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Kapitel 23

Dienstag | 26.04. | 18:49

»Soll ich beginnen?«, fragte ich.

»Gerne.«

»Wie ist es einen Bruder zu haben?«

Wir müssen nicht direkt übertreiben. Die Frage war nicht spannend, wahrscheinlich war sie eine, die Leute mit Geschwistern, sehr oft beantworten mussten, aber als Einzelkind konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie es war, einen Bruder zu haben.

James runzelte seine Stirn, wirkte verwirrt, schien dann aber zu realisieren, dass ich keine Geschwister besaß und sagte: »Es ist wirklich schwer zu sagen. Als ich jünger war, fand ich Ryan nervig, aber als das mit meiner Mom und meinem Dad begann, war er am Boden zerstört und auch mir ging es nicht viel besser. Die Probleme zwischen unseren Eltern haben dazu geführt, dass Ryan mich mehr unterstützte. Ich war gerade einmal zehn und mein Bruder 13, deswegen verstand er mehr von der gesamten Situation. Hin und wieder stritten wir uns, wie Geschwister es eben tun, aber die meiste Zeit halfen wir uns gegenseitig.

Tatsächlich hatten wir gar nicht so viel Kontakt zueinander, weil ich sehr viel im Internat war, aber als Mom starb, merkten wir, wie sehr wir uns wirklich brauchten. Ohne Ryan hätte ich es wahrscheinlich schlechter verarbeitet. Er hat mir auch geholfen, als ich verwirrt war, aufgrund meiner Gefühle für dich. Ryan war derjenige der mich dazu überredet hat, es zu versuchen – eigentlich ist er daran schuld, dass ich dir nähergekommen bin.«

»Das ist doch gut, oder?«, fragte ich James neckend, welcher leicht rot geworden war und lächelte. »Frag mich etwas.«

»Waren du und Amanda einmal richtig befreundet?«

»Schwierige Sache«, meinte ich. Für ein paar Sekunden schwieg ich, dachte nach, wie ich es erklären sollte und merkte, dass es komplizierter war, als man vielleicht dachte.

»Unsere Klasse hat mich immer gehasst, weil ich gut in der Schule war, LGBTQ+ unterstütze und im Allgemeinen anders war. Es ist sehr selten passiert, dass mich jemand körperlich angegriffen hat oder ähnliches, aber ich habe mich mit der Zeit begonnen zu hassen, weil ich eigenartig war, und sich niemand mit mir anfreunden wollte. Ich muss zugeben, ich bin auch einfach nicht normal. Die meisten fanden es komisch, wenn ich Blümchen auf Stundenwiederholungen zeichnete, weil ich fertig war und die Übungen einfach fand. Irgendwann merkte meine Klassenbetreuerin, dass ich keine Freunde habe. Du musst wissen, ich habe ein wirklich gutes Verhältnis zu den meisten Lehrer:innen, was nichts daran ändert, dass ich trotzdem Leistungen erbringen muss, um eine gute Note zu bekommen. Sie wollte, dass ich Freundschaften schließe und deswegen hat sie Amanda darum gebeten, sich mit mir anzufreunden. Überraschung! Erzwungene Freundschaften funktionieren nicht!«

James merkte die Traurigkeit in meiner Stimme und versuchte mich aufzumuntern. »Ich wette, die Blümchen auf deinen Wiederholungen sind schöner als die meisten im Fach, das sich aufs Malen und Zeichen spezialisiert.«

Ich musste lachen. Natürlich will er mich aufmuntern.

»Soll ich dich jetzt etwas fragen? Darf ich dich etwas fragen?«

»Wir spielen ein Fragespiel, Madison. Ich glaube, du hast das Prinzip noch nicht ganz verstanden«, meinte James lachend.

»Ach, halt den Mund«, regte ich mich auf und gab ihm einen Stoß gegen die Schultern. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, blieb still, bis James schließlich etwas fragte. »Wie stehst du eigentlich zu deinem Aussehen? Was magst du am meisten?«

Ich begann lauthals zu lachen, weil ich eindeutig nicht verstand, dass es eine ernstgemeinte Frage war, doch als mich James immer eigenartiger anschaute, wurde mir bewusst, dass er es nicht als Witz gemeint hatte.

