demons
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Heute erinnere ich mich immer noch mit Ehrfurcht an die Tage, die ich damals in der chalet verbrachte. Ich kann mich noch genau an die noch so kleinsten Details erinnern, obwohl es ganze 2 Jahre her ist.
Als ich an dem ersten Tag aus dem schwarzen Ferrari gestiegen bin (ich hatte später nachgefragt, meine Autokenntnisse sind wirklich fragwürdig), fühlte ich mich, als würde ich von dem vielen Weiß und der Sonne, die sich darin verfing, geblendet werden.
Wir befanden uns vor einer großen weißen Villa, die von Bergen und Wasser umgeben war.
Sie liegt in dem exklusivsten Bereich der Skala Marbella, hatte einen kleinen Turm, spitz zulaufende Dächer und schien mehrere kleine Häuschen zu einer Luxusvilla zu vereinen. Die angebauten Räume und die Tatsache, dass das zweistöckige Gebäude das Gegenteil eines einfachen quadratischen Hauses ist, verstärkte den Eindruck.
Die Gegend strahlte Perfektion aus – jede Art von Natur, die man jemals gesehen haben wollte, fand sich hier wieder und damit passte das Gebäude perfekt an den Ort.
"Die Villa wurde 2000 gebaut", sagte Hiram und legte eine Hand auf meinen Rücken, "Mit umfangreichem Einsatz an Marmor." Er streckte die andere Hand aus und machte eine Handbewegung, als würde die Villa ihm gehören.
Gut, tat sie vielleicht auch.
"Marokkanischer und andalusischer Stil, richtig?" Ich konnte nicht anders. Hiram Lodge weckte in anderen Menschen alleine durch seine Ausstrahlung das Verlangen, ihm zu imponieren und Anerkennung zu gewinnen. Dabei blitzte kurz das Gesicht von Archie Andrews in meinem Kopf auf, wie eine Gewitterwolke, die vor Unheil warnte.
Aber er lachte auf und drehte sich mit gespielt beeindrucktem Gesicht zu Hermione um, welche ihm ein Schmunzeln schenkte und seine Hand ergriff.
Damals war alles in Ordnung. Ich wünsche, ich könne mich zurück auf die marmornen, strahlend weißen Stufen meines damaligen Seelenfriedens zaubern – so, wie ich auch vor 2 Jahren plötzlich auf einer Straße aufgetaucht bin.
Wir betraten das Haus, und in der Mitte des Salons befand sich eine Statue auf einem Sockel, und Hermione erzählte, was sie in Spanien machten, als ob so eine Statue nichts besonderes wäre, und wir beachteten sie nicht weiter und gingen um sie herum.
Anscheinend lebten sie gar nicht in Spanien – anders, als ich gedacht hatte – und hatten lediglich für die Sommerferien einen langen Urlaub an der Südküste geplant, um die Familie zu besuchen und gewisse ausländische Geschäftsangelegenheiten zu erledigen (Geschäftsangelegenheiten, dass ich nicht lache).
"Madre wird sich freuen, dich kennenzulernen", meinte Hiram lächelnd, als er mich zu meinem Gästezimmer führte. "Abuela wird sie lieben!" Ich erkannte Veronicas Stimme sofort, welche mit funkelnden Augen an einer Tür lehnte. "Da wirst du Recht haben, Mija", gab er zu.
Ich bemerkte die Wärme in seinen Augen, wenn er Ronnie ansah und wie sehr er sie liebte.
Aber genau das, May, ist der selbe Mann, der Archie, Veronicas Freund, umbringen wollte, erinnerte ich mich dunkel und ein Schauder überkam mich.
Wie konnte diese schöne Familie sich nur so grausam entwickeln?
"Aria?"
Stirnrunzelnd blickte ich auf. Eine besorgte Veronica stand vor mir und griff nach meinen Händen.
"Du bist ja ganz kalt. Ist alles in Ordnung?"
Ich versuchte zu lächeln: "Ja, alles ok. Ich möchte mich nur endlich erinnern."
Sofort überfiel eine Spur von Traurigkeit ihr Gesicht.
Richtige Spur, Aria, dachte ich verzweifelt.
