42 - perplexed
Louis war wohl genauso überrascht wie ich, erstmal von der Umarmung und dann auch noch durch meine Frage nach dem Treffen. Dennoch erwiderte er zunächst die Umarmung und es fühlte sich erstaunlich gut an, seine starken Arme um meinen Oberkörper zu spüren. Louis war wirklich attraktiv und ich hatte mich auch schon öfter beim Gedanken erwischt, dass er total mein Typ wäre, wäre er kein Polizist. Aber diese kleine Tatsache konnte man nun einmal leider nicht ändern. Wäre Louis kein Polizist und wäre meine Situation nicht so absolut beschissen, hätte ich mich schon bei unserer ersten Begegnung auf ihn eingelassen, ich würde ihm nie in dem Glauben lassen, hetero zu sein, sondern ihm wirklich eine Chance geben. Doch jetzt war für mich am wichtigsten herauszufinden, ob Louis vertrauenswürdig war oder ob er doch nur ein ganz großes Spiel mit mir spielte.
,,Nun", nach der Umarmung und nach kurzer Verarbeitung meiner Frage, griff Louis diese wieder auf und antwortete noch leicht perplex, ,,ich wollte dich im neuen Jahr noch fragen, das stimmt, aber das ist jetzt erst unsere erste Begegnung und angesichts der Situation wusste ich nicht, ob der Zeitpunkt so passend ist." Unsicher sah Louis mich an und zunächst konnte ich nur nicken, schließlich konnte ich ihn total verstehen, das hier war wirklich ein sehr außergewöhnlicher Zeitpunkt. ,,Wie kommt es, dass du fragst?", fragte Louis nun neugierig, er versuchte seine Mundwinkel neutral zu halten, aber ab und an zuckten sie doch nach oben. ,,Ähm", ich räusperte mich, sah verlegen zu Boden und kratzte mich am Nacken, bevor ich die passende Antwort parat hatte.
,,Du wolltest mir beweisen und zeigen, dass nicht alle Polizisten gleich sind und heute hast du einen großen Schritt getan, um mir das zu zeigen. Ich meine, du bist zwar nur einer, aber damit kann ich wohl nicht mehr alle über einen Kamm scheren, denn das wäre gelogen, durch dich betrifft es nicht mehr alle. Auf jeden Fall wollte ich mir durch ein weiteres Treffen beweisen, dass du wirklich anders bist, auf positive Art und Weise." Louis lächelte, für ihn bedeuteten diese Worte wahrscheinlich wirklich viel, so glücklich wie er aussah, während ich damit nur versuchte, meinen eigenen Hintern zu retten. Zugegeben, Louis hatte heute wirklich ein kleines Wunder vollbracht, mir damit bewiesen, das auf ihn Verlass ist und ich ihm womöglich sogar vertrauen kann. Ich wollte nur sichergehen, ob dem tatsächlich so ist, denn dadurch würden nicht mehr tausende Fragen in meinem Kopf umherschwirren, ich wüsste, woran ich bei Louis bin und vorallem, wie ich damit weiter arbeiten könnte.
,,Okay, das würde ich dir sehr gerne beweisen, damit du nicht mehr so einen Abstand von mir nimmst. Ich weiß zwar nicht, was es ist Harry, aber irgendwas an dir zieht mich in seinen Bann und ich würde es sehr schade finden, wenn ich nicht herausfinden kann, was das genau ist. Wie wäre es, wenn ich dich nach Hause fahre und wir besprechen, wann wir uns treffen? Was hälst du davon, wenn wir bald gemeinsam Abendessen gehen würden?" ,,Das würde sich für mich aber sehr nach einem Date anhören, meinst du nicht? Ich würde mich aber freuen, wenn du mich nach Hause fährst, dann können wir auf der Fahrt über alles sprechen." Louis nickte und wir verließen gleich darauf den Konferenzsaal, nur um wieder zwischen all den Polizisten zu landen. Louis sagte einem der vielen Männern in Uniform Bescheid, das er gleich wieder kommen würde und ich atmete erleicht durch, als wir endlich die Polizeistation verließen.
Louis Auto stand nicht unweit davon entfernt, irgendein Audi, der aber ziemlich neu und ziemlich teuer aussah. Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar, dachte weiterhin an Zayns Worte, lieber einen Polizisten zum Freund, als zum Feind haben und stieg auf der Beifahrerseite ein. Auch die Innenausstattung des Wagens war ziemlich modern und ich musste mich ziemlich bemühen, mein Staunen zu verbergen. So etwas wie ein Führerschein oder sogar ein Auto waren Dinge, die unvorstellbar und höchstens in sehr ferner Zukunft für mich lagen, während all die anderen aus meiner Klasse gerade alle dabei waren, ihren Führerschein zu absolvieren. ,,Ich meine, nach Gemmas Geburtstag habe ich dich und deine Schwester zwar schon einmal nach Hause gebracht, aber vorsichtshalber frage ich noch einmal. Wie ist deine Adresse?", fragte der braunhaarige Polizeikommissar, weshalb ich ihm diese nannte und erleichtert war, das wir noch in einer einigermaßen vernünftigen Gegend lebten.
