ohr.
Sie grinste fies, als ich mich zu ihr umdrehte.
„Wie hat dir meine kleine Überraschung gefallen? Vielleicht verstehst du ja jetzt, wie erwünscht du hier bist."
Meinte sie mit stechendem Blick. Sie schien wirklich eine ehrliche Abneigung mir gegenüber zu empfinden. Obwohl ich nach all der Zeit immer noch nicht wusste, was ich ihr böses getan hatte.
Ich blinzelte und mein Kopf brauchte eine Weile, bis er schaltete.
Das Kleid. Das Foto! Oh du grosse Scheisse. Sie hatte es wohl noch nicht mitbekommen, ansonsten würde sie hier nicht so siegessicher herum stehen.
Ich hatte es eigentlich bereut, das Foto abgeschickt zu haben. Aber jetzt, wo se so selbstgefällig vor mir stand und triumphierend grinste, war jegliche Reue verschwunden.
Ich antwortete ihr nicht und zuckte nur die Schultern.
„Welche Überraschung?"
Drake schwang sich am Kühlschrank zu mir hin und legte einen Arm auf meine Schulter, während er seine Schwester fragend anblickte. Sie setzte ihr unschuldiges Lächeln auf und log ihrem Bruder ins Gesicht.
„Nichts."
Ich schwieg, fragte mich aber wie oft sie dieses Lächeln wohl schon vor dem Spiegel geübt hatte.
„Na dann."
Drake zuckte die Schultern und öffnete den Kühlschrank.
Doch genau als er sich die Milch greifen wollte, knallte etwas.
Ich fuhr herum und war genauso erschrocken wie die beiden anderen.
Mr. Johnson stand vor uns, mit hochrotem Kopf und Augen die Funken sprühten. Oh oh. Er hatte die Zeitung auf den Tisch geknallt und hob sie wieder auf.
„Dahlia du nimmst die Pillen noch!"
Schrie er seine Tochter an, deren Grinsen wie vom Gesicht gewischt war.
„Dad ich weiss nicht was du meinst, ich..."
Er hielt die Titelseitung des Klatschmagazins direkt vor unsere Nasen.
Darauf prangte gross das Foto, dass ich dem Journalisten geschickt hatte. Verdammt.
„Lüg mich nicht an Dahlia! Ich bin unglaublich enttäuscht von dir. Ich dachte du hast es hinbekommen. Doch anscheinend schaffst du das nicht!"
Fuhr ihr Vater sie weiter an. Drake starrte nur die Zeitung an und schwieg. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, um dem zeternden Vater nicht in die Quere zu kommen.
„Ich bin unglaublich enttäuscht von dir Dahlia. Und deine Mutter wäre es auch, wenn sie jetzt hier wäre."
Sagte er dann plötzlich ganz leise.
Dahlia riss die Augen auf und irgendetwas darin schien zu brechen. Es tat sogar mir weh, das zu sehen. Der letzte Satz schien sie tief im Herzen zu verletzen. Ja klar hatte ich ihr eins auswischen wollen, aber dass das so endete hatte ich nicht gewollt. Kurz war es still, dann brach Drake das Schweigen.
„Woher haben sie eigentlich dieses Foto."
Fragte er mit matter Stimme und mir gefror das Blut in den Adern.
„Das Foto wurde in diesem Haus gemacht. Also woher haben sie das Foto."
Ich wusste, dass er längst eine Ahnung hatte. Doch ich konnte grad nichts sagen. Dahlia dafür, hatte umso mehr zu sagen.
„Das war sie! Katy war es, sie hasst mich obwohl ich ihr nichts getan habe! Sie hat uns nur ausspioniert um der Presse einen Skandal liefern zu können!"
Schrie sie und wies anklagend mit dem Finger auf mich.
„Jetzt halt mal die Luft an!"
Brach es aus mir heraus, bevor irgendwer anders etwas sagen konnte.
„Du hast mir nichts getan? Willst du mich verarschen? Du machst mir das Leben zur Hölle seit ich hier bin, dabei war ich es, die dir nichts getan hat"
Ich fuchtelte mit dem Finger vor ihrem Gesicht herum.
„Und wer hat dann gestern Abend mein einziges schönes und liebstes Kleid zerschnitten? Wer hat Bitch an meinen Spiegel geschrieben? Das warst du!"
Dahlia war leise geworden und Tränen rannen aus ihren Augen.
„Ist es wahr Katy. Warst du es?"
Fragte Mr. Johnson mit belegter Stimme und ich schluckte.
„Ja."
Gab ich dann zu und schlang die Arme um mich.
