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Kapitel 11

Freitag | 25.02 | 14:03 Uhr

Der Tag wurde noch quälend lang.

»Ich muss ein Kleid kaufen«, meinte ich zu James, der mich gerade nachhause begleitete, weil ich ihm nicht widersprechen konnte.

»Wieso ist das jetzt so wichtig?«

»Du wolltest, dass ich bei dir Essen gehe.«

James seufzte verzweifelt. »Du hattest doch sowieso so ein schönes Kleid bei der Party an. Das kannst du auch verwenden.«

Dem Jungen kann man echt nichts ausreden.

»Ich wollte, dass es ein besonderer Abend wird«, meinte ich und lehnte mich gegen James Brust. »Es ist das erste Mal, dass ich zu so etwas eingeladen werde.« Der Versuch, süß auszusehen, um vielleicht etwas zu bewirken, schien sogar besser zu funktionieren als erhofft.

»Du spielst nicht mit fairen Karten«, erwiderte James. »Du bist einfach zu niedlich.«

»Bin ich das?«

»Hör auf mit mir zu spielen«, flüsterte James mir ins Ohr. Er jagte mir mit seiner rauen Stimme eine Gänsehaut durch den gesamten Körper. Seit wann können Stimme attraktiv sein?

»Ich sollte nachhause gehen.«

James erwiderte nichts, blickte in den Himmel und dachte anscheinend nach, bis er fragte: »Wohnt deine Mutter nah?«

»Ja, zwei Straßen weiter«, erklärte ich. »Warum fragst du?«

»Du könntest sie fragen, ob sie dir ein Kleid borgt.«

Ich war mir sicher, dass ich James sowieso nicht loswerden würde, und da mir die Idee gefiel, machten wir uns auch sofort auf den Weg zu der naheliegenden Wohnung meiner Mutter. Zwar war sie ein wenig überrascht, als ich anläutete, schien sich aber über den Besuch zu freuen.

»Benötigst du etwas?«, fragte sie.

»Ich bräuchte ein Abendkleid«, meinte ich. »Hast du eines für mich?«

Sie nickte nur, ließ uns hinein und führte uns in ihr Ankleidezimmer, in dem sie mich über das Aussehen des Kleides ausfragte. Als ich erklärt hatte, dass es schwarz, lang und mit einem möglichst kleinen Ausschnitt sein solle, verschwand sie kurz hinter einem Kasten und kam mit drei Stück zurück. Zwei davon gab ich ihr sofort wieder zurück aufgrund der Freizügigkeit, mit dem übrigen begab ich mich in die Umkleide, um es anzuprobieren.

Das Kleid gefiel mir grundsätzlich sehr gut. Es war bis zur Hüfte enganliegend, wurde ab dort breiter und hatte auf der rechten Seite beim Bein einen Spalt, der anderen ausnahmsweise erlaubte, meine Haut zu sehen, denn meine Arme wurden durch die langen, schwarzen Ärmel bedeckt.

Nachdem ich das Kleid lang genug betrachtet hatte, ging ich aus der Umkleide und hörte James sagen: »Du bist wunderschön.«

Meine Mutter erwiderte nichts, was mich ein wenig verletzte, weil sie nie ihre Meinung zu meinem Aussehen äußerte, aber ich versuchte es zu ignorieren und fragte nur: »Was ist mit Schmuck und Schuhen?«

»Wird geholt.«

Sie verschwand und ließ mich und James allein.

»Wie kann man nur so schön sein?«, fragte James, wobei er mehr zu sich selbst sprach als zu mir.

»Du beginnst jetzt nicht über mich zu schwärmen, oder?«

»Doch, Prinzessin«, flüsterte er mir ins Ohr. Ich realisierte erst gar nicht, dass wir uns so nahe waren, merkte es aber schließlich und nahm dann alle Reize intensiver wahr. Seine Hand strich mir eine Strähne hinters Ohr, die mir ins Gesicht gefallen war, als ich verlegen auf den Boden blickte. Jede Berührung wurde mir stärker bewusst und sein Atem war deutlich auf meiner Haut zu spüren.

