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Es war schon nach Mitternacht als Lilly Cooper erneut den Weg nach Block A zu Zimmer einundzwanzig einschlug. Ihre schwarzen High-Heels klackten auf dem rutschigen Linoliumboden und der Flur war leer, praktisch wie ausgestorben. Ihre kirschrot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln als sie vor der gesuchten Tür stand und ohne zu klopfen das dahinterliegende Zimmer betrat; alles war dunkel und in der Ecke stand eine kleine Tasche, die das einzige Indiz für die baldige Entlassung des hier liegenden Patienten war. Mit einem weichen Blick registrierte sie, wie eben jener sanft und gleichmäßig ein- und ausatmete. Aber sie hatte keine Zeit, weiter untätig rumzustehen und ließ ihren Blick über den Nachttisch schweifen. Ein älteres, leicht ramponiertes Smartphone lag darauf und sie schnappte es sich. Dann verließ sie das Zimmer so schnell wie sie gekommen war und huschte über den leeren Flur in eine Besenkammer, wo schon ihr Laptop und ein USB-Kabel auf sie warteten. Mit einer routinierten Bewegung setzte sie sich auf den Boden und steckte eine Kabelhälfte ins Handy, die andere in den Computer. Ein Mal mehr schätzte sie sich glücklich, dass ihr letzter Freund in einem Technikladen gearbeitet und ihr in Sachen »Hacken« ein bisschen Nachhilfe gegeben hatte. Es dauerte kaum fünf Minuten, da waren alle Daten des Handys und Besitzers auf dem Computerbildschirm vor ihr aufgelistet. Sie speicherte die Telefonnummer gleich in ihr eigenes Handy und war etwas enttäuscht, dass es keine genauen Standortaufnahmen oder eine Adresse gab - da würde sie wohl nochmal bei Sheridans Patientenakten nachforschen müssen. Dennoch nicht minderer Euphorie scrollte sie durch die Kontakte und Chats; das meiste waren wohl Arbeitskollegen und Freunde, bis auf … Mycroft Holmes. Sie erinnerte sich, dass diese Polizistin vor zwei Tagen diesen Namen erwähnt hatte, als sie an Gregs Krankenbett gesessen hatte. Sie war wütend geworden und kurz darauf aus dem Raum gestürmt, gerade als Lilly über den Flur ging. Gab es etwa Probleme mit diesem Mann? Als sie die Anrufprotokolle durchging, bemerkte sie, wie oft Holmes nicht nur angerufen hatte, sondern auch von Gregory Lestrade angerufen worden war. Um was es dabei ging, blieb er aber schleierhaft, da der Chatverlauf der beiden gänzlich leer war. Dennoch … irgendetwas stimmte da nicht. Und sie würde genau herausfinden was, denn wirklich niemand sollte ihr diesen neuen Mann wieder wegnehmen.
»Ich bin sicher, ich finde schon allein nach Hause«, meinte Greg beschwichtigend und schulterte seine schwarze Sporttasche. Sally kniff jedoch nur misstrauisch die Augen zusammen und schien ihm weder zu glauben, noch ihn allein nach Hause fahren zu lassen, obwohl das Taxi dafür schon direkt vor ihrer Nase stand.
»Trotzdem, ich glaube Ihnen nicht, dass alles okay ist. Spucken Sie schon aus, wurden Sie vielleicht aus Ihrer Wohnung geschmissen?«
»So ein Quatsch, natürlich nicht!«
Greg schüttelte ungläubig den Kopf, wenn Sally wüsste, in was für einem großen Haus er jetzt wohnte, würde selbst sie Augen machen. Und bei dem Anblick seines »Mitbewohners« gleich noch mehr …
»Dann wartet Zuhause eine Frau auf Sie«, mutmaßte die Polizistin weiter und verschrenkte die Arme vor der Brust.
»Mal im Ernst, Sie können doch sagen, dass Sie wieder jemanden haben, das ist doch vollkommen natürlich.«
Greg biss sich reumütig auf die Lippe und sein Körper versteifte sich merklich; auf Sachen Frauen hatte ihn seit seiner Scheidung niemand mehr angesprochen und eigentlich hatte er selbst sich auch nicht mehr mit dieser Hälfte des Themas beschäftigt. Dennoch, er verspürte plötzlich das Verlangen, Sally zumindest ein bisschen einzuweihen.
