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*6*

2 Endlich bog der Bus in ein kleines Dorf. Dort war ich aufgewachsen. Es lag etwa zehn Kilometer von meiner Schule entfernt. Dieses Dorf war genau so öde wie unser Haus, denn hier wohnten weit und breit nur alte und verdammt reiche Leute.. Jeder konkurrierte darum, wer am reichsten war und wer das teuerste Auto hatte.. Die Menschen hier hatten wohl noch nicht verstanden, dass Geld nicht alles war.. Und- Überraschung- sie werden es auch nie verstehen!

Endlich erreichte der Bus meine Haltestelle, fuhr rechts an die Seite und lies die Schüler aussteigen. Ich war wieder einmal die einzige, die ausstieg.. Niemand auf meiner Schule hatte so viel Geld wie meine Familie, weswegen auch niemand von ihnen hier wohnte.. Aber keiner wusste, wie reich ich war, denn das hielt ich geheim.. Es würde mir sowieso nur Probleme bringen. Falsche Freunde, Hass, und den Ruf als Verwöhnte Bitch.. Auf dies wollte ich unbedingt verzichten, weshalb niemand wusste, wie viel Geld meine Familie hat. Nicht einmal er wusste davon.. Davon ging ich jedenfalls aus.

Du bist auch davon ausgegangen, dass er die Sache mit seinem Vater für sich behält.. Danke für diese Motivation.. Jetzt war mein Tag gerettet! (Ironie)

Erschöpft setzte ich meinen Heimweg an. Das Gewicht des Rucksackes drückte schwer auf meinen Schultern, aber ich zwang mich dennoch zügig nach Hause zu gelangen. Ich wusste nicht, wie lange ein Mensch einsam sein konnte, bevor er zusammenbricht, und wie nah ich diesem Punkt schon war, aber ich vermutete, es würde noch eine Weile dauern. War das Grund zur Sorge oder Freude?

Ich hatte diese Einsamkeit nun schon lange ausgehalten.. Fast drei Jahre lang.. Ich hatte eher Angst vor den ganzen Blicken. Ich hatte Angst, dass sie mich zerbrechen lassen könnten. Diese Blicke waren neu. Ich brauchte noch Zeit, mich an sie zu gewöhnen. Aber war es richtig sich an so etwas zu gewöhnen oder sollte man lieber dagegen ankämpfen? Sich wehren?

Schon wieder waren meine Gedanken abgedriftet, sodass ich die Jungen erst bemerkte, als sie auch schon ein Meter hinter mir waren. Ich bemerkte sofort, dass sie über mich tuschelten und ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich musste mich ganz eindeutig noch daran gewöhnen.

Sofern man sich an sowas gewöhnen kann... Ich ignorierte mein Unterbewusstsein und beeilte mich eine ausdruckslose Miene aufzusetzen und lies die Jungs links an mir vorbei gehen. Die beiden waren etwa in meinem Alter, aber machten einen sehr arroganten Eindruck und schienen nicht allzu schlau zu sein.. Wahrscheinlich sah auch wieder nur ich das so. Vermutlich hatte ich generell ein sehr negativ geprägtes Menschenbild. Woran das wohl liegt...

Ich wusste gar nicht, was sie hier überhaupt wollten, denn hier war lange Zeit kein Jugendlicher mehr gewesen... Ich betete still, dass es dafür eine einfache Erklärung gab und sie mir nicht gefolgt waren. Okay, ich war wahrscheinlich der unreligiöste Mensch auf dieser Erde, weshalb es eigentlich keinen Sinn ergab, zu beten, aber diese gesamte Situation ergab auch keinen Sinn. Denn wenn diese Jungen jetzt wegen mir da waren, dann hätte ich ein noch größeres Problem als sowieso schon.. Aber es war doch unmöglich, dass plötzlich alle so viel Interesse an mir hatten, dass sie sogar wissen wollten, wo ich wohnte. Bis vor einen Tag hatte es auch noch niemanden interessiert. Und das fand ich auch gut und sollte unbedingt so bleiben. Denn wenn auch nur eine Person herausfand, wo ich wohnte, wäre ich geliefert...

