
Mädchen um Mitternacht
Rydels POV
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits ein Uhr nachts war. „Wir sollten vielleicht endlich schlafen gehen", schlug ich Jassy vor. Wir hatten uns zwar schon vor einer Stunde ins Bett gelegt, aber nicht schlafen können, also hatte ich mich doch noch entschlossen, Jassy über die Geschehnisse zwischen ihr und Ross auszufragen. Zuerst hatte sie strickt behauptet, dass da nichts wäre, aber nach und nach hatte sie mir dann doch noch von den Küssen erzählt (als ob ich nichts von ihnen gewusst hätte).
Danach hatten wir uns eine Weile angeschwiegen, bis sie mich gefragt hatte, was da zwischen mir und Ratliff lief. Ich hatte natürlich alles abgestritten, doch sie hatte fest auf ihrem Standpunkt beharrt, also hatte ich ihr gesagt, dass ich ihn zwar mochte, aber wir niemals zusammen kommen würden. Eigentlich war das nicht so ganz meine richtige Meinung, aber ich kannte sie erst so kurz und wollte ihr nicht gleich mein ganzes Leben anvertrauen.
Da sie nach einigen Sekunden immer noch nicht auf meine Frage geantwortet hatte, nahm ich an, dass sie schon schlief. Ich drehte mich um, auf der Suche, nach einer bequemen Position, die ich auch bald gefunden hatte. Kurz darauf schlief ich ein.
Ross' POV
Das Piepsen meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Schnell schaltete ich ihn ab, und hoffte, dass Ryland nicht wach geworden war.
Wäre auch zu blöd gewesen, hätte ich ihm erklären müssen, warum ich ausgerechnet um diese Uhrzeit aufstand. Die Türklinke hatte ich extra geölt, damit er nicht vom Quietschen der Tür wach wurde. Leise schnappte ich mir zwei Pullover (einen für mich und einen für Jassy) und schlich mich auf den Gang.
Es war totenstill dort und vor allem dunkel, weshalb ich mich an der Wand entlang tastete. Eigentlich ging ich so oft hier entlang, dass ich den Weg selbst im Schlaf finden würde, aber es wäre ein Risiko, die anderen aufzuwecken, das ich nicht eingehen wollte. Wer wusste schon, was die anderen mal wieder auf dem Gang liegengelassen hatten. Bei uns wusste man ja nie.
Vielleicht eine Socke, auf der ich ausrutschen würde? Ein Wunder wäre es jedenfalls nicht. Vor Rydels Tür blieb ich stehen und machte sie vorsichtig auf. Rydel wusste, was ich geplant hatte, hatte mir aber versprechen müssen, dass sie Jassy gegenüber Stillschweigen bewahrte. Eine Überraschung fand ich wesentlich romantischer, als ein Date, von dem sie schon wusste.
Außerdem ersparte es mir die Peinlichkeit, sie fragen zu müssen. Sie würde mich zwar wahrscheinlich nicht zurückweisen, aber so war es trotzdem angenehmer. Ich ging in die Knie und schüttelte die tief und fest schlafende Jassy, die selbst ohne ihre strahlenden blauen Augen noch wunderschön war. Sie murmelte ein verschlafenes: „Ich will nicht in die Schule!"
Dann drehte sie sich einmal um sich selbst. Ich hätte sie zwar mit einem Kuss wecken können, dachte aber, es wäre irgendwie seltsam, jemanden zu küssen, der schlief und nicht Dornröschen war. Also schüttelte ich sie wieder, diesmal bestimmter, aber immer noch relativ sanft. Ein Paar verschlafene Augen schauten unter einem zerzausten Pony hervor.
Sie blinzelte ein paar Mal, bis sich ihre Sicht geklärt hatte, dann schaute sie mich fragend an. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie mir auf den Gang folgen sollte, was sie dann auch tat. Als erstes fiel mir auf, dass sie immer noch meinen Pullover trug. „Was?", ein wenig müde war sie also doch noch.
„Wart's einfach ab!", damit ergriff ich ihre Hand und zog sie mit mir nach draußen. Sie stellte keine weiteren Fragen, vielleicht war sie zu müde, vielleicht hatte Rydel ihr Versprechen gebrochen, aber es war mir egal. Ich war allein mit ihr, auf dem Weg zum schönsten Platz auf Erden und kurz davor, sie zu fragen, ob sie mit mir zusammen sein wollte.
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