Es war zwar etwas außerhalb von der Innenstadt Londons, nicht besonders groß, nicht besonders modern eingerichtet, aber es verriet nicht gleich den sozialen Stand. So dachte auch Louis sich nichts dabei, der London mittlerweile wahrscheinlich besser kannte, als ich. Ich kannte eher die Einkaufsgeschäfte wie meine Westentasche und das könnte ich niemandem jemals voller Stolz erzählen. Er musste nicht einmal etwas in das integrierte Navigationssystem seines Wagens eingeben, er fuhr einfach los, kannte auch von dieser Stelle aus perfekt den Weg zu mir, was mir nur noch einmal mehr bewies, das er wirklich häufig auf Streife war, dies aber auch seine gewünschte Wirkung zeigte.
,,Also, heute möchte ich dich nicht länger als nötig nerven. Ich kann mir vorstellen, der Tag war schon schlimm genug, das mit deinem Vater, das du nicht bei deiner Mutter sein konntest und ich kann mir zwar nicht vorstellen, was du gegen Polizisten hast, aber dann auf eine Polizeistation zu kommen, die voll von uns ist, war sicher auch kein Spaß für dich." ,,Das kannst du laut sagen", murmelte ich, beobachtet Louis dabei, wie gut er fuhr, seine Augen waren gezielt auf die Straße gerichtet und trotzdem konnte ich das blaue Schimmern in ihnen erkennen, wenn ich mich ein wenig und unauffällig vorbeugte. ,,Ja, deshalb frage ich mal einfach, welcher Tag dir am besten passen würde und was du gerne unternehmen würdest."
,,Nun, da die Ferien vorbei sind, würde ich sagen, passt mir das Wochenende am besten, am liebsten Samstags, aber ich möchte nichts essen gehen. Das wirkt für mich alles zu sehr nach Date", antwortete ich ehrlich, ich wollte mich zwar mit Louis unterhalten, unauffällig in Erfahrung bringen, was sein Ziel ist, aber ich wollte mich ihm sicherlich nicht auf emotionaler Ebene nähern, denn das würde nach hinten losgehen, daran bestand für mich kein Zweifel. ,,Okay, wenn du das nicht möchtest, werden wir das natürlich auch nicht tun. Aber welche Möglichkeiten gäbe es dann, bei der wir uns auch ein wenig unterhalten können? Ich meine, ich möchte dir ja nicht nur beweisen, das nicht alle Polizisten gleich sind, sondern ich möchte auch dich besser kennenlernen."
Ich seufzte leise, ich wollte nicht, das Louis mich besser kennenlernt, das würde nämlich alles verschlimmern, aber vorerst müsste ich wohl zustimmen und sobald das Treffen stattfinden würde, würde ich hoffentlich schon eine Möglichkeit finden, mich aus allem rauszuwinden. ,,Ich bin noch nicht sicher, aber wie wäre es, wenn ich mir etwas überlege und mich dann bei dir melde?", schlug ich vor, ich war von mir selbst überrascht, dass ich zu diesem Treffen so viel beitragen wollte, aber dadurch, das Louis mir heute den Hintern gerettet hatte, hatte ich neue Motivation und neuen Mut gefasst, wirklich herauszufinden, was alles in Louis steckt und welche Einstellung er verfolgt.
Louis war auch ziemlich überrascht, aber er nickte. ,,Du meinst, du meldest dich dann per Handy bei mir? Meldest du dich dann auch wirklich?", fragte er vorsichtig, die Unsicherheit konnte ich ihm aber auch nicht verübeln, ich hatte ihm schließlich oft genug das Gefühl gegeben, von mir nicht gewollt zu sein. ,,Ja, heute werde ich mich wahrscheinlich nicht mehr melden, aber morgen, wenn das in Ordnung ist. Bis dahin ist mir sicher was eingefallen." ,,Okay", Louis lächelte breit, ,,dann werde ich mich auf deine Nachricht freuen." Ein paar Minuten später parkte der Wuschelkopf vor dem Wohnhaus, in welchem ich wohnte und in diesem Moment öffnete sich die Tür des Gebäudes und ein gefärbter Blondschopf trat heraus. ,,Das ist mein Kollege Niall Horan", sagte Louis, war noch vor mir ausgestiegen und begrüßte den jungen Mann schon im nächsten Moment.
Ich stieg ebenfalls aus, versuchte so unauffällig wie möglich zu sein, doch wurde gleich darauf auch begrüßt. Der irische Akzent von Niall kam mir dabei bekannt vor, genauso wie der Name und ich brauchte nicht lange, um zu realisieren, dass ich mit diesem Polizisten telefoniert hatte, bezüglich des Unfalls meiner Mutter. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und mich stattdessen ziemlich schnell aus der Affäre zu ziehen. ,,Mr. Horan, danke das Sie meiner Mutter geholfen und sie nach Hause gefahren haben. Louis, danke das du mich nach Hause gebracht hast und ich melde mich", sprach ich schnell und bevor ich eine Antwort erhalten konnte, verschwand ich im Treppenhaus und verschloss die Tür des Hauses hinter mir. Ich musste dringend Zayn anrufen und ihn fragen, was ich bei einem Treffen mit Louis unternehmen könnte, um mir auch sicher sein zu können, das ich ihm vertrauen kann. Aber zuallererst musste ich nach meiner Mutter sehen, ich konnte nur hoffen, das sie wieder einigermaßen sie selbst war.
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Niall tritt nun auch ein wenig mehr in Erscheinung und Harry möchte sich wegen des Treffens tatsächlich noch einmal bei Louis melden. Welche Unternehmung ihm wohl für die beiden einfällt?🌝
All the love xx
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