hypocrisy
Hey, ihr Lieben!
Endlich bin ich wieder mit einem neuen Kapitel da :) Wie geht es euch bei der Situation im Moment? Könnt ihr eure Herbstferien genießen?
Ich habe übrigens den 2. Platz bei dem großen Serienmarathon Award 2020 gemacht von der lieben MagischerMuggelAward . Übrigens, den 1. Platz hat Infinity_540 gemacht mit ihrer Geschichte "Heather Blossom", und den 3. yoomiii123 mit "Auf der anderen Seite der Schienen". Die Geschichten sind absolut großartig! Schaut doch mal bei ihnen vorbei :)
Viel Spaß!
Outfit
(Mit einem schwarzen Rock)
hypocrisy
Am nächsten Morgen musste ich mehr Concealer als sonst bei meiner MakeUp-Routine wegen meiner starken Augenringe benutzen und überlegte sogar, ob ich einfach Schule schwänzen und Netflix schauen sollte.
Mein Kopf dröhnte noch vom gestrigen Abend und schien noch mehr weh zu tun bei dem Gedanken, dass ich Sam noch nicht zurückgeschrieben hatte.
Aber da ich jeden Tag Schule schwänzen wollte, schleifte Ronnie mich erbarmungslos mit. Zumindest hatte sie mir vorher Kaffee in eine Thermosflasche gefüllt.
Als wir dann in der Schule angekommen waren, fiel uns direkt die neu gedruckte Schülerzeitung ins Auge.
The Blue & Gold – BOOK OF SHAME.
Veronica schnappte sich eine Zeitschrift und stolzierte weiter in Bettys Richtung, während ich meine Thermosflasche umklammernd langsam hinterher trottete. Ich war nervös und ängstlich, da ich schon mit einem bevorstehenden Streit mit Sam rechnete. Zum Glück hatte ich heute keinen Klavierunterricht, wusste aber, dass er mich auch so in der Schule finden und problemlos dazu bringen könnte, mit ihm zu sprechen.
"Das"- Ronnie hielt die Zeitung hoch - "nenn ich mal 'ne Enthüllung"
Sie unterhielten sich weiter, während ich mich etwas abwandte und zufällig auf Jughead traf.
"Und, hattest du gestern deinen Spaß daran, Chuck zu quälen?", gelangweilt schaute er mich von der Seite an, als ich mich neben ihn an die Spinde lehnte. Ich schaute ihn abschätzig an.
"Also Ich habe ihm kein Haar gekrümmt, Darling. Aber mach dir mal lieber Sorgen um deine süße Freundin. Sie ist gestern richtig ausgerastet."
Ich schaute mich weiter um. Kein Sam in Sicht. Jug schaute verwirrt. Ich grinste ihm zu und wünschte ihm einen schönen Tag, ehe ich betont lässig weiter schlenderte.
Als ich Kaffee schlürfend zu meinem nächsten Klassenraum ging, fiel mir auf, wie die Freunde von Chuck mich böse musterten und sehr unzufrieden über die Situation waren. Die Mädchen der Riverdale High hingegen lächelten mir zu und tuschelten in kleinen Grüppchen über den Artikel.
Anscheinend war es kein Geheimnis, wer an der Aktion in der letzten Nacht beteiligt gewesen ist. Vielleicht lag es auch an meinen Augenringen, dachte ich mir, aber spätestens dann, als mein Name mitten im Englisch-Unterricht zusammen mit dem von Ronnie und Betty durch den Durchsagelautsprecher des Direktors Weatherbee aufgerufen wurde, war es wohl jedem klar.
Auf dem Weg zum Büro kam ich an einem geöffnetem Klassenzimmer vorbei. Schon einen Meter vorher konnte ich Sams Stimme wahrnehmen. Er schien Spanisch zu unterrichten, und ich ertappte mich dabei, wie ich in so einem Winkel vor der Tür stehen blieb, sodass er mich nicht sehen konnte, und lauschte.
Dabei bemerkte ich, wie sehr ich es liebte, seiner Stimme zuzuhören. Vor allem, wenn er Spanisch sprach, konnte man ihr diesen bestimmten Klang entnehmen, den ich so sehr an ihm mochte.
Dann raffte ich mich zusammen und ging in einem schnellen, federnden Schritt, versuchend stolz auszusehen, vorbei.
Im ersten Stock, bei dem Büro des Schulleiters, kamen mir von dem anderen Ende des Flurs Betty und Veronica entgegen. Ich lächelte ihnen verschmitzt zu und wartete vor der Tür auf sie, sodass wir uns zusammen der Entstehung des Artikels und dessen Folgen stellen konnten. Eigentlich hätten wir einen Preis dafür verdient, dachte ich mir leise. Sämtliche Feministinnen der Welt wären stolz auf uns. Aber Principal Weatherbee war nun mal kein Feminist und sämtliche Eltern der Football-Jungs waren ganz und gar nicht stolz über die wahrheitsgetreue Darstellung ihrer Kinder. Und Chuck hatte bestimmt auch eine Anzeige aufgegeben.
