Überrascht hob er die Augenbrauen. 

"Oh!"

Da steht also Pudellocke, halb nackt mit nur einem Handtuch bekleidet vor mir  und das einzige was er sagt ist "Oh"?  Gut, ich war kein Stück besser, so wie ich da stand und auf seinen Körper herunter starrte. Oh Gott! Schnell drückte ich mir die Handfläche auf die Augen aber er hatte meinen Blick trotzdem bemerkt und grinste dreckig. Ich mache meinen Namen als Spanner ja wieder mal alle Ehre. So stand ich eine Weile da, bis ich vorsichtig durch die Lücken zwischen meinen Fingern spähte, ob er verschwunden war. Doch er stand immer noch da und sah an mir herunter. Oh Verzeihung, ist der Herr etwa enttäuscht, dass ich im Gegensatz zu ihm Kleidung trage? Mein Blick wanderte wieder zum Handtuch um seine Hüfte. Konnte mich Blondie nicht warnen dass seine Freunde gerne mal freizügig rum laufen?

"Untenrum wird's sogar noch interessanter!"

Immer noch grinsend machte er sich langsam an dem Knoten seines Handtuchs zufassen. Ich war eindeutig im falschen Film. Doch bevor das Tuch auch nur Zentimeter herunterrutschen konnte, gingen meine Reflexe mit mir durch.

"NEIN!"

Panisch streckte ich meine Hand nach dem Handtuch aus, um es wieder zurecht zu ziehen. Genau in diesem Moment kam Niall die Treppe runter. Gutes Timing Junge! Wäre er ein paar Sekunden früher gekommen, wäre ich nicht in dieser Situation.

"Stör ich?"

"Hey Niall! Ich wusste gar nicht dass du Besuch erwartet hast."

Dieser Idiot tat auch noch so als wäre die Hand eines Mädchens an seinem Handtuch etwas ganz alltägliches. Vor Wut begann ich zu stottern.

"Sag diesem Idioten er soll sein Handtuch gefälligst da lassen wo es hingehört!" Pudellocke lachte und auch Niall musste grinsen. Ich dagegen fühlte mich umso mehr verarscht. 

"Keine Sorge Babe, ich trag noch Boxershorts drunter!"

Beleidigt und rot wie eine Tomate ließ ich sein Handtuch los. Dann wandte ich mich an Blondie. 

"Wo ist jetzt dein Problem?"

Entschuldigend lächelnd hielt er mir einen Anzug mit einem ziemlich großen Fettfleck vor die Nase. 

"Wie wäscht man den?" Erst schleppt er mich hier her, dann mach ich mich vor Pudellocke zum Affen und das nur weil er nicht weiß wie man einen Anzug wäscht?

 ¨Habt ihr nicht Stylisten für so was?¨

¨Ja schon, aber die ist mit ihrem Baby beschäftigt!¨

Immer noch rot wie ein Krebs, strich ich langsam über den Stoff des Anzugs. Wie kommen die Typen auf die Idee, mir solche Fragen zu stellen?  Nur weil ich zufällig eine Frau bin? 

"In der Waschmaschine geht er ein. Versuchs mit Handwäsche. Mit Weichspüler würde es gehen, aber übertreib nicht. ¨ Ja ein Monat mit einem nervigen Jungen aushalten, der sich ständig mit Saft voll schüttete, hatte Auswirkungen auf mein Waschverständnis.  Theatralisch ging er auf die Knie und sah dankbar zu mir hoch.

¨Danke, du hast mir das Leben gerettet.¨ Von einer Schauspielkarriere würde ich ihm lieber abraten.  Aber dennoch reichte ich ihm meine Hand und half ihm hoch.

"Zum Dank wirst du bei uns Essen!" Das klang schon eher wie ein Befehl als eine Bitte. Mir fiel ein dass wir uns dank Rorys kleinen Pinkelunfall nicht mal Hot Dogs kaufen konnten. Wo war der Zwerg überhaupt? 

"Rory?"  Sein kleiner Kopf guckte aus einer der Türen heraus. Das Geräusch von fließendem Wasser, ließ mich erraten dass er die ganze Zeit auf dem Klo verbracht hatte.  Große Klappe aber die kleinste Blase der Menschheit.

"Hast du Hunger?"

Innerlich hoffte ich auf ein Nein, doch er nickte energisch. Mein Blick fiel auf Locke, der sich lässig an die Wand lehnte und mich weiterhin beobachtete. Sein Handtuch war ein Stück verrutscht und man konnte die rote Boxershorts erkennen.  Bissig widmete  ich mich wieder  Niall und deutete mit dem Finger auf Pudellocke. 

