- Kapitel 4 -
29.April 2023, Freitag/ Clayton
Macie, eines der beliebtesten Mädchen aus unserer Schule fragt mich nach einem Date. Es wäre dumm von mir abzulehnen, besonders weil mein Team es in diesem Moment auch von mir erwartet zuzustimmen und außerdem finde ich scheint sie ganz nett zu sein.
Sie freut sich sehr als ich letztendlich dem Treffen zustimme, doch mein Blick löst sich ziemlich schnell wieder von ihr. Ich suche nach Toby und finde ihn ein Stück weiter weg. Seine Augen sind fest auf den Boden fixiert und ich frage mich ob es ihm gut geht. Seinen Blick kann ich nicht deuten, was nur noch mehr das Verlangen in mir hochkommen lässt zu ihm zu gehen, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen.
„Wir sehen uns dann morgen, schreib mich einfach über Instagram an.", mit diesen Worten und einem halbherzigen Winken wollte ich an der Blondine vorbei, doch sie stellt sich mir prompt wieder in den Weg. Irritiert darüber sehe ich zu ihr runter, doch egal was sie jetzt noch von mir wollen würde meine Gedanken würden bei meinem besten Freund sein.
„Du willst schon gehen?", fragt sie mich mit Verwunderung in der Stimme, als könnte sie sich nicht vorstellen das man sie so schnell wieder abwimmelt. „Ich dachte eigentlich wir könnten uns noch ein bisschen unterhalten.", Macie sieht zu mir auf, eine Strähne fällt vor ihre blauen Augen, die sie fix beiseite schiebt. Erwartung und Vorfreude leuchten in ihren Iriden auf, unwissend dass ich diese in ein paar Sekunden ersticken werde.
„Sorry, aber ich hab schon etwas vor.", entschuldigend lächele ich sie an, schiebe Macie ein wenig zur Seite und mache mich auf den Weg zu Toby. Im Hintergrund höre ich wie sich das Mädchen bei ihren Freundinnen über mein Verhalten aufregt. Irgendwo im hintersten Teil meines Kopfes bedauere ich jetzt schon meine Entscheidung ja gesagt zuhaben.
Toby hatte sich noch immer kein Stück bewegt, weswegen ich meine Hand auf seine Schulter lege und ihn gerade aufrichte, damit er wieder zu sich kommt und mich ansieht.
„Ist alles gut bei dir?", erkundige ich mich besorgt und bekomme nur ein einfaches Nicken als Antwort. Er lächelt nicht einmal, so wie er es sonst tut wenn wir beisammen sind. Stirnrunzelnd betrachtete ich den Kleineren, frage mich ob ihn irgendwer in meiner Abwesenheit geärgert oder er schlechte Neuigkeiten bekommen hatte.
„Komm, lass uns ans Meer.", damit hatte ich ihn definitiv. Ein wirksamer Weg ihn aufzuheitern. Seine Miene hellte sich sofort ein wenig auf, was mich erleichtert Ausatmen lässt. Ich kann es nicht leiden, wenn es ihm schlecht geht.
Toby hat es verdient glücklich zu sein.
Zusammen laufen wir los, wobei unser Zielort ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß entfernt liegt. Stören tat es uns aber nie so weit zu laufen. Unterwegs entspannte sich Toby auch wieder mehr und man merkt ihm garnicht mehr an, dass er vorhin noch ziemlich erschüttert schien. Auf dem Weg holen wir uns eine Kleinigkeit zu essen aus einem Fastfoodladen.
„Es ist nicht mehr weit!", kommt es von dem Kleineren, nachdem er das erste Rauschen der Wellen wahrnimmt und die Luft anfängt salziger zu riechen. Er hat endlich wieder ein Lächeln auf seinen Lippen.
Seine Schritte beschleunigen sich, was ich ihm gleichtue um mitzuhalten. Schon bald ersetzt Sand den Beton unter unseren Füßen zu einem weicheren Untergrund. Toby läuft direkt auf das Wasser zu, während ich mich näher umsehe. Außer uns sind nur zwei andere Personen hier, Möwen kreisen durch die Luft und erhellen die Stille mit ihren markanten Rufen.
Ich hole das Handtuch, dass ich vorhin nach dem Duschen verwendet hatte aus meiner Tasche und breite es auf dem Boden aus. Es war zum Glück schon wieder getrocknet.
Mein Blick gleitet zu Toby, als ich mich niederlasse und beobachte wie er seine Schuhe auszieht und bis zu den Knöcheln ins Wasser watet. Die Kälte des Wassers scheint ihn nicht im Geringsten zu stören, dafür ist seine Begeisterung viel zu präsent. Seine Haare werden von dem leichten Wind, der hier herrscht umspielt.