Als James sich ruckartig einen Schritt von mir entfernte, verwirrte mich das zuerst, doch als ich sah, dass meine Mom gerade in den Raum getreten war, erklärte sich James' Verhalten sofort.

Sie hängte mir eine Kette um, während ich die Ringe testete, die sie mir gab. Beide Schmuckteile waren silbrig und ließen einen grandiosen Kontrast zum schwarzen Kleid entstehen. In genau demselben Silberton probierte ich die Schuhe mit hohen Absätzen aus, was James sofort bewunderte, da er nicht glauben konnte, dass es möglich war, auf denen zu gehen, doch ich demonstrierte ihm, dass es sehr wohl ging, in dem ich einige Schritte machte.

So schwer ist es auch nicht.

Nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, packte ich mein Kleid ein und alles Dazugehörige.

»Wollt ihr hier essen?«, fragte meine Mom.

Einfach nein.

»Wirklich gerne, aber ich muss dringend etwas tun«, meinte ich und machte mich schon auf den Weg zum Vorzimmer, in dem wir uns von ihr verabschiedeten.

---

»Wieso wolltest du so schnell nachhause?«, fragte James.

»Meine Mutter ist viel zu kochbegeistert und ich viel zu begeistert vom Hungern.«

Als wir bei mir angekommen waren, knurrte James' Magen, weshalb ich für ihn etwas zubereitet hatte. Jetzt saßen wir beide am Tisch, er aß seine Suppe und ich beobachtete ihn.

»Setz dich auf meinen Schoß.«

Ich ahnte nicht, was er vorhatte, stand auf und setzte mich auf seinen Schoß. Mittlerweile konnte ich es sogar richtig genießen, wenn ich in seiner Nähe war und er seine Arme um meinen Körper schlang.

»Jetzt kann ich dich füttern.«

»Vergiss es.«

Doch James hörte nicht auf meine Worte, schöpfte ein wenig Suppe und stupste den Löffel leicht gegen meine Lippen – die ich geschlossen hielt.

»Mund auf, das Flugzeug kommt.«

Ich wackelte den Kopf. Der Typ kann das vergessen.

»Entweder isst du die Suppe oder...«, begann ich, merkte jedoch schnell, dass ich den Satz falsch begonnen hatte. »Es gibt kein oder

Mein Klassenkamerad erwiderte nichts, schob mich vom Sessel, um in die Küche zu gehen und kam mit einem weiteren Suppenteller, den er sofort befüllte, zurück. Bevor ich etwas sagen konnte, stellte er den Teller vor mich und meinte: »Entweder isst du oder ich füttere dich.«

»Weißt du, dass du ein Arsch bist?«

»Ich habe dich auch gern, Madison.«

Still begann ich zu essen, auch wenn ich eigentlich nicht wollte. Es fühlte sich einfach falsch an, aber wenigstens wusste ich, dass es mir eigentlich guttun würde. Zumindest meinem Körper, meiner Psyche eher weniger. Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, wusch ich das Geschirr ab und fragte: »Was machen wir jetzt?«

»Das wird dir nicht gefallen«, meinte James. »Wir gehen zum Arzt.«

Ich musste lachen.

»Das ist kein Scherz«, meinte er. »Ich habe auch schon einen Termin gemacht.«

»Willst du mich verarschen?«

»Es ist nur ein Hausarzttermin.«

»Wie soll der mir helfen?«

»Vielleicht nimmt er dir Blut ab und schaut nach, ob dir irgendwelche Nährstoffe oder dergleichen fehlen.«

»Ich glaube, du bist krank«, erwiderte ich. Mehr sagte ich nicht.