"Ok. Solange der sich was anzieht!"

Als wir in die Küche kamen saßen die anderen 3 am Esstisch und spielten mit ihren Handys. Lasst mich raten? Twitter?Als sie Rory und mich entdeckten, hatte sich Louis als Erster  von der Überraschung erholt.

"Warst du die geschrieen hat? Ich dachte schon Harry hat wieder einen seiner  wenig männlich klingenden Anfälle!" Schon hatte er seine Arme um mich geschlossen und wie beim ersten Mal wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Suchend sah ich mich an seinen Schultern vorbei  in der Küche um. Sie sah aus wie einer dieser sündhaftteuren Designerküchen aus dem Möbelgeschäft. Der Herd wirkte als hätte nie ein Topf auf ihm gestanden. Irgendwo sah leere Pizzaschachteln aber weit und bereit nichts Essbares. Neben den Jungs kam ich mir ja vor wie die gesündeste Köchin in ganz London und dass obwohl ich 3-Mal die Woche Fastfood bestelle. Ich versuchte mich von Louis Umarmung zu lösen.  

"Also ernährt ihr euch von Staubteilchen?"

Der Schwarzhaarige hob kurz den Blick von seinem Handy.

"Niall war mit Essen besorgen dran. " Er und Liam widmeten sich wieder ihren prolligen Handys, während Niall die Schränke nach Nahrung durchsuchte.

Also gut, kommt meine Rolle als große Schwester wohl wieder zum Einsatz. Mit der Ausnahme dass die Typen wohl  5 -Mal mehr essen als meine 2 Schwestern. Mein Blick fiel auf Niall dessen Suche er wegen einer Tüte Chips abgebrochen hatte. Ok, sagen wir  7-Mal. Eine Stunde später war die Küche schon erfüllt mit dem Duft von Lasagne. Mit dem Durft habe ich es sogar geschafft Zayn von seinem Handy zu lösen und ihn zum Tischdecken zu verurteilen.  Alle rannten an den Tisch und machten Gesichter wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Alle außer Pudellocke. Dieser hatte sich seit dem Handtuchvorfall nicht mehr blicken lassen. Was mich umso mehr freute. Bei ihm zweifelte ich an meinem Durchhaltevermögen. Wenn er wieder einen seiner Sprüche losließ, würde ich ihm vermutlich wieder in die Hand beißen.  

Fast gleichzeitig begannen sie zu essen, bis Niall nach dem ersten Bissen seine Gabel sinken ließ und mich anstarrte. Sein Blick war undefinierbar. Hatte ich ihn aus Versehen vergiftet? Wenn er jetzt umkippt habe ich einen Popstar auf dem Gewissen. Ich würde in den Knast kommen, wenn mir die Groupies nicht vorher den Kopf abschlagen.

"Willst du mich heiraten?"

Mit einem lauten klirrenden Geräusch landete meine Gabel auf dem Boden. Ok? Ich komme zwar nicht in den Knast aber die Fans werden mich ganz sicher aufhängen.  Lachend hob Liam meine Gabel auf. 

"Keine Sorge. Er führt eine Langzeitbeziehung mit Nandos."

Schmunzelnd beobachtete ich wie Niall sich eine Gabel nach der anderen in den Mund schob. Mit vollem Mund und der leeren Gabel deutete er  auf Liam.

"Nandos ist Geschichte. Ich habe mich in diese Lasagne verliebt."

Auch den anderen schien es zu schmecken, nach weiteren Minuten war fast alles weg. Louis und Niall stritten sich um die letzte Portion. Ein harter Kampf , aber Louis gewann weil er Pudellocke etwas übrig lassen wollte.  Belustigt sah ich zu wie die 4 die Küche in Ordnung brachten. Oder es zumindest versuchten? Nach drei halben Lachanfällen hielt ich es nicht mehr aus und half ihnen.  Gerade als ich nach meiner Jacke griff rannte Rory zu Louis auf den Schoß.

"Rory wir müssen gehen!" Dieser krallte sich an Louis Hals und streckte mir die Zunge raus. 

"Tschüss!" Wie kann er diese Typen nach 2 Stunden so lieb gewinnen? Mich mag er nicht mal wenn ich ihn mit Schokolade voll stopfen würde. Streifenpulli-Louis hob emotionslos die Schultern.

"Dann werdet ihr wohl bleiben müssen."

Liebend gerne wäre ich alleine gegangen. Sollen die doch sehen wie der Zwerg ihnen den letzten Nerv rauben wird. Aber die Clancys würden mir jeden Finger einzeln abhacken wenn ich ohne ihr geliebtes blondes Monster Heim komme. 