»Ich verstehe nicht, was an der Frage witzig sein soll.«

»Eigentlich ist nichts an der Frage witzig und an mir ist auch nichts schön.«

»Sag sowas nicht«, entgegnete James gefühlsvoll. »Du bist wunderschön.«

Wunderschön.

Ich erwiderte nichts, schwieg und lauschte der Melodie des gerade spielenden Songs.

»Was magst du an meinem Aussehen?«, fragte der Braunhaarige.

Ich blieb weiterhin ruhig und starrte den Boden an, während ich über seine Frage nachdachte. James war der attraktivste Mensch, den ich kannte und er sah nicht nur unfassbar gut aus, sondern besaß ebenso einen Charakter aus Gold, und das machte mich teilweise traurig, weil ich wusste, dass mich niemand auf diese Art und Weise jemals sehen würde.

»Madison?«, machte James auf sich aufmerksam. »Antwortest du noch?«

»Ich mag alles an deinem Aussehen«, erwiderte ich. »Am meisten deine Augen. Sie drücken so viele Gefühle auf einmal aus und glänzen immer wunderschön, selbst wenn du weinst. Ich liebe dieses dunkle Braun, das schwarz viel mehr ähnelnd. Diese Dunkelheit erinnert mich an die Nacht und den Mondschein, aber anderseits erinnert mich das Dunkle ebenso an den Ozean. Deine Augen wirken so geheimnisvoll und unerforscht. Das mag vielleicht bescheuert klingen, aber ich liebe nichts mehr, als die Gefühle, die du in mir auslöst, indem du mir nur in die Augen schaust.«

Die Worte flossen über meine Lippen, während ich mich nicht traute, James anzuschauen, weil es mir ein wenig peinlich war, vor ihm, über ihn zu schwärmen. James merkte, dass ich nervös wurde und versuchte mich direkt zu beruhigen.

»Weißt du, was ich am schönsten an dir finde?«. Er hob mein Kinn an, um mir in die Augen zu schauen, und dieser Augenkontakt, fühlte sich viel intimer an als normalerweise. »Dein Gesicht.«

»Ich hasse es«, flüsterte ich.

»Ich lieb es.« Seine Finger strichen über meine Wangen, welche auf die Berührungen reagierten und noch heißer wurden. »Dein Gesicht ist bezaubernd. Diese rosa Lippen, die süße Nase, die roten Wangenbacken und deine blaugrauen Augen harmonieren mit den brauen, gewellten Haaren. Ich könnte dich stundenlang anschauen und würde mich nicht sattgesehen haben.«

»Du brauchst dringend eine Brille, falls du die Pickel in meinem Gesicht nicht entdeckt hast.«

»Madison...In deinen Augen sind sie hässlich, für mich sind sie ein Teil von dir, den ich genauso liebe wie jeden anderen. Um uns auf den Boden der Tatsachen zu bringen – jeder Jugendliche hat irgendwann irgendwelche Unreinheiten im Gesicht. Manche haben es stärker, andere weniger stark. Die Pickel in meinem Gesicht fallen dir nicht so stark auf, aber sie sind trotzdem da und das ist in Ordnung. Versuch dir keinen Druck zu machen wegen deinem Aussehen.«

»Ich werde es versuchen«, meinte ich. Du hast die Stimmung komplett zerstört, Madison.

»Dir schwirrt eine Frage im Kopf, sonst wärst du nicht so still«, sagte James. »Frag ruhig.«

Seine Vermutung war richtig, denn es gab einige Sachen, die mich interessierten, doch die meisten Fragen waren traurig, weshalb ich lieber nichts sagen wollte.

»Ich will dir nicht die Laune verderben.«

»Du darfst meine Laune zerstören.«

Ich atmete tief ein und fragte geradeaus: »Was würdest du als den traurigsten Moment deines Lebens bezeichnen?«

Zuerst war ich mir sicher, dass der braunhaarige Junge überlegen würde, doch er schien sich an genau einen Moment zu erinnern, den er nie vergessen würde.