Diese Momente am Strand sind immer so voller Frieden, als würde die Zeit anhalten und alle Sorgen verschwinden. Toby meinte einmal zu mir das dies die geheime Superkraft des Meeres sei und irgendwie fange ich an ihm das mittlerweile sogar zu glauben.
Er kommt zurück zu mir, wobei ich sein nun fröhlicheres Lächeln genauer in Augenschein nehme.
„Sieh mal.", fordert er mich auf und geht ein wenig in die Hocke, um auf meiner Augenhöhe zu sein. Mein Gegenüber zeigt mir seine Handfläche auf der ein makelloser, rundlicher weißer Stein liegt.
„Der ist sehr hübsch.", kommentiere ich den Anblick, als Toby ihn mir überreicht. Kurz sehe ich den Stein noch einmal genauer an, bevor ich ihn in meiner Hosentasche verschwinden lasse, um diesen sicher aufzubewahren.
Toby holt die braune Papiertüte mit unserem Essen aus meiner Sporttasche und setzt sich neben mich auf das Handtuch. Unsere Schultern berühren sich, was weder ihm noch mir etwas ausmachte.
Seine Augen sind fest auf den Horizont fixiert, fast so als hätte er Angst auch nur eine Sekunde des herannahenden Sonnenuntergangs zu verpassen.
„Du hast also ein Date mit diesem Mädchen morgen?", fängt er an zusprechen und schiebt sofort eine Pommes hinterher in seinen Mund, als würde er versuchen dadurch die Worte zu ersticken, die ungewollt herauskommen wollten.
„Macie? Ja, scheinbar.", erwidere ich mit einem Schulterzucken auf seine Frage hin. Ich hatte keine besonders große Lust über dieses Thema zu reden, weshalb ich hoffe, dass er es dabei belässt, doch da habe ich die Rechnung wohl ohne ihn gemacht.
„Magst du sie denn? Hast du vielleicht Gefühle für sie?", hakt Toby wissbegierig nach, den Blick weiterhin auf den Horizont gerichtet, als würde er es nicht wagen wollen mich anzusehen. Wie ein Beutetier, dass genau weiß in welcher Richtung sich sein Jäger befindet und einen sofortigen Angriff auslöst wenn es auch nur wagt dorthin zu sehen.
„Gefühle?", verwundert sehe ich in seine Richtung, aber aus seinem Gesichtsausdruck kann ich nichts herauslesen.
Ich hatte mich ein paarmal mit Macie unterhalten, aber welche Gefühle sollten denn da schon sein?
„Du weißt schon, Kribbeln im Bauch, Herzrasen...", zählt er auf, woraufhin ich tatsächlich anfange zu überlegen.
„Sollte ich das denn generell fühlen?", hinterfrage ich und sehe nun ebenfalls dem Sonnenuntergang zu. Ich denke nicht, dass ich so etwas überhaupt schon einmal in der Nähe von irgendeinem Mädchen gespürt habe. Klar, einige sind echt hübsch, aber Herzrasen?
„In den meisten Fällen passiert das, wenn man sich jemanden hingezogen fühlt und sich in diesen verliebt.", fügt er hinzu, was mich nur noch mehr nachdenken ließ. Normalerweise spürt man also etwas? Ich war schon einmal in einer Beziehung, aber da hatte ich diese Gefühle auch nicht. Vielleicht ist es bei mir auch einfach naturell, dass ich diesen Schritt überspringe.
Ich schüttele meinen Kopf als Antwort auf seine Frage hin. Da sind keine Gefühle für Macie, möglicherweise entwickelt sich das ja noch, wenn es denn wirklich so wichtig ist.
Ich bemerke im Augenwinkel wie Toby sich überrascht zu mir wendet, als hätte er mit dieser Antwort nicht gerechnet.
„Um ehrlich zu sein noch nie bei irgendeinem Mädchen.", ich biss von einem Chicken Nugget ab und kaue nachdenklich auf der Panade herum, bevor ich zu dem Braunhaarigen rüber schaue. Seine Augen weiten sich kurz, fast so als hätte er eine völlig neue Entdeckung gemacht. Toby bleibt still, obwohl ich ganz genau weiß dass ihm gerade etwas auf der Zunge brennt. Etwas das unbedingt ausgesprochen werden will.
Und dann setzt er doch zum reden an, da er diesem Brennen nicht länger standhalten kann.
„Du sagtest nicht für Mädchen...was ist mit Jungs?"
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