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*Minig ☆ Menedh remmen

1 000 Jahre zuvor

Nach dem Rat verging die Zeit. Die Tage zogen dahin, dann wurden es Wochen. Der Herbst erreichte Bruchtal, die Blätter fielen und bald würden zwei Monate in Elronds Hause vergangen sein. Der November war vorüber und hatte die letzten Spuren des Herbstes mit sich genommen. Die Bäume wirkten kahl. Das Licht der Sonne war nur mehr ein blasser Lichtstrahl. Ein eisiger Wind wehte vom Osten des Nebelgebirges herab und der Dezember war weit fortgeschritten.
Eine Entscheidung war gefällt worden, denn der Rat hatte bestimmt, dass der Eine vernichtet werden müsste. Frodo Beutling würde nach Osten zum Schicksalsberg reisen und neun Gefährten würden diese Reise, die alles entschied, mit dem Hobbit auf sich nehmen: Gandalf der Graue, Meister der Zauberei, die vier Halblinge, Sam Gamdschie, Frodo Beutling, der Ringträger, und die zwei anderen Hobbits Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk. Legolas und ich vertraten die Elben, ich dazu das Geschlecht der Frauen. Gimli Glóinssohn für die Zwerge, Aragorn, Arathorns Sohn, würde auch mitkommen, denn Isildurs Ring ging auch ihn an, und Boromir für die Menschen, obwohl der seine Weg bei Gondor enden würde. Elrond hatte mit seinen Ratgebern darüber entschieden, uns jedoch die Wahl gelassen, diese Reise anzutreten. Er hatte uns ein paar Tage Bedenkzeit gegeben, doch gebraucht hatten diese die wenigen. Legolas und ich hatten sofort beschlossen, mit den Gefährten zu reisen. In meinem Inneren hatte ich gespürt, dass ich nicht in meine Heimat zurückkehren könnte. Es fühlte sich richtig an, mit dem Ringträger diese Reise zu bestreiten, die im Osten ein Ende finden würde, wenn das Schicksal es gestatten würde.

Der Ring muss vernichtet werden.

Meine Gedanken kreisten in meinem Kopf umher. Gerade befand ich mich in einem der Säle des Anwesens und hatte in den grauen Himmel gesehen. Die Wolken hingen an den Gipfeln des Gebirges - hatten sich an ihnen festgekrallt. Kalter Wind wehte und meine Gedanken kamen zu einem Stillstand. Ruhen konnte ich aber nicht, und so musste ich mir meine Zeit anders vertreiben. Ich beschloss, Legolas zu nerven. Er hatte es sich auf einem der Sofas gemütlich gemacht. Der Elb döste vor sich hin, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und seine Augen waren nur leicht geöffnet. Seine Gesichtszüge waren weich, hatten jederlei Stärke verloren.
»Ist es nicht seltsam, dass man im Winter gerne nach draußen gehen möchte, aber es viel zu kalt dafür ist?«, fragte ich, ging vom Fenster weg. Meine Füße schritten auf dem Teppich, welcher die gepolsterte Sitzbank umrundete, und meine Schritte wurden gedämpft. Ich ging einmal um den Elben herum, setzte fort: »Meine Ohren vernehmen das Rauschen der Wasserfälle und gerne würde ich in ihnen baden, doch erfrieren möchte ich nicht. Ein Dilemma würde man meinen können.«
Ich blickte zu Legolas, doch dieser schien nicht sprechen zu wollen. Ich zog eine Schnute, denn er ignorierte mich. Meine Versuche, um seine Aufmerksamkeit zu erreichen, hatten rein gar nichts gebracht. Ausruhen konnte er sich aber später!
Ich stolzierte auf ihn zu, wobei meine Robe ein raschelndes Geräusch klingen ließ. Als Legolas meine vom Teppich gedämpften Schritte wahrzunehmen schien, öffnete er seine Augen weiter. Er schüttelte belustigt seinen Kopf, aber schenkte mir keinerlei Beachtung. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Ein widerliches Grinsen war auf Legolas' Lippen zu sehen. Er ignorierte mich tatsächlich, und hatte meine Versuche, ein Gespräch zu starten, deutlich mitbekommen.
Vor ihm stehend, erhob ich meine Stimme: »Du, Legolas, kannst du überhaupt noch schlafen oder sind deine Muskeln inzwischen schon so weich, dass sie dich nicht mehr tragen können? Ich tippe auf Zweiteres, denn dies würde erklären, wieso du hier einfach nur sitzt und rein gar nichts tust.«

Ist dieser liebliche Elb tatsächlich ein Krieger, oder täusche ich mich?