»Ich habe gesehen, wie meine Mutter sich umgebracht hat.«

Die erste Träne floss über James' Wange.

»Ich war dabei und habe sie nicht davon abgehalten, weil ich zu jung war und nicht verstand, was sie machte. Sie stand vor dem Spiegel und schluckte Schlaftabletten, als ich die Tür öffnete. Weißt du, was ich gemacht habe, Madison? Rein gar nichts. Ich bin dagestanden und habe nichts gemacht. Mom hat erst spät gemerkt, dass ich da war und als sie sah, dass ich mich ebenso im Bad befand, kam sie auf mich zu und umarmte mich. Es wird alles gut. Das waren ihre letzten Worte, die sie sagte, als sei mich im Arm hielt und ich mich nicht rühren konnte, bis sie schließlich umkippte und vor meinen Augen starb.«

»James...« Ich nahm seine Hand. »Du hast nichts falsch gemacht, es war ihre Entscheidung. Ich weiß, dass klingt wirklich hart, aber du musst versuchen, zu akzeptieren, was passiert ist. So etwas geschieht nie grundlos.«

»Man hätte ihr helfen können«, flüsterte er. »Ich hätte ihr helfen können.«

»Du warst zu jung, um etwas zu verstehen.«

»Ich war verdammt noch mal 14!«, meinte James lauter. »Ich war alt genug, um ihr zu helfen oder um jemanden darum zu bitten, ihr zu helfen.«

»James, du wärst nie alt genug gewesen, weil es um deine Mutter ging. Weil du wusstest durch welche Hölle sie ging. Weil du ihren Schmerz selbst spürtest.«

Er erwiderte nichts, versuchte nicht, ein Argument zu finden, das sagte, dass er es falsch gemacht hatte, denn das hatte er nicht. Er war zu jung. Zu schockiert. Zu beängstigt.

»Du warst erst 14. Es ist klar, dass du in diesem Alter verstehst, was passiert ist, aber es ging um deine Mutter, das hat alles schwieriger gemacht. Du hast miterlebt, wie sie von deinem Vater missbraucht wurde. Wie sie geschlagen wurde. Wie sie jeden Tag Schmerzen spüren musste. James, du liebst sie und hast ihre Schmerzen wahrgenommen und ebenso gespürt, und deswegen konntest du nicht sofort darauf reagieren – und das ist in Ordnung. Niemand nimmt es dir übel.«

»Ryan war wütend«, entgegnete James.

»Und ich bin mir sicher, dass sich diese Wut schnell legte und er sich dann entschuldigte. Wie alt war er? 17? Ryan hat alles verstanden, ihm war vollkommen bewusst, was deine Mutter durchlebte und er war überfordert und beängstigt. Er konnte mit seinen Gefühlen nicht umgehen und hatte keine Nerven mehr dafür, sich um dich zu kümmern.«

»Können wir das Thema wechseln?«

»Du kannst nicht dein gesamtes Leben vor dieser Angst wegrennen.«

Erneut entstand eine unangenehme Stille.

James wollte meinen Worten kein Vertrauen schenken, gab sich selbst die Schuld für etwas, an dem er wahrscheinlich nichts hätte ändern könnten und litt drei Jahre später noch darunter.

»Wie war deine Mutter? Was hat sie mit dir am liebsten gemacht?«

»Wieso tust du mir das an?« Er schaute mir direkt ins Gesicht und die Traurigkeit, die seine Augen widerspiegelten, brach mir das Herz, doch ich ließ das Thema nicht fallen.

