43 - condition
Ich hatte gerade Louis und Niall hinter mir gelassen und die ersten Stufen des Treppenhauses erklommen, war dabei noch nicht einmal in der Nähe der Wohnungstür, da taumelte mir meine Mutter entgegen. Sie klammerte sich am Geländer fest, ihre Hände und Beine zitterten, sie schwitzte und es sah aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. ,,Mum", erschrocken überbrückte ich die letzten Meter und bot ihr eine Stütze, die sie nur widerwillig annahm. ,,Was hast du vor? Du solltest im Bett sein", murmelte ich, ich war zwar mittlerweile leider daran gewöhnt, wie fertig sie am Todestag meines Vaters aussah, aber jedes Mal aufs neue machte mir das eine schreckliche Angst.
,,Ich muss nicht ins Bett, ich muss zurück in die Bar. Dort bin ich ihm nahe", lallte sie vor sich hin, wollte sich von mir losreißen, doch ich hielt sie fest. Das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte war, das sie wieder zur Bar gehen und dort noch mehr Unruhe stiften würde. Ich war mir sicher, würde die Polizei sie dann noch einmal abführen, würde ich sie dort sicher nicht mehr so leicht herausbekommen und einen Sozialarbeiter konnte ich spätestens dann auch nicht mehr umgehen. Louis hatte sich mir heute echt bewiesen, heute hätte der schlimmste Tag meines Lebens werden können, doch Louis hatte mir wirklich geholfen, ohne weiter nachzufragen, was wirklich los ist. Mir war klar, dass er dem bei einem nächsten Treffen wieder auf den Zahn fühlen würde, aber ich war froh, das er mir heute einfach nur bedingungslos geholfen hatte. Das war etwas, was ich von einem Polizisten niemals erwartet hätte, Louis war wirklich anders, das musste ich wohl zugeben, aber ich brauchte noch ein letztes Fünkchen, damit das endgültig bewiesen war und das sollte das nächste Treffen zeigen.
,,Mum, du weißt, dass das Schwachsinn ist. Dort bist du Dad nicht nahe, das ist der letzte Ort, an dem du dich ihm nahe fühlen solltest. Komm, ich bringe dich ins Bett." Meine Mutter versuchte zwar weiterhin sich zu wehren, doch ich war stärker und schaffte es bald, mit ihr an meiner Seite die Treppen nach oben zu unserer Wohnung. Ich half ihr ins Bett, stellte ihr eine Wasserflasche auf den Nachtschrank, sowie einen Eimer auf den Boden und saß dann so lange neben ihr auf der Bettkante, bis sie eingeschlafen war. So sah sie wieder unheimlich friedlich aus, als hätte sie nicht in der Bar randaliert, als würde sie niemals in einer Ausnüchterungszelle landen und als hätte sie damit nicht gerade beinahe unsere gesamte Existenz verspielt. Mir war klar, langsam aber sicher ging ich unter dem Druck kaputt, aber ich musste durchhalten für Gemma, sie sollte es hier raus schaffen, aus ihr sollte etwas besseres werden, als aus mir.
Leise verließ ich das Zimmer meiner Mutter, wir hatten jetzt späten Nachmittag, aber ich war mir sicher und ich hoffte, dass sie bis morgen früh durchschlafen würde. Dann war der schlimmste Tag des Jahres vorbei, dann würde alles wieder etwas ruhiger sein. In meinem Zimmer ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen, ich konnte zwar immer ungefähr einschätzen, was mich an diesem heutigen Tag erwarten würde, aber es dann zu erleben, zusammen mit meinen Schuldgefühlen zerrte wirklich an den Kräften. Mit meinem Handy in der Hand wählte ich schnell Zayns Nummer, der bei sich Zuhause wahrscheinlich schon auf heißen Kohlen saß und meine Vermutung bestätigte sich, als er nur nach einer Sekunde des Wartens ranging.
,,Harry? Ist alles gut gegangen? Was ist passiert? Du hast gesagt du hälst mich auf dem Laufenden, aber nach der Nachricht, das deine Mutter in Polizeigewahrsam ist, kam nichts mehr. Weißt du, was für Sorgen ich mir gemacht habe?" Zayns Stimme klang keinesfalls anklagend oder vorwurfsvoll, er war nur wirklich besorgt und das konnte ich ihm in keinem Fall Übel nehmen. ,,Es tut mir leid Zayn, ich wollte die ganze Zeit schreiben, was nun genau los ist, aber alles ging so Schlag auf Schlag, das ich dazu gar keine Zeit hatte." Eine stumme Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, ich hasste die Situation, in der ich steckte, wäre das mit meinem Vater nie passiert, wäre ich nicht so blöd gewesen, wäre jetzt alles noch normal und ich wäre nicht so am Rande der Verzweiflung und auf dem besten Weg, mich auf einen Polizisten einzulassen. Ich konnte nicht einmal Erleichterung dafür verspüren, dass bei der Polizei noch einmal alles gut gegangen war, denn ich war mir sicher, Louis ahnte so einiges und wenn ich ihm die Wahrheit weiter verschweigen würde, würde er früher oder später sicherlich trotzdem alles erfahren.
,,Wäre es okay, wenn wir uns gleich auf dem Friedhof treffen? Dort wollte ich heute sowieso noch hin. Dann kann ich dir dort alles erzählen", schlug ich vor, auch weil ich nicht allein zum Friedhof gehen wollte, aus Angst, dort einfach zusammenzubrechen und ich war mir sicher, Zayn wusste das auch. Er sagte aber nichts weiter dazu, sondern stimmte zu und nur wenige Minuten später war ich schon auf dem Weg. Der Schnee war mittlerweile vollständig geschmolzen, hier und da war noch ein wenig Matsch, aber nichts mehr, was ich als Schnee bezeichnen würde. Die Temperaturen waren aber immer noch ziemlich eisig und unangenehm, typisches Januarwetter, jetzt fehlte nur noch der Regen. Sobald ich den Friedhof erreichte, musste ich gar nicht auf Zayn warten, denn er war schon da und bevor irgendwer von uns etwas sagte, nahm Zayn mich in den Arm.
