Ross‘ POV

Den Abend verbrachten wir, wie jeden anderen auch. Wir schauten gemeinsam Filme, aßen Popcorn und bewarfen uns damit. Ellington war wie immer der Gewinner unseres Wettbewerbs, wer das meiste Popcorn mit dem Mund auffangen konnte.

Da wir den Wettbewerb aber immer nur für Jungs machten, saßen Jasmin und Rydel lachend auf dem Sofa und beobachteten uns kichernd. Insgesamt wurde sehr viel gelacht und ich hatte das Gefühl, dass es Jassy hier gefiel.

Sie integrierte sich gut und ließ sich nicht von unserer Verrücktheit abschrecken. Genau das machte sie so sympathisch, außerdem hatte ich die leise Ahnung, dass sie selbst ebenfalls gerne verrückt war.

Wir hatten Glück gehabt, sie kennengelernt zu haben. „Wetten, ich kann mehr Popcorn fangen als Ell“, forderte sie den Champion heraus. Dieser ließ sich nicht zweimal auffordern und zog abschätzig eine Augenbraue hoch.

„Gegen ein Mädchen werde ich doch nicht verlieren“, sagte er mit gespielt überheblichem Ton. Gespannt sahen wir zwischen den Beiden hin und her. „Wer wirft das Popcorn?“, fragte Rocky begeistert.

Er schien Feuer und Flamme, dass jemand seinen besten Freund von seinem Thron stoßen wollte. „Ich mach’s“, meldete ich mich freiwillig. Ich erhob mich, nahm eine Hand voll Popcorn und stellte mich hinter das Sofa.

„Alle auf ihre Plätze“, befahl Rocky und schaute genau, ob Ellington und Jassy auch denselben Abstand zu mir hatten. Er war dann wohl der Schiedsrichter. „Bereit?“, vergewisserte er sich bei uns allen.

Jeder nickte, dann gab er das Startsignal. „Du wirst untergehen“, drohte Ell spielerisch. Jassy lächelte gefährlich: „Du warst noch nie auf einem richtigen Mädelsabend von mir und meinen Freundinnen, also hast du keine Ahnung, wie viel härter die Bedingungen sein können.“

Jetzt wirkte Ellington doch tatsächlich etwas eingeschüchtert. Alle zusammen brachen wir über seinen Gesichtsausdruck in Gelächter aus. „Also nochmal: Alle bereit?“ Wieder nickten alle, Jassy mit einem gefährlichen Lächeln an Ratliff gerichtet.

Ich hatte jetzt schon keine Zweifel mehr daran, dass sie gewinnen würde. Zuerst warf ich ein Popcorn in Jassys Richtung, dann eins in die von Ell. Beide fingen es problemlos auf. „Zweite Runde. Ihr müsst euch umdrehen, bis Ross sagt, dass er gleich euer Popcorn werfen wird“, bestimmte Rocky.

Diese neuen Regeln waren mir zwar bislang unbekannt, aber es wäre eine lustige Abwechslung. Sowohl Jassy, als auch Ell drehten sich um. „Jassy“, sagte ich und warf noch im selben Moment.

Sie hatte Glück, dass das Popcorn ziemlich genau auf ihren Mund zuflog, sonst hätte sie es vermutlich nicht gefangen. Allerdings war es auch ziemlich schwer, dazu musste ich es gar nicht erst ausprobieren. „Ell.“

Er machte eine 180° Drehung und fiel dabei über einen Beistelltisch. Das Popcorn landete auf dem Boden, genau wie Ratliff. Ernst sah er von unten zu uns hoch, dann prustete er los. Erleichtert darüber, dass er sich nicht verletzt hatte, fielen wir in sein Lachen mit ein.

Ellingtons Lachen war schon immer ansteckend gewesen. Triumphierend fiel Jassy mir um den Hals: „Gewonnen!“ Als Rocky ihr auf die Schulter tippte, lösten wir uns schnell voneinander. Verlegen sah jeder auf den Boden.

Rocky griff nach ihrem Arm und hob ihn in die Luft. Mit lauter Stimme verkündete er: „Wir haben einen neuen Champion, meine Damen und Herren.“  Jassy machte einen Knicks vor uns. „Es ist mir eine Ehre“, näselte sie.

Dann reichte sie Ell eine Hand und half ihm, sich aufzusetzen. „Glückwunsch“, sagte er. „Danke, du hast dich auch gut geschlagen“, versicherte sie ihm. Von dem Film, den wir eigentlich hatten schauen wollen, hatten wir nun kaum etwas mitbekommen. Aber das war nicht weiter schlimm, denn wir hatten uns auch ohne den Film mehr als gut amüsiert.