»Also Chef, ich hab doch recht, oder nicht?«, fragte die Polizistin genau in diesem Moment und hatte ein selbstsicheres Grinsen aufgesetzt. Sie freute sich, dass er nicht mehr allein war. Aber würde sie sich auch freuen, wenn …?
»Ich bin schwul«, platzte es in diesem Moment aus ihm heraus und er hechtete schnell in das bereitstehende Taxi, bevor seine Kollegin mehr als ein überraschtes »Was?« herausbringen konnte. Erst als er schon auf der halben Strecke zu seinem und Mycrofts Haus war, um vor seinem kleinen Umzug in seine alte Wohnung - sein Ehemann hatte es tatsächlich hingekriegt - noch ein paar Sachen zu holen, atmete er langsam wieder auf. Sein Herz klopfte wie wild und eine Mischung aus Angst und Freiheit kämpfte in ihm. Würde es sich so auch anfühlen, wenn Mycrofts und seine Beziehung je öffentlich werden würde?
Noch bevor Gregory überhaupt die Türschwelle betreten hatte, riss Mycroft die Tür vom Wohnzimmer auf und kam ihm entgegen gerannt - und auch wenn sowas nur sehr selten passierte und der Polizist diese Gefühlsausbrüche immer äußerst niedlich fand, brachte er heute nur ein kleines Lächeln zustande und spielte am Gurt seiner Sporttasche.
»Hey. Ich weiß, du wolltest mich abholen, aber Sally hat mich belagert.«
»Jagt dir diese komische Frau etwa immer noch nach? Ich dachte, es würde ihr reichen, mich einmal heftig anzuschreien - und auch noch ohne Grund.«
Mycroft schnaubte und nahm Greg die Tasche ab, ehe er ihm einen zärtlichen Kuss gab und kurz über seinen bandagierten Arm strich.
»Aber sag, wie geht es dir?«
Der Polizist seufzte und biss sich auf die Lippe; wenn Mycroft Sally sowieso schon nicht leiden konnte, würde ihm noch weniger gefallen, was er ihr verraten hatte.
»Hör zu, ich muss dir was sagen … Irgendwie hab ich mich eben vor Sally geoutet - natürlich hab ich ihr nichts von dir erzählt, aber sie hat mich damit aufgezogen, dass ich wohl wieder eine Freundin hab … und ich hab es ihr dann einfach ins Gesicht geschleudert, bevor ich ins Taxi abgehauen bin«, sprudelte es aus ihm heraus und er seufzte traurig.
»Es tut mir leid.«
Mit klopfendem Herzen beobachtete er, wie Mycroft kurz nach Worten rang, ihn dann aber zärtlich in den Arm nahm.
»Greg, das ist okay. Ich kann sie vielleicht nicht leiden, aber ich weiß, wie wichtig sie dir ist. Und wäre ich nicht in dieser Situation … ich würde dir sonst niemals verbieten, jemandem von uns zu erzählen.«
»Ich weiß«, murmelte der Polizist schniefend und drückte sich an ihn, den Geruch seines Aftershaves einatmend.
»Ich weiß …«
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Fröhlichen Valentinstag~
Da heute ja trotz meines Single-Daseins irgendwie ein besonderer Tag ist, habe ich mich dazu entschlossen, euch die Mystrade-Playlist zu zeigen, die ich beim Schreiben immer höre. (๑•ᴗ•๑)♡
Hier kommt sie auch schon:
1. Strawberry Cheesecake (Melanie Martinez
2. Sweater Weather (the neighbourhood)
3. Too Close (Alex Clare)
4. Heart Afire (Defqwob)
5. Don't Lie To Me (Lena)
6. I'm In Love With A Sociopath (I Hate Kate)
7. Don't Wanna Know (Maroon 5)
8. Milk And Cookies (Melanie Martinez)
9. I Just Wanna Know (NF)
10. Fire On Fire (Sam Smith)
11. Just Like Heaven (The Cure)
12. Cut Here (The Cure)
13. Me And My Broken Heart (Rixton)
14. Close To Me (The Cure)
15. Stay (Alissia Cara)
16. Bubblegum Bitch (Marina and the Diamonds)
17. Give Your Heart A Break (Glee)
18. Heartbeat (Scouting For Girls)
Vielleicht ist ja der ein oder andere Song für euch dabei oder ihr hört sie beim Lesen, um die Vibes zu bekommen. ^-^
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