Zur Sicherheit schaute ich mich noch einmal um. Die beiden Jungen waren schon weitergelaufen, weshalb ich mich ein wenig beruhigte.. Sie wollten sich hier bestimmt nur die wunderschönen Häuser anschauen. Okay, also wenn das stimmte, was allein schon sehr unrealistisch war, dann hätten die beiden einen wirklich grässlichen Geschmack. Die Häuser hier waren nämlich einfach nur hässlich... Jedes von ihnen war protziger als das daneben.. Es gab bestimmt einen anderen logischen Grund für ihre Anwesenheit hier. Das alles war bestimmt nur irgend ein unbedeutender Zufall und ich hatte direkt zu viel hineininterpretiert..

Endlich erreichte ich unser Haus, in dem ich nun schon mein Leben lang lebte. Es war weiß verputzt und sehr modern. Naja und es war riesig und dementsprechend auch unfassbar teuer.. Und wie ich fand eine reine Geldverschwendung... Vor allem wenn man mal überlegte, was man mit diesem ganzen Geld sinnvolles hätte machen können... Aber in meiner Welt machte nur weniges einen Sinn, von daher passte das Haus wahrscheinlich auch ganz gut..

Ich lief durch das Tor und schloss die Haustür auf. Anschließend legte ich meinen Rucksack auf den Boden und suchte nach etwas Essbaren. Alice und Benjamin hatten heute beide frei, weshalb ich mir selbst etwas machte.. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, da dieses komische und unangenehme Gefühl meinen Magen immer noch nicht verlassen hatte, aber ich zwang mich dennoch etwas zu essen. Ich hatte einmal eine Zeit lang wirklich nichts gegessen und danach war ich viel zu dünn gewesen. Ich fühlte mich damals nicht mehr wohl in meinem Körper, da er so zerbrechlich wirkte. Meine Oberschenkel waren so dünn wie meine Arme jetzt waren und na ja, meine Arme waren noch dünner.. Ich stand stundenlang vor dem Spiegel und habe einfach nur geweint. Ja, damals habe ich die Gefühle noch zugelassen. Aber ich habe mir vorgenommen es nie wieder zu tun. Ich wollte nicht wieder so werden wie damals, denn diese Zeit war einfach nur schrecklich gewesen..

Na ja und wegen alldem versuchte ich seitdem immer, genügend zu essen. Da ich aber nicht wirklich etwas Essbares fand, entschloss ich mich dazu, mir einfach ein paar Spaghetti zu kochen.

Als ich einige Spaghetti auf meinen Teller getan hatte, setzte ich mich an unseren Tisch und begann lustlos in ihnen herumzustochern. Kalte Spaghetti zu essen wäre nicht ganz so lecker geworden, weshalb ich mich doch noch dazu zwang, den Teller leer zu essen.

Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer und machte mich für das Leichtathletik Training fertig..

Ob die Leute beim Leichtathletik auch von der Sache mit meinem Vater gehört hatten? Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass sie davon wussten, schließlich verbreiteten sich solche Geschichten sehr schnell. Vor allem, wenn die berühmte und berüchtigte Emily Miller, also ich, die Hauptrolle war.

Dementsprechend hatte ich nicht allzu viel Lust, zum Leichtathletik zu gehen, da ich wieder so vielen Menschen begegnen würde. Menschen, die wieder nur über dich reden werden.. Wieder sehr motivierend, das musste ich wirklich mal sagen..

Ich blickte in den Spiegel. Eigentlich hatte ich dies in der letzten Zeit eher vermieden. Ich wusste nicht genau warum, aber wahrscheinlich hatte ich Angst vor dem, was ich sehen würde.. Eigentlich blickte ich seit Jahren nur dann in den Spiegel, wenn es unbedingt nötig war. Aber heute siegte mal die Neugierde über die Angst..

