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Lonely Heart

Hayho, Leute! 

zuerst einmal ist anzumerken, dass ihr, um das hier zu lesen, »Fighting Hearts« und »Fixing Hearts« von StreetSoldierin kennen solltet, um es zu verstehen. Beide Teile sind absolut empfehlenswert und die besten Bücher, die ich bis jetzt auf Wattpad gelesen habe.

Da dies eine Fanfiktion zu diesen Büchern ist, sind alle Rechte an Personen und ursprünglicher Handlung StreetSoldierin vorbehalten. Danke an sie, dass ich das hier schreiben darf.

Viel Spaß beim Lesen und wer es nicht kennt, lest die Bücher, es lohnt sich total!

Frohe Weihnachten!

~~~~~~~~~

Ein Jahr. Es war nun über ein Jahr her, dass ich mitbekommen hatte, dass Jel mich betrogen hatte. Vor über einem Jahr war ich einfach weggerannt, viel zu aufgebracht, um noch rational denken zu können. Seit über einem Jahr lebte ich jetzt schon wieder auf der Straße.

Wie ich den letzten Winter überstanden hatte, war mir ein Rätsel, grenzte fast schon an ein Wunder und auch dieses Jahr war es eine Woche vor Weihnachten wieder so kalt geworden, dass ich jeden Abend beim Einschlafen Angst hatte, morgens nicht mehr aufzuwachen. Das erste Weihnachten war vier Tage nach meiner Flucht gewesen. Ich war ziellos durch die Stadt gelaufen, hatte mich versteckt, sobald ich jemandem begegnet war und hatte all die geschmückten und beleuchteten Fenster betrachtet, hinter denen glückliche Familien um einen Weihnachtsbaum saßen und tausende Euro werte Geschenke auspackten oder gemeinsam am Tisch saßen und sich das beste Essen des Jahres schmecken ließen, bis sie fast platzten, sich erschöpft im Stuhl zurück lehnten und sich gegenseitig Komplimente machten, dass sie sich alle dieses Jahr mal wieder selbst übertroffen hätten. Und ich stand auf der Straße vor ihren Häusern, hungrig, nur mit dem Besitz, den ich bei mir trug, ohne Familie oder einem Ort zum Schlafen. Am Ende des Tages hatte ich mich in den Eingang eines Firmengebäudes gelegt, im Gegensatz zu der Zeit, bevor ich zu den Männern gekommen war, ohne Schlafsack oder Decke, ohne das Essen, das mein Vater uns besorgt hatte und ohne Scotty. Wenigstens hatte ich eine Winterjacke gehabt, eine recht hochwertige noch dazu, die ich in der darauffolgenden Woche verkauft hatte, um mir von dem Geld eine billigere Jacke und etwas zu essen für ein paar Tage zu kaufen.

Und nun, genau ein Jahr später, war es wieder Weihnachten. Und während alle anderen sich über die weiße Weihnacht freuten, fand ich den Schnee, der überall lag und immer noch vom Himmel fiel, alles andere als schön. Kaum saß ich eine halbe Stunde irgendwo ruhig herum, war auf meinem ganzen Körper eine dünne Schneeschicht und die kalten Flocken ließen mich zittern.

Zwei Jahre war es her, dass wir von unserer Gefangenschaft befreit worden waren, ein Jahr, seitdem ich mein vorrübergehendes Leben in Luxus, das mir schon immer wie ein viel zu schöner Traum vorgekommen war, hatte aufgeben müssen. Und trotzdem bereute ich nichts von dem, was ich an diesem Tag entschieden hatte. Jel hatte bei all dem, was er getan hatte, gewusst, dass er das Einzige war, das ich noch hatte und mir, wenn er mich ersetzen würde, nichts mehr bleiben würde. Und trotzdem hatte er sich gegen mich und für Silvester entschieden. Und ich konnte ihm noch nicht einmal böse sein, konnte ihn sogar verstehen. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass mein Gesellschaftsstatus alles zerstören würde und es bloß nie wahr haben gewollt. Wahrscheinlich hätte er mich nicht einmal rausgeworfen, hätte ich ohne Gegenleistung trotzdem bei seiner Familie wohnen bleiben dürfen. Aber das war für mich nie eine Option gewesen, als drittes Rad am Wagen, als übergebliebener Exfreund mich von ihm und seiner Familie durchfüttern zu lassen. Ich hätte es nicht ertragen, Jel, meine große Liebe, mit einem anderen Jungen zu sehen, ihn umarmend, ihn küssend, ihn liebend.