Die nächsten Minuten blieb es still. Einerseits gefiel es mir gar nicht, dass James einfach einen Termin gemacht hatte, andererseits fand ich es wiederum süß, weil er vielleicht nur das Beste für mich wollte. Ich mochte es nicht, zum Arzt zu gehen, weil es sich in gewisser Weise nicht lohnte. Wenn ich irgendeine Krankheit hätte, wäre es mir lieber, dass sie mich umbringt, als dass mich jemand heilt.

Du solltest zum Arzt gehen, Madison. Lass dich behandeln. Noch besser: Geh zu einem Psychologen oder einem Therapeuten.

Madison, es ist sinnlos. Niemand wird dir helfen können, merk dir das. Der Tod ist etwas Schönes, vergiss das nicht.

Wieso will dir James überhaupt helfen?

Ich merkte, dass ich langsam zu zittern begann, versuchte es jedoch zu unterdrücken, bis ich plötzlich spürte, dass James meine Hände ganz festhielt und mit ruhiger Stimme sagte: »Es geht um deine Gesundheit, Madison. Ich weiß, manchmal können Arztbesuche anstrengend sein, aber sie sind trotzdem wichtig. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.«

»Ich verstehe nur nicht, warum du mir helfen möchtest.«

»Ich will es einfach, Prinzessin.«

---

Es dauerte eine Weile, bis mich James überreden konnte, zu dem Termin zu gehen, änderte aber nichts an dem Fakt, dass ich gerade in der Ordination seiner Hausärztin saß und zu nervös war, um mich auf das Buch, welches ich mitgenommen hatte, zu konzentrieren, auch wenn mein Schulkollege sich direkt neben mir befand und meinen Handrücken streichelte, um mich zu beruhigen.

»Aufgeregt?«, fragte er.

»Ein wenig.«

Bevor James etwas erwidern konnte, wurde ich bereits aufgerufen.

»Willst du allein gehen?«

»Vergiss es«, meinte ich, nahm ihn an der Hand und zerrte ihn mit zum Behandlungsraum, in dem wir uns beide hinsetzten.

Das Chaos kann beginnen.

»Sie heißen Madison Baker, richtig?«

»Ja«, erwiderte ich.

»Ich habe mitbekommen, dass James den Termin gemacht hat.«

Daraufhin erwiderte ich nichts und schaute meinen Mitschüler mit einem tödlichen Blick an, der nur lächelte.

»War James oft hier?« Wenn ich schon hier bin, kann ich sie ja fragen.

»Früher sehr oft, weil er eine Zeit lang immer wieder dieselbe Krankheit hatte, aber mittlerweile sehe ich ihn kaum, was mich auch freut, denn er scheint gesund zu sein«, erzählte sie, »und eine schöne Partnerin gefunden zu haben.«

»Wir sind nicht zusammen«, meinten James und ich gleichzeitig.

Ich warf James einen misstrauischen Blick zu. Der kann sich später etwas anhören.

Die Ärztin lachte nur, erwähnte, dass wir den Eindruck eines Paares gemacht hatten, fokussierte sich dann aber schließlich auf den Termin und meinte: »Wieso seid ihr denn hierhergekommen?«

»James hat den Termin gemacht, eigentlich ist nichts passiert.«

»Wir hatten vorhin Unterricht und sie ist kollabiert«, erklärte James.

Kann er nicht einmal sein Maul halten?

»Trinkst du genug, Madison?«

»Ja, eigentlich achte ich darauf. Ich habe heute nur leider sehr wenig Schlaf bekommen und wir hatten Turnunterricht. Kann sein, dass mein Körper die Bewegung nicht vertragen hat«, erklärte ich. »Ich bezweifle, dass irgendetwas ist.«

»Wir könnten dir zur Sicherheit Blutabnehmen, um zu schauen, ob du über genug Nährstoffe verfügst.«

»Haben Sie noch heute einen Termin zum Blut abnehmen?«, mischte sich nun auch James ein.