Ich erkannte mein Gegenüber: Das blonde Haar wirkte spröde und voller Spliss. Das lag wohl daran, dass ich sie lange Zeit nicht mehr geschnitten hatte.. Mein Körper wirkte ziemlich abgemagert, obwohl ich doch in der letzten Zeit genug gegessen hatte.. Oder? Mein Gesicht war sehr blass.. Braune Augen musterten das Spiegelbild verwirrt. Die Augen wirkten erschöpft. Sie sahen so aus, als würden sie zu einer anderen Person gehören... Und sie waren erschreckend kalt. Emotionslos. Leer. Aber das war ich schon gewöhnt, denn sie waren schon seit einiger Zeit so..

Ich wandte mich von dem Spiegel ab, nahm mir einen Rucksack, zwei Flaschen Wasser, Sportschuhe sowie ein Handtuch mit. Anschließend holte ich mein Fahrrad und fuhr in Richtung Innenstadt. Zum Training ging ich eigentlich immer montags, mittwochs, sowie donnerstags.

An manchen Tagen würde ich lieber zuhause bleiben, aber an anderen Tagen hatte ich das Gefühl, dass der Sport das einzige war, dass mich noch am Leben hielt. An diesem Donnerstag hatte ich aber gar keine Lust, zum Training zu gehen, denn ich fürchtete mich vor den Blicken. Das ist lächerlich. Als ob du jetzt schon Angst vor Blicken hast. Was kommt als nächstes? Hast du dann Angst vor dem Regen? Ich hasste mein Unterbewusstsein und ich war mir mehr als sicher, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte.

Ein wenig freute ich mich aber auch auf das Training, denn mein Kopf brauchte unbedingt eine Pause. Genau diese Pause bot mir der Sport , denn dort musste ich an nichts denken, außer daran, die beste zu sein. Man könnte nicht sagen, dass ich auch wirklich die beste war, aber auf jeden Fall war ich eine der besten. Das Wetter war eigentlich perfekt, es war trocken und ein angenehm kühler Wind verwirbelte sanft meine Haare, während ich mein Fahrrad am Sportplatz abstellte und festschloss. Insgesamt waren wir eine kleine Gruppe mit fünf Mädchen, zwei davon waren zwei Jahre älter als ich und zwei waren zwei Jahre jünger. Diese Gruppe wurde von einer zwanzigjährigen Studierenden unterrichtet. Ich war in etwa so gut wie die beiden Mädchen die älter als ich waren, verstand mich aber mit keiner besonders gut. Sie waren eigentlich genau so wie die Leute aus meiner Klasse. Ich hatte ihnen nie etwas getan, aber sie hassten mich. Irgendetwas musst du dann wohl getan haben .

Die Trainerin Katherina und die zwei älteren Mädchen Nina und Lina waren bereits da, also stellte ich mich zu ihnen. Na ja, mit ungefähr drei Metern Entfernung.. Das war mein persönlicher Sicherheitsabstand, den ich zu fast allen Personen einhielt. Ausnahmen sind eigentlich nur Alice und Benjamin und das ist wiederum sehr traurig... Aber ich brauchte diesen Abstand, da ich mich sonst unwohl fühlte. Ja, ich war wirklich sehr antisozial, aber es war einfach so ungewohnt, neben Menschen zu stehen. Besonders als eine Person, die sehr selten neben anderen Personen stand.

Ich wurde von niemandem begrüßt, aber das erwartete ich auch nicht und es störte mich erst Recht nicht. Eigentlich war ich sogar froh darüber, denn ich hatte wohl vollständig verlernt, wie man Gespräche führte.. Kann man sowas überhaupt verlernen? Anscheinend ja schon, wobei ich ja auch nicht ganz normal war..

Ich bemerkte direkt, dass auch sie von der Sache mit meinem Vater gehört hatten. Es war auch nicht zu übersehen, ich meine sie fingen an zu tuscheln und vielsagende Blicke in meine Richtung zu werfen. Wahrscheinlich wollten sie sogar, dass ich es bemerkte.. Ziel erreicht... Das beunruhigende war aber, dass sie von der ganzen Sache gehört haben, obwohl sie nicht einmal auf meiner Schule waren.. Wenn sie es wussten, wer wusste es dann noch? Die ganze Stadt. Aber wie konnte sich denn ein einziges Gerücht so schnell verbreiten? Da das Training anfing, versuchte ich meine Gedanken ruhig zu stellen. Leider blieb es auch weitestgehend beim Versuch..

