18.Brendan
Ich war gerade in der Nähe der Krankenstation, als ich Logan schreien hörte. Ich rannte sofort in die Richtung, von der der Schrei kam. Ich fluchte, denn der Schrei kam von der Krankenstation. Selina! Etwas ist mit Selina passiert.
Als ich dort eintraf, sah ich Selina auf Logan liegen. Sie versuchte ihn zu beruhigen. Scheinbar hatte er einen Albtraum. Er wachte auf und es war schön zu sehen, wie sie sich um ihn kümmerte. Ich hörte wie Logan ihr zuflüsterte, das sie seine Schwester war.
Ich fand es zu früh. Er hätte damit noch warten sollen.
Doch was jetzt passierte irritierte aber freute mich auch.
Sie wusste es. Scheinbar hatte sie es gespürt. Das Band der Geschwister. Sie war damals noch sehr klein, aber sie erinnerte sich an ihn.
Logi! Wie süß! Ich stellte sie mir als kleines Kind vor, das mit ihrem Bruder spielte.
Familie! Familie kann etwas wunderbares sein! Sie kann aber auch das Gegenteil sein.
Mein Vater! DER Vampierfürst!
Das Oberhaupt unseres Clans! Er wollte das ich sein Erbe antrat. Aber die Bedingungen waren nicht nach meinem Geschmack.
Ich sollte die reiche und wohlhabende Tochter eines anderen Fürsten heiraten. Unsere Väter wollten beide Clans zu einem machen und zwar zum größten und stärksten der Welt.
Keiner fragte uns, ob wir das wollten! Valeria und ich wurden vor die Tatsache gestellt, zu heiraten und den nächsten Nachfolger und Erben zu zeugen.
Valeria war eine starke Persönlichkeit. Unter anderen Umständen wäre sie perfekt gewesen. Doch wollten wir das beide nicht. Wir waren zusammen ausgegangen und haben Abende zusammen verbracht. Beide Väter hatten sich die Hände gerieben, aber ohne uns.
Ich wollte nie das Erbe meines Vaters. Mein Bestreben war frei zu sein. Mein eigenes Ding zu machen. Dafür hatte mein Vater kein Verständnis. Er wollte Enkel und die Macht über den Clan.
Valeria ging es nicht anders. Sie hatte schon den Mann fürs Leben gefunden. Sie war glücklich mit ihm. Also beschlossen wir zusammen unterzutauchen. Für den Anfang hatte jeder von uns genug Geld. Unsere Wege trennten sich. Jeder wünschte dem anderen viel Glück.
Wir hatten beide unsere Familien und Clans verlassen, um unser eigenes Leben zu führen. Ich war mir sicher, das mein Vater Jäger geschickt hatte um mich zurückzuholen. Doch ich hatte meine Spuren gut verwischt. Trotzdem rechnete ich jeden Tag damit, gefunden zu werden.
Gefühlt war das alles schon ewig her. Irgendwann begannen die Träume. Nacht für Nacht rief sie nach mir. Ich konnte sie bis heute nicht richtig sehen. Sie hatte die perfekte Figur. Eine wunderschöne Stimme. Nur ihr Gesicht konnte ich nie erkennen. Sie wollte das ich sie finde! Aber wo sollte ich sie suchen?
Ich war lange am verzweifeln! Ich hatte die Suche aufgegeben. Bis ich auf Selina traf. Ich hatte damals den Auftrag angenommen, weil ich die Hintergründe von ihrem Verschwinden aufklären wollte. Erst dachte ich, sie wäre die Frau aus meinen Träumen. Aber sie rief mich immer noch, obwohl ich mit Selina unterwegs war.
Selina. Ihre Familie war mir schon damals suspekt. Sie waren keine Wölfe wie sie. Wie kamen sie also an einen Welpen?
Es war schwierig etwas über die Familie herauszufinden. Sie waren einflussreich und hatten sehr viel Geld. Es waren normale Menschen. Was also hatten sie mit Selina vor?
