Jassys POV
„Das ging aber schnell“, sagte ich verblüfft, als nach gefühlten zehn Minuten zwei Folgen gedreht waren und die Crew nach Hause geschickt wurde. Es war unglaublich interessant gewesen, dabei zuzusehen, wie viel hinter den Kulissen passierte.
Aber auch alles was vor der Kamera geschah, hatte mich fasziniert. Die vier Schauspieler hatten zwar allein schon unglaublichen Unterhaltungswert, doch auch die Nebenfiguren taten ihren Job.
„Das waren drei Stunden Dreh, so sonderlich schnell finde ich das nicht“, gab Raini zu bedanken. Calum lächelte: „The Flash würde über dich lachen.“ Ich selbst war kein übermäßiger Comicfan und wusste nur dunkel, wer The Flash war.
Irgend so ein total schneller Superheld, der mit seiner extremen Schnelligkeit die Welt rettete. Aber taten sie das nicht alle? „Ich kann ihn gar nicht hören“, witzelte ich. Calum verzog angestrengt lauschend das Gesicht und nickte in einem Takt, den wohl nur er hören konnte.
Dann entspannte er sich wieder, sah mich ernst an, und sagte: „Ich auch nicht.“ Alle Umstehenden lachten und Calum grinste zufrieden. Das war es, was ihn so sympathisch machte: er brachte andere gerne zum Lachen.
Ich mochte solche Leute, sie strahlten immer so eine Fröhlichkeit und Zufriedenheit aus. Außerdem hielt man sich gerne in ihrer Umgebung auf, denn jeder lachte gerne. Liebevoll legte Ross einen Arm um mich und küsste mich schnell auf die Wange.
„Du fandest es nicht zu langweilig?“, fragte er besorgt. „Nein“, versicherte ich schnell und ehrlich. „Es war super interessant und ich denke ich komme noch ein paar Mal mit. Außerdem sind die Leute hier so nett.“
„Danke, du aber auch“, sagten Raini, Laura und Calum gleichzeitig. Man merkte wirklich, dass sie viel Zeit miteinander verbrachten. „Also gebt ihr uns euren Segen?“, fragte ich gespielt hoffnungsvoll.
Ross Griff um mich wurde einen Moment lang fester, dann verstand er. Die geschockten Blicke der drei waren unbezahlbar. „Ihr heiratet?“ Hätte ich es nicht gewusst, hätte ich das Lachen in Ross Stimme vielleicht ebenfalls nicht bemerkt, aber so war es total offensichtlich für mich: „Ja klar, wir bekommen auch ein Kind.“
Laura war die erste, der aufzufallen schien, dass das Ganze ziemlich übertrieben war: „Ihr verarscht uns doch!“ Gleichzeitig schüttelten ich und Ross mit Unschuldsmiene den Kopf: „Nein, die Hochzeit ist schon so gut wie geplant. Ihr seid natürlich alle rechtherzlich eingeladen.“
Alle wirkten sichtlich überrumpelt von unserer Offenbarung, doch noch immer schienen sie sich nicht sicher zu sein, ob sie uns glauben sollten, oder nicht. „Du trägst gar keinen Ring“, bemerkte Laura misstrauisch.
Es wurde immer schwieriger, das verräterische Lachen zurückzuhalten, aber noch konnte ich mich erfolgreich zurückhalten. „Ich trage ihn in der Öffentlichkeit noch nicht, wir wollen nicht, dass die Zeitungen es so schnell verbreiten. Sonst haben wir ja gar nichts mehr zu tun. Deshalb waren wir auch gerade erst in Deutschland, bei meinen Eltern. Meine Mutter hat vor Freude sogar geweint.“
Ich wusste ja nicht, wie die anderen das sahen, aber ich hielt mich aktuell für eine ziemlich gute Lügnerin. Stolz rieb ich meinen Bauch: „Ich bin schon im dritten Monat.“
Auch Ross legte mir nun beschützerisch eine Hand auf den Bauch: „Ich hoffe es wird ein Mädchen.“ Verliebt schaute ich ihm in die Augen. Laura, Raini und Calum starrten uns aus großen Augen an. Sie hatten es offensichtlich endlich gefressen.