Kathi (Trainerin): „Ja also Mia und Julia kommen heute halt nicht und deswegen sind wir heute 'ne kleinere Gruppe.. Ja ich hab jetzt auch keine Lust hier großartig Training zu machen, also macht einfach selbst nh bisschen was.." Meine Trainerin war schon immer so gewesen und sie wird auch immer so bleiben. Aber daran war ich schon gewöhnt.. Warum war sie überhaupt Trainerin geworden, wenn sie offensichtlich überhaupt keinen Spaß daran hatte? Aber das gehörte wohl zu den Sachen im Leben, die man nicht verstehen musste. Oder eben nicht konnte..

Ich hatte überhaupt nichts dagegen, dass wir heute eine kleinere Gruppe sein würden, denn so konnte ich ja vielleicht intensiver trainieren und das wieder rum würde meine Gedanken länger ruhig stellen und zusätzlich meine Chancen auf dem Wettkampf in zwei Wochen verbessern. Wichtiger war es aber, dass meine Gedanken ruhig gestellt wurden, denn sie brachten meinen Kopf schon fast zum Explodieren. Und das war kein schönes Gefühl.. Es hätte auch niemand gedacht, dass Explosionen ein schönes Gefühl hinterlassen.

Wir trainierten relativ frei. Das lag wahrscheinlich größtenteils daran, dass meine Trainerin keine Lust auf „richtiges Training" hatte. Mich störte das aber kein bisschen.

Ich konzentrierte mich zunächst auf den Weitsprung. Insgesamt sprang ich drei mal und immer kamen gute Ergebnisse heraus. Zum ersten Mal gab es gute Nachrichten! Und die brauchte ich gerade mehr denn je..

Ich lies ich vom Weitsprung ab und begab mich zu den 800 Meter Bahnen. In den vielen Jahren hatte ich diese schon oft gemacht, war aber nur durchschnittlich. Generell hatte ich sehr viel Respekt vor dieser Bahn, da meine Kondition nicht gerade die beste war.. Meine Stärke lag da eher in Sprints. Weil ich mich aber unbedingt verbessern wollte, entschied ich mich dazu, heute anzufangen zu trainieren. Ich konnte ja nicht wissen, dass das ein Fehler sein würde..

Ich steckte meinen rechten Fuß in die Halterung und lenkte meine Gedanken auf und meine vielen Probleme, an meine Einsamkeit und an meine durchgehende und endlose Traurigkeit. Ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Nun stellte ich mir vor, ich hätte gleich die Möglichkeit, dem allem zu entfliehen, wenn ich nur ganz schnell rannte. Ich redete mir diese Lüge wieder und wieder ein, bis ich irgendwann wirklich glaubte, es würde stimmen und ich wäre meine Probleme für immer los. Als ich erneut bis drei zählte, drückte ich mich ab, meine Füße trafen auf den Boden und machten dann mit Schwung weite und schnelle Schritte. Obwohl ich mitten in einem Sprint war, spürte ich keine Anstrengung, sondern nur noch einen Körper, der seine Sorgen weit hinter sich lies und den Vorsprung immer weiter ausbaute. So weit, dass die Sorgen bald nicht mehr zu sehen waren. Alle Sorgen waren weg. Und dieses Gefühl war so unbeschreiblich schön, dass ich wollte, dass es für immer anhielt. Deswegen versuchte ich mich nicht von meinen Sorgen einholen zu lassen und beschleunigte meine Schritte weiter.. Ich konzentrierte mich nur auf die Bahn und meinen Körper , während ich immer weiter und weiter und weiter lief. Als ich schließlich ein dreiviertel der Strecke geschafft hatte, setzte ich zum Sprint an und beschleunigte meine Bewegungen um etwa die Hälfte. Während ich meinen Blick starr auf das Ziel hielt, arbeitete der Rest meines Körpers auf Hochtouren. Schweiß durchnässte meine Haare und lief langsam meinen gesamten Körper hinab, mein Herz schlug immer schneller und ich wurde immer härter mit mir selbst, trieb mich unter Protest meiner Vernunft immer weiter an, bis schließlich meine Beine und Arme schmerzten. Auch mein Kopf fing an zu pochen und es bildeten sich kleine Punkte, die schnell zu einer schwarzen Fläche wurden.. Dann merkte ich nur noch, wie meine Beine wegsackten..

