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Ich machte keinen weiteren Aufstand und zog mich schnell um und auch er lies das Ganze glücklicherweise unkommentiert. Wieder im Wohnzimmer angekommen, übernahm Jacob das Wort: „Wie du vermutlich schon erwartet hast, wird es Regeln geben. Wir haben dir hier nh Zettel geschrieben mit Punkten, die du bis morgen auswendig weißt. Möchtest du auch schon die Bestrafungen wissen?" Ich nickte nur und mir wurden zwei Zettel gegeben. Das würde ja super werden. Ironie lässt grüßen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich wirklich vorhatte, diesen Regeln zu folgen. Da konnten die sich so viele Bestrafungen aussuchen wie sie wollten. Mein Leben war mir nichts mehr wert und das würde sich in der nächsten Zeit auch nicht mehr ändern, da war ich mir ziemlich sicher..
Unwissend, was genau ich nun tun sollte, beziehungsweise was sie von mir erwarteten zu tun, stand ich planlos im Raum herum. Sie hatten sich alle irgendeinem Fernseher zugewendet und schienen da Spiele zu spielen. Da würde es bestimmt nicht auffallen, wenn ich einfach gehen würde, oder? Ich lief also leise aus dem Raum heraus, aber schon mach zwei Schritten wurde ich aufgehalten „Regel Nummer 12.", sagte Tobias einfach, als würde das alles erklären, was es natürlich nicht tat. Verwirrt blickte ich auf das Blatt mit den vielen Regeln und unter 12 stand: „Egal wo du hingehst, du musst jemanden darüber informieren." Na super. War das deren Ernst??? Ich meinte also gekünstelt freundlich: „Ich würde gerne in mein Zimmer gehen. Natürlich nur, wenn ihr damit einverstanden seid." Ich wollte da einfach nur weg, denn ich hatte wirklich keine Lust noch eine von ihren tausend Regeln zu missachten. „Ja, geh schon.", meinte Simon genervt. Wahrscheinlich hatte ich gerade ihr ach so interessantes Spiel gestört- aber nichts lieber als das. Es tat mir wirklich gar nicht leid.
Ich ging also endlich wieder in mein Zimmer, welches hoffentlich nur provisorisch war. Aber ich wusste, dass dies nicht der Fall war-leider. Da ich wirklich nichts zu tun hatte, las ich mir die Regeln durch. Ich sollte sie ja bis morgen auswendig können- haha. Was dachten die eigentlich wer sie sind? Ich nahm das Blatt und sah es mir an:
1. Widerrede oder Widerspruch jeglicher Art, verbal oder nonverbal werden nicht geduldet.
Verbal oder Nonverbal- machten die jetzt einen auf Wissenschaftler- Hilfe!!! Ich meine sowas war ja zu erwarten, wer lässt sich seine Gefangene auch auf der Nase rumtanzen? Richtig-niemand. Aber nonverbal- dann könnte ich ja nicht mal meine Augenverdrehen. Ach wie gut, dass ich ihre Regeln sowie so nicht befolgen werde..
2. Du verhältst dich nett und höflich.
Die erwarten das doch nicht ernsthaft von mir? Diese Idioten, die mich behandeln wie ein Stück Scheiße! Also da können die lange warten.
3. Du sprichst nur, wenn du zum Reden aufgefordert wirst.
Das wurde ja immer besser. Nein mal im Ernst, das konnten die sowas von vergessen. Ich und leise sein? Niemals.
4. Du trägst deine Kette jederzeit.
Das können die vergessen. Kameras reichen völlig, auch wenn die schon übertrieben sind. Ich meine was soll ich hier auch großartig machen? Ne Bombe bauen?
5. Du verlässt das Haus nicht ohne eine weitere Person.
Würd mich auch wundern, wenn man seine Gefangene einfach so rum laufen lässt..
6. Du verrätst niemandem, dass du hier bist.
Wie denn auch? Und vor allem wem? Wen würde das interessieren?
7. Du trägst das, was wir dir geben.
Nene, da verzichte ich doch glatt freiwillig. Deren Style will ich mir gar nicht erst vorstellen.
8. Du verletzt dich nicht selbst.
Haha, wahrscheinlich würden die mich dann als Strafe für einen Selbstmordversuch umbringen.
9. Du wehrst dich nicht gegen uns.
Das werden wir ja noch sehen.
10. Du nutzt kein Social Media.
Hab ich vorher auch nicht. Welche Freunde sollen mir denn folgen ,haha.
11. Du gehst nur in die Schule, wenn wir es dir erlauben.
Ernsthaft? Ich habe ein Recht auf Bildung. Nur weil diese Idioten komplett ungebildet waren hieß das doch nicht das meine Bildung darunter leiden muss. Aber anscheinend hieß es genau das..
12. Egal wo du hingehst, du musst jemanden darüber informieren.
Jaja, Privatsphäre dies das. Aber mich solls nicht stören, Privatsphäre werde ich so oder so nie wieder haben und wenn sie unbedingt wissen wollen, wann ich aufs Klo ging, dann werde ich ihnen diesen Wunsch doch erfüllen. Regel 1 besagte doch, dass ich nett sein soll- oder war es Regel 2?