»Du musst lernen die Momente, die ihr hattet, in positiver Erinnerung zu behalten.«

James seufzte, er war genervt von mir, verstand jedoch, dass es wichtig war, loszulassen und begann zu erzählen: »Ryan, Mom und ich sind jeden Freitagabend in die Wohnung gegangen, in der ich jetzt wohne, und haben eine Folge einer Serie geschaut. Wir blieben immer über Nacht bis Samstagabend. Es waren die einzigen 24 Stunden der Woche, in denen meine Mutter meinen Vater nicht sehen musste und jedes Mal, als es nur uns drei gab, wirkte sie befreit und erleichtert, kümmerte sich um ihre Kinder, lernte mit uns, spielte etwas mit uns, konnte lachen und weinen, weil sie so stark lachte. Sie war kaum wiedererkennbar, wenn mein Vater sie nicht kontrollierte, aber ihre echte Seite gefiel mir immer besser.«

»James, sie war einfach sie selbst und war glücklich, weil sie bei euch sein konnte, ohne an die Probleme, die sie zuhause erwarteten, denken zu müssen«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »Ich hätte deine Mutter gerne kennengelernt, und auch wenn ich noch nie ein Wort mit ihr gesprochen habe, bin ich mir sicher, dass sie einer der stärksten Frauen war, die es gab. Aber jeder hat eine Grenze – sie hat diese damals erreicht. Es ist traurig, dass ihr nicht geholfen werden konnte, aber sie hätte nicht gewollt, dass du untergehst.«

»Danke, Prinzessin.« Und diesmal sagte ich ihm nicht, er solle mich Madison nennen, denn ich wollte seine Prinzessin bleiben.

»Können wir jetzt das Thema wechseln?«, fragte James.

»Ich habe dich lang genug gequält.«

»Bleiben wir bei Müttern, um dich zufrieden zu stellen«, meinte er. »Hast du schon einmal an Kinder gedacht? Willst du welche haben?«

»Puhh.« Ich atmete deutlich aus. Die Frage kam unerwartet. »Ich glaube, dass ich zu jung bin, um über so etwas nachzudenken. Ich bin bereits überfordert damit, Jugendliche zu sein, und ich habe das Gefühl, dass ich erst einmal herausfinden muss, was ich selbst möchte, bevor ich so viel Verantwortung übernehmen kann. Verstehst du, was ich meine?«

»Ja, das ist nachvollziehbar«, erwiderte James mit immer röter werdenden Wangen.

»Wieso jetzt so schüchtern und verlegen?«, neckte ich ihn.

Der Braunhaarige lachte nur und schaute mich beschämt an.

»Unwichtig.«

»Ich nerv dich weiter«, meinte ich und begann ihn zu kitzeln. James prustete direkt los, was mich nicht daran hinderte, weiterzumachen.

»Hör auf!«, quietschte der Braunhaarige.

Dass solch hohe Töne noch aus seinem Mund kommen können.

»Ich höre erst auf, wenn du mir antwortest.«

»In deinen Träumen vielleicht.«

Ich ließ ihn nicht in Ruhe, quälte ihn weiter, um eine Antwort zu bekommen, doch der eigentliche Grund, wieso ich ihn weiterhin nervte, war, um das Lachen zu hören, das ich so sehr liebte, von dem ich nie genug bekommen konnte. Er ist zu süß.

James glich mittlerweile einer Tomate, hielt mich plötzlich fest an meinen Händen und gab sich geschlagen.

»Ich warte auf eine Erklärung«, meinte ich siegessicher.

»Es ist verdammt peinlich«, warnte er mich. »Ich habe schon öfters darüber nachgedacht und...«

»Und?«

James schaute auf den Boden, traute sich nicht, mich anzuschauen und erklärte: »Es macht mir Spaß mit Kindern Zeit zu verbringen und mitzuerleben, wie sie älter werden und immer mehr entdecken. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es furchtbar sein kann, ein Kind, mit einer Person, die man liebt, aufzuziehen. Natürlich, es gibt ab und zu sicherlich Probleme, weder Kleinkinder noch Jugendliche sind einfach zu erziehen und auch im erwachsenen Alter brauchen sie Unterstützung, aber ich glaube, dass nichts so schlimm sein könnte, dass ich meine Meinung ändere. Es gibt kaum etwas, wo ich mir so sicher bin, dass ich es möchte, aber Vatersein gehört zu den Dingen, die ich eigentlich unbedingt erreichen will.«