»Madison, du könntest es gleich heute machen, wenn du möchtest«, meinte sie. »Wie sieht es mit deiner Ernährung aus?«

»Ich esse kein Fleisch, aber ich achte darauf, dass ich ausreichend Nährstoffe bekommen. Es könnte sein, dass ich wieder an einem Eisenmangel leide. Das liegt mir in den Genen«, meinte ich. »In meinen ersten fünf Lebensjahren hatte ich durchgängig eine Anämie, aber mittlerweile sollte das unter Kontrolle sein.«

»Weißt du, in welchen pflanzlichen Produkten viel Eisen enthalten?«

»Ja, und am besten ist es, wenn man sie mit Vitamin C aufnimmt. Abgesehen davon könnte ich so einen Eisensaft wieder zu mir nehmen, den habe ich sowieso zuhause.«

»Du brauchst mich doch gar nicht«, meinte sie lachend.

»Das Thema Ernährung hat mich schon immer interessiert.«

»Madison ist halt ein wirklich schlaues Mädchen«, kommentierte James.

Die Ärztin lächelte, meinte, dass wir dann bereits fertig seien, und schickte uns ins Wartezimmer, das komplett leergefegt war, was mich auch nicht wunderte, da es bereits halb acht war und die Ordination bald schloss.

»Hast du Angst?«, fragte James, während wir warteten.

»Es könnte schlimmer sein.«

Innerhalb weniger Minuten wurde ich von einer Assistentin aufgerufen, die mich in einen anderen Raum führte.

»Ich nehme dir die Tasche ab«, schlug James vor.

»Danke«, flüsterte ich und setzte mich dann auf einen Stuhl.

»Ich bin gleich zurück. Du kannst währenddessen darüber nachdenken, von welchem Arm ich das Blut abnehmen soll«, erklärte mir die Assistentin, nachdem sie sich kurz die Adern meiner Arme angeschaut hatte und feststellte, dass beide nahezu perfekt fürs Blutabnehmen waren.

Als sie zurückkam, meinte ich zu ihr, dass mir der linke Arm lieber sei, woraufhin sie sich Handschuhe anzog und ein Band an meinem linken Oberarm befestigte.

James saß direkt neben mir auf einem Sessel und hielt meine Hand – auch wenn ich nicht darum gebeten hatte.

»Es wird kurz piksen, aber du bekommst ja Unterstützung von deinem Partner«, meinte die Assistentin, während sie mit einem Tüchlein über meine Ellbogenbeuge fuhr.

Wieso denkt jeder in dieser Ordination, dass wir ein Paar sind?

»Er ist nur ein Freund«, meinte ich.

»Aber wir würden ein schönes Pärchen ergeben«, erwiderte James.

»Der Meinung bin ich auch«, stimmte die Frau ihm zu, während sie die Nadel in den Arm stach, ohne dass ich es richtig bemerkte. »Ihr seid beide hübsch und jung.«

James lächelte mich nur an. »Madison ist wunderschön, das sage ich ihr immer, aber ich habe das Gefühl, dass sie mir das meistens nicht glaubt.« Zwar wollte er eindeutig zur Ärztin sprechen, schaute aber mich an, was mich zum Lächeln brachte, auch wenn ich ein wenig an seinen Worten zweifelte – weil ich das einfach immer tat.

»Wieso sollte ich dir das glauben, James?«

»Weil es der Wahrheit entspricht.« Ich erwiderte nichts, woraufhin eine unangenehme Stille im Raum entstand.

»Fertig«, meinte die Assistentin. »Drück das Tuch gegen den Arm.«

Ich machte das, was sie wollte, und bekam noch einen Verband um die Einstechstelle.

»Den Befund bekommt ihr in der Ordination. Das sollte nur wenige Tage dauern.«

»Dankeschön«, meinte ich. »Auf Wiedersehen.«

»Wiedersehen«, hörte ich sie noch sagen, als ich aus dem Raum ging.

James und ich verabschiedeten uns bei der Rezeption und machten uns auf den Weg zu mir, denn er wollte mich noch unbedingt begleiten.