„Weisst du eigentlich wie sehr du ihr damit geschadet hast? Ihr halbwegs aufgebauter Ruf ist zunichte gemacht, Katy, du hast alles wieder zerszört."
Knurrte Drake und plötzlich fühlte ich nur noch Kälte von ihm ausströmen. Ich war sprachlos, ich war doch die, die hier unfair behandelt worden war!
Klar das war ein Fehler gewesen, das mit dem Foto aber ich war so wütend gewesen! Wieso belangte Dahlia niemand für das, was sie getan hatte?
„Wir hätten dir einfach ein neues Kleid kaufen können, Katy. Es wäre nicht nötig gewesen, so etwas zu tun. Das war sehr gemein von dir."
Meinte Mr. Johnson ruhig aber abweisend. Das fühlte sich beinahe schlimmer an, als wenn er mich angeschrien hätte.
Er hatte ja recht, sowas hätte ich nicht tun müssen, aber ihre Sticheleien diese sechs Monate lang hatte ich einfach nicht mehr ertragen. Ich hatte mich nie gross gewehrt und jetzt hatte ich es ihr einfach heim zahlen wollen. Doch ich war zu weit gegangen. Da hatten sie recht. Und ich fühlte mich unendlich mies deswegen.
„Ich..."
„Wie konntest du nur."
Drake sah mich wütend an und es war nichts mehr von der Zuneigung in seinen Augen für mich zu sehen, als unsere Blicke sich trafen.
Dann wandte er seinen Blick ab, und mein Herz krampfte sich zusammen. Das war nicht fair. Er hatte auch Fehler mir gegenüber gemacht, aber ich hatte ihm verziehen. Wieso also stand jetzt plötzlich ich als die Böse da?
„Ich denke, Katy, es ist besser wenn du die letzten Tage nicht mehr hier verbringst. Ich buche dir heute noch einen Flug. Die Hausmädchen werden dir helfen, zu packen."
Ich starrte Mr.Johnson geschockt an. Dann sah ich zu Dahlia, die die Arme verschränkt hatte und mich giftig aus Augen mit verschmierter Maskara anblickte.
„Drake..."
Schliesslich wanderte mein Blick zu Drake.
Er hatte den Arm am Kühlschrank abgestützt und sein Kiefer mahlte abgespannt. Er sah mich aber nicht an. Keine Sekunde. Und er antwortete mir auch nicht.
Das zerriss mir das Herz. Ich hatte mich selbst in diesen Schlamassel gebracht. Ich war so dumm gewesen. Ich hatte alles was zwischen ihm und mit war kaputt gemacht, das erkannte ich jetzt. Natürlich hielt er zu Dahlia. Sie war schliesslich Familie. Und ich nicht. Ich war nur ein Mädchen, das er nicht länger als ein halbes Jahr kannte.
Also nickte ich und schniefte, damit ich irgendwie die Tränen zurückhalten konnte, die in mir aufstiegen.
„Okay. Ich gehe dann mal packen."
Sagte ich mit brüchiger Stimme und quetschte mich an Dahlia vorbei.
Kaum war ich aus den Blickfeld der drei verschwunden rannte ich los in mein Zimmer, verschloss die Türe und weinte hemmungslos drauf los. Ich weinte weil ich Drake nicht hatte verlieren wollen, weil ich mich in ihn verliebt hatte und dachte, dass vielleicht irgendwann etwas zwischen uns hätte werden können. Dabei war ich dumm und naiv gewesen, das zu denken.
Ich weinte, weil ich zu einer grausamen Bitch geworden war, die den Ruf einer anderen Frau zerstörte, statt mit ihr zusammen zu halten. Ich weinte weil ich es unfair fand, dass die Schuld für alles nun allein mich traf und ich weinte, weil ich sowohl meine Mutter als auch Mr.Johnson, der so grosszügig zu mir gewesen war, enttäuscht hatte.
Dann trocknete ich meine Tränen und begann alles zu packen. Ich brauchte mehr Platz als bei meiner Anreise, da ich oft shoppen gewesen war. Bei jedem Kleidungsstück, dass ich einpackte fühlte ich mich noch mieser. Maria versuchte zwar, mich zu trösten und mir zuzureden dass sie mic ja verstehe, und dass die Tochter ein wahrer Drache sein konnte, aber sie schaffte es nicht, mich zu beruhigen. Gerade war einfach alles scheisse.
Und so kam es, dass Antonio mein Gepäck im Auto verlud, draussen bereits die ersten Paparazzi lauerten und ich langsam die Treppen hinunter lief.
Dahlia war nirgends zu sehen und Mr. Johnson nickte mir nur zu, bevor er sich abdrehte. Kühler ging es ja wohl nicht.
Dann kam ich zu Drake, der direkt bei der grossen Türe stand.