Dann war wohl jetzt der Zeitpunkt, sie aufzuklären. Sanft zog ich Ross Hand von meinem Bauch hinunter: „Zum Glück habt ihr ja so gut gemerkt, dass wir lügen.“ Ihre Augen wurden noch größer und ich kicherte schadenfroh.
Erleichtert fielen sie in mein Gelächter ein: „Fast hätte ich es geglaubt.“ Wir führten noch eine Weile Smalltalk, dann verabschiedete sich einer nach dem anderen.
„Sag deinem Bruder, dass er eine super Leistung als Manny in Modern Family bringt. Ich liebe die Serie.“ Raini lächelte freundlich: „Mache ich, er freut sich sicher darüber. Wir sehen uns.“
Sie winkte noch kurz, bevor sie als letzte das Studio verließ. Auch ich und Ross machten uns jetzt auf den Heimweg, und meine Gedanken waren wie so oft beim Essen. „Meinst du, es könnte noch was vom Mittagessen übrig sein?“
Kopfschüttelnd seufzte er: „Du kannst auch gleich das Essen heiraten.“ Schockiert sah ich ihn an: „Das ist möglich?“ „Nein, zum Glück nicht! Es wäre entsetzlich, wenn ich dich an ein Stück Pizza verlieren würde.“
Schulterzuckend knuffte ich ihn in die Seite: „Ich würde dich doch nicht für ein mickriges Stück Pizza verlassen. So schlecht denkst hoffentlich nicht mal du von mir.“ Er zog einen Schmollmund: „Ich und schlecht von dir denken? Niemals.“
„Jaja, alles nur Ausreden. In Wahrheit bist sicher du es, der hinter meinem Rücken etwas mit dieser anhänglichen Pizzin aus der Werbung am Laufen hat.“ Zweifelnd sah er mich an und eine seiner Augenbrauen wanderte gen Himmel: „Pizzin?“
„Eine weibliche Pizza. Kuchen, Küchin - Keks, Keksin - Schokolade, Schokolädin und eben Pizza und Pizzin.“ Er nickte verständnisvoll: „Ich habe absolut keine Ahnung, wie du manchmal auf solche Ideen kommst.“
Beruhigend tätschelte ich seine Schulter: „Ich denke, das ist besser so.“ „Meinst du wirklich?“, hakte er nachdenklich nach. Überlegend sah er in den Himmel und ließ dabei prompt den Autoschlüssel fallen.
Gleichzeitig bückten wir uns danach und schlugen mit unseren Köpfen gegeneinander. Zuerst tat es kurz weh, doch dann lachten wir beide los. Nachdem ich mich soweit einigermaßen beruhigt hatte, drückte ich einen kurzen Kuss auf Ross‘ Kopf, in der Hoffnung, ich hatte die Stelle erwischt, mit der er gegen mich gestoßen war.
Daraufhin tat er dasselbe bei mir und wir verharrten einige Zeit in dieser Position, bis ich ihm die Arme um die Hüfte legte und mich an ihn schmiegte. „Küssin?“, fragte ich mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.
Er sah mir lange und tief in die Augen, kam mit seinem Gesicht immer näher und sagte dann: „Nein.“ Das tat er nur, um mich zu ärgern! Aber so einfach ärgerte man mich nicht. „Zu spät“, gab ich zurück und legte meine Lippen auf seine.
Und so küssten wir uns in der wärmenden Nachmittagssonne, auf einem leeren Parkplatz. In meinen Augen hatte es was. Aber für mich hatte jeder Platz etwas Schönes, an dem ich mit Ross war. Es war erstaunlich, welchen Einfluss seine Anwesenheit auf meine Sinne hatte.
Von Küssen mal ganz zu schweigen. Diese ließen mir nämlich die Knie weich werden und das Herz konnte ungehindert von seinem Platz springen. Vielleicht war das Herz aber sonst auch nie an seinem eigentlichen Platz und Ross Küsse brachten es genau dort hin.
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