Mit aller Kraft  musste ich Rory von Louis Hals reißen, bis er losließ und schmollend seine Jacke anzog. 

Beschäftigt mit den Knöpfen meines Mantels lief ich in den Flur und knallte gegen ein Möbelstück. Na Super! Ich hab nicht das nötige Kleingeld um einen teuren Schrank zu Kleinholz zu verarbeiten. Der Schrank räusperte sich. Seit wann machen Schränke Geräusche? Ahnend hob ich den Kopf und sah wieder in diese grünen Augen. Bescheuerte Augen die mich an meine Heimat erinnerten und daran dass meine zweite Mutter meine große Schwester sein könnte. Daran dass meine Mutter sich die Augen ausheulen wird und meine Schwester wohl eine Emophase durchmachen muss.  Daran dass meine kleine Schwester lernen muss ihren geliebten Daddy nur noch an Feiertagen zusehen. Und daran dass ich mal wieder Recht behalten habe. Diese "Liebe" stürzt nicht nur 2 Menschen ins Unglück. In unserem Fall leiden alle.  Diesmal hatte der Besitzer dieser Augen sogar was an. Welch ein Wunder! 

"Du stehst auf meinem Fuß!"

Er grinste wieder. Wenn ich dieses Grinsen den ganzen Tag ertragen müsste, würde ich mir die Kugel geben. Ah wie schön Leia! Starr ihm ruhig weitere 3 Stunden in die Augen. Das hebt sein Ego kein bisschen!  Murrend machte ich einen Schritt nach hinten. Er trug genau wie ich eine Jacke. Hoffentlich haben die Jungs ihn nicht als Aufpasser angeheuert. 

"Styles? Wo willst du hin?" Neben mir tauchte Louis, mit den Händen an der Hüfte, auf und sah Harry kritisch an. Fehlt nur noch der Besen und er hätte sich gut als wütende Ehefrau gemacht.

"Hab ne Verabredung!"

"Es ist 2 Uhr am Mittag und du hast nichts gegessen." Nun war ich mir sicher dass er diese Ehefraunummer absichtlich machte. 

"Hab kein Hunger. "

Schon tauchte Liam mit dem Teller Lasagne auf und reichte es Louis. Dieser stopfte Harry sofort eine Gabel in den Mund. Er schluckte schwer und versuchte Louis zu erklären dass er wirklich keinen Hunger habe. Doch dieser ließ ihn nicht mal ein Wort sagen schon war die nächste Portion in seinem Mund.  Kichernd zog ich mir die Schuhe an. Das Ganze erinnerte mich stark an das Füttern eines Kleinkindes. 

Kaum richtete ich mich auf, schon strahlten mich zwei blaue Augen an. 

"Du gehst?"

Ehe ich nicken konnte, schloss Niall seine Arme um mich. Diese Typen waren anhänglicher als neugeborene Welpen.  Als ich mich von ihm lösen wollte, legte er seinen Kopf auf meine Schulter. Zu dem muss ich sagen dass er ein ganzes Stück größer war als ich. Meine Wangen glühten etwas. Ich war zwar kein Experte was Umarmungen angeht aber Nialls Umarmungen spielten in einer ganz anderen Liga als die von Louis.  Vielleicht lag es an der Wärme die von ihm ausging. Oder vielleicht hatte ich nach den Gedanken an meinen Vater einfach eine Umarmung gebraucht. Als er sich von mir löste, verflog die Wärme. So als ob sie nie da gewesen wäre. 

Ich tat so als suchte ich etwas in meiner Tasche um nicht allzu sehr wie ein Baby auszusehen dem man den Schnuller weggenommen hatte.

Auch Louis, Liam und Zayn verabschiedeten sich mit einer Umarmung. Ich kam mir vor wie als würde ich in den Krieg ziehen. Zwar hatte ich nicht unbedingt die Absicht wieder hier her zu kommen, aber dennoch mochte ich diese Vollidioten ein wenig. Rory bekam Mal eine Umarmung, Mal einen Handschlag. Seinem Gesicht nachzuurteilen war er stolz diesem Glatzkopf ans Hosenbein gepinkelt zu haben. Pudellocke, dem noch ein Stück Lasagne an dem Mundwinkel hing, nickte mir zu. Ich unterdrückte mir das Lachen und nickte neutral zurück. Er und ich würden keine Freunde werden. Das war mir schon ab dem Moment klar, als ich den Geschmack seiner  Hand in meinem Mund hatte.

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