»Was ist daran so schlimm? Es ist echt schön sowas, von jemanden wie dir, zu hören.«

»Jemanden wie dir

»Ich dachte, dass es sein könnte, dass dir deine Eltern das Gefühl vermittelt haben, dass Kinder nur Probleme mit sich bringen, deswegen freut es mich, zu hören, dass es nicht so ist.«

»Das Gefühl habe ich immer nur von meinem Vater bekommen. Er hat Ryan und mich gehasst.«

»Du wirst bestimmt ein guter Vater«, meinte ich, »und definitiv einer, der sich mehr um seine Kinder kümmert, als es dein eigener Vater getan hat.«

»Das hoffe ich.«

»Das beantwortet immer noch nicht meine Frage. Was fandest du peinlich?«, neckte ich ihn weiter.

Der Braunhaarige verdrehte die Augen, atmete deutlich aus und erklärte: »Es ist schon ein wenig eigenartig, wenn man bedenkt, dass wir uns noch nicht lange kennen und-«

»Du dachtest daran, eine Familie mit mir zu gründen?«, fragte ich. Früher hätte ich so eine Erkenntnis schockierend gefunden, doch von James hören, dass er darüber nachgedacht hatte, fand ich sogar süß und sein rotes Gesicht verstärkte das.

»Nein!«, widersprach er sofort. Ich runzelte die Stirn. »Also...ähm...ich habe es mir nur vorgestellt und nicht...«

Er brach ab, fuhr sich nervös durch die Haare und ging meinen Augen aus dem Weg. Deine Reaktion ist verdammt niedlich, James.

»Als ich im Internat war, haben Lukas und ich ab und zu besprochen, wie es wäre im Allgemeinen Kinder großzuziehen. Ich habe nicht erst darüber nachgedacht, als ich dich kennengelernt habe, es ist nur das erste Mal, dass ich mir vorstelle, wie es wäre, mit jemandem Kinder zu haben.« Jetzt beginnt er Ausreden zu suchen.

»Apropos Internat, du hast mir nie erzählt, wieso du es verlassen hast«, meinte ich.

»Lange Geschichte«, erwiderte er.

»Wir haben Zeit.«

James atmete deutlich aus und begann zu erzählen: »Lukas wurde längere Zeit dafür gemobbt, dass er schwul ist und irgendwann hat jemand herausgefunden, dass er und ich etwas am Laufen hatten. Nur fürs Protokoll: Wir haben es nicht im Internat getrieben, dementsprechend wurden wir auch nicht suspendiert. Das Mobbing hat es zu weit getrieben und dann haben wir beide die Schule verlassen.«

Das Schweigen war ohrenbetäubend, und auch wenn ich nicht genau wusste, was ich sagen solle, unterbrach ich diese Stille schnell. »Mir ist bewusst, dass du kein Mitleid brauchst, aber ich möchte es wenigstens einmal gesagt haben. Es tut mir leid, was passiert ist. Du hast sowas nicht verdient, James.«

»Du bist die erste Person, die mir Mitleid schenkt und das schätze ich sehr«, meinte der Braunhaarige. »Wenn wir schon bei dem Thema sind...Es gibt etwas, dass ich dir sagen wollte.«

Erneut traute James sich nicht, mir in die Augen zu schauen, wurde nervöser, spielte mit seinen Fingern herum und begann seine Beine unruhig zu bewegen.

Mir fiel auf, dass er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, doch er schaffte es nicht, auch nur einen Ton aus sich herauszubekommen. Was auch immer er mir erzählen wollte, musste sehr persönliches sein.

Um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war, egal, was er sagte, nahm ich seine Hände und strich über deren Rücken. Für eine Weile blieben wir in der Stille sitzen, bis James unsere Finger ineinander verschränkte und begann zu sprechen.

»Ich möchte dir vorweg schon sagen, dass ich dich damals angelogen habe, und dass mir das leid tut. Wir kannten uns erst seit ein paar Tagen und ich fühlte mich noch nicht bereit. Ich wusste nicht, was ich sagen soll.«

Ich erwiderte nichts, da ich nichts Falsches sagen wollte. James schien extrem nervös zu wirken.