"Sie könnten jetzt irgendwo sein und sich Sorgen machen. Und ich bin hier in einer Luxusvilla und lasse es mir gut gehen. Was ist, wenn sie auch einen Unfall hatten? Oder verletzt sind?", obwohl ich mich eigentlich nur aus der Misere hatte herausreden wollten, überkam mich in dem Moment der echte Schock und die Realisierung, wie wahr diese Worte hatten.
Ich dachte die ganze Zeit nur an Riverdale, und an die Lodges und den dämlichen marokkanischen Stil dieser dämlichen Villa, aber was zum Teufel war mit meiner Familie?
Ich sollte mir um sie Gedanken machen. Nur um sie. Meine Mutter, die immer für mich da war. Ich sollte jetzt auch für sie da sein. Selbst mein ignoranter Bruder hatte es nicht verdient, jetzt ignoriert zu werden.
"Oh Gott, Aria, es tut mir Leid", rief Ronnie aus und sah mich mitleidig an. "Ich habe ganz vergessen, wie schwer das sein muss. Aber du musst mir vertrauen, die Polizei tut jetzt unter Daddys Einfluss ganz bestimmt alles, um deine Familie zu finden – und die Ursache, warum du diesen Unfall hattest. Es wird sich bestimmt eine Lösung finden, ja?"
Ihre Worten hätten mich wann anders sicher beruhigt, aber jetzt hatte ich einen anderen Gedanken.
"Veronica", sie schaute mich an und ihr Daumen strich über meine Hand, als wollte sie mich ermutigen, weiterzureden, "Was ist, wenn mir jemand weh tun wollte? Oder meiner Familie?"
Ihr Gesicht war stumm, sprach aber gleichzeitig tausend Worte.
Selbst ohne ihre Stimme konnte ich klar und deutlich in dem stillen Zimmer hören, dass sie dasselbe vermutete.
Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich.
Egal, wie sarkastisch und ruhig ich in den letzten Stunden gewesen bin, in ihren Armen war ich ein aufgewühltes, verletztes Mädchen, das nach Antworten suchte.
Die nächsten Tage waren genau das. Eine bittersüße Umarmung. Tagsüber befand ich mich in der Anwesenheit der Familie. Ein paar Mal traf ich sogar Verwandte, welche mich mit Freude in der Familie aufnahmen. Dabei kam ich mit den Frauen besser zurecht als mit den Männern, die ohnehin nur unter sich waren und wichtige Geschäftsangelegenheiten zu besprechen hatten.
Aber dann kamen die Nächte. Und die Arme der sonst so warmen Umarmung schienen sich zu lösen und zurückzuziehen. Ich war dann alleine. Es war kalt und die verschwundenen Arme der Hoffnung hatten eine Lücke für meine inneren Dämonen erschaffen.
Ich warf mich dann im Bett hin und her, versuchte verzweifelt einzuschlafen, konnte mich aber nicht von den ständigen Schuldgefühlen lösen.
Zusätzlich hatte ich entsetzliche Ängste. Hiram Lodge war so nett zu mir – dabei konnte ich mich noch genau daran erinnern, wie ich mich vor seiner Grausamkeit in der Serie gewunden hatte, als er Archie umbringen wollte. Ich hatte Angst vor dem, was passieren könnte.
Die Handlung der Serie würde erst in der Zukunft anfangen, ich wusste, dass die Lodges derzeit in New York wohnten, und ich fragte mich, was für eine Rolle ich spielte.
Oder meine Familie.
Und mit diesen Dämonen kamen auch meine Erinnerungen.
Eines Nachts bin ich schreiend aufgewacht. Ich saß aufrecht auf meinem Bett, war schweiß bedeckt und als Hiram mich fand, konnte ich nur zusammenhangslose deutsche Wörter stottern, hatte er erzählt.
Am nächsten Morgen waren wir beide auf der Polizeistation und ich erzählte dem Sheriff alles.
"Ich erinnere mich, dass wir zusammen...Zuhause in Deutschland... über unseren Urlaub geredet hatten. Mama ist befördert worden und wir hatten endlich genug Geld, um unsere Ferien im Ausland zu verbringen...", meine Stimme schweifte ab und ich spürte, wie Hiram seine Hand auf meine legte und mich still aufmunterte, weiterzusprechen.
