Vierzehn Tage nach dem Angriff von Colonel Doolittle auf Japan hörte man nichts mehr, es kamen keine Nachrichten nach Pearl Harbor, ob sie tot waren oder lebten, nicht einmal Major Jackson, den ich aufgesucht hatte, wusste etwas.
Dann endlich, am 29. Mai erfuhren die Angehörigen, dass ein amerikanisches Flugzeug die Überlebenden nach Pearl Harbor brachte, natürlich stand jeder hinter dem Zaun von der Landebahn und wartete auf seine Liebsten, sowie auch ich, Betty, Ellie mit Billy und Naomi. Betty stand neben uns, sie hatte vor zwei Wochen ein kleines Mädchen zur Welt gebracht. Die Wehen waren plötzlich aufgetreten und die Kleine kam natürlich ein Monat zu früh zur Welt, aber sie hatte gekämpft, sie wollte leben. Doch als Bettys Tochter zur Welt kam, durchfuhr mich ein ungutes Gefühl, eine Kälte umgab mich an diesem Tag, die einfach nicht weggehen wollte. Und ich spürte sie teilweise noch immer, als wäre meiner Kleinen was zugestoßen.
„Kara, denkst du, Red freut sich über die Kleine? Ich mein...."
Naomi legte eine Hand auf Bettys Schulter, sie sah zu ihr.
„Red freut sich ganz sicher, wenn er seine Tochter dann sieht", sagte die junge Krankenschwester und griff sich auf ihren Bauch. Ellies Mutter hatte sich bereit erklärt, auf die Kinder aufzupassen, ihr war es so lieber, sie wollte nicht hier stehen und warten. Sie würde nur noch nervöser werden, wenn sie darauf wartete, bis ihr Mann aus dem Flugzeug stieg, oder getragen wurde. Mit den Kindern konnte sie sich ablenken, hatte sie gesagt. Und dann landete das Transportflugzeug und rollte aus, als es stehen geblieben war, öffnete sich die Tür und jeder von uns sah zu dieser.
Der erste was Ausstieg war Colonel Doolittle, ihm folgten weitere Piloten, deren Name ich nicht kannte. Dann stieg Rafe aus, er sah sich um und unsere Blicke trafen sich, das Lächeln, was er zuvor aufgesetzt hatte, verschwand im nächsten Augenblick und wich Trauer. Angst stieg in mir hoch, dann wurde die Ladefläche des Transportflugzeugs geöffnet und jemand im Rollstuhl wurde herausgeschoben.
„Danny", hörte ich Naomi rufen, der Braunhaarige sah in unsere Richtung, doch auch ihm sah man eine Trauer an. Ich schluckte und dann wurden die ersten Särge herausgetragen, meine Beine hatten mich zu den Särgen gebracht und zu dem den Red, Gooz, Anthony und noch ein Pilot, den ich nicht kannte, trugen. Rafe war ebenfalls zu dem Sarg getreten, Danny stand im Rollstuhl daneben, alle sahen traurig mit gesenktem Kopf zu Boden. Ich starrte auf den Holzsarg, auf dem die Jacke meiner Tochter lag und griff danach, umschloss sie fest, ehe meine Füße nachgaben und ich auf die Knie landete und in Tränen ausbrach.
Einige Tage später bekam Rafe und Danny den Silver Star vom Präsidenten überreicht, ich war ebenfalls anwesend, weil ich den für Alexia entgegennahm. Der Präsident steckte Rafe den Orden an und dieser salutierte, sein Blick fiel zu James Doolittle, der ebenfalls anwesend war. Da er auch einen Orden bekommen hatte und zum General befördert wurde.
„Das ist auch für all die anderen", sprach er zu Rafe, sah aber auch mich an, ich nickte ebenfalls und salutierte wie auch Danny, als wir die Orden überreicht bekamen.
Ein Jahr war vergangen, seitdem Alexia starb, ich war mit Rafe zurück nach Tennessee. Danny und Naomi lebten neben uns auf der Farm von Rafes Vater. Naomi hatte ein Mädchen bekommen und sie mit meiner und Rafes Einwilligung Lexi getauft, nach der Frau, die ihren Mann das Leben gerettet hatte.
Red und Betty lebten mit der kleinen Grace weiterhin in Pearl Harbor wie auch Billy mit Ellie.
Alex hatte einige Monate gebraucht, bis er Rafe an sich gelassen hatte. Und nicht mehr, nachdem er aufgewacht war, weinend und schreiend, und seine Mutter gesucht hatte, zu mir gelaufen kam.
Nun stampfte der kleine braunhaarige Junge um den Marmorstein, auf diesen Blumen lagen und in dessen Stein Alexias Name gemeißelt war.
Wir hatten sie hier im Garten begraben, woanders wollten Rafe und ich sie nicht haben.
Mein Schwiegersohn ging zu seinem Sohn, der sich zu ihm gedreht hatte und zum Flugzeug und in den Himmel zeigte.
„Na Alex, willst du ein wenig fliegen, deiner Mama nahe sein?", fragte er den Kleinen, dieser lächelte seinen Vater an. Rafe nahm ihn hoch und lächelte, das Lächeln, was er nur hatte, wenn er mit Alex fliegen konnte. Wo sie beide Lexi näher waren, ich wusste von Danny, dass Lexi, das damals auch immer getan hatte, wo sie dachte, Rafe sei tot.
Ich sah den beiden nach, wie sie zu dem roten Doppeldecker gingen, als ich einen leichten Windhauch spürte, er war nicht kalt, eher warm und für einen Moment glaubte ich die Stimme meiner Tochter zu hören.
„Danke Mum, dass du für sie da bist."
Ich lächelte leicht, „Das mache ich gerne Kleines", flüsterte ich und dann startete der Doppeldecker und Rafe flog seine Runde mit Alex.
Wenn wir heute auf den Krieg zurückblicken, verstehen wir manches besser, anderes werden wir nie verstehen.
Eines aber ist sicher, vor dem Angriff Doolittles, sahen die Amerikaner sich als Verlierer, danach gab es Hoffnung auf einen Sieg.
Den Japanern wurde klar, dass sie verwundbar waren und sie begannen den Rückzug, Amerika war siegesgewiss und ging in die Offensive.
Der Krieg hat Amerika verändert und die ganze Welt. Dorie Miller wurde als ersten Schwarzen das Marineverdienstkreuz verliehen und er sollte nicht der letzte bleiben. Er reihte sich ein in die Liste der Helden.
Der Zweite Weltkrieg begann für uns mit Pearl Harbor. Eintausend-einhundert-siebenundsiebzig Männer liegen noch immer im Frack des Schlachtschiffes Arizona. Amerika hat gelitten, aber auch an Stärke gewonnen. Was nicht selbstverständlich war, die Zeiten haben uns auf eine harte Probe gestellt und wir sind daran gewachsen.
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