13. August 2018 ~ Die Schere
3. Februar 2018
Ich war wie fast jeden Samstag auf der Party unserer Tanzschule mit meinem besten Freund gewesen. Mir ging es schon den ganzen Abend über psychisch sehr schlecht.
Auf den Heimweg musste ich zuerst mit meinem besten Freund die U-bahn zu ihm nehmen, weil mein direkter Heimweg die U-bahn in die andere Richtung und dann die S-bahn gewesen wäre, meine Mutter allerdings nicht will, dass ich alleine nachts beim Marienplatz umsteige.
Meine Eltern waren nicht zu Hause und ich hatte Angst davor, alleine zu sein und die Kontrolle zu verlieren. Also log ich sie an und behauptete, keinen Schlüssel dabei zu haben, um noch mit zu meinem besten Freund fahren zu können und dann erst ungefähr eine Stunde später einen Bus nach Hause zu nehmen, als meine Eltern wieder da waren. Aber die Lüge hat mir im Rückblick nichts gebracht. Denn ich habe trotzdem die Kontrolle verloren.
Zuhause ging es mir sogar noch schlechter als vorher. Ich bin eigentlich direkt in mein Zimmer gegangen. Und dann überkam mich dieser Drang, gegen den ich machtlos war. Ich musste mich selbst verletzen. Aber ich wusste nicht wie. Dann habe ich die rote Bastelschere bei meinen Stiften gesehen. Sie war mir nicht gut genug. Es tat nicht genug weh, die Wunden waren nicht tief genug. Als meine Eltern aus dem Bad draußen waren, holte ich die Nagelschere. Und diese erfüllte meine Bedingungen.
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Ich ritzte mich einige Zeit lang täglich und niemand, dem ich nicht davon erzählt hatte, fiel es auf.
Dann hatte ich den ersten Termin bei meiner Therapeutin. Sie zeigte mir Methoden, die wirkten, aber keine Narben wie die Schere hinterließen. Ich nutzte sie fast immer, wenn mich der Drang zum Ritzen überkam und fast immer funktionierten sie. Aber nur fast.
Inzwischen habe ich mich seit mehreren Monaten nicht mehr geritzt. Trotzdem überkommt mich nicht gerade selten der Drang dazu. Aber bis jetzt konnte ich diesen immer überwinden. Und ich hoffe, dass das auch so bleiben wird.
Im Rückblick ist es gut, dass ich "nur" eine Nagelschere genommen habe. Und kein Messer oder eine Rasierklinge. Ich habe Narben, aber sie sind nicht sehr deutlich. Aber bei guten Licht sind sie dennoch gut sichtbar.
Auch gerade eben kämpfe damit, die rote Bastelschere, die nicht mal zwanzig Zentimeter entfernt von mir liegt, nicht zu verwenden. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich wieder gewinne.
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