"Es war der erste Tag unseres Urlaubs. Ich hatte komische SMS bekommen."
"Was für SMS", fragte der Sheriff und lehnte sich stirnrunzelnd zurück.
"Jemand hat mich erpresst. Ich habe Fotos bekommen von mir und meiner Familie, damit ich wusste, dass wir die ganze Zeit beobachtet wurden. Er wollte mich treffen. Es war die Straße, wo ich gefunden wurde. Ich weiß nur noch, dass ich von hinten einen Schlag bekommen hatte.", meine Stimme brach ab und ich versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken.
Der Polizist, ich hatte seinen Namen vergessen, nickte verständnisvoll und schien Mitleid zu haben.
"So etwas macht nur ein Feigling", knurrte Hiram.
"Ich möchte, dass Sie ihn finden."
Er nickte und zückte einen Stift, um sich noch weitere Informationen aufzuschreiben.
Die Adresse des Hotels, die Kleidung meiner Familie, Bekannte...
Als es vorbei war, und wir endlich zurück in der Villa bei den anderen waren, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich war froh, mich endlich erinnert zu haben und ich hatte diese stille Hoffnung in mir, dass es zum Fall beitragen könnte und meiner Familie nichts zugestoßen war.
Dann kam der Abend eines anderen Tages. Wir aßen zusammen, Veronica und ich hatten Hermione beim Abendessen geholfen, es war alles gut und wir lachten – bis die Tür klingelte und Hiram einen FBI-Agenten (der Sheriff war abgelöst worden, anscheinend überstieg so etwas seine Kompetenzen) hineinführte.
Die Nachricht veränderte mein ganzes Leben.
Er schüttelte mir erst die Hand und stellte sich vor, aber mein Herzschlagen war so laut, dass ich kein Wort verstand. Wir saßen alleine an einem Tisch im Wohnzimmer.
Dann sagte er es, seine Lippen bewegten sich, seine Augen strahlten Mitleid aus und die Falten seines Gesichts ließen ihn sympathisch wirken.
Aber ich fing Fetzen seiner Aussage auf.. "Tod"... "Verantwortlicher"... "Haft"... "Er machte ein Geständnis"... In meinen Augen bildeten sich Tränen und ich bewegte mich schnell an dem Agenten vorbei und stürzte die Treppe hinauf. Ich konnte nur an meine Mutter und meinen Bruder denken, beide tot und ich lebend. Während Hiram und Hermione mit dem Agenten sprachen und irgendetwas klärten, ist Veronica hochgekommen und hatte sich um mich gekümmert. Sie hatte mich vom Boden aufgehoben, oder eher die Teile von mir, die dort getrennt lagen, wieder zusammengefügt.
In dieser Nacht endeten wir zusammen auf dem Bett. Sie lag neben mir und hielt mich, als ich diesen Trost brauchte.
Vielleicht war dieser Verlust das Ausschlaggebende, aber es schweißte mich und Veronica seit diesem Tag zusammen. Wir würden seitdem immer füreinander da sein, uns gegenseitig beschützen, trösten und immer wie Schwestern sein.
Vielleicht erkannten ihre Eltern auch genau dies – denn sie wurden auch zu meinen Eltern.
Sie standen mir bei allem bei. Bei dem Prozess im Gerichtssaal, als ich meine Aussage machen musste, bei dem Hotel, wo ich die Sachen holte – sogar in Deutschland, wo ich später alles regeln würde, was meine entfernten Verwandten, meine Schule und meine Sachen anging.
Denn die Ferien endeten und ich machte mich insgeheim auf ein Pflegeprogramm gefasst (ich erwog längst nicht mehr die Möglichkeit, tatsächlich ein Teil von Riverdale zu sein), als mich die Lodges nach unten riefen und versammelt am Esstisch saßen.
Sie hatten mich adoptiert.
Und mit dem Verlust meines alten Lebens hatte ich in diesem Moment die goldene Tür zu meinem neuem Leben geöffnet.
~Übersetzung~
chalet - Villa
madre - Mutter
abuela - Großmutter
Mija - Hirams ewiger Spitzname für Ronnie, es wird zusammengesetzt aus mi hija (meine Tochter)
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