28 - uncertainties
Sofort nachdem beschlossen war, dass Louis mich dabei begleiten würde, Gemma abzuholen, hauptsächlich weil er sowieso Henrys Nachbar war und wir deshalb den gleichen Weg hatten, winkte er die Kellnerin heran. Er bat nicht nur nach der Rechnung, sondern wollte auch noch zwei weitere Stücke des wirklich köstlichen Schokoladenkuchens zum Mitnehmen haben. ,,Danke Louis für die Einladung, dass ist wirklich sehr großzügig von dir", murmelte ich, nachdem Louis bezahlt hatte und wir das Café verlassen hatten. Eigentlich passte es mir wirklich gar nicht, mich bei einem Polizisten bedanken zu müssen, aber da Louis das wirklich gut gemeint hatte und scheinbar auch keine bösen Absichten zu haben schien, fiel mir das etwas leichter. Außerdem hätte ich mir solch leckeren Kakao und Kuchen niemals leisten können, was das alles noch etwas kostbarer machte, zumindest für mich.
,,Das ist doch kein Problem", Louis lächelte, ,,und außerdem muss ich mich wahrscheinlich wohl eher bei dir bedanken. Das du überhaupt mitgekommen bist und dich auf ein Treffen mit einem Polizisten eingelassen hast, das ist wahrscheinlich für dich nicht gerade ein schöner Gedanke." ,,Ehrlich gesagt ist das für mich sogar ein Gedanke der Unmöglichkeit gewesen und eigentlich ist es das für mich immer noch. Ich denke, dass war jetzt einfach eine einmalige Sache, weil du mir bei dem Ladendetektiv wirklich aus der Patsche geholfen hast." ,,Das war doch keine große Sache, ich hab nur meinen Job riskiert", Louis lachte und da ich nicht wirklich wusste, wie ich darauf reagieren sollte, lächelte ich kurz, bevor ich meinen Blick wieder auf die verschneite Straße lenkte, die wir entlang liefen.
Mich wunderte es, weshalb Louis mich nicht fragte, ob ich die Barbiepuppe stehlen wollte. Klar, eigentlich waren die Beweise deutlich und zeigten auf, wie schuldig ich war, dennoch wollte Louis keine Bestätigung von mir haben. Entweder wollte er sich in seinem Kopf weiterhin zusammenreimen, dass ich unschuldig war und meine Lüge wirklich der Wahrheit entsprach oder er wollte mir mit dieser Frage nicht zu nahe treten, mich damit womöglich noch verschrecken. Als er mich nach meiner Mutter und ihrem Alkoholkonsum gefragte hatte, hatte er schon bemerkt, wie schnell die Stimmung kippen und wie schnell ich auf die Barrikaden gehen konnte, das wollte er wahrscheinlich nicht noch einmal erleben. Aber ich war auch nicht auf den Kopf gefallen, also wenn er eine Taktik hatte, wie er an mich herankommen wollte, dann würde ich das schon zu verhindern wissen, das dürfte nämlich einfach nicht passieren.
,,Hast du neben Gemma eigentlich noch andere Geschwister? Oder hat deine Mutter wieder einen neuen Partner?", fragte Louis nach einiger Zeit der Stille, da ich von mir selbst nicht wirklich etwas erzählte, wollte er nun wahrscheinlich einfach die Fragen stellen, dessen Antworten ihn interessierten. ,,Nein, Gemma ist meine einzige Schwester und als ich klein war, hatte ich mir immer gewünscht, die Rolle des starken, großen Bruders einnehmen zu können, also war ich auch sehr glücklich um die kleine Schwester", ich lächelte bei dem Gedanken daran, wie ich mich als kleiner Junge gefreut hatte und versucht hatte, alle damit neidisch zu machen. ,,Und meine Mutter hat keinen neuen Freund, sie...sie trauert noch um meinen Vater", sagte ich und während Louis gerade noch gelächelt hatte, nun fiel es.
,,Das tut mir leid, ist dein Vater noch nicht so lange tot? Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht in deiner Trauerphase erwischt", Louis schluckte schwer, doch ich beruhigte ihn. ,,Doch, er ist schon fünf Jahre tot, bald sechs, er ist kurz nach Gemmas Geburt und kurz vor meinem dreizehnten Geburtstag verstorben." Louis seufzte und legte zum Trost kurz seine Hand auf meine Schulter, ehe er sie auch schon wieder losließ. Es tat gut, mal mit einem Außenstehenden darüber zu reden, der auch schon solch einen Verlust erfahren hatte, selbst wenn es ein Polizist wie Louis war, der Tod machte vor niemandem halt. Da hatten wir alle in gewisser Weise eine Gemeinsamkeit und deshalb konnte ich auch mit Louis darüber reden. Das hatte nichts mit dem Rest meines Lebens zu tun, auch wenn es der ausschlaggebende Punkt für die vielen Veränderungen gewesen war, darauf würde Louis nicht kommen, denn er wusste ja nicht, wie es in meinem Leben aussah.
