Sieben
Noch auf dem Weg zurück zum Zelt sehe ich jemanden auf einem Stein sitzen. Ich erkenne diesen jemand sofort an den blonden Haaren. „Hey, Zoe!", rufe ich ihr zu. Erschrocken schreit sie auf, fährt herum und lässt vor Schreck die Zigarette fallen, die sie in der Hand hatte.
„Verdammt!", flucht sie und tritt die verbleibende Glut aus.
Ich bin ebenfalls geschockt. Nicht, weil sie geschrien hat, sondern weil sie raucht. Ich bin mir sehr sicher, dass sie erst dreizehn, ganz vielleicht vierzehn Jahre alt ist.
Genervt kramt Zoe in ihrer Jackentasche herum, holt ein Päckchen Tabak, Filter und Zigarettenpapier heraus und beginnt, sich eine neue Zigarette zu drehen.
„Du rauchst?", frage ich dümmlich und hätte mich noch im selben Moment am liebsten in den Hintern getreten.
„Nein, ich füttere die Vögel hier mit Tabak!", giftet Zoe. „Wonach sieht's denn aus, hm?"
„Tut mir leid, war 'ne blöde Frage, das habe ich jetzt auch gemerkt."
„Herzlichen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis. Lässt du mich jetzt in Ruhe meine Morgenzigarette rauchen? Ich hatte gestern Abend schon keine." Mit diesen Worten dreht sie sich von mir weg.
„Hey, Zoe...", sage ich und strecke die Hand nach ihr aus.
„Was ist denn jetzt noch?"
„Ich will dich nur was fragen." Sie antwortet nicht, das nehme ich als eine Zustimmung. „Wie alt bist du?"
Erst antwortet sie wieder nicht, aber irgendwann dreht sie sich um und sieht mich an. „Sechzehn. Bald siebzehn." Sie leckt das Zigarettenpapier an und dreht die Zigarette vollständig ein. „Das ist doch alles scheiße, verdammt!", flucht sie.
„Was?"
„Erst einmal habe ich die viel zu lose gedreht. Und dann hasse ich auch noch dieses verdammte Camp!" Sie holt ein Feuerzeug aus ihrer inneren Jackentasche und zündet die Selbstgedrehte an. Sie nimmt einen tiefen Zug und bläst langsam Rauch in meine Richtung. Ich muss husten.
„Und wieso bist du dann hier?"
„Weil meiner Mutter der Entzug in einer Klinik zu teuer ist. Geizige Zicke. Nur weil ihr das Geld zu schade ist, um mich in eine bescheuerte Klinik zu schicken, sitze ich jetzt hier in einem gottverdammten Wald fest. Und Meggie bessert meine Laune auch nicht wirklich!"
„Hey, ich bin hier auch nicht freiwillig, okay?", fauche ich. Ich merke, dass ich schon wieder mit den Zähnen knirsche. „Und es ist nicht meine Schuld, dass du hier gelandet bist, und auch nicht, dass Meggie in dieser Gruppe ist. Kannst du also bitte etwas freundlicher mit mir reden?"
Überrascht sieht mich Zoe an. „Sorry."
Wir schweigen. „Sorry", murmele ich Momente später und entspanne meinen Kiefer. „Tut mir leid."
„Schon vergessen. Du musst wissen, ich bin immer etwas gereizt, wenn ich Hunger habe und auf Entzug bin." Sie nimmt noch weitere Züge. „Warum bist du denn hier?"
„Meine Eltern haben mich hergeschickt. Wir sind gerade erst hier eingezogen, und sie wollen, dass ich neue Freunde finde und so weiter." Schweigend stehe ich da und Zoe raucht ihre Zigarette zuende. „Wollen wir zurück zu den anderen gehen?", frage ich. Sie nickt, steht auf und wir gehen wieder zurück zu unserem Zeltplatz.Als wir am Lagerfeuer ankommen, fällt mir etwas auf, das in der Asche liegt. Ein toter Vogel.
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