»Ich-«

Er blickte auf und schaute mir direkt in die Augen.

»Ich bin pansexuell.«

Für einen kurzen Moment fühlte es sich an, als würde die Zeit stehen bleiben, bis mein Gehirn realisierte, was James gestanden hatte und ich zu lächeln begann. Auch wenn ich mit einem Outing nicht rechnete, machte es mich glücklich, zu wissen, dass er mir so sehr vertraute.

»Also...«

Er stotterte leicht. Ihm fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden und, da ich ihm die Zeit, die er brauchte, geben wollte, erwiderte ich erstmals nichts und wartete nur auf das, was er anscheinend noch sagen wollte.

»Mir i-ist das Geschlecht, der Körper oder auch die Identität einer Person nicht wichtig – eigentlich ist es mir komplett egal.«

Er stoppte erneut für ein paar Sekunden und begann dann zu sprechen.

»Das heißt nicht, dass ich das Aussehen einer Person nicht attraktiv finden kann, ...oder... I-Ich finde d-deinen Körper zum Beispiel echt an-anziehend und...«

Diesmal brach seine Stimme ab. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er ist verunsichert. Es machte ihm Angst, dass ich nichts sagte, doch das war nicht mit Absicht gewesen, denn eigentlich wollte ich ihn aussprechen lassen und ihm die Zeit geben, die er brauchte.

»James...«, begann ich. »Es ist in Ordnung.«

»Darf ich dich umarmen?«, fragte er deutlich erleichtert.

Die Erleichterung in seiner Stimme war deutlich zu hören und ich antwortete ihm erst gar nicht, sondern umarmte ihn direkt. Ich spürte, dass die Tränen über sein Gesicht liefen.

Wir beide wussten nicht, was wir sagen sollten, und schwiegen die gesamte Umarmung lang. Meine Hände strichen über seinen Rücken, um ihn zu beruhigen. Dieser Junge ist zu perfekt, um von irgendwem geliebt zu werden.

Nach wenigen Minuten ließ ich James los, welcher sich daraufhin sofort die Tränen aus dem Gesicht wischte und mich lächelnd mit seinen dunklen, funkelnden Augen anschaute.

»Ich-« James begann erneut zu sprechen, während er sich nervös am Hinterkopf kratzte. »Ich liebe deinen Körper, aber ich möchte nicht, dass du denkst, dass du so dünn bleiben sollst. Du sollst nur wissen, dass ich dich attraktiv finde.«

Die Worte ließen mich erröten.

»Dein Körper ist perfekt, wie er ist und das würde sich nicht ändern, wenn du zunimmst.«

»Danke«, flüsterte ich. »Darf ich dich noch etwas fragen?«

»Du hast den Sinn des Spiels immer noch nicht verstanden«, meinte James lachend, woraufhin ich auch lachen musste.

»War einmal mehr als nur Freundschaft zwischen dir und Lukas?«

»Eigentlich nicht«, erwiderte James. »Ich habe durch ihn mehr oder weniger herausgefunden, dass mir das Geschlecht einer Person vollkommen egal ist und es gab auch Zeiten, in denen ich ihn mehr als nur auf freundschaftlicher Ebene gemocht habe, aber daraus wurde nichts.«

»Du hast ihn geliebt und er...«

»Er mich nicht, ja. Anfangs hat mich das verletzt und danach ist er mit meinem Bruder zusammengekommen, das hat es nicht besser gemacht, aber mittlerweile kann ich mich sogar für die Zwei freuen und finde es nicht mehr schlimm. Mein Herz ist sowieso an dich vergeben.«

Du. Bist. Verdammt. Süß. James.

»Es ist schon interessant, dass die Person, die dich am meisten verletzt hat, jetzt dein bester Freund ist«, scherzte ich.

