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Und als die Tür ins Schloss fällt verschwinden diese grünen Augen, die mein Herzschlag beschleunigt haben und ich wende mich wieder nach vorne.
Zoey hat mittlerweile meinen Arm losgelassen und ich folge ihr die Treppen hinunter.
Ich habe keine Ahnung, wo sie hin will.
Wir kommen im Erdgeschoss an, doch anstatt auf den Eingang zu zusteuern, geht sie in die entgegengesetzte Richtung.
"Zoey?"
Doch sie antwortet nicht und blickt stur gerade aus. Ich habe Schwierigkeiten mitzuhalten.
Und als ich die große Glastür vor uns sehe, weiß ich, was ihr Ziel ist.
Der Garten hinter der Villa.
Sie öffnet die Tür und atmet tief ein.
"Herrlich!"
Sie hat Recht.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinen Mund zu öffnen und wieder zu schließen.
Es ist mehr als herrlich.
Es ist wunderschön!
Ein großer Teich schmückt die Mitte und man sieht die Enten darin schwimmen. Überall sind geordnet Blumen, Tulpen und Rosen gepflanzt worden und das Gras sieht so gepflegt aus, als würde man denken, es könnte gar nicht echt sein.
Vielleicht träume ich.
Dank den Bäumen und den zwei oder drei Bänken an den Wegen, sieht es hier so aus, wie in einem kleinen Park.
Ich kann es nicht glauben.
Wo bin ich hier gelandet?
Zoey geht vor zum Teich und immernoch staunend folge ich ihr.
Ich setze mich neben sie, an den Teich, und während sie sich auf den Rücken, ins Gras, fallen lässt, starre ich gerade aus und beobachte die kleinen Enten.
"Schön, nicht?"
Bevor ich antworten kann, redet sie weiter.
"Weißt du, immer wenn ich alleine sein will, bin ich hier. Hier ist nie jemand."
Ich sehe sie an, wie sie ihre Augen geschlossen hat und dort liegt. Erst jetzt wird mir bewusst, dass es Zoey doch etwas ausmacht, dass die ganzen Typen hier sind.
Verständlich.
"Warum gehst du nie zu Freunden?"
Sie seufzt.
"Ich habe welche, aber keine, mit denen ich eng befreundet bin. Dad erlaubt es mir nicht, mit jedem hier aufzukreuzen. Und auch nicht mit jedem weg zu gehen. Es gab eine Zeit, da wurde ich von paar Typen zur Schule begleitet."
Sie öffnet ihre Augen und als sie meine gekrauste Stirn sieht, fährt sie fort.
"Ich weiß, dass er das nicht böse meint. Er sagt immer, dass es für mein Bestes ist und ich glaube ihm. Deswegen bin ich so glücklich, dass du jetzt hier wohnst. Auch wenn es dir nicht so zu gefallen scheint."
Sie sieht mich traurig an und sofort plagen mich Schuldgefühle.
"Nein, nein, ich bin froh hier zu sein. Bei dir. Aber all das Ganze, diese Typen sind schon etwas...merkwürdig oder?"
Sie lacht und zuckt nur mit den Schultern.
"Du gewöhnst dich noch dran. Ignorier sie. Sie sprechen kaum. Manchmal frage ich mich, ob sie das überhaupt können."
"Und was ist mit diesem...Nail oder so?"
Sie verdreht die Augen und stöhnt auf. Sie scheint nicht sehr begeistert von ihm zu sein.
"Niall Horan. Keine Ahnung. Er ist mal gegen mich gekracht und lässt mich seitdem nicht in Ruhe. Ständig versucht er Smalltalk zu führen und es scheint ihm egal zu sein, dass wenn ich ihn verpetze, er ganz schnell seinen Job verlieren kann. Ich weiß nur, dass er zu Harry gehört und tollpatschig ist-"
"Harry?"
"Ja, Harry. Der arrogante Typ mit den Locken. Kann nicht reden und wahrscheinlich nicht mal lächeln. Ich mag ihn nicht."