13.Du machst nichts kaputt.
Was soll das denn heißen?? Waren ihnen ihre tausend Bilder was wert? Oh, das wäre ja schade, wenn denen was zu stoßen würde.
Und den Müll soll ich jetzt auswendig lernen wie Vokabeln? Ughh, wie ich sie hasste. Da ich gerade nicht zum Lernen, sondern eher dazu in der Lage war meine Umgebung zu zerstören, brauchte ich etwas, womit ich mich abregen konnte. Ich zog mir schnell Sportsachen ein und fing dann auch schon an gegen den Box-Sack zu schlagen. Ich hatte mir nicht einmal Handschuhe angezogen, weshalb meine Hände bald wund sein würden, aber das war egal. Wichtig war gerade einfach nur dieser Box-Sack, auf den ich heftig einschlug, sodass er wild durch den Raum schwang. Ja, ich hatte wirklich Aggressionsprobleme. Irgendwann, als meine Hand nur noch rot und rissig und der Box-Sack nicht mehr ganz so neu aussah, hörte ich auf und rutschte erschöpft an der Wand herunter. Ich war zwar immer noch wütend, aber im Vergleich zu gerade war ich jetzt ein kleines Lamm. Ich zwang mich also tatsächlich dazu, diese Regeln auswendig zu lernen, auch wenn ich mir dabei ziemlich idiotisch vorkam. Aber so lautete mein Plan und diesen würde ich befolgen. Ich würde nett sein, alle Regeln beachten und na ja, mal gucken was passiert. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass sie mich so oder so bestrafen würden. Immerhin wollten sie mir Leid zufügen. Sie würden immer einen Grund finden, mich zu bestrafen. Na ja, und wenn sie mich sowieso bestrafen würden, dann könnte ich mich wehren und alle Regeln brechen. Bis dahin war alles, was ich hatte, die Vorfreude, aber das würde reichen. Vorerst.
Ein Klopfen lies mich zur Tür gucken. Oha, ich hätte nicht erwartet, dass sie klopfen würden, weil war das nicht ein Zeichen von Privatsphäre und seit wann stand mir Privatsphäre zu? Wahrscheinlich musste man diese Idioten nicht verstehen, falls doch, dann hatte ich ein großes Problem. Die Tür wurde geöffnet und Lucas kam herein. Warum schickten die Lucas? Um mich zu verletzten war er wohl mit Abstand- mit einem Abstand der dreimal um die Erde reicht- die schlechteste Wahl. Aber gut, schlau waren sie noch nie gewesen. „Wie kann ich dir behilflich sein?", fragte ich bewusst falsch freundlich. Davon stand zu meinem Glück nichts in den Regeln. „Es wäre ein Anfang, wenn du wieder normal mit mir reden würdest.", meinte er. „Ist das ein Befehl?", fragte ich mit der gleichen falschen Stimme. Also wenn es ein Befehl war, dann konnte ich diese Sprachangewohnheit- Oh Gott existierte dieses Wort??- Jedenfalls konnte ich das Ganze dann vergessen. Lucas schien zu überlegen, ob er jetzt schon seine Macht über mich ausnutzen sollte oder erst später. „Nein, kein Befehl. Es wäre nur ganz nett.", seufzte er. Ich war aber noch nicht fertig „Beziehst du dich auf die zweite Regel und verlangst indirekt von mir nett zu dir zu sein?", fragte ich unschuldig. „Man Emily, jetzt vergiss bitte kurz die Regeln. Es ist für mich auch nicht einfach.", bemerkte er. „Lass das mal Jacob hören.", murmelte ich vor mich hin, woraufhin mir Lucas einen schockierten Blick zu warf. „Das würdest du nicht..", setzte er an. „Nein, würde ich nicht. Aber hier sind Kameras und Mikros, falls du das vergessen hast.", erinnerte ich ihn." „Ich habe nichts falsches getan.", wehrte er sich. „Habe ich auch nicht gesagt.", meinte ich. „Also, warum bist du hier?", fragte ich ihn. Dankbar für den Themenwechsel erklärte er: „ Ich soll mit dir in dein altes Haus und ein bisschen was mitnehmen, was du brauchst." „Und dafür schicken die dich?", fragte ich spöttisch. Das war nicht beleidigend gemeint, aber es wäre ziemlich leicht bei ihm zu entkommen. „Pass auf mit wem du sprichst.", zischte Lucas. So viel zum Thema Macht und Ausnutzen. Er war wirklich auf dem besten Weg dahin. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen, schließlich sprach ich hier mit einer meiner Entführer. „Und außerdem könntest du niemals fliehen, weil du immer gefunden werden würdest. Schon vergessen?", fragte er spöttisch, während er auf meine Kette zeigte. In dieser kurzen Zeit hatte ich jeglichen Respekt vor Lucas verloren und er war derjenige gewesen, den ich am meisten gemocht habe. Aber er hat sich verändert.. „Wie könnte ich das vergessen..", murmelte ich so leise, dass ich sicher war er hatte es nicht gehört.
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