"Wird schon nicht so schlimm werden", ermutigte V uns, als wir eintraten. Ich sagte gar nichts, da mir den ganzen Tag schon Schweigen die angebrachtere Variante zu sein schien und Betty eine mulmige Miene aufgesetzt hatte, welche haargenau meine innere Gefühlslage zum Ausdruck brachte. Sie schien ebenfalls kein Wort raus bringen zu können.
Ich stieß die Tür auf und wir gingen in die Höhle des Löwen, wie es sich herausstellte. Nicht, weil Weatherbee der Löwe war, nein. Der Löwe war unsere Mutter, Hermione Lodge, die seelenruhig in dem Sessel vor eben genanntem Schreibtisch saß und auf uns wartete.
Ronnie und ich wussten beide, dass diese scheinheilige Ruhe eben genau das war. Scheinheiligkeit. Und das merkten wir auch, als wir uns mit betretenen Mienen neben sie setzten und ihrem berechnenden Blick von der Seite ausgesetzt waren. Sie war ganz und gar nicht mit uns zufrieden.
Dennoch musste der Direktor ein Exempel setzen. Wir kamen dank Mum und dank der öffentlichen Aussage Ethels (#GerechtigkeitfürEthel) noch relativ ungeschont davon, aber Chuck Clayton und seine Freunde würden keinen weiteren Tag mehr Player des Football-Teams der Riverdale High sein.
Als das Gespräch zu Ende ging, beugte sich unsere Mum zu uns: "Und nächstes Mal, ihr Süßen, kommt ihr erst zu mir und nehmt die Dinge nicht in die eigene Hand." Sie strich mir die Haare zurück und auf meinen Armen breitete sich eine leichte Gänsehaut aus.
Es war schon immer so, dass sie und Hiram nicht von uns wollten, sich in irgendwelche Angelegenheiten zu mischen. Dabei wusste ich auch, dass sie nicht wollten, dass wir verletzt werden oder einen anderen Schaden davon tragen, wie jetzt, bei einer Ermahnung der Schule. Es erwärmte mein Herz, zu wissen, wie sehr sie sich stets um uns kümmerten, aber gleichzeitig machte es mich auch traurig und es gab mir ein mulmiges Gefühl, dass wir nur nach ihren Regeln handeln sollten und alle Verantwortung abgeben sollten.
Wenn sich nicht noch vor dem Ende unseres Schulabschlusses etwas ändern würde, besonders, wenn Hiram wieder nach Hause käme,wären wir für immer abhängig und würden sie alles regeln lassen. Und ich war mir sicher, dass nicht alle ihrer Mittel, etwas zu regeln, ethisch vertretbar waren.
Aber zum Glück kannte ich die Zukunft, und wenn ich nicht zu viel Einfluss haben würde, würde sich alleine durch Veronica eine Menge ändern, welche mich von der Seite aus beobachtete und meine Hand drückte. Sie verstand mich.
Schließlich fand ich mich wieder alleine auf dem Flur wieder auf dem Rückweg zu meinem Kurs, wo auch Sams Unterricht statt gefunden hatte, als ich plötzlich zur Seite gezogen wurde.
"Musst du nicht unterrichten?", fragte ich gereizt und versuchte, seinen Armen zu entkommen.
"Pueden esperar, pero no puedes.", flüsterte er mir heiser zu. Seine Augen suchten meine und er hielt mein Kinn, damit ich seinem Blick nicht entkommen konnte. "Was hast du angestellt, mi tesoro?" "Einem Chuck Clayton Feuer unter dem Arsch gemacht", flüsterte ich anzüglich zurück.
Plötzlich distanzierte er sich. "Ah, ich verstehe. War es dir das wert, eine Ermahnung zu kriegen?", fragte er mich kopfschüttelnd.
Verwirrt trat ich einen Schritt zurück. "Weißt du eigentlich, was er gemacht hat? Er hat so vielen Mädchen-" "- meine Güte, Aria, das passiert doch an jeder Schule. Kein Wunder, wenn ihr immer so rumlauft und euch wie Freiwild für jeden verfickten pubertären Teenager präsentiert!" Seine Stimme wurde immer lauter und sein Akzent verstärkte sich umso mehr, wenn er wütender wurde.
Erschrocken wich ich weiter zurück und konnte nicht fassen, was er gesagt hatte. "So einer bist du also...", murmelte ich bitter und zog meinen Cardigan weiter um meinen Körper. Ich hatte heute sogar einen Rock angezogen, aber plötzlich fühlte ich mich schrecklich ausgesetzt.
Sexuelle Übergriffe mit dem Aussehen und der Kleidung von Frauen in Bezug zu bringen, ist absolut unpassend, rief ich mir die damalige Stimme meiner New Yorker Lehrerin in Politikwissenschaften in den Kopf.