Ich nicke nur und lasse meine Finger durch das weiche Gras fahren.
Harry.
Es ist ein schöner Name und passt zu ihm. Und Zoey's Beschreibung trifft genau zu.
Er ist grob und ich kann ihn mir auch nicht lachend oder lächelnd vorstellen. Und das, obwohl ich nicht mal einen ganzen Tag hier bin.
"Soll ich dir unsere Etage zeigen?"
Sie setzt sich auf und fährt sich durch ihre dunklen Haare.
Doch bevor ich ihr antworten kann, hören wir jemanden ihren Namen rufen.
"Mrs. Adams! Ihre Unterrichtsstunde hat angefangen!"
"Oh nee", stöhnt sie, bevor sie Jessica ein "ich komme", zu ruft.
"Unterricht?"
"Geige. Du weißt doch, Dad ist total begeistert davon."
Sie sieht mich gequält an und ich muss lachen.
Wir stehen beide auf.
"Ich muss mich beeilen, sonst muss ich mir wieder eine elendlange Rede von Mr. Carter anhören. Du findest mit deinen 21 Jahren den Weg zu unserer Wohnetage auch alleine, oder Mrs. Adams?"
Sie grinst und ich verdrehe die Augen.
"Komm, verschwinde."
Und lachend läuft sie in dieses überdimensionale Haus. Gelangweilt laufe ich etwas um den Teich, bis ich mich auch langsam auf den Weg nach drinnen mache, da es anfängt zu dämmern.
Ich streiche mir gerade eine blonde Strähne hinter mein Ohr und will gerade durch die Glastür gehen, als ich gegen eine harte Brust knalle und hinfalle.
Direkt auf meinen Hintern.
Super.
Den Schmerz ignorierend, will ich aufstehen, doch halte inne, als ich eine Hand sehe, die mir entgegen gestreckt wird.
Ich nehme die Hilfe an und bin schnell wieder auf den Beinen. Erst jetzt betrachte ich den Mann vor mir.
Er hat dunkle Haare und seine blauen Augen sehen genau in meine.
Er ist auch einer von Onkel Isaac's Angestellten. Die gleichen Klamotten.
Ich blinzele ein paar Mal mit den Augen, als er meine Hand an seine Lippen führt und einen sanften Kuss darauf platziert.
Ich weiß nicht, wie ich handeln soll. Vorallem weil er gut aussieht.
Sehr gut.
Nicht so gut, wie dieser Harry.
"Entschuldigen Sie für meine Unachtsamkeit, kleine Schönheit."
Ok, ich bin baff.
Nicht in Lage, ein Wort herauszubringen, nicke ich nur und als er ein Lächeln mit weißen aneinandergereihten Zähnen hervorzaubert, spühre ich die Hitze auf meinen Wangen.
"Darf ich Ihren Namen erfahren, my Lady?"
Ich sehe in diese blauen Augen, die sich plötzlich in grüne verwandeln und ich will meinen Mund öffnen, um ihm die Frage zu beantworten, als mich eine Stimme aus meiner Transe holt und sofort ziehe ich meine Hand weg.
Sie sind blau, Ava.
Nicht grün.
"Ich glaube nicht, dass es dir gestattet ist, mit ihr zu reden. Also würde ich mich an die fucking Regeln halten, Derek."
Erschrocken blicke ich nach links und sehe Harry, wie er an einem der Glasfenster lehnt und eine raucht. Grimmig und missbillig sieht er zu diesem Derek und dann zu mir.
Seine Haltung strahlt Agressivität aus und in der Dunkelheit wirkt er irgendwie gruseliger und stärker als sonst.
Eine Gänsehaut überströhmt meinen Körper und lässt jede meiner Fasern erschaudern.
Wie kann man einen Menschen so abfällig mustern?
"Richtig. Ich habe mich jediglich entschuldigt."
