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"Mrs. Adams? Alles in Ordnung?"
Ich blinzele ein paar Mal und schüttele kurz meinen Kopf, um mich wieder zu fassen.
"J-Ja, entschuldigung."
Ich lächele ihn leicht an und er nickt nur. Nicht sehr überzeugt.
"Ok, dann können Sie sich gerne hinsetzen."
Ich nicke nur und husche schnell an ihm vorbei, in eine Sitzreihe, in der keiner außer mir, sitzt. Überhaupt belegen wenige Studenten den Kurs für Kulturgeschichten. Sie sitzen einzelnd oder in dreier Gruppen zusammen und mustern mich.
Sofort schaue ich peinlich berührt nach vorne.
Wahrscheinlich denken sie sich, was hat die denn für ein Problem?
Ich hole ein Block und einen Stift heraus, um den Stoff aufzuschreiben, doch ich kann mich nicht konzentrieren.
Professor Hadswill erklärt irgendetwas an der Wand, die von dem Beamer bestrahlt wird, doch ich verstehe kein Wort.
Er ist ein Professor. Ein Lehrer. Warum steht sein Name auf diesem Blatt Papier? Was soll das bedeuten?
Ich krame es aus meiner Hosentasche heraus und lese die Namen noch einmal durch.
Vielleicht heißt jemand anderes auch Steven Hadswill und er ist gar nicht gemeint? Doch wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit?
Sehr gering.
Irgendetwas sagt mir, dass er gemeint ist. Auch, wenn ich nicht weiß, weshalb.
Doch bei einer Sache bin ich mir sicher. Dieser Zettel ist entweder von Harry oder Niall hinuntergefallen.
Vielleicht hat es etwas mit meinem Onkel zu tun?
Vielleicht hatte Prof. Hadswill Schulden und muss sie noch bezahlen, während der Typ mit dem X es schon getan hat. Oder ihm sollte etwas ausgehändigt werden, genau wie sie dem Ersten erwas ausgeliefert haben? Vielleicht wollen sie aber auch nur mit ihm reden?'
Doch worüber?
Und vorallem mit einem Kunst- und Geschichtsprofessor?
Aber vielleicht sollte es mir auch einfach egal sein? Ich meine, was interessiert es mich schon, in welcher Beziehung sie zu meinem neuen Professor stehen? Ich weiß nicht mal, wie er drauf ist.
Er richtet gerade seine Brille und stützt sich leicht, mit beiden Händen, auf der dünnen Stange aus, mit der er an der Wand etwas erklärt hat, und wartet wohl auf Fragen. Doch jeder scheint es verstanden zu haben.
Außer ich.
Ich kann vor Glück sagen, dass man auf dem College nicht unbedingt aufzeigen und deine Meinung dazu abgeben muss. Hauptsache du machst dir Notizen für die Prüfung danach.
Und ich fange ja gut an.
Und das zeigt mir, dass ich nicht so schnell aufgeben werde, aufgeben kann. Die Neugier brennt in meinen Fingerspitzen.
Ich muss herausfinden, warum Prof. Hadswill's Name auf dem Zettel steht.
Ich könnte ihn ja auch selber fragen. Ob er vielleicht meinen Onkel kennt?
Doch was ist, wenn er ihn wirklich kennt und sie kein gutes Verhältnis zueinander haben?
Dann kann ich mir meine Noten abschminken und würde jetzt bestimmt wie ein Freak rüberkommen.
Die zwei Stunden sind um und ich habe keinen blassen Schimmer worum es ging. Ich sollte mir die Notizen von jemand anderem ausleihen.
Langsam gehe ich an ihm vorbei. Er pfeift vor sich hin und packt seine Tasche. Gerade als er seinen Blick hebt, schaue ich weg. Doch ich bin mir sicher, dass er mein Starren bemerkt hat.
Ich überlege einfach zu warten und ihm zu folgen. Doch was soll das bringen?
Er hat bestimmt noch Unterricht und außerdem ist das wirklich sehr krank. Also folge ich der Menge, die in die Cafeteria hetzt, die nebenbei bemerkt riesig ist.
Ich suche Zoey unter der ganzen Menge, werde aber nicht fündig. Also trottere ich langsam zur endlosen Schlange und kaufe mir etwas zu essen.
Da ich keinen kenne, setze ich mich an einen freien Tisch und beiße genüsslich in den Hamburger.
Eine gute Eigenschaft von mir; ich fühle mich selten allein. Ich muss nicht unbedingt jemanden um mich haben, weswegen mich manchmal zu viele Menschen erdrücken können.
Man sollte meinen, dass ich, nach dem Tod meiner Eltern, genau das Gegenteil fühlen müsste. Doch das ist nicht so.
Ich schaue aus dem Fenster und sehe direkt auf den Campus. Ich kann das Gefühl in mir nicht erklären.
Warum fühle ich mich beobachtet?
Ich schüttele meinen Kopf und wende mich wieder meinem Essen. Prof. Hadswill will mir nicht aus dem Kopf gehen.
Wie soll ich die Antwort auf diese Fragen finden? Harry würde mir niemals etwas verraten und egal, wie lieb Niall auch aussieht, er schweigt bestimmt auch wie ein Grab.
Doch vielleicht ist es gar nicht deren Zettel? Vielleicht hat es jemand anderes verloren?