Es war eine tolle Lehrerin gewesen, die uns Mädchen ermutigt hatte, die Individualität unserer Schule auszunutzen, dass wir keine Vorschriften bezüglich einer Schuluniform hatten, und uns so zu kleiden, wie wir es wollten und wie wir uns am besten ausdrücken konnten.
Allein, dass bestimmte Männer annehmen, man dürfe Frauen heutzutage aufgrund der Kleidung sexuell belästigen, bestätigt nur den Fakt, dass wir uns viel zu lange angepasst hatten und selbst heute nicht die gleiche Freiheit bezüglich unserer Kleidungswahl haben wie Männer.
Und dass ausgerechnet Sam, mein Sam, diese Ansicht vertrat, mit dem Aussehen einer Frau einen sexuellen Übergriff rechtfertigen zu können, verletzte mich und ließ mich fragen, ob ich ihn überhaupt jetzt erst richtig kennenlernte.
Schlichtweg überfordert drehte ich mich um und lief schnell davon.
Er joggte mir hinterher. "Aria, warte, so meinte ich es doch nicht!"
An der Tür am Ende des Korridors hielt ich inne und spürte seinen Atem im Nacken. Ich umklammerte den Griff aus kaltem Metall, welches meine erhitzte Hand angenehm abkühlte.
Ich drehte mich nicht um, aber beobachtete sein Spiegelbild in der Tür. "Ach, und wie sonst?", höhnte ich. "Und außerdem, dafür, dass ich wie Freiwild rumlaufe, habe ich ja beachtlich viel Zeit mit dir verbracht. Oder denkst du, dass ich mich hinter deinem Rücken auch verabredet habe? Aber wenn ich vergewaltigt werden würde, wäre das ja auch nur meine Schuld, he?", ich steigerte mich immer weiter hinein und drehte mich letztendlich doch noch um.
Sein Gesicht war offen, ehrlich und ernst. Er hatte einen festen Stand und stierte mich an.
"Was war denn letzte Nacht?", er kam näher und beugte sich über mich. "Ich frage mich ja, wie ihr den kleinen Chucky zu seinem Geständnis gebracht habt, dass ihr wegen skandalöser Tätigkeiten zum' Weatherbee gerufen wurdet?"
Seine Augen glänzten. Er war ganz nahe. "Ich kenne doch Mädchen wie dich, Aria", flüsterte er mir wieder zu. Wie am Anfang.
Ich spürte seinen sanften Atem über mein Gesicht streichen und atmete ebenfalls schwer.
Ich war kurz versucht, ihm einfach ins Gesicht zu spucken, fühlte mich aber wie erstarrt.
Und dann ging es ganz schnell. Er griff nach meinem Kopf, mein Rücken krachte gegen das harte Glas der Tür und meine Hüfte bewegte sich automatisch nach vorne, um meinen Körper an den seinen zu schmiegen.
Unsere Lippen krachten aufeinander und er ließ tausende Schmetterlinge in meinem Bauch entfachen, wie ich sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte.
Alles war vergessen.
~ Übersetzung ~
Pueden esperar, pero no puedes – Sie können warten, aber du kannst nicht.
Mi tesoro – mein Schatz
Es ist wirklich ein wichtiges Thema, was ich hier mittels der Überleitung zu der Handlung von Riverdale angesprochen habe.
Noch heute werden Vergewaltigungen als Kriegswaffen benutzt, die Lage der Frauen im Iran ist durch Diskriminierung geprägt und eine Gleichberechtigung wird von der Führung abgelehnt. Viele Frauen und deren Familien werden in diesem Zeitpunkt ermordet, nachdem sie für Frauenrechte demonstriert haben.
Es ist nie zu spät, sich für Frauenrechte einzusetzen! Egal, wie es um euch herum sein mag, die Welt ist riesig und es gibt immer noch zu viele Orte und zu viele Opfer.
Wenn es euch gefällt, kann ich öfters in meinen Kapiteln zu passenden politischen und globalen Problemsituationen überleiten. Ich hätte tatsächlich schon ein Thema für das nächste Kapitel, das bald folgen wird, leider aufgrund der aktuellen Nachrichten parat :(
Zu dem Thema Frauenrechte hatte ich auch ein Video auf TikTok gesehen. Es ging speziell um ein Mädchen, das nach einer Demonstration vergewaltigt und brutal ermordet wurde, ihre Familie ebenfalls. Leider konnte ich das Video und die Namen, sowie die Region, nicht wiederfinden, das WLAN lässt aktuell auch zu wünschen übrig, aber ich kann euch immer empfehlen, euch gerade jetzt täglich, auch wegen Corona, die Nachrichten anzusehen und euch zu informieren.
Seid vorsichtig, macht keine großen Partys, tragt euren Mundschutz, wenn ihr irgendwo mit vielen Menschen seid und wascht euch eure Hände, wenn ihr nach Hause kommt! Und nutzt selbstverständlich das Desinfektionsmittel, wenn es schon da steht :)
LG, Maite
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