Er starrte den Boden an und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben.
Als ich vor ihm stand, hob er den Blick. Es tat weh, in seine grünen Augen zu sehen und zu wissen, dass sie nicht mein waren. Dass er mich nicht mehr küssen würde. Aber bevor ich ging, würde ich ihm alles sagen, was mir auf dem Herzen lag. Ich hatte sowieso alles schon kaputt gemacht.
„Es tut mir leid Drake. Das ich deiner Schwester so weg getan habe. Aber ich muss dir etwas sagen, bevor ich abreise. Weil mir das echt wichtig ist."
Ich befeuchtete meine Lippen und schluckte. Scheisse war das schwer. Er blickte mich nur an, sein ganzer Körper war völlig verspannt. Es tat mir aufrichtig leid, dass ich ihn in solch eine Lage gebracht hatte.
„Ich wollte dein Vertrauen nie ausnutzen oder sowas, wenn du das jetzt denkst. Ich hatte echt gedacht dass aus uns etwas werden könnte. Ich habe die Erlebnisse wirklich genossen. Und deine Nähe."
Ich blinzelte die Tränen weg.
„Ich weiss du wirst mich in einigen Wochen vergessen haben, aber ich werde das nicht können. Und deshalb muss ich dir das auch sagen. Ich habe mich in dich verliebt, Drake. Ich liebe dich."
Ich sah ihm direkt in die Augen und es fühlte sich gut an, das gesagt zu haben. Ich sah wie er den Mund öffnete, um etwas zu sagen.
Aber ich wollte es nicht hören.
„Auf Widersehen."
Murmelte ich und eilte dann schnell an ihm vorbei aus der Villa.
Mein Herz blutete und mein Bauch schmerzte. Liebe war scheisse. Ich ignorierte all die Kameras die mir ins Gesicht gehalten wurden und die Mikrophone. Und all die Fragen. Fragen, ob ich der Insider gewesen war, ob ich bloss engagiert worden war, um die Johnsons auszuspionieren, und ob das mit Drake und mir vorbei war.
Ich sagte kein Wort. Mit den Medien war ich fertig.
Ich stieg ein und Antonio schloss wortlos die Türe hinter mir. Dann fuhr er los und ich erhaschte einen letzten Blick auf Drake, der an der Türe lehnte und die Arme verschränkt hatte. Dann rollten wir vom Anwesen.
Auf dem Weg zum Flughafen betrachtete mich Antonio oft im Rückspiegel.
„Ich weiss es geht mich nichts an, aber ich habe Drake lange nicht so glücklich gesehen, wir er es mir dir war."
Meinte er dann plötzlich. Ich tupfte meine Augen mit einem Taschentuch ab.
„Danke. Aber du musst mich nicht trösten, Antonio. Es ist vorbei und daran bin ich schuld."
Er seufzte.
„Du wurdest in eine Welt geworfen, die grausam und ehrgeizig ist. Es ist ein Wunder, dass du nut diesen einen Fehler begangen hast. Ich finde, du kannst stolz auf dich sein, junge Frau."
Ich lachte ironisch.
„Worauf soll ich denn stolz sein? Dass ich alles vermasselt habe und die ganze Familie unglücklich gemacht habe, nach allem was sie für mich getan hatten?"
Schniefte ich und Antonio schüttelte den Kopf. Er hatte den Blick wieder fest auf die Strasse gerichtet.
„Nein. Weil ich weiss dass du ein guter Mensch bist."
Das hatte gesessen. Ich schwieg und es fiel mir nun noch schwerer, nicht zu weinen. Wieso war er auch so nett zu mir. Er lieferte mich beim Flughafen ab und half mir sogar das Gepäck zu tragen. Dann verabschiedete er mich vor dem Gate und nickte mir lächelnd zu.
„Es war schön, dich kennen gelernt zu haben, Katy."
Sagte er und ich Erwiderte die Worte.
Als ich ins Flugzeug stieg, drehte ich mich nochmals um.
Mit der dummen und naiven Hoffnung, vielleicht doch irgendwo Drake zu entdecken, wie er sich durch die Menge an Leuten drückte und meinen Namen rief. Doch er war nicht hier. Wieso sollte er auch.
Ich warf noch einen letzten Blick auf Beverly Hill, auf das die Sonne fröhlich hinab schien, dann stieg ich in das Flugzeug. Es war also wirklich vorbei.
Nein, es ist noch nicht vorbei, es kommt noch ein Kapitel ;) also lest fleissig weiter! Und schreibt mir eure Gedanken in die Kommis! Findet ihr, Drakes Familie hat angemessen auf Katys Fehler reagiert?
Hab euch lieb ❥
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