Es ärgerte mich noch heute. Ich schwor mir, wenn es ihr besser gehen sollte, würde ich einen neuen Versuch starten. Doch jetzt hatte erst mal ihre Gesundheit vorang.
Ich ließ die zwei alleine und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Als ich auf dem Bett lag, überkam mich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Da war sie wieder! Sie rief mich. Ich wollte zu ihr.
Ich berührte sie. Ihre Haut war weich und zart wie Samt. Ihre Haare waren Feuerrot und gelockt. Bei jeder Bewegung sprangen ihr Locken im Takt. Ich nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Ihren Mund konnte ich erkennen, aber sonst war da nichts, sie blieb gesichtslos. Ich fragte nach ihren Namen. Sie sagte ihn mir, doch ich verstand sie nicht. Ich war am verzweifeln. Warum spielte das Schicksal so mit mir?
Hatte ich je was böses getan?
Ich wachte auf und versuchte krampfhaft wieder einzuschlafen um wieder bei ihr zu sein, aber erfolglos. Also stand ich auf. Der Weg führte mich ins Bad. Dort stellte ich mich unter die eiskalte Dusche um wieder runterkommen.
Aber es brachte nichts. Da ich eh nicht mehr schlafen konnte, beschloss ich in den Wald zu gehen um zu joggen. Ich rannte und die Bäume rasten nur so an mir vorbei.
Nach einer Weile, gesellte sich ein Wolf dazu. Dem Geruch zu urteilen handelte es sich um Ash.
Wir kamen an einen See und blieben stehen. Ich sah mich um, es war wunderschön hier. Doch plötzlich erstarrte ich.
"Ash!": stammelte ich. Er verwandelte sich zurück und stand nackt neben mir. Mir machte das nichts aus und ihm scheinbar auch nicht.
"Was ist los?": fragte er und sah sich um, als würde er die Quelle meiner Fassungslosigkeit suchen.
"Ich habe seit langem wieder die Träume!
Meine Gefährtin!
Sie ruft nach mir, aber ich kann sie nicht finden!"
"Ich träume jede Nacht von ihr. Ich berühre sie, küsse sie, schmecke sie!"
"Das einzige was ich nicht sehen kann, ist ihr Gesicht!": erklärte ich ihm.
Ash sah mich mit riesigen Augen an.
"Wow! Das ist heftig! Ist das bei Vampiren immer so?": fragte er mich und sah sich weiter um.
" Das kann ich dir gar nicht sagen! Meist werden die Ehen arrangiert! So wie meine": ich stockte.
Ash sah mich mitleidig an und legte mir die Hand auf die Schulter.
Ich schluckte und nickte ihm dankbar zu
"Wir werden sie finden! Wenn du sie hier gesehen hast, wird sie vielleicht irgendwann auch hier auftauchen !": sagte er und lächelte mich an.
Ich liebte dieses Rudel! Jeder war für den anderen da. Ich wollte auf jeden Fall Logans Einladung nachkommen und hier bleiben. Selina wird auf jeden Fall hierbleiben, da es ihr Rudel war und sie ihre richtige Familie gefunden hatte.
"Wollen wir schwimmen gehen? Ausgezogen bist du ja schon!": erwiderte ich lachend.
Ich gab ihm einen Schubs und er flog im hohen Bogen ins Wasser.
Prustend kam er wieder hoch! Er sah aus wie ein begossener Pudel.
Ich zog meine Klamotten aus und machte eine Arschbombe neben ihm.
Es war eine schöne Nacht. Wir lachten und tunkten uns gegenseitig. Mit Ash konnte man wirklich Spaß haben. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Ohne an die Zukunft oder an die Vergangenheit zu denken.
Mein Vater sagte immer, dass ich hart und unnachgiebig sein musste. Gefühle und Empathie waren fehl am Platz. Man musste seine Untertanen mit harter Hand führen.
Das war nicht ich. Ich war nicht so!
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