Ross' POV

Ich hatte Jassy zwar schon so oft gesehen, und dennoch fielen mir fast die Augen aus dem Kopf, als sie aus dem Bus stieg. Mein Mund blieb offen stehen und ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Wäre ich nicht schon total in sie verliebt, wäre ich es spätestens jetzt. Rydel hatte maßlos untertrieben, als sie gesagt hatte, es würde mir gefallen.

Ich liebte sie und alles was sie tat. Übertrieb ich? Meine Hormone spielten einfach verrückt, wenn sie ins Spiel kam. „Ross, ganz ehrlich, ich habe nicht vor, den ganzen Abend damit zu verbringen, dir beim Anstarren deiner Freundin zuzusehen", kam es von Rocky. Seine Worte rissen mich aus meiner Trance und ich machte meinen Mund wieder zu. „D-du siehst umwerfend aus Jassy", stammelte ich und wurde augenblicklich Rot. Sie kam auf mich zu und griff nach meiner Hand: „Komm, lass uns tanzen."

Alle zusammen betraten wir die Disco, aus der uns schon laute Musik entgegen dröhnte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ratliff nach Rydels Hand griff und sie in Richtung Tanzfläche zog. Ich tat es ihm gleich und zerrte mein perfektes Mädchen ebenfalls dorthin. Die Bässe dröhnten und ließen den Boden erbeben, von ihr bezaubert und von den Bässen verwirrt, wusste ich bald schon nicht mehr, wo oben und unten war, alles was zählte war sie und die Musik, zu der wir uns bewegten.

Rikers POV

Mit einem Drink in der Hand ließ ich mich auf eines der Sofas fallen, die in einer etwas ruhigeren Ecke standen und so gut wie leer waren. Neidisch sah ich, wie Rocky mit einem Mädchen tanzte. Niemand hatte Probleme, eine Freundin zu finden, außer mir, was natürlich wieder typisch war. Ich schloss die Augen und überlegte, was die anderen getan hatten, um eine Freundin zu finden.

Ross hatte sich ja nicht sonderlich anstrengen müssen, denn sie hatte seine Gefühle ja von Anfang an erwidert. Das zwischen Ryland und Emily war da schon wesentlich komplizierter gewesen. Aber sie waren zusammen und beide waren glücklich. Rydel und Ratliff empfanden ja schon seit Ewigkeiten etwas füreinander und ich hoffte sehr für ihn, dass er meine kleine Schwester nicht verletzen würde.

Schwierig war es für die Beiden nur gewesen, sich ihre Gefühle zu gestehen, aber auch sie waren glücklich. Und Rocky ließ ich jetzt mal außen vor, aber sogar er hatte eine Tanzpartnerin gefunden. Nur ich saß alleine hier herum! Da ließ mich eine Stimme aus meinen Gedanken fahren: „So wird's mit Sicherheit nichts." Erschrocken schaute ich in die grünen Augen einer etwa gleichaltrigen, jungen Frau. „Wie...?" Den Satz musste ich nicht einmal beenden, denn sie wusste auch so, was ich meinte: „Du hast laut gedacht."

Sie lächelte mich schüchtern an und ich wurde Rot. Da sprach mich endlich mal ein hübsches Mädchen an, und dann musste es natürlich wegen meinen Selbstgesprächen sein! Ich schaute sie mir ein Wenig genauer an, was in dem schummrigen Licht gar nicht so einfach war. Sie hatte dunkle, fast schwarze Haare, die ihr in weichen Wellen auf die Schultern fielen. Lange Wimpern rahmten ihre Smaragd Augen ein, hohe Wangenknochen und markant geschwungene Augenbrauen verliehen ihrem Gesicht einen hohen Wiedererkennungswert und als sie lächelte, lächelten ihre Augen mit ihr.

Jetzt bemerkte ich, dass sie mit mir redete: „..., wenn du gar nicht tanzen willst?" „Was?", schrie ich ihr über die Musik hin zu. „Warum du hergekommen bist, wenn du gar nicht tanzen willst?" Ich wusste ja selbst nicht, was ich hier eigentlich tat; Rumsitzen und auf die große Liebe warten, so könnte man es vermutlich ausdrücken. Aber das konnte ich ihr ja schlecht sagen.

„Ich hätte nichts dagegen, zu tanzen, aber ich habe leider keine Partnerin", irgendwie hörte ich mich sehr Mitleid erregend an, deshalb bereute ich meine Worte jetzt schon. Anscheinend, sah sie das mit dem Mitleid anders, denn sie lächelte mich an: „Jetzt hast du eine Partnerin!" Sie griff nach meiner Hand und zog mich vom Sofa.

Selinas POV

Ich näherte mich einem Typen, der einsam in einer stillen Ecke saß. „Warum haben nur alle eine Freundin, außer mir?", da er die Augen geschlossen hatte, ging ich davon aus, dass er mit sich selbst redete. Er wirkte anders, als die Typen, die nur hierher kamen, um junge Mädchen flach zu legen, also sprach ich ihn an. „So wird's mit Sicherheit nichts." Nicht gerade die eleganteste Methode, aber ich hatte sonst keinerlei Ideen. Erschrocken schaute er mich an, ich starrte zurück, in warme, braune Augen, die ein Wenig traurig wirkten. „Wie...?" Sofort wusste ich, was er sagen wollte. „Du hast laut gedacht", erklärte ich dem Fremden.

Schüchtern lächelte ich ihn an und obwohl ich es in der Dunkelheit nicht sah, hatte ich das Gefühl, dass er Rot wurde. Eine Weile lang sagte niemand ein Wort, wir musterten uns einfach nur, aber dann musste ich die unerträgliche Stille einfach brechen: „Warum bist du hergekommen, wenn du gar nicht tanzen willst?" Er sah mich verständnislos an und fragte: „Was?" Ich wiederholte meine Frage, diesmal lauter, damit er mich auch sicher hörte. „Ich hätte nichts dagegen, zu tanzen, aber ich habe leider keine Partnerin."

Mhm, wenn ich es mir so recht überlegte, hatte ich ja auch keinen Partner. Ich grinste: „Jetzt hast du eine Partnerin!" Lächelnd ließ er sich von mir vom Sofa, auf die Tanzfläche ziehen.Obwohl ich eine absolute Niete im Tanzen war, und ihm immer auf die Füße trat, ging er nicht einfach, sondern brachte mir einige Tanzschritte bei. Ich wusste zwar, dass die meisten Leute in einer Disco nicht tanzen konnten, aber es war auch eine Art Test; würde er sauer werden, wenn ich ihm auf die Füße trat? Oder würde er lachen und einfach weiter tanzen, oder mir gar das Tanzen beibringen?

Diese drei Möglichkeiten sagten viel über den Charakter aus; er war ein eher ruhiger Typ, der dennoch gerne seinen Spaß hatte und nicht vorschnell urteilte. Er gefiel mir, wobei ich noch nicht sagen konnte, ob als Kumpel, oder vielleicht doch mehr.
-------------------------------------------------------------- Als Kumpel, oder mehr? Wird wahrscheinlich im nächsten Kapitel geklärt :)