»Kann ich meine Tasche wieder haben, James?«

»Ich trage sie dir gerne nachhause.«

---

Erstaunlicherweise war es bereits 21 Uhr, als wir bei mir ankamen, was wahrscheinlich am ungeplanten Spaziergang lag.

»Was soll ich dir zum Essen machen?«, fragte James.

»Du sollst nichts machen, weil ich jetzt schlafen gehen werden«, meinte ich und wollte ihn bereits aus der Wohnung werfen.

James schien die Hoffnung jedoch noch nicht verloren zu haben, hielt mich leicht fest und erklärte mir fürsorglich, dass es wichtig sei, dass ich aß und ähnliches. Er will mir doch eigentlich nur helfen. Auch wenn ich nicht sehr begeistert war, ließ ich es zu, dass er begann mir etwas zubereiten, da er es nur gut meinte, und er, abgesehen davon, auch extrem süß darum bat.

»Zieh deinen süßen Pyjama an«, meinte James. »Währenddessen beginne ich schon mit dem Kochen.«

Ich musste lächeln bei dem Gedanken, dass James mir etwas zu essen machte. Klar, ich war kein Fan davon, aber das hieß nicht, dass ich es nicht wertschätzte. Mir war bewusst, dass ich mehr essen sollte und mit James' Unterstützung fiel es mir etwas leichter.

Es ist doch so verdammt niedlich, dass er etwas für mich macht.

Ich grinste vor mich hin, zog mir in meinem Schlafzimmer meinen Pyjama an und tauchte dann wieder in der Küche auf.

»Kroketten und Salat?«

»Du musst nichts machen.«

»Das wird mich nicht davon abhalten, etwas zu machen«, erwiderte James. »Wäre es in Ordnung, wenn ich mitesse?«

»Natürlich«, meinte ich. »Es würde mich sogar freuen.«

Die nächsten Sekunden blieb es still. Für einen Moment lang kam es mir sogar verboten vor, mich zu bewegen, denn James tat es auch nicht. Er schaute mich die gesamte Zeit an, das konnte ich spüren, während ich nur auf die Arbeitsplatten der Küche blickte. Vielleicht täuschte es mich, aber es wirkte auf mich so, als würde er mich beobachten. Als würde er mich gerne betrachten. Als würde er gerne Zeit mit mir verbringen.

»Ich verstehe echt nicht, was die anderen gegen dich haben«, murmelte er vor sich hin. »Sind bei dir schon einmal Freunde über Nacht geblieben?«

»Ich habe keine Freunde«, meinte ich.

James könnte über Nacht bleiben.

Vergiss es, Madison.

Ich wollte diese Gedanken direkt wieder loswerden, doch versuchen nicht darüber nachzudenken, machte es nur schlimmer, wodurch ich erst recht darüber nachdachte. Es konnte eigentlich nicht viel passieren. James vertraute mir, sonst hätte er mir das mit dem Tod seiner Mutter nicht erzählt, und wenn er mir vertraute, konnte ich ihm doch eigentlich auch Vertrauen schenken, oder? Er würde niemals etwas tun, was ich nicht will.

»Willst d-du heute hier b-bleiben?«

Vielleicht stellte ich die Frage, weil ich zu wenig soziale Kontakte hatte und ich hoffte, dass ich für wenigstens eine Nacht das vergessen konnte. Dass ich für wenigstens eine Nacht, das Gefühl bekam, dass jemand für mich da war. Eigentlich war es irrsinnig einen Jungen, den ich noch nicht so lange kannte, bei mir einzuladen, aber in gewisser Weise war es mir egal, weil ich schon so viel durchmachen musste und es eigentlich nichts mehr gab, was mich zerbrechen würde. Das glaubte ich zumindest.

»Bist du dir sicher, dass du das willst?«

Nein...

...aber ich würde mir nie sicher sein.

