Monologe: Freiheit
Was ist Freiheit?
Diese Frage hat sich vielleicht der ein oder andere schon einmal gestellt, sie aber nie wirklich zu Ende gedacht. Vielmehr übernehmen wir den von unserer Gesellschaft vorgegebenen Freiheitsbegriff und erkennen ihn als richtig an, weil wir uns nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben. Man geht davon aus, dass die meisten Menschen einen freien Willen haben und fast immer frei entscheiden können, was sie tun möchten. Auch wird vorausgesetzt, dass es das Ziel einer jeden Person ist, frei zu sein.
Mit dem Freiheitsbegriff unserer Gesellschaft definiert heißt das, das tun zu können, was man möchte und zu nichts gezwungen zu werden. Deshalb wird zum Beispiel die Staatsform der Diktatur als schlecht empfunden, da sie die Entscheidungsfreiheit und Persönlichkeitsrechte vieler Menschen einschränkt.
Denkt man aber wirklich darüber nach, was Freiheit für einen selbst ausmacht, so wird jeder zu einem anderen Ergebnis kommen, beeinflusst von den Erfahrungen, die er oder sie im bisherigen Leben gemacht hat.
So bedeutet Freiheit für den einen Kranken, wieder gesund zu sein und die Dinge zu tun, die er nicht tun kann, wenn er krank ist. Ein anderer Kranker wiederum fühlt sich erst kurz vor dem Tod wirklich frei, wenn er beinahe alles irdische hinter sich gelassen hat.
Aber was bedeutet Freiheit für mich?
Ich denke durchaus, das ich einen freien Willen habe, die große Frage ist nur, wie definiere ich ihn? Freier Wille heißt für mich, entscheiden zu können. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe die Freiheit, mich für, oder gegen etwas zu entscheiden. Freiheit definiert sich für mich nicht über die Anzahl der Möglichkeiten und Alternativen, die ich habe, sondern allein dadurch, dass ich in fast jeder Situation dazu fähig bin, mich zu entscheiden.
Das kann eine Entscheidung mit vielen Auswahlmöglichkeiten sein, wenn ich zum Beispiel plane, was ich tun möchte. Ob ich fernsehe, aufräume, lerne, rausgehe oder lese. Es kann aber auch eine Entscheidung sein, die unfrei erscheint. Wenn ich von jemandem mit vorgehaltener Waffe zu etwas gezwungen werde, bin ich scheinbar unfrei, allerdings kann ich immer noch dagegen entscheiden. Verschärft man nun diesen Fall und geht davon aus, dass ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper habe, so bin ich immer noch frei, darüber zu denken, was ich möchte.
Die Existenz von Freiheit schließt für mich aber nicht die Existenz von Unfreiheit aus. So denke ich, dass ich, wenn entweder Handlungs-, oder Willensfreiheit gewährt sind (oder auch beides), frei bin. Wenn ich nicht entscheiden kann, was ich tun möchte und ich auch keine Kontrolle mehr über meinen Willen habe, so ist das für mich Unfreiheit.
Ein Beispiel hierfür ist eine Situation, in der man unter Drogeneinfluss steht. Die Drogen vernebeln den Verstand so sehr, dass eine freie, vernünftige Entscheidung nicht mehr möglich ist. Gleiches gilt für Affektsituationen. Denn auch, wenn man in großer Angst oder Wut handelt, ist der Wille nicht mehr frei und klar.
Mancher würde hier nun kritisieren, dass ich trotzdem Verantwortung dafür übernehmen muss, da ich es war, die die Situation, in der ich mit Drogen in Berührung gekommen bin, herbeigeführt hat. Auch muss ich dafür sorgen, dass ich mich soweit unter Kontrolle halte, dass ich nicht unkontrolliert und nur von Gefühlen gelenkt handeln kann.
Aber, wissen wir mit Sicherheit, dass unser Leben nicht vorherbestimmt ist und wir genau die Entscheidungen treffen sollen, die wir treffen? Werden die Umstände extra so gelenkt, das wir bestimmte Wege gehen und bestimmte Wahlen treffen? Ist vielleicht die Freiheit nur eine Illusion?
Ich denke schon, in gewisser Weise. Die Frage ist aber, inwiefern das unser Leben beeinträchtigt. Ist es nicht eigentlich egal, ob unsere Entscheidungen und unser Leben schon vorhersehbar sind oder nicht? Letztendlich zählt für uns doch nur, wie unsere Handlungen unser Leben beeinflussen. Denn wir müsse damit leben. Und ob es nun klar ist, wie wir uns entscheiden, oder ob wir unser Leben selbst bestimmen, ist doch irrelevant, da am Ende das Ergebnis das gleiche ist.
Es gibt sicher Personen, die bei dieser Aussage nun widersprechen würden. Nach ihrem Begriff von Freiheit wäre meine Aussage, dass der freie Wille nur eine Illusion ist, falsch. Nach ihrer Meinung sind meine Handlungen und Entscheidungen nicht vorhersehbar, da sie von nichts hervorgerufen wurden. Ich reagiere mit meiner Handlung also nicht auf ein vorhergegangenes Ereignis, sondern entscheide unabhängig von äußeren Umständen, was ich tun möchte.
Aber, wie kann das sein? Wenn ich mich beispielsweise dazu entscheide, ein Glas Wasser zu trinken, dann tue ich das, weil ich Durst habe. Ein vorhergegangenes Ereignis (der Durst) hat also meine Handlung ausgelöst. Folglich ist meine Entscheidung also nicht unabhängig gewesen, sondern resultierte aus vorangegangenen Ereignissen.
Aber was ist noch Freiheit? vielleicht die Liebe? Denn, sind wir nicht frei zu entscheiden, wen wir lieben und wie viel Liebe wir ihm geben? Meiner Meinung nach ist das richtig. Denn genauso wenig, wie man jemandendazu zwingen kann, über eine bestimmte Sache auf eine bestimmte Art und Weise zu denken, so kann man auch keinem vorschreiben, jemanden zu lieben. Man kann sich dazu entscheiden. Auch darin ist man frei. Und gerade weil man das kann, so denke ich, dass auch Liebe eine Form der Freiheit ist.
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Aufgabenstellung:
Inwiefern lassen sich die Aussagen der modernen Physik zur Determiniertheit und Vorhersagbarkeit auf die Willenshandlungen des Menschen übertragen? Nehmen Sie abschließend kritisch dazu Stellung. Nutzen Sie etablierte Begriffe aus der Einheit Freiheit und Determinismus.
Die Wissenschaft hat unser Leben in den letzten Jahrzehnten gravierend beeinflusst, vor allem im Hinblick auf unser Weltbild. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte, von Edward Lorenz aufgestellte "Chaostheorie".
Sie besagt, dass sich vieles streng genommen nicht mathematisch oder physikalisch vorhersagen lässt, da bereits kleinste Änderungen der anfänglichen Umstände zu einem vollkommen neuen Ergebnis führenkönnen.
Ein Beispiel ist der, ebenfalls von Lorenz begründete, "Schmetterlingseffekt". Wenn ein Schmetterling am einen Ende der Welt mit den Flügeln schlägt, kann bereits dieser, scheinbar unbedeutende, Umstand am anderen Ende zu einem verheerenden Wirbelsturm führen. Wir merken also, dass sich nicht jeder Vorgang genau vorhersagen oder beschreiben lässt.
Andererseits hilft die Chaostheorie auch dabei, in scheinbar zufälligen Prozessen ein System zu erkennen, da sich auch hochkomplexe Vorgänge erklären und darstellen lassen, wenn man sie als Reihe von sich gegenseitig beeinflussenden Umständen betrachtet. Auch, wenn wir bei vielen Ereignissen nicht erklären können, wodurch sie entstanden sind, so können wir doch zumindest eine gewisse Ordnung in das Chaos bringen.