Und auch, Jaden dort zu lassen, war eine gute Entscheidung gewesen, dort hatte er die Chance auf eine Zukunft, eine Perspektive, die ich ihm nie hätte bieten können. Und für Jel war er genauso ein Bruder geworden wie für mich. Es hatte weh getan, seinen Geburtstag nicht feiern zu können, Jels Geburtstag und auch an meinem nur allein auf der Straße zu sitzen, vor mir die Flamme eines Teelichts, allem was ich in diesem Jahr bekommen würde.

In den letzten zwölf Jahren hatte ich ein Mal Weihnachten gefeiert, doch dieses eine Mal hatte gereicht, damit ich mich nun mehr denn je danach sehnte.

Ich sah auf, als ein alter Mann vor mich trat, in abgenutzten Klamotten und mit ungepflegten Haaren. Mit brüchiger Stimme fragte er mich, ob ich Zigaretten für ihn hätte und ich zögerte kurz, bevor ich die Schachtel mit den vier übrigen Glimmstängeln aus meiner Jackentasche zog, die ich vor längerer Zeit gefunden hatte und die ich bis auf diese letzten schon ganz verbraucht hatte. Das Rauchen beruhigte mich, wärmte mich für kurze Zeit und ließ mich für einen Moment klarer denken. Angst vor Krebs oder ähnlichem hatte ich nicht, denn bis dahin wäre ich schon lange erfrohren oder verungert. Die Lebenserwartung eines Obdachlosen war nicht allzu hoch. Und genau das war es, was mich so verzweifelte. Dass der gesellschaftliche Unterschied zwischen Jel und mir nie hätte größer sein können. Er war reich, anerkannt und hatte ein sorgenfreies Leben und ich war nichts als ein Penner.

Ich seufzte und drückte dem Obdachlosen vor mir die restliche Schachtel in die Hand. Er sah mich bloß erstaunt an.

Ich lehnte mich an die Hausmauer hinter mir zurück und murmelte leise: "Frohe Weihnachten"

Weihnachten. Das Fest der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Nicht, dass sich mir gegenüber heute irgendwer hilfsbereit verhalten hätte. Aber ich lag nunmal unter dem Rand der Gesellschaft. Ich war kein Mensch, für den diese Grundsätze galten.

Aus Gewohnheit wollte ich mir durch die Haare streichen, doch meine Hand fühlte nichts als Stoppeln. Ich hatte mir vor einer Woche von einem Obdachlosen, der ein Rasiergerät besaß, die Haare abrasieren lassen, da sie nur noch ungepflegt und unhygienisch gewesen waren. Ich hatte uns beiden den Zutritt zu einer öffentlichen Toilette gezahlt, wo er sich hatte frisch und sauber machen können, im Gegenzug dazu hatte er mir die Haare rasiert.

Es war besser so.

Jel hätte es nicht gefallen, er mochte keine kurzen Haare, doch ihn betrafen meine Entscheidungen nicht mehr. Es war nicht so, dass ich ihn in dem Jahr nicht mehr gesehen hätte, wir wohnten schließlich immer noch in der selben Stadt und ich hatte ihn das ein oder andere Mal kurz beobachtet, wenn er zur Psychologin gegangen war oder aus der Schule gekommen war und nie hatte er mich dabei gesehen. Das schlimmste aber war vor zwei Tagen gewesen. Ich war in der Fußgängerzone gesessen, vor mir einen leeren Becher, in der Hoffnung, vielleicht so etwas Geld für ein Abendessen, und wenn es nur eine trockene Scheibe Brot war, zu bekommen, als ich auf einmal Jel bemerkt hatte, der durch die Straße gebummelt war und die Schaufenster gemustert hatte. Und neben ihm - Sylvester. Ich hatte nicht schnell genug reagiert, um mich verstecken zu können und im nächsten Moment waren sie schon viel zu nah gewesen, als dass ich ohne Aufmerksamkeit zu erregen noch abhauen hätte können. Also war ich sitzen geblieben, wie zuvor, unauffällig. Und Jel, mein Jel, hatte mir nur einen flüchtigen Blick zugeworfen, mich nicht erkannt. Mein Jel, der jahrelang mein ein und alles, mein einziger Grund zum Leben gewesen war und es bis heute geblieben ist, auch wenn ich inzwischen nicht mehr sein Freund sein durfte. Trotzdem würde ich nie aufhören, ihn zu lieben, nur für ihn zu leben. Aber umso mehr hatte es weh getan, seine Stimme zu hören, seine Stimme, die, in meine Richtung nickend, gesagt hatte: "Ich halt das nicht mehr aus. Die sind echt überall in der Stadt."