»Hast du ein Problem damit, wenn ich in meinen Boxern schlafe?«

»Wir schlafen sowieso nicht im selben Zimmer, mein Süßer

»Das ist aber wirklich schade«, meinte James. Er machte einen Schritt auf mich zu, hob mein Kinn mit seiner Hand, nachdem er merkte, dass ich den Blickkontakt zuerst abbrechen wollte, damit ich ihm wirklich ins Gesicht schauen musste. Einmal wieder schaute ich in diese mysteriösen, dunklen Augen. Es kam mir so vor, als würde er versuchen irgendetwas in meinen Augen zu finden.

Bestätigung?

Bestätigung für was?

Eine Zeitlang wagte es niemand von uns beiden, den Blickkontakt abzubrechen, vor allem ich nicht, da ich es genoss, dass James mich so verliebt anschaute wie in diesem Moment. Doch irgendwann brach er diesen intensiven Augenkontakt ab – auch wenn nur für einen kurzen Moment – um einen schnellen Blick auf meine Lippen zu werfen.

»Deine Lippen sind wunderschön«, flüsterte James, der mein Gesicht in die Hand genommen hatte und leicht an meinem Mund ankam.

»James-«

»Ich würde echt gerne, an denen knabbern, weißt du das?«

Hätte mir jemand vor ein paar Monaten erklärt, dass ich in dieser Situation dem Jungen nicht sofort eine Schelle verpassen würde, wäre ich vor Lachen fast gestorben. Ich hätte es als Scherz empfunden.

Nachdem ich schlechtere Erfahrungen mit Jungs gesammelt hatte, dachte ich, dass ich mich nie wieder in der Nähe eines wohl fühlen könnte, aber ich irrte mich. Normalerweise hätte eine solche Nähe zu Unbehagen geführt, doch diesmal empfand ich sie als angenehm. Ich sehnte mich nach mehr, was mir Angst einjagte, denn das sollte ich nicht. Ich sollte nicht das Bedürfnis verspüren, ihm noch näher zu kommen.

Anscheinend dachte ich zu lange nach, wirkte zu unsicher – war ich eigentlich auch – weshalb James plötzlich einen Schritt zurücktrat und meinte: »Entschuldigung, ich weiß gerade nicht, was mit mir los ist.«

Ich schluckte.

Die ganze Situation verwirrte ihn mindestens so sehr wie mich.

Ihn beängstigte das, genauso sehr wie es mich beängstigte.

Wir beide hatten Angst davor einen weiteren Schritt zu wagen – besser gesagt – überhaupt den ersten Schritt zu wagen.

»Wir wollten kochen.« Mit diesen Worten versuchte ich etwas Ablenkung zu verschaffen, auch wenn ich eigentlich ungern wollte, dass wir noch mehr auf Abstand gingen.

»Das sollten wir jetzt machen«, erwiderte James. »Tut mir wirklich leid wegen geradeeben.«

---

Nachdem wir gegessen hatten, das Geschirr abgespült war und wir beide auf der Couch lagen, fragte mich James: »Was machen wir jetzt?

»Schlafen gehen«, meinte ich zögernd, wobei es eher wie eine Frage klang.

»Bist du immer so brav?«, fragte der Braunhaarige.

»Was meinst du?«

»Du willst schlafen gehen, dabei ist es gerade einmal 23 Uhr. Abgesehen davon trinkst du keinen Alkohol und im Allgemeinen nur Wasser, lernst eigentlich ständig und liest lieber, als mit andern etwas zu unternehmen.«

»Du hörst dich an wie meine Mutter, die mein braves Verhalten auch immer hinterfragt.«

»Aber jetzt im Ernst, wieso machst du das?«

Es war eine Frage, die ich mir oft stellte. Ich verstand es selbst nicht wirklich. Vielleicht hatte ich Angst davor, meine Eltern zu enttäuschen, weil meine Noten gezwungenermaßen schlechter werden würden, wenn ich weniger lernte. Andererseits wollte ich auch die Lehrer:innen, die immer an mich glaubten, nicht enttäuschen. Aber vielleicht wollte ich auch mich selbst nicht enttäuschen. Meine Schulleistungen waren das Einzige, was immer gezählt hatte. Was immer wichtig war.

