"Ich will wissen, wo Selina ist. Dein Beta riecht nach ihr!": brüllte er und ich sah wie er die Fäuste ballte.

Mein Körper verkrampfte sich bei diesen Worten. Neben mir spürte ich wie die Aura von Ash sich veränderte. Ihm ging es genauso wie mir.

Wir machten uns bereit gegen diesen Vampir zu kämpfen.

"Bitte beruhige dich!" : sprach ich zu ihm.

"Wir wissen nicht wie sie heisst, aber wir haben vor zwei Tagen eine verletzte Wölfin gefunden."
Wenn du jetzt keinen Ärger machst, bringen wir dich zu ihr." : sagte ich und hob beschwichtigend die Hände.

Ich beobachtete, wie er tief durchatmete und er tatsächlich ein paar Schritte zurücktrat.

"Bitte bringt mich zu ihr. Ich muss wissen, ob sie es ist! ": flüsterte er fast schon verzweifelnd.

"Hier geht es zur Krankenstation!"
:sagte ich und deutete auf eine Tür.

Schweigend gingen wir Richtung Krankenstation. Als ich die Tür öffnete, schob er sich an mir vorbei und rannte in die Richtung der Wölfin. Sie lag immer noch so, wie wir sie verlassen hatten. Ihr Zustand war also immer noch unverändert.

"Selina mein Schatz, es tut mir so leid. Ich werde dich nie wieder alleine lassen!" : sprach er und umklammerte ihren Körper. Ich beobachtete wie er ihr Fell streichelte und schluchzend sein Gesicht in ihr Fell drückte.

Wir beobachteten ihn und nach einer Weile beruhigte er sich. Er richtete sich auf. Seine Fäuste ballten sich vor Wut.

"Was ist passiert? Wer hat ihr das angetan? Ich werde ihn in Stücke reissen!" : sagte er und drehte sich zu uns um.

Ich sah Ash an.

"Wir wissen es nicht!" :sprach er. "Unsere Patrouille hatte sie vor zwei Tagen an der Grenze gefunden. Wer immer dafür verantwortlich ist, wird dafür bestraft werden! Das schwöre ich dir!"

Ich beobachtete wie der Vampir sich an Jasper wandte.
"Warum ist sie noch in ihrer Wolfsform?" : fragte er Jasper.

Er sah erst mich an, bevor er antwortete. Ich konnte seine Nervosität deutlich spüren.

"Nun!" : begann Jasper.
"Ich weiß es leider nicht! Sie hätte sich schon längst zurück verwandeln müssen. Ihre Verletzungen heilen auch nicht in der Geschwindigkeit, wie sie sollten. Ich vermute, dass ihre Wölfin nicht da ist!" : sagte er.

"Was meinst du damit, dass ihre Wölfin nicht da ist? Sie ist doch momentan ein Wolf!" : fragte Brendan ihn irritiert.

" Ja, aber sie scheint sich zurückgezogen zu haben oder sie ist komplett verschwunden.
Das Phänomen ist sehr selten und kaum überliefert. Irgendetwas muss passiert sein!": entgegnete ihm Jasper.

Ich hörte stillschweigend zu, wie Jasper ihm erklärte, wie er Selina weiter behandeln wollte.

Er schien damit einverstanden zu sein.

"Vielleicht sollten wir in den Gemeinschaftsraum gehen und uns unterhalten!": kam es von Ash, der die ganze Zeit ziemlich still gewesen war.

Ich nickte ihm zu und er ging voran.

Wir setzten uns in den Gemeinschaftsraum auf die Couch. Ash setzte sich weit von Brendan weg. Ich ging davon aus, das er ihm nicht ganz traute. Er hatte Angst das Brendan ihm Selina wegnahm. Dabei war sie ja noch nicht mal wach. Sie kannte Ash gar nicht.

Ich machte mir Sorgen um ihn. Das er nochmal eine Frau verlor, dass würde ihn endgültig zerstören.

Fragend sah ich Brendan an.

"Ihr wollt sicher wissen, wie ich sie kennengelernt habe und wie ich zu Selina stehe?!": sagte er und ich lächelte ihn an.

" Ja, das interessiert uns!": erwiderte ich und mein Blick huschte kurz zu Ash rüber.

Er saß etwas weniger angespannt da, aber er beobachtete Brendan genau.

"Es war vor drei Jahren, ihr müsst wissen, ich arbeite als Kopfgeldjäger und war in Kales um meinen neuen Auftraggeber zu treffen!"

Ich zog hörbar die Luft ein. Mein Blick ging zu Ash, aber er verzog keine Miene.

Ich nickte Brendan zu, das er weiter erzählen konnte.

"Die Familie vermisste ihre Tocher seit ein paar Tagen und wollte, das ich sie suche und wieder nach Hause bringe! ": er machte eine kleine Pause.

"Wie immer, bei Vermissten Fällen, ließ ich mir das Zimmer zeigen, doch etwas kam mir seltsam vor!" : sagte er.

"Wie meinst du das? Warum seltsam?": fragte ich Brendan.

"Naja. Wäre es ihr Zimmer gewesen, hätte alles nach ihr riechen müssen. Tat es aber nicht. Das einzige was nach ihr roch, war der Pyjama, der auf dem Bett lag!" : entgegnete er.

