25.Samara
Leise schlich ich durch den Wald. Er war wunderschön und am liebsten hätte ich mich auf die Lichtung ins Gras gelegt. Doch ich hatte einen Auftrag. Einen, an dem schon einige gescheitert waren.
Es war merkwürdig. Keiner von ihnen war zurückgekehrt. Man erzählte sich die abenteuerlichsten Geschichten darüber.
Soweit ich gehört hatte, sollte das Mädchen in einem Rudel Wölfe leben.
Nun gut! Ich würde mein Bestes geben. Ich war sicherlich nicht schwach und konnte es mit einem oder zweien aufnehmen.
Doch zur Sicherheit hatte ich die Patronen meiner Waffen gegen Silber ausgetauscht. Die waren etwas teurer, aber dafür viel effektiver.
Wölfe! Ich hasste sie nicht, aber dennoch blieb ich auf Abstand. Sie waren für den Tod meiner Mutter verantwortlich. Ich beobachtete sie immer genau und schätzte ab, was sie als Nächstes tun könnten.
Ich bin ein Halbvampir. Zu einem Teil Vampir, zum anderen Teil Hexe. Wobei der Vampiranteil in mir größer war. Ich hatte lange, gelockte und feuerrote Haare. Es waren die gleichen Haare wie Mum sie getragen hatte.
Ich erinnerte mich daran zurück. An den Tag, der mein Leben für immer veränderte. Ich war mit Mum im Wald. Sie zeigte mir wie ich meine Kräfte sammelte und einsetzte. Ich war damals zehn Jahre alt als es passierte und ich musste oft an diesen schrecklichen Tag denken.
Ich war damals fleißig am Üben, denn ich wollte die beste Halbhexe werden, die es gab, als plötzlich zwei Rouges knurrend hinter uns standen. Sie umkreisten uns und wollten uns trennen.
Meine Mutter gab ihr bestes, doch es tauchte noch ein Rouge auf. Er stand plötzlich hinter mir und hielt mich fest. Er war im Gegensatz zu den andern in seiner menschlichen Form und sah mich mit schwarzen Augen lüsternd an. Er hob mich hoch. Ich schrie, strampelte und schlug wild um mich.
Ich spürte eine Druckwelle und wir fielen zu Boden. Ich versuchte wegzukrabbeln, doch er zog mich an den Füßen zurück. Meine Mutter schrie vor Schmerz, doch ich konnte ihr nicht helfen.
Der Rouge lag auf mir und versuchte mich zu küssen. Plötzlich stand alles in Flammen. Die Rouges schrien und jaulten vor Schmerz. Sie verbrannten vor meinen Augen. Das gesamte Waldstück um uns rumstand in Flammen.
Ich stand auf und rannte zu meiner Mum. Sie lag auf dem Boden. Überall war Blut. Es floss an allen möglichen Wunden heraus. Ich wusste nicht, wo ich zuerst meine Hände darauf halten sollte.
Sie stöhnte und flüsterte meinen Namen. Ich beugte mich über sie. Mit traurigen Augen sah sie mich an und dennoch lächelte sie. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie nahm eine meiner wilden Locken und strich sie mir hinter mein Ohr.
Sie drückte noch einmal meine Hand und schloss die Augen.Ich schüttelte sie, doch sie öffnete sie nicht mehr.
Ich legte in voller Panik mein Ohr auf ihr Brust, doch ihr Herz schlug nicht mehr.
Ich brach damals in Tränen aus. Ich schrie meinen Schmerz und meine Wut in den Wald hinaus. Vögel stiegen auf und es wurde still.
Es war so, als würde der Wald Trauern. Ich legte mich neben meine Mutter und hielt sie fest. Ich wünschte mir das ich wieder aufwachte und dies nur geträumt hatte.
Aber dem war nicht so. Es fing an zu schneien. Es war Sommer und sehr warm. Dennoch kamen dicke Flocken aus dem Himmel herab. Sie löschen die Flammen, die immer noch um uns loderten.
Mein Körper gab nach. Das Schreien und weinen hatte ihn an seine Grenzen gebracht und ich schlief ein.
Ich erwachte erst, als mich jemand berührte und mich von meiner Mum weg zog. Ich schlug um mich. Ich wollte nicht von ihr getrennt werden. Meine Schreie halten durch den ganzen Wald.
Ich hörte erst auf, als mich jemand an seinen Körper presste und verzweifelt meinen Namen flüsterte.
Es war mein Dad. Er hatte uns gefunden. Es waren viele gekommen, aber zu spät. Er wickelte mich in eine Decke und trug mich weg.
Weg von meiner Mum! Wir hatten sie in der gleichen Nacht verbrannt. Wie es bei den Hexen und auch bei den Vampiren üblich war.