»Ich weiß es nicht.«

»Wovor hast du Angst?«

»Keine Ahnung«, meinte ich. »Ich glaube, ich habe Angst davor, etwas falsch zu machen. Angst davor, nicht die perfekte Tochter zu sein, nicht die perfekte Schülerin zu sein, nicht die perfekte Freundin zu sein, weshalb ich Beziehungen niemals eingehen würde. Vielleicht will ich auch nur mich selbst nicht enttäuschen. Ich will keine Enttäuschung sein.«

»Madison, niemand kann perfekt sein und-« James stoppte. Es war eindeutig zu erkennen, dass er versuchte die richtigen Worte zu finden. Die Zeit wollte ich ihm geben, weshalb ich vorerst still blieb. »Du wärst keine Enttäuschung nur aufgrund von schlechteren Noten. Du solltest deine Jugend ausnutzen. Verbring mehr Zeit mit anderen. Mit Leuten, die dir wichtig sind. Mach das, worauf du Lust hast. Ein Leseclub würde dir mit Sicherheit auch gefallen. Was ich damit eigentlich sagen möchte, ist, dass du keine schlechte Tochter, schlechte Freundin oder schlechte Schülerin wärst, nur weil du mal feiern gehst, um Spaß zu haben.«

Bei diesen Worten wurde mir warm ums Herz, und auch wenn ich gerade gerne über dieses Thema sprechen würde, sagte ich: »Können wir es wann anders besprechen?«

»Du bist müde, oder?«

»Ja«, meinte ich, woraufhin ich passenderweise gähnen musste.

»Kannst du es noch kurz aushalten?«, fragte er. Ich nickte nur kurz. »Madison, was nimmt dir eigentlich so viel Zeit weg?«

»Das Lernen wahrscheinlich.«

»Und sonst etwas?«

»Nichts«, meinte ich. »Mein Leben besteht eigentlich daraus gute Noten zu schreiben.«

»Was bringen dir gute Noten, wenn du nicht glücklich bist?«

Ich antwortete nicht.

»Wäre es nicht besser, wenn du mehr auf deine mentale Gesundheit achten würdest?«

Ich antwortete erneut nicht.

»Wann hattest du das letzte Mal richtig Spaß, bevor wir uns kennengelernt haben?«

Ich dachte kurz nach, erwiderte dann aber schnell: »Beim Eislaufen, beim Lesen und eigentlich auch beim Lernen.«

James sagte vorerst nichts, dachte nach und meinte schließlich: »Ich glaube, was dir fehlt, Madison, sind soziale Kontakte. Freunde. Vielleicht geht es dir dann besser.«

»Können wir endlich schlafen gehen, James?«, fragte ich.

Der Braunhaarige verstand, dass ich das Gespräch nicht weiterführen wollte, akzeptierte das und ging mit mir gemeinsam ins Badezimmer, um uns auf die Nacht vorzubereiten. Als wir fertig waren und James gerade ins Gästezimmer gehen wollte, hielt ich ihn am Arm fest und meinte: »Wenn du möchtest, kann ich dir eine Jogginghose borgen.«

»Wenn sie mir passt, gerne.«

Ich öffnete meinen Kleiderschrank, musste kurz suchen, fand dann aber relativ schnell eine Hose und übergab sie James.

»Soll ich mich hier umziehen?«, fragte der Braunhaarige.

»Mir ist es egal«, meinte ich und drehte mich wieder zum Kleiderschrank. Zwar konnte ich James nicht sehen, merkte aber, dass er gerade dabei war, seine Hose und sein T-Shirt auszuziehen. Zumindest hörte es sich so an.

Aufgeregt spielte ich mit meinen Fingern herum. Mein gesamter Körper spannte sich an, bei dem Gedanken, dass James sich gerade umzog. Mir wurde meine Atmung plötzlich stärker bewusst und ich merkte immer mehr, wie warm es eigentlich in dem Zimmer war.

