
Emiland
Emilys POV
„Ryland, wo sind wir?" Wie schon die Male zuvor, antwortete er mir nicht. Ich blieb stehen, und stampfte wütend mit dem Fuß auf, wie ein eingeschnapptes Dreijähriges. Wenngleich ich nicht zu dieser Maßnahme hatte greifen wollen, hatte er mir wohl oder übel keine Wahl gelassen. Endlich drehte er sich um: „Wir müssten gleich am Strand sein."
So wie er sich umschaute, hatte er keine Ahnung wo wir waren. Ich hatte natürlich genauso wenig einen Plan von LA in meinem Kopf. Man sollte meinen, dass er sich hier auskannte, wo er doch hier wohnte, aber dem war wohl nicht so. Aber wenigstens zugeben hätte er es ja wohl können. Ich zog mein Handy aus der Tasche und informierte ihn leicht zerknirscht darüber, was ich jetzt tun würde: „Ich rufe jetzt Jassy an."
Der mein Plan wurde vereitelt. „Mist!", fluchte ich. Der Akku des scheiß Dings war leer. Jetzt, wo ich es einmal wirklich brauchte, war es nicht betriebsfähig! Das war ja mal wieder typisch. Immer dasselbe Pech, das mich zu verfolgen schien. Am liebsten hätte ich mein Handy auf den Boden geworfen, aber dafür war es zu teuer gewesen. „Nimm eben meins!", anscheinend war er sauer, ich glaubte nicht, dass es wegen mir war, also war er wohl sauer auf sich selbst.
Ich suchte Jassy kurz in seinem Adressbuch und klickte ihren Namen an. Sie nahm nach dem ersten Klingeln ab: „Wo seid ihr Ryland?" Ihrer Stimme nach zu urteilen war sie ein wenig besorgt. „Ich bin's Emily und wir haben keine Ahnung." Kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann riet sie uns, uns nicht von der Stelle zu bewegen, sondern zu warten, bis sie da waren.
Ich versprach ihr, dass ich ganz sicher nicht weiter gehen würde. Am Ende wären wir ja sowieso nur in die falsche Richtung gelaufen und die Anderen hätten uns nie gefunden. Ich beschrieb Ross, dem Jassy ihr Handy gegeben hatte, noch kurz unsere Umgebung, dann legte ich auf. Ryland und ich setzten uns auf die nächstgelegene Bank: „Tut mir echt leid!"
„Muss es nicht, jetzt hab ich immerhin einen Teil von LA gesehen, den Touristen sich eigentlich nicht anschauen", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er lächelte zwar, wirkte aber immer noch niedergeschlagen. Ich rückte etwas näher zu ihm hin, sodass sich jetzt unsere Beine berührten. Er tat so, als hätte er es nicht bemerkt und im Gegenzug tat ich so, als hätte ich nicht gemerkt, dass er beim Gähnen einen Arm um mich gelegt hatte.
Ja genau, diese schlechte Aktion, die in jeder Romanze früher oder später kam und man sich jedes Mal dachte: Dein Ernst? Ich gähnte ebenfalls. Wir waren Stunden in LA herumgelaufen und ich war wirklich erschöpft. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, eigentlich ziemlich dumm von mir, denn ich schlief doch tatsächlich ein.
Rylands POV
Ihr Kopf rutschte ganz langsam auf meine Schulter, ob sie es bewusst machte, wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. Ich war zwar ebenfalls müde, riss mich aber zusammen. Wir waren hier nicht gerade in der besten Gegend und zwei schlafende Teenager waren sicherlich leichter auszurauben, als wache.
Ich hatte irgendwie das starke Bedürfnis, mit ihr zu reden, aber da sie ja schlief, fing ich an zu erzählen. Ich erzählte ihr alles: Von meiner Kindheit bis heute, und ab und an musste ich grinsen, weil sie etwas im Schlaf redete. Ganz vorsichtig küsste ich ihre Haare, was sich vielleicht erst mal ziemlich seltsam anhört, sich in diesem Moment aber richtig anfühlte. Vielleicht könnte aus uns ja doch tatsächlich mehr werden.
*~*~*~*
„Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon, ihr würdet nie mehr kommen!", sagte ich leise, um die immer noch schlafende Emily nicht zu wecken. „Ist es unsere Schuld, dass ihr plötzlich einfach verschwunden seid?", fragte Jassy vorwurfsvoll. Sie kam näher, um Emily zu wecken, doch ich hielt sie zurück: „Lass sie schlafen!"
„Gut, aber ich helfe dir nicht beim Tragen", meinte Ross, was eigentlich so gar nicht seine Art war. Ganz offensichtlich war er sauer, dass er einige Stunden seines Lebens dazu verschwenden hatte müssen, uns zu suchen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, hob ich sie hoch. Langsam fühlte ich mich wirklich wie einem dieser Filme!
Der Typ trägt das schlafende Mädchen in den Sonnenuntergang. Leider hatte die Szene in Wirklichkeit viel weniger Romantik, als sich das jetzt anhört. Ich konnte sie kaum tragen, und versuchte dennoch die Erschütterungen so minimal wie möglich zu halten.
Sie sah leichter aus, als sie dann tatsächlich war. Die Müdigkeit trug nicht gerade dazu bei, dass ich sie besser halten konnte, aber ich schaffte es, sie den ganzen Weg zu tragen. Ich war erschöpft, aber ein wenig stolz auf mich selbst, als ich sie auf dem Sitz des Autos absetzte.
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