Unendlich oft hatte ich mir in den letzten Tagen diese zwei Sätze immer und immer wieder durch den Kopf gehen lassen, hörte immer noch Jels sonst so unfassbar gutmütige Stimme, die Verachtung und Ekel in sich trug. Das war es, was mein ehemaliger fester Freund, meine große Liebe für mich empfand. Ekel, Abscheu, Verachtung. Und nie zuvor hatte ich mich so wertlos gefühlt, auch nicht in unserer Zeit bei den Männern, denn die hatten uns zwar wie Dreck behandelt, aber das Wissen, dass sie Perverse waren, die Jugendliche entführten und missbrauchten, hatte es erträglich gemacht und uns vor Augen geführt, von wem diese Aussagen kamen und wie falsch sie waren. Aber wenn Jel, die ehrlichste, unschuldigste und liebevollste Person, die ich mir vorstellen konnte, das von mir dachte, dann wusste ich, dass es die Wahrheit sein musste.


Nun war es heilig Abend, inzwischen war es dunkel geworden und doch war es noch nicht allzu spät. Ich wusste nicht, was mich dazu bewegte, aber meine Beine hatten mich wie von selbst zu der Kirche getragen, wo gerade die Glocken zur Weihnachtsmesse läuteten. Ich war nicht gläubig, seit der Zeit bei den Männern wusste ich, dass es keinen Gott gab, oder, wenn doch, er sich nicht für mich interessierte. Nein, es war kein Gott gewesen, der uns damals gerettet hatte. Es waren wir gewesen, war Jel gewesen. Jel, der für uns alle immer ein Engel gewesen war, der als einziger clever und mutig genug gewesen war, eine Flucht zu planen. Und nicht nur ein Mal, sondern sogar zwei Mal hatte er uns dort raus geholt. Und trotzdem war es nicht der Glaube, der mich hier hin gebracht hatte, sondern die Sehnsucht nach dem Gefühl der Gemeinschaft, das ich so sehr vermisste. Als Obdachloser war ich in der Gesellschaft immer außen vor, fühlte mich ausgeschlossen und alleine, was ich ja auch war. Doch hier, in der Kirche, war jeder willkommen. Nächstenliebe, Gemeinschaft von allen, Hilfe für die Armen, das war es, was die Kirche vertrat. Dachte ich zumindest. Denn kaum hatte ich die Kirche betreten und mich auf eine der hintersten Bänke gesetzt, in der ganzen Kirche waren noch Stimmen zu hören und der Gottesdienst hatte noch nicht angefangen, kam ein Mann im Kirchengewand auf mich zu, der nicht der Pfarrer war. Seine Hand legte sich schwer auf meine Schulter und drehte mich so zu ihm um.

»Verschwinde von hier. Wir können sowas hier nicht gebrauchen.«

Sprachlos sah ich zu dem kräftigen Mann auf, begriff nicht so recht, was hier los war.

»Entschuldigung, aber es ist Weihnachten. Das ist die Weihnachtsmesse.«

»Das mag sein, aber nicht für so jemanden wie dich. Die Messe ist für Familien und Kinder und Erwachsene und nicht für irgendwelche Penner. Wenn du unbedingt beten willst, dann tu das unter irgendeiner Brücke oder in deinem Pappkarton. Und jetzt verschwinde.«

Die Stimme des Mannes war etwas lauter geworden, doch ich schüttelte den Kopf.