,,Aber das heißt ja, dass du bald Geburtstag hast, oder nicht?", lenkte Louis ab, wollte wahrscheinlich genauso wie ich von diesem traurigen Thema abkommen und da war ich froh, dass er so ein oberflächliches Thema wählte. ,,Ja, ich hab am ersten Februar Geburtstag, dann werde ich achtzehn und du? Wann hast du Geburtstag?" Louis grinste. ,,Ich hab am vierundzwanzigsten Dezember Geburtstag und werde dieses Jahr tatsächlich sogar vierundzwanzig." ,,Was? Dann hast du ja in ein paar Tagen Geburtstag und dann auch noch einen Tag vor Weihnachten." Der Polizist lachte und nickte. ,,Ja, meine Mutter hat mich immer das verfrühte Weihnachtsgeschenk genannt. Aber bevor du fragst, ich habe sowohl Geburtstags-, als auch Weihnachtsgeschenke bekomen", sagte Louis beantwortete damit schon meine nächste Frage und ließ mich ein wenig lächeln.
,,Dann ist ja..", wollte ich antworten, rutschte im nächsten Moment aber auf einer Stelle Glatteis aus und machte mich schon auf den Aufprall bereit, spürte stattdessen aber einen Arm um meinen Rücken, der mich sicher festhielt. ,,Pass auf, nicht das du noch hinfällst", Louis war mir verdächtig nahe gekommen, mir stockte der Atem und auch wenn er wirklich gutaussehend war, selbst aus der Nähe betrachtet keine Makel aufwies, fielen mir dadurch nur noch mehr seine Polizeiabzeichen ins Auge, die mich wieder daran erinnerten, wer er war. Ich durfte nicht so feuchtfröhlich alles aus meinem Leben ausplaudern, nicht bis ich wirklich sicher war, das Louis mich wegen seiner Intention nicht angelogen hatte. Ich räusperte mich, stellte mich aufrecht hin und bedankte mich bei Louis, ehe ich den Weg fortsetzte.
Natürlich mangelte es mir an körperlicher Nähe, in solchen Momenten merkte ich das besonders, aber ich musste mir das selbst verbieten. Aus sowas würden oft Gefühle entstehen, darauf würden sich Beziehungen aufbauen und ich konnte nicht einmal freundschaftliche Bindungen richtig pflegen, also erst Recht keine Beziehung. Zayn war mein einziger Freund und ich denke, dass das auch ganz gut so war, ihm konnte ich mich zu hundertprozent anvertrauen, ihm musste ich keine Lügen auftischen und was besseres konnte es für mich nicht geben.
Ich war erleichtert, als wir endlich vor dem Wohnhaus ankamen, in welchem nicht nur Louis lebte, sondern auch der kleine Henry mit seiner Familie, bei der Gemma gerade zu Besuch war. Die Gegend war ziemlich gut, hier gab es wenig Diebstähle und Überfälle, die Kinder konnten sicher auf den Straßen spielen und ich wünschte, Gemma soetwas auch bieten zu können, doch bei dem wenigen Geld, was uns zur Verfügung stand und manchmal selbst für unsere Miete nicht reichte, hatten wir leider nicht solch eine gute Auswahl. Beide wohnten im ersten Stock, somit waren es zum Glück nicht allzu viele Treppen die man laufen musste und nach all dem, was heute passiert war, war ich ohnehin schon ziemlich erschöpft.
,,Hier wohne ich und dort wohnt Henry", Louis zeigte erst auf seine Wohnungstür und dann auf die, die gegenüber von seiner lag. ,,Alles klar, dann danke nochmal für das heute im Spielzeuggeschäft und für den Kuchen und den Kakao..mit Sahne", ich musste kurz grinsen und auch Louis schmunzelte. ,,Es war mir eine Freude, ich hoffe, ich bin meinem Ziel ein Stück weit näher gekommen", sagte Louis und holte dann plötzlich einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche und schrieb etwas auf die Tüte der Bäckerei, mit den Stücken Schokokuchen darin. ,,Hier, meine Handynummer, falls etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit anrufen. Und der Kuchen, er wird Gemma sicher auch schmecken und weil ich weiß, wie sehr er dir geschmeckt hat." Überrascht nahm ich die Tüte der Bäckerei von Louis entgegen, der danach seine Wohnungstür aufschloss.
,,Ich hoffe, man sieht sich wieder", murmelte Louis, bevor er seine Wohnung betrat und ich schaffte es gerade noch, ein ,,Tschüss", hervorzubringen, ehe die Tür sich hinter Louis schloss und er damit verschwunden war. Ich wusste nicht, was es war, aber irgendetwas hämmerte ganz laut in meinem Brustkorb, so als wäre ich gerade eine aufregende Achterbahn gefahren. Doch ich versuchte das Gefühl zu ignorieren und klopfte stattdessen bei Henry an, dessen Eltern ich dann auch erstmals kennenlernte. Den ganzen Heimweg über erzählte Gemma mir, wie toll es bei Henry gewesen war, ob sie ihn über die Weihnachtsferien auch mal zu uns einladen dürfte und all sowas. Ich war froh, meine kleine Schwester so glücklich zu sehen, dass sie sich nicht mit meinen Sorgen herumplagen musste und so sollte es auch niemals sein. Ich war nur froh, wenn ich all das, was heute passiert war, morgen bei Zayn loswerden konnte, der mir hoffentlich auch dabei helfen würde, meine Gedanken zu sortieren.
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Was sagt man dazu..Harry weiß nicht wirklich was er von Louis halten soll und jetzt hat er auch noch seine Handynummer. Ob er ihm schreiben wird? Und ob Zayn Harry vielleicht ein wenig helfen kann? :(
All the love xx
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