Dreiundzwanzig
Zoe und ich kauern mit gefesselten Händen und Füßen im Flur an der Wand können bloß hören, wie Meggie schreit. Wir haben beide Angst und klammern uns aneinander fest. „Wir hätten an ihrer Stelle sein können...", murmelt Zoe und legt den Kopf an meine Schulter. „Ich glaube, wir werden sie nicht wiedersehen."
„Natürlich nicht, er bringt sie gerade um", krächze ich.
„Das mag kitschig klingen, aber ich hätte mich gerne bei ihr entschuldigt." In dem Raum ist es still geworden. Von Meggie kommt kein Laut mehr. Alles, was man noch hört, ist Matthias, der anscheinend mit seinen Zuschauern redet. Verstehen kann ich ihn nicht. „Ich glaube, Meggie ist tot", haucht Zoe. Vom Weinen sind ihre Augen ganz rot geworden und sie schnieft.
Drinnen läuft Matthias hin und her, dann öffnet er die Metalltür. Sobald ich das Quietschen der Tür höre, schließe ich meine Augen, damit ich Meggies toten Körper nicht sehen muss. Matthias lacht schmierig. „Anastasia, mach ruhig die Augen wieder auf." Zoe streicht mit ihren gefesselten Händen über meine Wange.
„Kannst ruhig wieder hingucken", sagt sie leise. „Aber erschrick dich nicht." Ich blinzele und sehe als erstes Matthias, der grinsend vor uns steht. Hinter ihm, in dem Krankenhauszimmer, liegt ein Leichensack auf dem Boden. Mir entweicht ein leiser Schrei.
„Los, geht! Und wischt bitte den Dreck weg, ich muss mich da noch um jemanden kümmern..." Er geht zurück in den Raum, schultert den Leichensack und geht die Treppe hinauf.
Zoe krabbelt an mit vorbei und sieht sich um. Ich folge ihr langsam und muss einen weiteren Aufschrei unterdrücken. Der Boden ist blutbedeckt, die Folterwerkzeuge sind blutverschmiert und auch die Kamera hat was abbekommen. Zoe hat sich ein Messer genommen und tritt jetzt zu mir. „Halt still." Mit dem Messer zertrennt sie die Fesseln an meinen Handgelenken. Meggies Blut verteilt sich dabei über meine Haut und ich hätte am liebsten geschrien. Vor einer Stunde noch haben Meggie und in der Ecke des Raumes gehockt und uns beieinander ausgeheult. Jetzt liegt sie in einem Leichensack. „Hey, Anna, sieh dir das hier mal an." Zoe steht an dem Laptop, den Matthias neben dem Waschbecken auf der Anrichte aufgestellt hat.
„Was ist das?", frage ich.
„Ein Livestream. Seine... Kunden haben ihm zugesehen." Ich sehe die Website genauer an. Links ist ein schwarzes Fenster, in dem offline steht, rechts ein Chatfenster. Die Leute, die geschrieben haben, haben Nutzernamen wie User072 oder User4385, kein Hinweis darauf, wer bei Meggies Tod zugesehen hat. Ich spüre Hass auf diese Unbekannten und knirsche mit den Zähnen.
„Mann, das ist echt krank!", entfährt es mir, als ich lese, was sie geschrieben haben. Hack ihr den Arm ab, Lass sie deinen Schwanz lutschen oder Erwürg sie. Zoe deutet in die Beschreibung des Streams. Ich handele ganz nach euren Wünschen – eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Matthias ist so ein Widerling... Plötzlich wird das Bild des Streams dunkelrot und oben in der Ecke steht Live. Matthias steht hinter uns, dieses Mal mit einer doppelläufigen Schrotflinte in den Händen anstelle seiner winzigen Pistole. „So, Mädchen, lasst die Show beginnen!"
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