Prolog - Alexia Foster
„Alexia, kommst du bitte einmal runter!", hörte ich meine Mutter rufen. Ich legte das Buch über Flugzeuge, welches mir mein Vater vor zwei Jahren, zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt hatte, weg und stand von meinem kleinen Sofa auf. Zog mir meine Hausschuhe an und lief in Stoffhose und Shirt die Treppe runter.
Im Wohnzimmer angekommen sah ich meine Mutter auf dem Sofa sitzen, vor ihr stand ein Mann mittleren Alters in Uniform gekleidet. Ich blieb sofort stehen, als meine Mutter zu mir sah, ihre Augen waren gerötet und ich sah noch die Tränen auf ihren Wangen. Nun drehte sich auch der Mann um, ich erkannte ihn als Mike Sattlers, er war der Captain der USS California. Ich sah von ihm wieder zu meiner Mutter und schüttelte den Kopf, ich war nicht dumm, ich wusste, was das ganze bedeutete, doch wollte ich es in diesem Moment nicht wahrhaben. Als mir dann klar wurde, dass ich egal wie ich es Verdrängte nicht mehr ändern konnte, sah ich zu dem Mann der, der Vorgesetzte meines Vaters war.
„Wie?", fragte ich ihn.
„Alexia, es tut mir ..."
Ich schüttelte wieder den Kopf, ich wollte keine Entschuldigung oder Mitleid.
„Sir bitte, bitte sagen Sie mir, wie mein Vater gestorben ist", sagte ich unter Tränen und sah den schwarzhaarigen Mann an, dieser nickte und kniete sich hin, dass er auf Augenhöhe mit mir war.
„Das Kriegsschiff, auf dem er sich befunden hatte, wurde von einem deutschen U-Boot beschossen, sie haben es alle nicht überlebt", erklärte mir der Captain. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen, mein Vater war weg für immer weg, ich spürte wie die Tränen der Wut auf die Deutschen, aber auch der Trauer meine Wangen hinunterrannten. Ich wischte sie weg. Bevor Captain Sattlers wieder aufstand, legte er mir einen Brief in meine Hände.
„Der ist von deinem Vater, er hatte mir gesagt, ich soll ihn dir geben, wenn er stirbt."
Ich sah auf den Brief und dann wieder zum Captain, ich nickte und umfasste den Brief fester, dann wandte sich Sattlers wieder meiner Mutter zu.
„Kara hör zu, Danny hat mir noch das gegeben."
Der Captain gab meiner Mutter einen Schlüssel, sie sah diesen verwundert an.
„Ich schätze, das ist das Hochzeitsgeschenk von Danny an dich. Er hat für euch ein Haus mit einer kleinen Farm in Chesterfield, Tennessee gekauft. Es war eigentlich gedacht, dass ..."
„Dass wir alle drei dort leben", beendete meine Mutter den Satz, ich musste schlucken, dass mein Vater eine Hochzeit geplant hatte, wusste ich ja, aber nicht das.
„Mir ist scheißegal, wo wir leben, ohne Dad ist es für mich kein Zuhause", sagte ich aufgebracht und rannte rauf in mein Zimmer. Wo ich die Tür zuschlug und mich aufs Bett warf, wo ich die Tränen nicht mehr länger zurückhalten konnte, und diese wie ein anstauender Damm brachen. Den Brief von Dad hatte ich auf den Boden fallen lassen.
Nach einer Stunde oder länger, ich wusste es nicht, klopfte es an der Tür.
„Ich will allein sein", schluchzte ich und zog mir die Decke über den Kopf, ich hörte aber wie die Tür geöffnet wurde und Mum hereinkam. Mein Bett senkte sich etwas und ich spürte eine Hand auf meinem Rücken.
„Alexia, ich ... nein, wir müssen nach vorn schauen. Morgen ist die Gedenkfeier deines Vaters und danach fahren wir nach Tennessee und zu der Farm, die dein Vater für uns gekauft hat", sagte meine Mutter und ich schob die Decke vom Kopf, sah zu ihr mit geröteten Augen.
„Und wie sollen wir das bitte machen? Ich mein, das wird eine Farm sein, das schaffen wir doch nie."
Da lächelte Mum auf einmal „Schatz, ich bin auf einer Farm groß geworden. Also wir werden das schon schaffen, und ich denke, wir werden auch nette Nachbarn haben, die uns helfen werden", sagte Mum, ich sah sie verwirrt, aber mit einem schwachen Lächeln an. Sie legte den Brief von Dad auf mein Bett.
„Den hast du fallen lassen, was auch immer dein Vater für dich darin geschrieben hat, du solltest ihn lesen. Und wenn du etwas benötigst, ich bin immer für dich da", sagte Mum und drückte mich einmal fest. Ich erwiderte ihre Umarmung, dass sie immer für mich da sein würde, stimmte nicht ganz, den ich sollte schnell erfahren, dass man jede Minute mit denen, die man liebte, genießen sollte. Doch damals wusste ich es noch nicht, dass sich in Chesterfield mein ganzes Leben verändern würde.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro