Die Erbin
Das ist jetzt also die erste Szene, die durch ein Setting inspiriert wurde.
Hier das Setting, das ich bekam:
Die Szene sollte an einer Klippe spielen, und die beiden Charaktere sollten ein Mann und eine Frau sein.
Er sollte sie mit einer Waffe bedrohen.
Wie ist die Beziehung der beiden zueinander?
Wieso bedroht er sie? Wie kommen sie dahin?
Wie geht das Ganze aus?
Hier das Ergebnis, meine Szene dazu:
James Abbot atmete tief durch, als er auf die Marmorterrasse trat und einen kurzen Blick zurück auf das prunkvolle Anwesen der Lowells warf.
Er kniff seine Augen zusammen und raufte sich die Haare, bevor er sich von der Party, dem Empfang, den Gästen, dem Lärm abwandte.
Seine Schläfen pochten und er lehnte sich an das Marmorgeländer, bevor er die Krawatte löste, die seine Atmung abzuschnüren schien.
Er konnte das nicht. Er würde zu ihm gehen und sagen, dass er das nicht machen würde. Ganz einfach. Nein, er würde in gigantische Schwierigkeiten geraten. Sein Vater, er würde...
,,James!" Er schluckte, bevor er sich umdrehte, nun gegen das Geländer lehnte und Olivia Lowell selbstsicher anlächelte.
,,Mylady, was für eine Ehre." Er lächelte ihr zu, als ihre smaragdgrünen Augen belustigt funkelten, während sie näher kam und ihm um den Hals fiel, als sie lachte.
,,Hör mir auf damit, James. Wieso erfahre ich erst jetzt, dass du gekommen bist. Schön, dass du es einrichten konntest."
Es versetzte seinem Herz einen Stich, als er seine Arme um sie warf, bevor er ihr durch die rote Haarpracht wuschelte.
,,Ich würde es nie übers Herz bringen, den Geburtstag meiner Cousine zu verpassen."
Sie drückte sich die Haare platt, als sie einen Blick über die Schulter warf und er es sich einen Moment erlaubte sie traurig zu betrachten.
,,Glaubst du, deine Partygäste verübeln es dir, wenn ich dich für einen Spaziergang entführe? Es ist ewig her, Livvy, komm schon."
James setzte sein charmantestes Lächeln auf, dass er auf die schnelle auf seine Lippen zaubern konnte.
Sie sah zu ihm und biss sich auf die Lippe, als müsse sie angestrengt über ihre Antwort nachdenken. Doch er kannte sie, genau so wie er ihre Antwort bereits kannte. Er kannte dieses Funkeln in ihren Augen, das sie als Kind immer getragen hatte, wenn die Beiden drauf und dran waren, irgendeinen verbotenen Unfug anzustellen.
,,Die Klippe?" fragte sie.
,,Die Klippe," bestätigte er, ein fast schon wehmütiger Ton in der Stille, als sie schon die hohen Schuhe auszog.
Sie kicherte wie das kleine Mädchen, das sie im Geiste immer noch geblieben ist, als sie die Schuhe auf der obersten Stufe der Treppe abstellte, die zu der prächtigen Gartenanlage führte, wo die Angestellten des Anwesens sie wenig später finden sollten. Zurückgelassen.
Sie raffte den Rock des mintgrünen Kleides, stieg die Treppe hinunter und seufzte erleichtert, als ihre Zehen das kühle Gras berührten. James folgte ihr und so gingen sie still Einer neben dem Anderen.
Der Mond erleuchtete den Weg, ihre helle Haut leuchtete jedoch mehr, als sie ihre Hände zu beiden Seiten ausstreckte.
Das unbehagliche Schweigen dauerte an und er schluckte, als er versuchte sich abzulenken, versuchte nicht an das zu denken was kommen würde und unausweichlich war.
Zielstrebig näherten sie sich dem Wald, der eigentlich die Grenze der Lowell-Ländereien bildete. Das hatte sie als Kinder nicht gekümmert, und noch weniger tat es das jetzt.
Fast unvorbereitet schon, begann er in die Stille zu Lachen. Mehr, um sie endlich zu brechen, als alles andere.
,,Weisst du noch, Livvy? Wie wir uns hier rein geschlichen haben?"
Die beiden traten in den Schutz der ersten Bäume.
,,Wie wir drauf geachtet haben, dass uns niemand erwischt."
Sie kicherte ebenfalls.
,,Und dann haben wir immer Rennen veranstaltet. Den Waldweg entlang, bis dort, wo sich die Bäume wieder gelichtet haben."
Sein Herz klopfte schmerzhaft laut in seiner Brust, als er ihr zustimmte.
Das Dach der Baumkronen wurde dichter und das Mondlicht fiel nur noch stellenweise durch die Blätter.
Fast blind würde er den Weg kennen, also sah er zu ihr, in dem Moment, in dem sie den Rock ihres Kleides erneut raffte und zielsicher über die Wurzeln und Hindernisse auf dem Waldboden hüpfte, als sie losrannte.
Ein Rennen.
Er vergaß seine Ängste und Bedenken nicht, aber er lachte, als er ihr hinterher jagte. Dem wallenden Tüllrock des Kleides, der Saum schon dreckig, der Stoff teilweise zerissen durch tiefhängende Äste und Gebüsch. Ihr elfenartiges Gesicht, als sie über die Schulter blickte. Das flammende, rote Haar, von dem nächsten Flecken Mondlicht erleuchtet.
Ein Traum, sagte er sich. Es war alles wie ein Traum und Momente vor dem Disaster würde er aufwachen.
Würde er nicht das schwere Eisen in der Innenjacke seines Jackets spüren, dass ihn daran erinnerte wie wirklich und real das alles war.
Außer Atem blieb er am Rand der Bäume stehen und sah sich um. Die altbekannte Küstenlinie der weiten Bucht und die Lichter der nächsten Stand. Und die Klippe, ihre Klippe.
Die Landschaft war vom Mond erleuchtete, der sich in dem fast schwarzen Wasser des unruhigen Meeres spiegelte, und es wirkte fast unwirklich, wie sie dort so bei der Klippe stand und auf den Horizont hinaus blickte. Das Haar vom Wind in alle Richtungen verweht, sichtlich außer Atem.
Er atmete tief durch, bevor er näher trat, als der warme Wind an ihm und seiner Kleidung zerrte. Einatmen und Ausatmen, sagte er sich selbst vor um ruhig zu bleiben, als seine zitternde Hand in die innere Tasche seines Jackets griff.
.
Olivia Lowell drehte sich zu ihm um, immer noch ein Lächeln in ihrem Gesicht, das im nächsten Moment regelrecht von ihren Lippen fiel.
Erschrocken blickte sie in den Lauf der Waffe, die er auf sie gerichtet hatte.
Seine Hand zitterte und schluckte, als er noch einmal durchatmete.
,,James?" Ihre Stimme zitterte als sie zu ihm sah. Sie hatte Angst, er konnte die Panik in ihrer Stimme hören.
Als er sie über den Lauf des Revolvers hinweg beobachte sah er in ihre grünen Augen und sein Herz brach, als er Tränen sah, die über ihre Wange liefen.
Sie kam ihm entgegen, kam näher, aber als er seine Waffe hob, auf ihre Stirn zielte, blieb sie wie angefroren stehen.
,,Livvy... Es tut mir Leid. Bitte glaub und vergib mir..." Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter.
,,Ich will das nicht... Mein Vater..."
Sie sah ihn an. Ihr Gesichtsausdruck eine unlesbare Maske. Aber er konnte Wut erkennen. Wut, Angst, Trauer. All die Gefühle, die er verdiente, und noch viel mehr.
,,Es geht um das Erbe, nicht wahr?" Sie weinte, und pure Verzweiflung lag nun in ihrer Stille. Trotzdem klang sie gefasst. Gefasster als er sich fühlte.
,,Ich trete es ab. James, bitte. Er kann das Geld haben, das Stück Land..." Sie hielt inne und in der Sprechpause verkrampfte sie die Hände, die immer noch den Tüll gerafft hatten.
,,Ich kümmere mich nicht darum, das weißt du..."
Ihre Fassung verlor sich, und als er sie ansah konnte er nicht umhin den Vergleich zu einem in die Enge getriebenem Tier anzustellen. Und er war der Jäger.
Träne liefen über seine Wangen, als er schluckte.
,,Ich schon, er nicht."
Langsam trat er näher an sie heran. Schritt für Schritt.
Sie wich zurück und wagte es nicht ihn aus den Augen zu lassen. Nur hin und wieder warf sie einen panischen Blick über die Schulter, zu dem Rand der Klippe.
Der Wind nahm zu, zerrte an ihnen und das Heulen übertönte das Tosen der Brandung.
,,Vergib mir, Livvy... Bitte. Er droht mir... Mary... Er hat gedroht sie..." Er wollte den Satz nicht beenden, als er zu ihr sah.
Zu seiner Überraschung nickte sie, als sie ihn gefasst ansah.
Sie war am Ende. Hinter ihr gab es nur noch den Fall und die Wellen.
Er trat näher, noch einen Schritt.
Trotzig reckte sie ihr Kinn vor, als sie die Augen schloss. Tränen liefen über ihre Wangen.
,,Livvy, hör auf zu weinen. Es gibt keinen Grund dazu. Ich pass auf dich auf."
Im nächsten Moment flog der Revolver über die Kante, die Klippe hinunter und in die schäumenden Wellen des schwarzen Wassers.
James atmete erleichtert auf, als er auf die Knie fiel. Es fühlte sich an, als würde für einen Moment alle Last von seinen Schultern fallen. Er fuhr sich durch die Haare, bevor er auf die Beine kam und zu ihr lief, die immer noch die Augen zusammengepresst hatte.
Er holte sie von der Kante weg ohne noch einen Blick den Abgrund hinunter zu werfen, bevor er sie in den Arm nahm und beruhigend über ihren Rücken strich.
Sie zitterte immer noch, als sie sich an ihn klammerte und zu ihm aufsah. Ihre Wangen waren feucht und sie zögerte irgendetwas zu tun.
,,Ich hab geschworen ich pass auf dich auf, Livvy..." Er strich ihr eine rote Strähne hinters Ohr.
,,Aber..." begann sie, worauf er nur den Kopf schüttelte.
,,Nichts aber, du bist in Sicherheit, und ich werde meinem Vater erzählen ich habs getan. Renn weg! Flieh!"
Sie löste sich von ihm, als sie ihn ansah, und langsam rückwärts ging.
Sie nickte nur, bevor sie sich umsah und ihr Blick sich auf die Lichter der Stadt fokussierten.
,,Danke, James... Machs gut, pass auf dich auf."
Er nickte ebenfalls.
,,Machs gut, Livvy, pass auf dich auf."
Er hatte, wie sie Tränen in den Augen als sie sich umdrehte, den Rock raffte und los lief, den Küstenstreifen entlang. Das rote Haar wallte als sie lief, der zerschlissene Rock behinderte sie beim Laufen, sie stolperte. Ein letztes Mal blickte sie zurück und ihr Gesicht wurde vom Mond erhellt.
James Abbot konnte nur dort stehen bleiben und zusehen, wie Olivia Lowell, die rechtmäßige Erbin des Familienbesitzes, langsam von der Dunkelheit verschluckt wurde.
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Es hat mir unendlich viel Spaß dieses 'Setting' in eine Szene zu verwandeln.
Ich hoffe euch gefällt die Idee, wenn ja würde ich mich sehr über einen Vote von euch freuen.
Eure LotusBlume5
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