Ich konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, bis ich langsam meine Augen öffnete und kleine Sternchen sah. Plötzlich spürte ich etwas Kühles an meiner Stirn, konnte aber nicht genau sagen, was es war. Nach kurzer Zeit erkannte ich eine verschwommene Gestalt und musste blinzeln. Wer das wohl war? Sicher der Weihnachtsmann. Weihnachtsmann? Aber es war doch Sommer, oder nicht? Na dann war es der Osterhase. Oh Gott, was war denn los mit mir, dass ich nicht einmal in der Lage war, richtig zu denken.. In meinem Kopf fühlte sich alles wie Watte an und ich spürte nur ein konstantes Pochen in meinem Kopf. Ich konzentrierte mich darauf, das Verschwommene vor meinen Augen zu erkennen, was mir auch nach einiger Zeit gelang. Langsam setzten sich viele Farbenzu einem festen Bild zusammen und ich erkannte meine Trainerin Katherina. Diese schaute mich vorwurfsvoll an: „Trink was!" Dann schob sie mir eine Flasche vors Gesicht.. Sehr sympathisch diese Frau.. Ich versuchte mich aufzusetzen und blickte auf meine Uhr. Es war zwanzig nach vier. Entschuldigend wandte ich mich an Kathi: „ Sorry, ich glaube ich habe etwas zu wenig getrunken." „Ich habe für sowas hier keine Zeit. Also entweder du kriegst dich in den Griff und trinkst genug, oder du suchst dir einen neuen Verein. Ich habe garantiert besseres zu tun als dir hinterherzurennen, nur weil du es nicht hinbekommst etwas zu trinken.", entgegnete Kathi barsch. „Es tut mir furchtbar leid. So etwas kommt nicht noch einmal vor.", versprach ich verunsichert. „Das will ich hoffen. Gut, ich glaube es wäre für dich das Beste, wenn du schon jetzt nach Hause gehen würdest, falls du dich dazu in der richtigen Verfassung fühlen solltest. Ich werde den anderen sagen, du warst schon fertig und bist deshalb früher gefahren." „Danke, dann mache ich mich mal auf den Weg. Bis morgen.", verabschiedete ich mich noch verunsicherter, ehe ich zu meinem Fahrrad ging, es aufschloss, und losfuhr, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ja, auch Kathi hasste mich... Aber das war auch unmöglich zu übersehen..

Das Wetter spielte immer noch gut mit, sodass ich sehr schnell zuhause ankam. Dort versuchte ich mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, aber dafür war heute eindeutig zu viel passiert. Alle wussten von der Sache mit meinem Vater und ich hatte Angst, dass deswegen meine Mauer brechen könnte. Das man mich wieder verletzen könnte. Denn ich hasste es, verletzt zu werden. Wow, Emily, wer liebt es denn, verletzt zu werden?

Ich machte mir Sorgen, dass ich wieder so zerbrechlich und schwach wie früher werden könnte. Bei dem Training gerade war ich sogar umgekippt, ich war schwach gewesen. Ich war erbärmlich gewesen. Ich meine, es war doch logisch, dass man nicht vor seinen Problemen wegrennen konnte. Das wurde einem schon im Kindergarten eingetrichtert.. Aber ich hatte es dennoch versucht. Genauso wie ich versucht hatte, stark zu bleiben. Das Tuscheln und die Blicke nicht an mich heranzulassen. Aber generell ließen mich all meine Versuche stark zu sein nur noch schwächer werden. Zur Zeit war ich sehr schwach. Und es würde gefährlich werden, wenn das jemand herausfinden würde.