»Ich habe doch genau wie jeder andere hier das... au!«

Der Mann hatte meinen Oberarm gepackt und mich so in die Höhe gezogen, was mich hatte aufschreien lassen. Die ganze anwesende Gemeinde hatte sich zu uns umgedreht und beobachtete nun, wie ich aus der Kirche gezogen und geschupst wurde. Ich wehrte mich weiterhin, wollte dort bleiben, diesen Traum des ein Mal Dazugehörens nicht aufgeben. Doch mitten in der Bewegung erstarrte ich plötzlich, als eine bekannte Stimme sich über die Menge hinweg erhob: »Jess!«

Erschrocken drehte ich mich um, es war Jel, der mich gerufen hatte und nun über die Bank kletterte und auf mich zukommen wollte, Jaden ihm dicht auf den Fersen. Am liebsten wäre ich in diesem Moment einfach weg gerannt, um nicht noch einmal den Schmerz spüren zu müssen, sie zu sehen, doch der Mann hielt mich weiterhin mit hartem Griff am Oberarm fest. Mit drei Schritten war mein ehemaliger Freund bei mir und umarmte mich stürmisch, wobei stumme Freudentränen über sein Gesicht rannen. Wie in Hypnose konnte ich nicht anders, als sie mit dem Finger aufzufangen. Direkt darauf wurden wir jedoch auch schon wieder getrennt, als der Mann im Kirchengewand wieder unnachgiebig an meinem Arm zog und mich dadurch weiter aus der Kirche nach draußen zwang. Und ich hatte nur einen Gedanken. Sobald ich draußen war, musste ich hier weg. Ein längeres Treffen würde bloß jedem von uns schaden.

»Lassen Sie ihn los! Wo bringen Sie ihn hin?«

Ich sah überrascht zu Jaden, von dem ich so viel Mut gar nicht kannte.

»Raus aus der Kirche. Solche Leute haben hier nichts zu suchen und schon gar nicht in der Familienmesse.

»Wieso? Damit die armen Kinder nicht sehen, dass es auch eine nicht so schöne Seite des Lebens gibt? Ich dachte, zur Weihnachtsmesse sei JEDER herzlich eingeladen? Ich dachte, die Kirche solle ein Zufluchtsort für JEDEN sein, der ihn braucht? Und wer könnte ihn bitte mehr brauchen?«

Der Mann funkelte Jaden böse an.

»Du kannst gerne mit ihm zusammen raus fliegen. Aber Penner haben bei uns nichts zu suchen.«

Ich sah auf, versuchte, die beiden Jungen zu beruhigen.

»Ist schon gut.«

Jetzt war es jedoch an Jel, wütend zu werden. Er griff nach Jadens Hand und meinem Arm und zog uns beide mit sich.

»Da haben Sie es. Wir sind schon weg.«

Ich wurde von Jel geradewegs auf die Straße gezogen, wo er mir erneut um den Hals fiel.

»Jess. Wir haben uns so riesige Sorgen gemacht. Wieso bist du weg? Du musst nicht mehr auf der Straße leben, nie mehr, hörst du? Du hast doch uns, das war dir doch immer genug.«

Diese Worte legten einen Schalter in mir um, ich riss mich los, wich fluchtartig ein paar Schritte zurück und Tränen traten mir in die Augen.

»Für mich war es genug, mehr als genug. Aber für dich anscheinend ja nicht. Wieso hast du mich so oft angelogen? Du hast immer gesagt, dass dir unser Klassenunterschied nichts ausmachen würde. Aber das hat er dann ja wohl doch.«

»Wovon redest du eigentlich? Jess, bitte, ich liebe dich immer noch. Keiner von uns weiß, warum du überhaupt weg bist.«

Wie auf ein wildes Tier kam Jel vorsichtig, mit ausgestrecktem Arm auf mich zu. Ich schluchzte auf. Wieso musste er so mit meinen Gefühlen spielen?

»Sag das bitte nicht. Ich weiß, dass es nicht wahr ist und du tust mir damit nur noch mehr weh.«

Inzwischen war Jel nah genug bei mir, um seine Arme beschützerisch um mich zu legen. Seit wann war es eigentlich Jel, der mich beschützte? Dass er der psychisch Stärkere von uns war, war mir immer bewusst gewesen, doch normal war er auch viel empfindlicher als ich.

»Ich muss wieder los. Ich... ich darf eh nicht in den Gottesdienst und... ich muss weg von hier.«

»Nein, Jess, bitte! Du musst das nicht! Lass uns wenigstens kurz reden!«

»Wir... Wir hätten uns heute nie begegnen dürfen... Was- was habt ihr eigentlich hier gemacht? Ihr wart doch noch nie gläubig.«

Jel warf Jaden einen kurzen Blick zu.

»Jaden, gehst du schon mal meine Eltern anrufen, dass wir Jess gefunden haben?«

Der Kleinere nickte und verschwand hinter einer Hausecke.