Doch irgendwie will ich nicht daran glauben.
"Hey."
Ich schaue auf, als ich Cole vor mir sehe. Er setzt sich zu mir und lächelt mich an.
Meine Beine werden weich.
"Und? Wie gefällt's dir?"
Ich schlucke den Bissen in meinem Mund hinunter.
"Ich denke, ganz gut?"
Er lacht und mein Herz schlägt höher. Natürlich schlägt es nicht so hoch, wie bei Harry. Aber kein Wunder.
Bei seinen Aggressionen und dieser grimmige Ausstrahlung, die er hat. Er könnte jedem Angst machen, denn man weiß nicht, zu was er im Stande ist.
"Wie kommt's eigentlich, dass du mitten im Semester hier auftauchst?"
"Naja, ich bin zu meinem Onkel gezogen."
Ich zucke mit den Schultern. Ich kenne ihn noch nicht so gut und er muss ja nicht alles wissen.
"Aah, verstehe."
Es entsteht eine peinliche Stille, bis er sie unterbricht und sich verlegen am Hinterkopf kratzt.
"Ehmm, krieg ich vielleicht deine Nummer?"
Ich glaube, ich falle gleich vom Stuhl.
Ich nicke, wie in Transe und sage ihm die Zahlen, die er in sein Smartphone tippt.
"Ok, ich melde mich bei dir."
Er zwinkert mir zu und steht auf, um aus der Cafeteria zu gehen. Ich starre ihm hinterher.
"So so, Cole Woodley, he?"
Ich zucke, dank Zoey, kurz zusammen.
"Was? Er ist nett", versuche ich mich raus zu reden. Doch sie verdreht nur die Augen.
"Und heiß! Und außerdem kommt er aus einem gute Hause. Das hat mir Dad mal erzählt. Er kennt seinen Vater."
Ich hebe nur eine Augenbraue. Na dann. Sie grinst mich immernoch an und diesmal verdrehe ich die Augen.
Ja, er sieht gut aus, dennoch fehlt etwas. Dieses Gefühl, wie bei Harry. Obwohl ich mir nicht mal sicher bin, ob es nur wegen diesem Reiz von Gefahr hervordringt.
Während Zoey mich volllabert, was für dumme Kühe sie im Kurs hat und mir auch welche zeigt, tue ich so, als würde ich ihr zuhören, doch gedanklich hänge ich immer noch an diesem Zettel.
Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass Zoey etwas davon mitbekommt. Ich will sie nicht in etwas hineinziehen, vorallem wenn ich selber nicht mal weiß, was es genau ist.
Meine nächste Vorlesung besteht aus historischer Geschichte und die kleine rundliche Professorin mit dem Namen Mrs. Queek passt perfekt in ihren Beruf.
Sie könnte wahrscheinlich keiner Fliege etwas tun und es scheint, als würde sie durch die Zeit reisen.
Nachdem ich für heute entlassen bin, laufe ich zufrieden durch den Campus. Es ist schön hier und ich glaube, ich werde hier keine Probleme haben.
Nur ein einziges.
Mission; Steven Hadswill.
Zoey hat noch Vorlesungen, weswegen sie mir angeboten hat, mit ihrem Wagen zu fahren. Doch ich konnte sie überreden, mich mit dem Bus fahren zu lassen.
Dieses Auto muss nicht sein.
Zoey hat mir die Bushaltestelle beschrieben und der Weg scheint nicht weit. Aus irgendeinem Grund will ich nicht wieder nach Hause.
Vielleicht sollte ich mich in ein kleines Cafe setzen und etwas herumtrödeln?
Plötzlich bleibe ich stehen und runzele meine Stirn. Ich kann es nicht fassen.
Harry steht dort.
Gegenüber von ihm Cole und sie scheinen zu reden.
Harry ist größer als er und seine Körperhaltung strahlt wieder so viel Abneigung, wie noch nie aus. Er lehnt sich an einen schwarzen Range Rover, mit verdunkelten Scheiben, an.
Ich erkenne von hier seine zusammengezogenen Augenbrauen und dass er eine Zigarette zwischen seinen Fingern hält.
Ich verstehe nicht, warum dieser Kerl überall auftaucht und ich ihm begegnen muss. Ich werde langsam wütend.
Woher kennen sie sich? Und worüber sprechen sie?
Genervt gehe ich auf beide zu. Und kurz bevor ich da bin, verschwindet Cole vor mir und ich bleibe direkt vor Harry stehen.
Ich schaue Cole nach, bevor ich wütend Harry anfunkele. Der sieht mich nur wieder mit diesem Blick an, der mich kurz inne halten lässt.
Ich hasse seinen kalten gefühlslosen Blick.
"Was zum Teufel-"
"Klappe halten, Kleine. Steig einfach in diesen scheiß Wagen."
Er wirft mir die Zigarette vor die Füße und dreht sich, ohne einen weiteren Blick, um, um selbst einzusteigen.
Ich starre fassungslos auf seinen Rücken.
Wenn er denkt, dass ich auch nur einen Fuß in diesen Wagen setze, hat er sich gewaltig geschnitten.
Unser Harry!
So lieb wie immer, findet ihr nicht?
Hadswill, Cole, Harry.. arme Ava!
Was denkt ihr?
Tell meeeee ;D
Danke für eure cuten Kommis!
Gute Nacht, ihr Süßen ❤️
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