Mühsam zwang ich mich erneut mit etwas mehr Erfolg zu den Hausaufgaben. Irgendwann mussten die ja schließlich auch erledigt werden, auch wenn das bei weitem nicht meine Lieblingsbeschäftigung war.. Meine deprimierenden Gedanken wurden mit Mathe Formeln und Englisch Vokabeln belegt. Ich erledigte meine Aufgaben sehr ausführlich und erst als meine Hand vom Schreiben weh tat und meine Füllerpatrone leer war, gönnte ich mir eine kurze Pause, die sofort von meinen Gedanken in Anspruch genommen wurde. Ich musste es unbedingt wieder hinbekommen, stark zu werden. Schwach zu sein war gefährlich. Besonders für mich, wo alle nur darauf warteten, dass ich aufgab.. Und mir musste es schnellstmöglich wieder egal werden, was andere über mich sagten. Ich wusste nur noch nicht, wie ich das anstellen sollte...

Schon war meine kurze Pause zu Ende und ich konzentrierte mich wieder auf Mathe. Schnell waren alle Aufgaben fertig, aber anstatt weiter zu lernen, brauchte ich einfach eine Pause um mich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, denn ich konnte diese nicht immer unterdrücken oder aufschieben. Das ging bei mir nie gut und außerdem hasste ich es, Sachen aufzuschieben.. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen, um wieder stark zu werden. Du könntest Karate lernen. Mein Unterbewusstsein half mir mal wieder sehr gut weiter . Aber vielleicht hatte es doch nicht so Unrecht, denn wenn ich mich selbst verteidigen könnte, hätte ich vielleicht nicht mehr so viel Angst vor ihm.

Wie lächerlich, du wirst für immer Angst vor ihm haben. Leider wusste ich, dass genau das die Wahrheit war, aber ein paar Selbstverteidigungsskills konnten doch sicher nicht schaden. Nur wusste ich, dass das allein niemals reichen würde. Außerdem würde ich ihm niemals etwas antun können. Ich wusste, wie krank das war.. Besonders, da er mich tagtäglich verletzte.. Aber ich konnte es nicht.. Es ging nicht, denn da war immer noch sein früheres Ich. Es musste da einfach noch sein.. Ganz versteckt.. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, die Hoffnung auf eine gute Seite aufzugeben... Das hatte ich mir auch schon oft vorgenommen, wirklich, aber es ging einfach nicht.

Aber zurück zum eigentlichen Thema.. Ich wollte wieder stark werden und dafür müsste ich mich von allen Menschen distanzieren. Mit dem Fahrrad zur Schule fahren, nicht mehr zum Leichtathletik-Training gehen und so wenig Menschen begegnen wie nur möglich. Denn dann würde es auch weniger Menschen geben, die mich verletzen können.. Ich müsse generell alle Menschen, die mir begegnen kalt abwimmeln oder komplett ignorieren. Keinen Schmerz zeigen. Überhaupt keine Emotionen zeigen. Kalt sein. Und noch einsamer. Aber ich hatte keine Wahl. Und ich würde dies durchziehen. Einfach weil ich keine andere Wahl hatte..

Ich blickte auf meinen Wecker, da ich noch nie ein gutes Zeitgefühl gehabt hatte. Es war bereits halb sieben, dass hieß ich könnte mir schon etwas zu Essen machen. Unten angekommen blickte ich kurz auf mein Handy. Meine Mutter hatte mir geschrieben, dass sie erst ziemlich spät nach Hause kommen würde und morgen schon wieder früh losfahren müsste. Ich würde sie also nicht sehen. Aber damit hatte ich schon gerechnet. Zuletzt hatte ich sie vor drei Tagen gesehen, da war sie aber auch nur für zwei Stunden hier. Und selbst in diesen Stunden hatte sie in ihrem Büro gearbeitet... Das war doch die Definition von Mutter-Tochter-Liebe, nicht wahr?

Seufzend lief ich in die Küche und machte mir die restlichen Spaghetti warm. Ich hatte wieder einmal keinen Hunger, aber das ignorierte ich einfach. Ich stocherte gedankenverloren in dem Essen herum und versuchte den Teller zu leeren. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich mich dazu gezwungen, auch die letzte Spaghetti aufzuessen. Anschließend ging ich in mein Zimmer und schaute dort irgendeinen Film. Von dem Film bekam ich eigentlich so gut wie nichts mit, da ich zum Glück schon sehr schnell einschlief..

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