" Aber dafür hatte es aus dem Keller nach ihr gerochen! ": sagte er und blickte zu Ash.

Ashs Blick sagte alles. Er war kurz vorm platzen. Brendan sah mich wieder an und fuhr mit seiner Erzählung fort.

"Ich wollte damals wissen, warum sie von Zuhause abgehauen ist und nahm den Auftrag an. Ich bin mir sicher das sie nicht wussten, das ich ein Vampir bin. Sie hätten sonst anders reagiert. Es waren ganz normale Menschen. Was ich mich damals allerdings gefragt hatte, ob sie wussten, was Selina war. Selina konnte es mir nicht sagen, als ich sie fand. Sie erzählte, sie durfte sich nur im Keller aufhalten. Dort stand ihr Bett, Schrank und alles was ein Teenager noch so brauchte.
Sie war von dort abgehauen, als sie die Gelegenheit dazu hatte!"

Ein tiefes Knurren war zu hören. Ashs Augen waren tiefschwarz. Sein Wolf war kurz davor auszubrechen.

Brendan war für einen Moment still! Er beobachtete was Ash als nächstes tat.

"Ash, ich hoffe du bekommst deinen Wolf unter Kontrolle!": sagte ich zu ihm und sah ihm in die Augen.

Er knurrte noch einmal und ich sah an seinen Augen, wie sehr er mit seinem Wolf kämpfte.

Ash schloß diese, als er sie wieder öffnete, sahen mich seine blauen Augen an.

"Alles wieder ok?": fragte ich ihn.

Er lächelte gequält und sah entschuldigend zu Brendan rüber.

Er nickte ihm zu und er begann weiter zu berichten.

"Ich hatte lange nach ihr gesucht. Natürlich hatte ich mich bei ihren Eltern täglich gemeldet.
Als ich in Colestown war, hatte ich für einen kurzen Moment ihren Geruch ausfindig gemacht. Er war schon ein paar Tage alt, aber ich hatte eine Spur. Am nächsten Tag ging ich auf dem Marktplatz Patrouille. Ich dachte, sie könnte vielleicht auftauchen.
Gerade als ich den Marktplatz gerade verlassen wollte, hörte wie eine Frau nach einem Dieb brüllte. Ich sah wie ein Junge mit einer Tasche Richtung Wald rannte. Ich sprintete los und wollte ihn mir schnappen.

Er war schnell. Sehr schnell. Leider kam der Wind von hinten. Ich konnte ihn nicht richtig wahrnehmen. Als wir im Wald ankamen, gab ich Gas, überwältigte ihn und riss ihn zu Boden.

Plötzlich konnte ich sie riechen. Es war das verschwundene Mädchen. Sie hatte kurze Haare und lag schwer atmend unter mir. Ich hatte sie tatsächlich gefunden.

Sie wusste was ich war und versuchte weiterhin mich von ihr runter zu schieben.

Ich ließ sie los und ging einige Meter von ihr weg. Den Rucksack hatte ich noch in der Hand."

Er machte eine Pause um sich zu sammeln.

"Wie ging es weiter?": fragte Ash und zappelte ungeduldig auf der Couch rum.

"Naja! Ich wollte wissen was sie gestohlen hatte und öffnete den Rucksack! Es befanden sich zwei Äpfel und ein Brot darin. Ich war damals fassungslos. Sie stahl Essen um zu überleben. So wie sie roch hatte sie auch eine Weile keine Seife mehr gesehen."

Er machte wieder eine Pause um das gesagte sacken zu lassen. Ich beobachtete wie Ash fassungslos den Kopf schüttelte.

"Und dann?": fragte Ash, als er die Stimme wieder fand.

"Ich musste sie überzeugen, mit mir zu kommen. Das war gar nicht so einfach. Sie hatte versucht zu fliehen, doch ich hatte sie gleich wieder erwischt! Kampfgeist hatte sie, das hatte ich damals schnell gemerkt. Letztendlich hatte ich sie mitgenommen. Besser gesagt getragen. Sie war so erschöpft und ausgehungert, das sie sich nicht mehr gewehrt hatte. Auf dem Hotelzimmer hatte ich sie duschen geschickt und in der Zwischenzeit was zum anziehen gesucht. Der Zimmerservice war mit dem Essen auch schon auf dem Weg. Ihr hättet sehen müssen, was sie weggehauen hatte. Sie hatte schon lange nichts mehr gegessen!"

"Seinerzeit waren wir auf der Flucht. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht sie zurückzubringen. Sie hätte nie wieder das Tageslicht gesehen. Es gab Momente, wo ich am liebsten zurück wäre und ihre Eltern zur Rede gestellt hätte. Aber was hätte es gebracht? Ich wollte sie in Sicherheit wissen."

Er machte wieder eine Pause. Es war eine angespannte Situation. Ash schaute mich an. Er war kurz vorm platzen.

"Wie konnten sie ihr das nur antun? Ich verstehe das nicht. Vor allem, wer waren sie und wie kamen sie an ein Wolfswelpen? ": fragte Ash und sah zu mir rüber.

Mit jeder Information die uns Brendan gab, wurde ich wütender. Ich konnte es einfach nicht nachvollziehen.