Sofort macht Derek einen Schritt zurück und Harry zieht nochmal an seiner Zigarette, bevor er ihm dann mit seinem Kopf ein Zeichen macht, dass er ins Haus verschwinden soll.
"Gut. Jetzt verzieh dich."
Derek nickt und ich sehe, wie er seine Hände zu Fäußten ballt, bevor er dann durch die Glastür verschwindet.
Ich weiß, dass er nicht mit mir reden darf, aber trotzdem hätte er netter mit ihm umgehen können.
Obwohl besteht das Wort nett wohl in seinem Wortschatz?
Wohl kaum.
Ich will meinen Weg fortsetzen, bleibe aber stehen, als ich ein Klirren vernehme und sehe, wie Harry auf mich zukommt.
Die Schlüssel an seinem Bund verursachen dieses Geräusch und ich sehe, wie er wieder die Pistole mit sich trägt.
Direkt vor mir bleibt er stehen und ich sehe zu ihm auf. Er schnippst die Zigarette zur Seite und ich beobachte aus dem Augenwinkel, wie er mit seinem Fuß drauftritt.
Und plötzlich fange ich an zu husten.
Er bläst den ganzen Rauch in mein Gesicht und durchbohrt mich mit seinem Blick.
Ich fühle mich klein und wehrlos.
Die Dunkelheit des Abends hilft mir nicht gerade mein Selbstbewusstsein wieder zu ergattern. Vorallem weil ich den Typen vor mir nicht mal kenne.
Ich weiß nicht, zu was er allem fähig ist.
Würde er mir weh tun?
Für einen Moment starren wir uns nur an und ich merke, wie er seine Augenbrauen zusammenzieht.
Plötzlich nähert sich sein Gesicht meinem und ich halte die Luft an. Sein Gesicht ist wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich spühre seinen warmen Atem an meinem Ohr.
Für einen Moment benebelt sein wunderschöner Duft all meine Sinne.
"Dasselbe geht auch für dich. Halte dich an die Regeln. Und starr mich nie wieder, ich sagte, verdammte Scheiße, nie wieder so an. Ist das klar?"
Er entfernt sich von mir und mit einem Mal ist mir kalt. Doch ich werde zornig.
Was denkt er, wer er ist?
Ok, er ist nicht der Netteste und zeigt auch, dass er mich nicht mag. Vielleicht sogar hasst.
Dennoch hat es ihn nichts anzugehen.
Ich weiß nicht, woher der Mut plötzlich kommt, doch ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und starre ihn wütend an.
Mit einem Mal fühle ich mich nicht mehr so klein und ängstlich unter seinem Blick. Ich war schon immer eine impulsive Person und er hat sich die Falsche ausgesucht.
Ich bin die Nichte seines Chefs. Er kann mir gar nichts anhaben.
"Was interessiert dich das, was ich mache? Kümmere dich um deinen eigenen Kram und lass mich in Ruhe!"
Doch es kommt anders, als erwartet.
Anstatt mich dumm anzumachen oder fies zu mir zu sein, fängt er an zu grinsen.
Ein überhebliches Grinsen.
"Wir sind jetzt Nachbarn, vergessen Kleine?"
Und damit dreht er sich um und geht ins Haus.
Ich bleibe verblüfft und alleine stehen.
Dieser Typ ist krank.
Und dennoch interessant.
Na dann, fangen wir mal langsam an, uns einen richtigen Überblick über das Ganze zu machen, oder?
Sorry, wegen dem späteren Update. Habe aber viel um die Ohren und noch zwei andere Stories 😅
ICH DANKE JETZT SCHONMAL JEDEM DER FÜR DIE AWARDS GEVOTET HAT UND WENN WIR ERSTMAL DEN STICKER HABEN WIRD IM KAPITEL PARTY GEFEIERT! 🎉
Ihr seid toll.
Wundervoll.
Perfekt.
Danke!
Und auch an alle, die kräftig für Loaded Gun voten und kommentieren.
Küü liebt euch alle!
💋
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