Zwölf
„Meggie!", kreische ich heiser. „Meggie!" Meine Stimme erstirbt langsam. Seufzend öffne ich meinen Rucksack, nehme die halbvolle Wasserflasche heraus und trinke. Das Wasser ist warm, aber es tut meinem Hals trotzdem gut.
Ich bin seit fast einer halben Stunde unterwegs, aber habe Meggie nicht gefunden. Erschöpft seufzend lasse ich meine Schultern sinken.
„Hallo?!", hallt es plötzlich durch den Wald. „Hallo?!"
„Meggie! Meggie, ich bin hier!", antworte ich hoffnungsvoll. Schnell raffe ich meine Sachen zusammen und laufe in die Richtung, aus der die Rufe kommen. Immer wieder rufe ich nach Meggie und bleibe ab und zu stehen, um wieder nach dem Rufen zu hören.
Ich bin schon etwas außer Atem, als ich endlich jemanden sehe. Es ist eine andere Gruppe, sechs Leute, zwei davon sind Mädchen. Aber Meggie ist nicht bei ihnen. „Habt ihr Meggie gesehen?", frage ich, hoffend, dass sie Meggie kennen.
„Hey, jetzt beruhige dich doch erst einmal. Wie heißt du überhaupt und wen suchst du?", fragt eines der Mädchen.
„Ich bin Anna. Wisst ihr, wo Meggie ist?"
„Ich weiß nicht einmal, wer das ist", entgegnet das Mädchen.
„Diese Zicke aus der Parallelklasse", sagt einer der Jungs. „Wieso suchst du sie? Ist sie abgehauen?"
„Sie ist weg, also, ob sie selbst gegangen ist oder ob jemand sie mitgenommen hat, wissen wir nicht." Ich trinke noch mehr von dem Wasser. Langsam komme ich wieder zu Atem. „Ihr habt also niemanden gesehen?"
„Nein. Also jedenfalls nicht Meggie. Wir sind einmal Gruppe drei begegnet, aber sonst niemandem." Der Junge ist der einzige, der mich noch ernst nimmt. Meggie scheint wirklich sehr unbeliebt zu sein, und das nicht nur bei Zoe.
„Sie hätte es verdient, wenn sie hier irgendwo in den Büschen verreckt. Sie ist eine totale Schlampe!", faucht das Mädchen.
„Birte, hör auf, sie immer zu beschimpfen."
„Du bist nicht besser, Jonas. Also, Anna", wendet sie sich an mich. „Wir haben Meggie weder gesehen, noch gehört oder gerochen. Wir danken dir für deinen Besuch und würden jetzt gerne weitergehen, damit wir das Ziel noch vor Ende der vier Wochen erreichen. Beim wievielten Rätsel sind wir jetzt?"
„Drittes", antwortet Jonas. „Dann lasst uns jetzt weitergehen. Tut mir leid, dass wir nicht helfen konnten, Anna, aber wir müssen jetzt weiter. Viel Glück noch, hoffentlich findest du Meggie." Ihre Gruppe sammelt sich und sie gehen weiter. Jonas winkt noch.
Ich seufze und gehe wieder zurück. Ich habe die Hälfte der Zeit gebraucht, um bis hier zu kommen. Wenn ich wieder zum Zeltplatz kommen will, muss ich jetzt losgehen. Und mich am besten auch beeilen, denn ich habe eine lange Strecke dadurch zurückgelegt, dass ich gerannt bin.
Tatsächlich erreiche ich unseren Zeltplatz als erstes. Doch als ich ankomme, stutze ich. Die Zeltstangen sind ordentlich in ihre Einzelteile zerlegt worden und eingepackt, daneben liegen unsere Isomatten und die Schlafsäcke, die schon zusammengerollt sind, aber die Zeltplane liegt zerknittert im Dreck.
Ich sehe mich um. „Zoe?", rufe ich fragend. „Zoe, wo bist du?"
Von Zoe keine Spur. Nur ein toter, fast geköpfter Vogel liegt neben der Zeltplane.
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