Kapitel 11
Vanadis indes hatte in der Mitte der ersten Etage eine kleine Sitzecke mit kniehohen Tischen gefunden, auf denen sie ihre magere Beute ablegte. Drei Bücher schienen ihr vielversprechend, „Sterbende Geschichte", „Der verwesene Rat" und „Der Gefallene". Vanadis verdrehte ihre Augen, selbst die Buchtitel mussten wieder überzogen dunkel klingen. Das dritte Buch hörte sich nach einem Märchen an, aber manchmal waren Märchen ehrlicher als Geschichtsbücher. Sie nahm das erst Buch von dem Stapel vor sich, ließ sich in den Stuhl zurückfallen und begann, die erste Seite aufzuschlagen.
Es einst war eine Welt befreit,
für einen Staat sie war bereit,
gefallener König geschafft nun hinfort,
viele Menschen nun thronen dort.
Vanadis seufzte. Ein ganzes Buch voller Gedichte, das war reine Zeitverschwendung. Wahrscheinlich war ihr nur eine Zeile im ganzen Buch nützlich, und sie würde mindestens dreimal so lange für ein Buch voller Gedichte brauchen, wie für eines in tatsächlicher Textform. Sie griff sich das nächste Buch, und legte das erste wieder auf den Tisch. „Der verwesene Rat" war auf der Vorderseite zu lesen. Fließtext, dachte sie noch, und stürzte sich in das Buch.
Eine ganze Weile in das Buch vertieft, versuchte sie sich, die genaue Machtstruktur dieses Landes einzuprägen. Es gäbe zwar einen Rat, der das Land beherrsche, aber es gäbe auch Städte, deren Fürsten einen Orden gebildet hatten, der eine Art zweite Regierung bildete. Der Rat bestand aus sechzig Räten, drei aus jeder Stadt. Der Orden hätte demnach einige Städte unterwandert, und würde nun im Rat ein gewisses Maß an Macht besitzen, jedoch wisse kaum jemand, wer überhaupt Teil dieses Ordens sei. Sie blickte auf die letzte Seite, wollte überprüfen, wie glaubwürdig der Autor wohl war. Unterzeichnet hatte das Buch ein „Serbin Todseher, Blutfürst mittleren Grades" .Sie dachte nach. Also entweder, jemand versuchte eine gute Geschichte zu verkaufen, oder die Regierung dieses Landes schien korrumpierbar zu sein. Sie hatte auch gelernt, dass die Bevölkerung immer krimineller wurde, umso weiter unten einer Schicht die Menschen angehörten, sollte dieser Orden also illegale Dinge vorantreiben, waren ihre Chancen sehr groß, Leute für ihren Zweck anwerben zu können. Sie warf auch das Buch zurück auf den Tisch, und kam nun zum wichtigsten Teil ihrer Überlegungen: Der Planung.
Sie ging davon aus, dass der Magier mit einem Schiff ankommen würde, sollte er wieder in diese Stadt kommen. Sie könnte versuchen, dass Schiff, wenn es ankam, in Brand zu setzen, dann müsste sie sich einen Punkt suchen, von dem aus sie einen Pfeil schießen könnte. Aber selbst, wenn sie das Schiff traf, gab es keine Garantie, dass es Feuer fing. Außerdem wollte sie den Mann bei dem ersten Versuch umbringen, damit er sie nicht jagen konnte, falls er überlebte. Es wäre allerdings möglich, wenn andere Schiffe verhindern würden, dass jemand von dem Schiff entkam... oder sie könnte genauso gut sich auf ein Schiff schleichen, und von dort aus einen Pfeil abschießen. Damit wäre auch verhindert, dass jemand einfach entkommen kann, vor allem, falls jemand nicht schwimmen konnte. Womöglich könnte sie sogar mit einem kleinen Schiff herausfahren, und weit auf dem Meer schon einen brennenden Pfeil fliegen lassen. Sie überlegte, wen sie damit noch gefährden würde, aber wahrscheinlich würde sie viele Magier damit töten können, selten reiste ein Magier allein. Und ein paar unbegabte Menschen waren Vanadis Art des Blutopfers, um diese Welt endlich von Magie zu befreien, falls sich solche überhaupt auf dem Schiff befanden. Sie stand aus ihrem Stuhl auf, und ging in Gedanken versunken zu den Docks entlang, indem sie einfach immer weiter einem Schotterweg folgte, auf dem Karren Waren von und zu den Schiffen transportierten. Sie registrierte kaum die Fische, Steine, oder das Holz, dass in gemächlichem Tempo an ihr vorbeigeschoben wurde. Sie schreckte hoch, als ein Riese von Fischer sie ansprach:
„Hey, was willst du hier?"
Noch etwas überrascht stammelte sie: „Ich... ähm, ich suche jemanden..." und brach kurz ab, um von Neuem zu beginnen. „Ich brauche ein kleines Boot, für drei Menschen, und zwei Ruderer, die mich schnell aufs Meer setzen können, und noch schneller an einer anderen Stelle absetzen können." Sie blickte ihm direkt in die Augen, so, als würde sie etwas vollkommen normales vorhaben. Der Mann antwortete, als er sich eines seiner schwarzen Haare aus dem Gesicht strich: „Nun, dort drüben ist die Handelsstation, dort wird alles gehandelt, was es zu handeln gibt." und zeigte dabei hinter sich, einen kleinen Steg entlang, der sich zwischen Land und Wasser bis zu einem Haus aus Holz schlängelte, an dem zwei Menschen darauf zu warten schienen, bis jemand zu ihnen trat. Hinter dem Haus taten sich nur noch Felsen auf, links von dem Haus war eine kleine Bucht, in der zehn kleine Boote Platz fanden, außerhalb der Bucht lagen drei große Schiffe vor Anker.
„Vielen Dank", murmelte sie, als sie schon auf das Haus zuging.
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