»Wir waren letztes Jahr fix und fertig, weil du einfach weg gelaufen bist. Und in der Zeit hat Jaden angefangen, sich Gott als Ansprechpartner zu suchen. Und deswegen wollte er heute hier her. Es ging ihm wirklich schlecht, uns beiden. Und allen anderen auch. Meine Eltern haben sich wahnsinnige Sorgen gemacht und Miles ist am Anfang jeden Tag bei uns aufgekreuzt um zu erfahren, ob es Neuigkeiten gibt.«

Ich schluckte.

»Bitte, Jel. Hör auf. Du machst es mir bloß noch schwerer und dir auch.«

»Was mache ich schwerer?«

»Zu gehen. Gleich wieder zurück zu gehen, auf die Straße und euch wieder zu verlassen.«

»Du musst das nicht! Bitte, wir haben dich doch gerade nach über einem Jahr wiedergefunden. Du musst nicht wieder weg.«

»Doch, muss ich! Du verstehst das nicht. Ich könnte nicht damit leben, immer in deiner Nähe zu sein, aber zulassen zu müssen, dass du mit Anderen rummachst. ich liebe dich, immer noch, und das sehen zu müssen würde mir das Herz brechen. Du bist alles gewesen, das ich noch hatte. Alles, das ich jemals hatte, seitdem ich zu den Männern gekommen bin, seit Scottys Tod. Du bedeutest mir, immer noch, alles.«

»Ich liebe dich doch auch!«

»Das hat sich aber anders angehört.«

»Wovon redest du?«

»›Ich halt das nicht mehr aus? Die sind echt überall in der Stadt?‹ Ich weiß, dass ich nur ein verdammter Penner bin. Aber dich so sprechen zu hören...«

»Was... Woher?«

»Du hast mich nicht einmal erkannt. Nach so vielen Jahren. Aber es ist okay, wenn du so über mich denkst.«

»Jess, hör mir zu! Es gibt Gründe, warum ich keinen Obdachlosen mehr ansehen kann und warum ich es einfach nicht mehr ertragen kann, dass die ganze Stadt voll mit denen ist.«

»Mit uns.«

Jel ging nicht darauf ein.

»Jedes Mal, wenn ich jemanden auf der Straße sitzen sah, musste ich daran denken, dass du alleine da draußen bist. Dass ich dich allein gelassen habe und das hat mich fertig gemacht. Macht es immer noch. Jess, ich liebe dich.«

»Und was ist mit Silvester? Wann hast du aufgehört, für ihn so zu empfinden? Du kannst nicht beides haben. Mich und ihn. Also bleib bei ihm, denn für mich ist es zu spät. Außerdem ist er viel...« Ich brach ab.

»Was? Silvester?«, Jel schien verwirrt, »Da läuft nichts zwischen uns.«

»Ich habe euch damals gehört, als er es dir gesagt hat. Du hast gesagt, du fühlst so wie er und ihr müsset es bloß noch mir sagen. Du kannst mir nicht erzählen, dass da nichts läuft, zumal ich euch ja dann auch nicht mehr im Weg stand.«

»Silvester... Oh Gott, nein. Du bist wegen diesem Gespräch weg, oder?«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Jess, hör mir zu. Du musst mir glauben. Silvester wollte nie etwas von mir und ich auch nicht von ihm, schließlich hatte ich dich. Es ging nie um mich. Es ging um Jaden!«

»Um Jaden?«

»Ja! Silvester hatte sich total in deinen Bruder verguckt. Das hat sich mit der Zeit wieder gelegt, aber darüber hatte er mit mir gesprochen! Es ging nie um uns.«

»Also hast du... war ich...«

Jel zog mich in eine feste Umarmung.

»Ich bitte dich, Jess, ich flehe dich an. Komm zurück. Sei wieder mein Freund, sei wieder mit mir zusammen. Oder komm wenigstens so zurück, meine Eltern lieben dich wie einen Sohn, Jaden braucht dich. Und ich auch. Ich liebe dich.«

Ich schluchzte auf, erwiderte Jels Umarmung. Alles hätte so einfach sein können, hätte ich ihm bloß vertraut. Und jetzt, durch so einen Zufall, löste sich das ganze Missverständnis wieder auf. Wie in Zeitlupe nickte ich leicht. 

Vielleicht gab es ja doch so etwas wie ein Weihnachtswunder.

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