,,Es tut mir leid, dass ich dich am Telefon so angefahren habe, ich war nur so besorgt", murmelte Zayn mir ins Ohr und ich wusste nicht, wie ich solch einen wundervollen besten Freund verdient hatte. ,,Ich weiß doch Zayn und ich bin dir auch wirklich dankbar. Komm", ich nahm seine Hand und gemeinsam gingen wir zum Grab meines Vaters, wo ich die Augen schloss und versuchte, nicht zu weinen. ,,Louis und Liam haben meine Mutter abgeführt", sagte ich nach einer Weile, das einzige was ansonsten die Stille füllte, waren einige Krähen, die auf den Bäumen am Rande des Friedhofs wohnten.
,,Nachdem Charlie mir gesagt hatte, das meine Mutter verhaftet wurde, bin ich sofort zur Polizeistation. Dort habe ich Louis getroffen und der hat es mir gesagt." Zayn schluckte und drückte meine Hand ein wenig fester, unsere Blicke waren beide auf den Grabstein meines Vaters gerichtet. ,,Was ist dann passiert? Weiß Louis nun Bescheid? Und was ist mit deiner Mutter? Geht es ihr gut?" ,,Zuerst, meiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut, sie wollte noch einmal in die Bar abhauen, aber ich konnte es zum Glück verhindern. Und naja, auf der Polizeiwache wollte Louis mich zuerst verhören, um wahrscheinlich herauszufinden, was mit meiner Mutter los ist, aber ich muss zugeben, selbst dabei war er schon die ganze Zeit ziemlich verständnisvoll und so freundlich, ich weiß absolut nicht mehr, wie ich Louis als Polizist einordnen soll. Ich habe ihn angefleht, das er mich zu meiner Mutter bringt, damit wir einfach gehen können, doch er meinte, sie wäre in einer Ausnüchterungszelle und sie dürfte vor morgen nicht gehen.
Und da es ja leider nicht der erste Vorfall mit Alkohol war, wollte Louis außerdem noch einen Sozialarbeiter informieren. Ich hab versucht ihn auch davon abzubringen, dass es ein blöder Zufall wäre, wegen dem Todestag meines Vaters, aber für Louis war das leider nicht Grund genug, meine Mutter gehen zu lassen und ich kann es irgendwo schon verstehen, es ist sein Job, aber zum Glück hatte er dann doch noch Mitleid als ich geweint habe. Mitleid, auch etwas, was ich von einem Polizisten niemals erwartet hätte. Es ging alles ganz schnell und als Louis wiederkam, brachte ein Arbeitskollege meine Mutter schon nach Hause. Und ob du es glaubst oder nicht, dann habe ich Louis sogar noch wegen dem Treffen in diesem Jahr gefragt und ich habe mich dann sogar von Louis nach Hause fahren lassen und ihm versichert, dass ich mich morgen melde und zwar mit einer Idee, was wir unternehmen könnten.
Louis möchte etwas machen, wobei er mir beweisen kann, das er anders ist, aber er möchte mich auch kennenlernen. Und ich wiederum möchte etwas unternehmen, was mir endgültig beweist, das Louis nichts böses im Schilde führt, sondern das er tatsächlich ein gutes Herz hat und mir helfen möchte. Ich hatte gehofft, da würde dir vielleicht eine Unternehmung einfallen." Zayn wandte seinen Blick nach meiner Erzählung vom Grabstein ab und sah stattdessen mich an. Sein Blick wirkte fassungslos und ich verstand nicht ganz warum, also fragte ich nach. ,,Harry Styles, du bist so ein Idiot, weißt du das eigentlich? Wie sehr soll Louis sich dir denn noch beweisen? Als du mich an Weihnachten gefragt hast, was mich davon überzeugt, dass Louis nichts böses im Schilde führt, habe ich dir all die guten Taten aufgeführt, die er innerhalb eines Monats für dich gemacht hat und jetzt hat er sogar deine Mutter aus einer Zelle befreit und damit seinen Job, den er übrigens liebt und meiner Meinung nach herausragend ausübt, noch mehr aufs Spiel gesetzt. Was soll er denn noch alles tun?"
Ich wusste, dass Zayn Recht hatte, ich verlangte Louis wirklich viel ab, aber wenn ich ihm vertrauen sollte, einem Polizisten, dann setzte ich wirklich meine ganze Familie einem sehr hohen Risiko aus und ich fand, bei sowas konnte ich mir nicht sicher genug sein. ,,Zayn, bitte. Ich bin nicht blöd, glaub mir, nachdem du es mir noch einmal deutlich gemacht hast, ist mir natürlich aufgefallen, was Louis alles gutes tut, auch heute hat er sich wirklich außerordentlich bewiesen, aber ich verstehe einfach nicht, weshalb er all das für mich tut und das macht mich so skeptisch. Mir fehlt wirklich nur noch der letzte Funken, um Louis zu vertrauen und bitte Zayn, ich kenne dich, dir schwebt doch sicher schon eine Idee für eine Unternehmung im Kopf." Zayn seufzte. ,,Du hast Recht, ich habe eine Idee. Ich erzähle sie dir aber nur unter einer Bedingung."
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Was könnte Zayns Idee für eine Unternehmung wohl sein? Und unter welcher Bedingung wird er sie Harry verraten?🌝
All the love xx
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