Aber lässt sich auch die Frage, ob es einen freien Willen gibt, mithilfe dieser Theorie beantworten? Die Meinungen der Philosophen sind über diese Frage seit Jahrhunderten gespalten. Einige, die sogenannten Deterministen, sind der Ansicht, dass unser Wille nicht frei ist, da er lediglich eine, von äußeren Umständen beeinflusste Kraft im Gefüge der Welt ist. Er lässt sich also nach dem Prinzip : Ursache → Wirkung erklären, vorhersagen und beeinflussen.
Aber laut der Chaostheorielassen sich unsere Entscheidungen nicht prophezeien, genauso wenig wie beispielsweise das Wetter. Denn bereits kleinste Ereignisse in der Vergangenheit können in der Gegenwart oder Zukunft zu einem vollkommen andern Entschluss führen. Heißt das also, dass die Deterministen unrecht haben?
Demnach müssten die Libertarier im Recht sein, jene Philosophen, die behaupten, der Wille sei vollkommen frei. Denn ihrer Theorie nach, lässt sich der Wille nicht bestimmen, lenken oder vorhersagen. Er beruht nicht auf empirischen Werten sondern entsteht unabhängig vom vorangegangenen Geschehen. Das würde bedeuten, dass sich, wenn man in der Vergangenheit eine Bedingung ändert, die Entscheidung rein theoretisch nicht ändert, da sie ja nicht auf Erfahrungen basiert.Ginge man aber nach der Chaostheorie, so hieße eine Änderung der Ausgangssituation automatisch auch eine Änderung des Ergebnisses (der Entscheidung).
Nimmt man beispielsweise eine Person, die sich dazu entscheidet, etwas zu trinken, weil sie Durst hat. Laut der Libertarier hätte dieser Umstand jedoch keinen Einfluss auf die Entscheidung. Wenn man nun aber annimmt, dass die betroffene Person vorher etwas getrunken hat, so wird das, nach der Theorie von Lorenz auch die Entscheidung ändern. Laut einem Libertarier aber, würde die Person trotzdem etwas trinken.
Man sieht also, dass sich diese beiden Standpunkte nur schwer miteinander vereinbaren lassen.
Kann man eine Theorie, die physikalischen, mathematischen oder mechanischen Vorgänge unserer Erde betreffend überhaupt auf ein philosophisches Problem, wie die Frage nach dem freien Willen anwenden?
Vielleicht kann man die Frage nach dem freien Willen aber auch mithilfe der Quantenphysik beantworten, nämlich am Beispiel von Schrödingers Katze. Man weiß nicht, ob die Katze, die man mit dem Gift in den Karton gesperrt hat, noch am Leben, oder tot ist. Also ist sie zugleich tot und lebendig, so lange, bis man sich Gewissheit verschafft und die Kiste öffnet.
Gilt auch da Gleiche für unseren freien Willen? Ich denke schon. Er ist zugleich frei und unfrei, solange bis wir uns Gewissheit verschafft haben. Im Falle von Schrödingers Katze kann man einfach die Kiste öffnen und nachsehen, aber den freien Willen betreffend, gibt es keine Möglichkeit, wie wir uns darüber klar werden können, ob unser Wille nun frei, oder unfrei ist. Folglich ist er beides. Frei und unfrei gleichermaßen. Und da wir das nicht aufklären können, so müssen wir selbst entscheiden, woran wir glauben wollen.
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Das sind Essays, die ich für den Ethikunterricht schreiben musste. Ich habe sie von ethischen Theorien befreit und Laientauglich gemacht. Hier hochgeladen habe ich sie, da ich das Thema äußerst interessant finde.
Was meint ihr? Diskussion audrücklich erwünscht!
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