'Es ist eigentlich der perfekte Punkt um es zu beenden. Ich habe meine Tochter verloren. Ich habe den Jimin, den ich kannte verloren. Ich habe meinen Lebenswillen verloren. Warum sollte ich es nicht hier und jetzt beenden. Es würde doch passen. Frau rutscht beim Gemüse schneiden aus und sticht sich mit dem Messer ins Herz. Hört sich doch gut an.' "Schatz?", fragt Jimin hinter dir. Er sieht dich mit kalten Augen an und mit dem gleichen kühlen Blich schaust du zurück. Wenn du ihn siehst, würdest du am liebsten wieder weinend zusammen sacken, obwohl es schon einen Monat her war. Schon ein Monat, seit Mina tot ist. "Lass uns reden.", sagt Jimin monoton. Du legst das Messer zur Seite und folgst ihm humpelnd zum Sofa. Er nimmt dich in die Arme, fest und unerwartet und das erste Mal, seit einem Monat, hat Jimins Umarmung wieder etwas warmes an sich. Etwas, was dich lächeln und weinen zu gleich lässt. "Lass uns darüber hinweg kommen. Lass uns eine Familie gründen, oder sogar zurück zu den Jungs ziehen und unsere Jugend auskosten, aber lass uns Mina nicht vergessen.", sagt Jimin und lächelt dich an. Seine Worte klingen so ehrlich, sie klingen wie eine süße Verlockung, aber du erlaubst es dir nicht nach der Sache mit eurer Tochter glücklich zu sein. "Ich kann nicht...", sagst du leise. "Du willst nicht.", korrigiert Jimin dich. Du siehst ihm tief in die Augen. "Hab ich recht?", fragt er. Du nickst unbewusst, als hätte er dich hypnotisiert. Doch dann kommt dir alles wieder in den Sinn. Ein Flashback. Du hast es genau vor deinen Augen, wie du  telefonierst, den entscheidenen Schritt gehst, die Treppe wie in Zeitlupe runter fliegst und im Krankenhaus aufwachst. Wie alle so verdammt müde aussahen, diese Müdigkeit, die einen älter werden lässt. An die Zeit nach deinem Unfall. An den ersten Schnitt, welchen du im Rohlstuhl gewagt hattest. Wie Jimin dich durch den Park gerollt hat, wie eine Leiche. Du fässt dir an den Kopf. Er schmerzt bei den Erinnerungen. Jetzt siehst du nur noch die eine Szene auf der Treppe, wie du immer und immer wieder fällst, wie du sie immer und immer wieder umbringst. Ohne es zu merken schreist du. Deine Füßen tun weh, kein Wunder, du darfst noch nicht gehen, eigentlich. Jimin packt dich an den Schultern, rüttelt dich, versucht dich zurück zu holen, aber du reagierst nicht. Erst das Klingeln holt dich zurück zu Jimin. Verwundert siehst du zur Tür. Eben konntest du noch gehen, doch jetzt sackst du zusammen Jimin nimmt dich auf den Arm und setzt dich sanft in den Rollstuhl. Er geht zur Tür und öffnet sie langsam. "Jimiiin!", ruft Tae. Du hast sie seit der Zeit im Krankenhaus nicht mehr gesehen. Irgendwas lösen sie in dir aus. Freude? Lebenskraft? Liebe? Du möchtest ihnen so nicht gegenüber treten und stützt dich aus dem Rollstuhl. Langsam humpelst du zur Tür. "Hey Leute.", sagst du und bist über deine Sprechart selbst überrascht. "Darfst du schon wieder gehen?", fragt Hoseok besorgt. "Darf sie nicht.", sagt Jimin und hängt dich über seine Schulter. Als er um die Ecke seid haut er dir auf den Po. Du verstehst die Welt nicht mehr, aber deine Gefühle. Du musst loslassen. Du musst die Freude an dich ran lassen und ihr nicht alle Türen verschließen. Eben dachtest du noch daran dir das Leben zu nehmen und jetzt, fünf Minuten später, lachst du wieder aus ganzem Herzen. "Das sieht doch schon sicherer aus.", sagt Namjoon lächelnd. Du merkst, dass sie vorsichtig mit dir sind. Sie kennen dich gut genug um genau zu wissen, dass deine Arme Aussehen wie durch einen Schredder gezogen, doch niemand spricht es aus. Jungkook kommt zu dir und lächelt. "Wie geht's dir?", fragt er schüchtern. Er ist besonders vorsichtig. "Ich werde darüber hinweg kommen.", sagst du ehrlich. Alle lächeln erleichtert. Ihr setzt euch in die Wohnstube und du rollst in die offene Küche, um Gläser zu holen, doch kannst du sie aus dem Rollstuhl nicht erreichen. Du stützt dich auf, doch wirst zurück gepresst. Yoongi lächelt dich an. "In welchem Schrank sind die Gläser?", fragt er. "Mitte.", antwortest du bloß. Yoongi gibt dir acht Gläser. Als du sie annimmst greift er deinen Arm und dreht ihn, so dass er die frischen Schnitte begutachten kann. "Du kommst drüber hinweg?", hinterfragt er deine Aussage. "Mit Hilfe.", sagst du daraufhin. "Nicht durch solche.", sagst du und deutest auf deine Arme. "Mit eurer.", sagst du und lächelst. Yoongi lacht zufrieden und schiebt dich in die Wohnstube. In dieser Runde zu sitzen und so innig zu lachen tut dir gut und trotzdem musst du zum Schluss weinen. Wegen all den Gründen, die du zum weinen hast. "Ich hätte sie so gern aufwachsen sehen...", sagst du schluchzend und klammerst dich um Jimin. 'Ihre ersten Schritte, ihre ersten Worte, ihren ersten Geburtstag, ihren ersten Freund, ihr lachen, ihr weinen. Ich werde es nie zu Gesicht bekommen...' "Noch seid ihr jung und könnt mit eurem Leben anfangen was ihr wollt.", sagt Yoongi. "Als wärst du älter...", sagt Jungkook leise. "Ihr könnt nochmal Eltern werden. Ich meine, Gesundheitlich war doch alles gut.", sagt Tae leise. "Nein... ich möchte nicht noch einmal... ich will diesen Schmerz nicht noch einmal spüren.... ich will mein Kind nicht ein zweites Mal verlieren.", sagst du leise. "Wer sagt, dass das noch mal passiert.", sagt Jin monoton. "Ich habe angst...", schluchzt du und drückst dich noch näher an Jimin. "Ich bin doch da..", flüstert er. In seinen Armen fühlst du dich sicher. Du würdest am liebsten für immer so verweilen. 'Ich darf nicht wieder in mein altes Muster verfallen. Ich muss positiv denken. Und ich brauche keine Angst haben.' "Jimin. Wenn es mir besser geht, in einem Jahr, dann lass es uns nochmal tun. ", sagst du und lächelst. "Aber erst, wenn es dir besser geht.", sagt er betont und küsst dich. "Sicher werde ich meine Zeit brauchen, doch mit dir, nein, mit euch schaffe ich das.", sagst du und lächelst. "Hört sich doch schon besser an.", sagt Hoseok und lacht. "Ich bin euch so dankbar.", sagst du ehrlich. "Awww... Danke!", sagt Tae und umarmt dich. "Mit euch schaffe ich es auf jeden Fall.", sagst du und lächelst.