Die Stille in dem Raum machte mich noch nervöser und als ich Schritte wahrnahm, die in meine Richtung gingen, wurde es auch nicht besser.

Ich hörte, wie James leise meinen Namen aussprach, mit der Stimme, von der ich niemals hätte erwartet, dass sie mir den Kopf so verdrehen konnte und spürte dann, wie seine Hände an meinen Armen entlang strichen.

In mir brodelte das reinste Gefühlschaos, weil ich nicht wusste, was ich überhaupt fühlen sollte. Einerseits machte mir diese Nähe Angst, dadurch, dass er kaum Kleidung trug und wir uns noch nicht lange kannten, andererseits wollte ich eigentlich nichts mehr, als ihn noch näher an mich zu ziehen, weshalb ich es zuließ, dass er seine Arme um meinen Bauch schlang.

Ich schloss meine Augen, um jede kleinste Berührung deutlicher wahrzunehmen. Um keine Berührung zu verpassen. Ich spürte seine Bauchmuskeln an meinem Rücken, seine Arme, die um meinen Bauch geschlungen waren, seine Schulter, an der mein Kopf angelehnt war, und nahm auch seinen Intimbereich, der meinem Körper berührte, wahr.

»Stört es dich, wenn ich dir so nah bin?«, fragte James fast flüsternd, wodurch sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ausbreitete.

»Nein«, hauchte ich.

Ich verlor die Zeit komplett aus den Augen, konzentrierte mich nur auf das, was James in mir auslöste, und wurde mir bewusst, dass es eigentlich unmöglich war, meine Gefühle zu ignorieren oder zu leugnen.

Ich mochte James.

Meine Augen waren gerade dabei zuzuklappen, als James sich langsam und vorsichtig von mir löste und ich daraufhin enttäuscht seufzte.

»Hättest du etwas dagegen, wenn ich mich zu dir lege?«, fragte James.

In seiner Stimme war Unsicherheit zu hören, was ich süß fand, weil es mir immer irrational vorgekommen war, dass ich einen Jungen wie ihn durcheinanderbringen konnte. Irgendwo tief in mir vergraben, hatte ich mir sogar gewünscht, dass er mich fragte.

»Mir macht es nichts aus«, meinte ich und drehte mich um, damit ich einen Blick auf James werfen konnte. Seine leicht gelockten, braunen Haare hangen ihm ins Gesicht und seine rosa Lippen formten sich zu einem Lächeln, wodurch ich zum ersten Mal seine Grüppchen entdecken durfte.

Ich musste zugeben, es gefiel mir nicht, dass ich über sein gutes Aussehen schwärmte – auch wenn nur in meinen Gedanken.

»Hör auf, mich so niedlich anzuschauen, sonst kann ich mich nicht mehr zurückhalten«, unterbrach James meine Gedanken. Mein Blick gehörte sofort dem Boden, auch wenn es nichts daran änderte, dass er merkte, wie verlegen ich war, aber das war in Ordnung.

»Entschuldigung.«

Die Situation wurde etwas unangenehm, weshalb ich das Licht ausmachte, und mich ins Bett legte. Ich hörte leise Schritte, nahm auch die Geräusche der Decke wahr und spürte, wie James sich zu mir legte. Ich lag seitlich und er direkt hinter mir, was ihm die Chance gab, mich von hinten zu umarmen, die er auch sofort ergriff. Ich war nervös, unfassbar aufgeregt, aber all diese Gefühle schafften es nicht, die Müdigkeit zu bekämpfen, weshalb meine Augen sich langsam schlossen und ich nur noch daran denken konnte, wie schön es sein würde, wenn ich in seinen Armen aufwachte.

Und wie interessant der kommende Samstag werden würde, an dem ich bei James zu Abend aß.

***

Er übernachtet das erste Mal :) Beim nächsten Kapitel ist das Abendessen bei James. Schauen wir mal, was da alles schiefgehen kann...

Meinung? Verbesserungsvorschläge? Sternchen?

Eure Larisa

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