»Das stimmt nicht ganz, denn bis jetzt hast du mir am stärksten das Herz gebrochen«, meinte James. Bedrückt schaute ich auf den Boden. Du tust ihm nicht gut, Madison. »Es ist in Ordnung, Prinzessin.«

Erneut schwiegen wir, versanken in unseren eigenen Gedankenwelten und bekamen kaum etwas von unserem Umfeld mit, bis ich diese Stille unterbrach.

»Frag mich bitte nicht, wie ich jetzt daraufkomme, aber wegen der Sache mit attraktivsein...W-Wie oft holst du dir eigentlich einen runter?«

»Du willst einfach nur wissen, wie oft? Nichts Spezifischeres?«

»Was soll hier Spezifischeres heißen?«

»Du könntest auch fragen, wie oft ich mir einen runterhole und an dich denke, oder-«

»Warte, was? Nein! Wieso solltest du das überhaupt tun?« Mein Gesicht lief rot an, doch das schien James nicht zu stören, im Gegenteil, ihm gefiel es sogar und er genoss es, mich in einem verlegenen Zustand zu sehen.

»Ist das so schwer zu verstehen? Du machst mich an, Madison.«

James hob mein Kinn an und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

Wir küssten uns mittlerweile öfters, doch das änderte nichts daran, dass es jedes Mal etwas Besonderes war. Der braunhaarige Junge zog mich an der Hüfte auf seinen Schoß, um mir noch näher zu sein, während ich meine Arme um seinen Nacken legte. Ich seufzte genießerisch, als das angenehme Kribbeln auf meiner Haut entstand.

Der Kuss fühlte sich anders an. Es kam mir zum ersten Mal so vor, als würde James wirklich loslassen können. Ich spürte, das Verlangen, das in ihm stieg, und bemerkte auch, wie stark erregt er war.

James' Hände wanderten langsam und vorsichtig zum Ende meines T-Shirts. Er löste sich von mir und schaute mir tief in die Augen, als würde er nach einer Bestätigung suchen, die zeigte, dass er einen Schritt mehr wagen durfte – doch er fand keine.

Ich war verunsichert und wusste, dass James wollen würde, dass ich es nicht verstecke, weshalb ich seine Hand stoppte, um ihm zu zeigen, dass ich noch warten wollte.

»Entschuldigung«, murmelte James.

»Können wir noch etwas warten?«, fragte ich. »Die Sache mit Viktor...«

»Das ist völlig in Ordnung. Du brauchst dich nicht rechtfertigen«, meinte er sofort, um mich zu beruhigen. »Ich will dir keinen Druck machen.«

Grundsätzlich wollte ich ihm näherkommen, doch die Angst davor, dass mich James' Berührungen an die schrecklichsten Nächte meines Lebens erinnerten, war zu groß. Ich fühlte mich bereit für die Intimität, wollte mich aber nie wieder so wertlos und unbedeutend fühlen. Das Einzige, was ich wollte, war, das Gefühl zu bekommen, geliebt zu werden.

»Wie spät ist es?«, fragte ich.

James stand auf, warf einen schnellen Blick auf die Uhr in der Küche und antwortete: »Kurz vor 21 Uhr, wieso?«

»Wir sollten schlafen gehen.«

»Eine Frage noch.«

Ich war dabei aufzustehen und wollte schlafen gehen, da ich bereits müde war. Trotzdem tat ich James den Gefallen und blieb noch für eine Frage.

»Wann hast du eigentlich Geburtstag?«

»Morgen.«

Und mit diesem Wort ließ ich James verblüfft auf dem Sofa sitzen, begab mich zu meinem Bett, während ich unterbewusst hoffte, dass er trotz der Kurzfristigkeit etwas Kleines vorbereiten würde.

***

Uhhhhh...James outet sich. Was ist eure Meinung zu LGBTQ+? (Bitte, konstruktive Kritik und höflich miteinander umgehen.)

Leider hat man nun auch erfahren, wie James von dem Tod seiner Mutter mitbekommen hat :( Aber wir lieben alle Drama :)

Nächstes Kapitel kommt am Samstag (20-24 Uhr).

Eure Larisa

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