Siebzehn
Ich will das Shampoo und Duschgel, das in der Dusche steht, nicht benutzen. Schon als ich die Flasche öffne, erinnert mich der Geruch an Matthias. Jetzt stehe ich vor der Wahl, ob ich lieber nach Blut und Schweiß rieche oder nach demjenigen, der mich hierher gebracht hat. Mir ist doch der Geruch von diesem Shampoo lieber.
Die ganze Zeit bin ich nicht dazu in der Lage, meinen unendlichen Tränenfluss zu stoppen. Nun gut, meine Tränen sind lange schon versiegt, aber ich schluchze weiter trocken vor mich hin. Nur noch Wasser läuft über mein Gesicht, keine salzigen Tränen mehr.
Als ich aus der Dusche trete, hängen über der Heizung Unterwäsche, Jeans und ein T-Shirt. Ich will sie nicht anziehen. Sie riechen auch nach Matthias, das ganze Haus hier riecht wie er. Ich will hier nicht mehr sein, in dem Wissen, dass er wahrscheinlich vor der Badezimmertür steht. Ich will zurück in den Keller, da sind zumindest Zoe und Meggie.
Wütend greife ich nach den Klamotten und ziehe sie über. Es ist immer noch besser, als Matthias nackt unter die Augen treten zu müssen. Bevor ich wieder aus dem Bad trete, sehe ich in den Spiegel.
Ich sehe grausam aus. Meine Augen sind zugequollen, meine Haut ist bleich und meine Nase ist rot. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Matthias starrt mich an. „Mein Gott, du bist so eine Heulsuse... Jetzt komm schon her, Hurenkind!" Ungeduldig zerrt er mich zur Kellertreppe und stößt mich hinab. Ich stolpere zwei Schritte, jeweils drei Stufen, bis mein Fuß an der Kante einer Stufe hängen bleibt und ich falle. Bäuchlings rutsche ich die Treppen hinab und bleibe vor der Metalltür liegen.
„Jetzt geh schon rein!", flucht Matthias und reißt die Tür auf. Mittlerweile leiste ich keinen Widerstand mehr und krieche in den gefliesten Raum. Ich fühle mich sicher, sobald ich weiß, dass Zoe und Meggie in der Nähe sind.
Zoe sitzt auf dem Tisch und baumelt mit den Beinen. Der Verband an ihrem Bein ist blutgetränkt. „Mach so weiter und du verblutest mir noch", sagt Matthias missbilligend. „Wozu habe ich dich überhaupt verbunden?" Er geht an mir vorbei, packt Zoes Bein und greift nach einer Schere aus einer Schublade. Während er ihr Bein wieder neu verbindet, krabbele ich zurück in die Ecke, in der ich aufgewacht bin.
Während er Zoes Bein verbindet, flucht Matthias leise. „Ich sollte dich hier einfach verbluten lassen. Dann wäre ich immerhin eine von euch los." Mit einer Stimme, die so leise ist, dass ich mir nicht sicher bin, ihn richtig verstanden zu haben, fügt er hinzu: „Und mehrere tausend Euro obendrein."
„Wusstet ihr, dass dieser höfliche Mann hier Krankenpfleger ist?", spottet Zoe. „Jetzt ganz im Ernst, außerhalb der Sommerferien arbeitet er im Krankenhaus!"
„Halt die Klappe!", faucht Matthias und ohrfeigt Zoe. Sie senkt den Blick und sagt nichts mehr. Ich würde mich gerne für Zoe rächen, Matthias schlagen oder treten, bin mir aber sicher, dass er nicht zögern würde, mich auch zu schlagen.
„Ich bin gleich wieder da." Mit abfälligem Blick auf uns verlässt er den Raum.
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