Dad hatte mir damals beigebracht zu kämpfen. Ich wollte es und lernte so viel, ich konnte.
Als ich alt genug war, machte ich mich auf in die Welt. Ich wollte was sehen und erleben. Damals dachte ich, es wäre ein großes Abenteuer. Dem war nicht so. Das Leben war hart. Vor allem, wenn man auf der Straße lebte und sehen musste, wie man an Essen und Trinken kam.
Und dann kam die Zeit, an die ich nicht zurückdenken wollte! Sie war schlimm und mein schlimmster Albtraum. Doch ich hatte es da rausgeschafft!
Ich arbeitete hin und wieder als Bodyguard oder als Rauswerferin in großen Clubs. Bis mir jemand das Angebot machte, mich als Kopfgeldjägerin zu beschäftigen. Es machte Spaß und brachte gutes Geld.
Ich fand eine kleine Pension und mietete mir ein Zimmer. Ich hatte es weit zu der Gegend geschafft, wo das Rudel lebte und brauchte eine Pause. Da kam mir die Pension im Wald sehr gelegen. Für einen Städter wäre es vermutlich zu abgelegen, aber für mich perfekt. Ich aß eine Kleinigkeit und ging auf mein Zimmer. Ich hatte dort den Luxus zu duschen, was ich auch ausgiebig tat.
Ich fühlte mich wie neugeboren, als ich mich ins Bett kuschelte. Ich dachte, ich hätte eine ruhige erholsame Nacht. Aber da hatte ich mich getäuscht. Ich träumte von IHM. Wie so in manch anderen Nächten. Er rief nach mir und ich wollte zu ihm. Er zog mich quasi an. Ich wollte ihn berühren, fühlen und schmecken.
Seine Küsse und Liebkosungen waren so zärtlich und auch so real.
Sein Körper muskulös und fest. Doch konnte ich sein Gesicht nicht sehen.
Nachdem ich mich stundenlang im Bett gewälzt hatte, stand ich auf. Es gab schon früh Frühstück. Das nahm ich noch zu mir und machte mich auf den Weg.
Der Wald war endlos, als ich plötzlich Wolfspuren entdeckte und ihnen folgte.
An einem See blieb ich stehen. Dort badete ein Mädchen. Ich schlich mich hinter den Bäumen an sie ran, um sie besser zu sehen. Heute war mein Glückstag.
Es war Selina, das Mädchen, das ich suchte. Ich wartete bis sie sich angezogen hatte und trat auf sie zu.
"Ok! Du machst keinen Ärger und kommst mit mir!": sagte ich zu ihr und packte sie am Arm.
Sie begann plötzlich an zu schreien und ich schlug ihr ins Gesicht, das sie aufhörte. Doch es war zu spät. Ich hörte sie. Der erste stand schon vor mir und knurrte mich an. Ich passte einen Moment ab und ging auf ihn los. Ich schlug ihn mit meiner Waffe und er jaulte vor Schmerz und blieb ein Stück von mir liegen. Ich hob meine Waffe und zielte auf ihn.
Ich wollte ihn nicht töten, doch ich musste mich jetzt verteidigen. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde ich es sowieso nicht schaffen. Plötzlich wurde ich umgerissen, als ein Vampir auf mir lag und meine Hände festhielt. Er sah mich geschockt an.
Ich wusste warum.
Er spürte es auch.
Er war es!
Der Typ aus meinen Träumen!
Ich nahm Schwung und gab ihm eine Headnut. Mein Kopf dröhnte, doch ich schaffte es, ihn von mir runter zu befördern. Ich sprang auf und rannte so schnell ich konnte. Ich hörte etwas.
Ein Wolf folgte mir knurrend. Ich durfte jetzt nicht schlapp machen, auch wenn der Kopfschmerz immer stärker wurde. Plötzlich knallte mir etwas in die Seite und Zähne bohrten sich hinein. Ich schlug nach ihm und rutschte den Abhang hinunter, der plötzlich vor uns war.
Ein Jaulen über mir. Der Wolf rutschte ebenfalls auf den Abgrund zu.
Da es vorher geregnet hatte, war es unmöglich irgendwo halt zu finden.
Ich hielt mich in letzter Sekunde an einer Wurzel fest. Doch der Wolf hatte nicht so viel Glück und flog an mir vorbei. Ich packte ihn beim Fallen im Genick und schleuderte ihn wieder hoch, in der Hoffnung er konnte sich retten. Doch ließ meine Kraft nach und ich konnte mich nicht mehr halten. Ich rutschte ab und schrie beim Fallen in die Tiefe. Ich hoffte, dass es schnell vorbei war und spürte nur noch einen dumpfen Schlag.
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