Ich stemmte die Hände in meine Hüfte, rümpfte die Nase.
»Gut, dann eben nicht, mellon nín. Aber sage ich dir eines, wecken werde ich dich ganz bestimmt nicht, wenn du morgen noch immer hier vor dich hinvegetierst und dein einsames Dasein nur mehr dein einziger Begleiter ist«, sagte ich, denn morgen würden wir abreisen. Legolas rührte sich immer noch nicht. Ja, ich wusste, dass er mir, als er sich aufs Sofas gesetzt hatte, gesagt hatte, dass er nun träumen möchte, aber ich wollte gerne mit ihm reden. Die letzten zwei Monate hatten wir viel Zeit für uns gehabt, die uns im Düsterwald durch unsere Pflichten oft fehlte.
»Sei gewarnt, vielleicht zerfließt du, wenn du weiterhin herumliegst. Kannst du deine Zunge überhaupt noch heben, oder hat sich diese bereits verflüssigt?«
Ich erkannte deutlich, dass er mich durch seine halb geschlossenen Augen ansah. Er schien mir symbolisieren zu wollen, dass er wirklich ruhen wollte, sodass ich seufzte und es aufgab. Als ich mich schon umgedreht hatte, spürte ich aber eine Hand an meiner Hüfte, die mich zu sich zog. Ich atmete schnell ein, landete wenige Sekunden später auf dem weichen Sofa und halb auf Legolas' Schoß.
»Halte doch einfach einmal deinen Mund, Lithil. Genieße den letzten Tag und ruhe dich aus. Wer kann schon ahnen, wann sich uns die nächste Gelegenheit bieten wird«, erklärte Legolas, mit ruhiger Stimme. Sein Arm verweilte immer noch auf meiner Hüfte. Ich sah zu ihm und rückte etwas beiseite, um mich ganz auf das Sofa zu setzten. Da Legolas aber schön warm war, blieb ich nahe an ihm.
»Aber-«
»Nein, kein Aber und jetzt entspanne dich wenigstens einmal. Du kannst doch sonst überall und immer schlafen«, widersprach der blonde Elb und unterbrach meine Worte. Kurz seufzte ich trotzig auf, versuchte, ihn mit meinen Blicken zu erdrosseln, doch ließ mich bald in die weichen, mit Spitze verzierten Kissen fallen. Ich platzierte meinen Kopf auf Legolas' Schulter, schloss meine Augen, verwehrte ihnen den Anblick meiner Umgebung.
Als ich jedoch nicht auf Anhieb in eine angenehme Entspannung glitt, griff ich nach einem Kissen, legte es auf Legolas' Schoß und legte mich ganz aufs Sofa. Ich vernahm leises Lachen, aber dies war mir gleichgültig, denn der Wechsel meiner Position half. Langsam döste ich vor mich hin, dann vernahm ich Legolas' Hand, die mir über den Kopf fuhr.
Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich an Legolas' und meine erste Begegnung dachte. Früher war ich noch eine scheue Elbin gewesen, welche sich das Ausmaß der Welt nicht vorstellen hatte können. Nichtsdestotrotz hatte ich schon immer meine Sturheit besessen, die mir oft Steine in den Weg gelegt hatte.

1 000 Jahre zuvor:

Skeptisch blickte ich mich im Wohnraum unseres Heims um, das sich am Rande des nordwestlichen Düsterwaldes befand und vor neugierigen Blicken stets verborgen blieb. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich die Gardinen, die, ohne eine einzige Falte zu verursachen, herabhingen. Ich achtete penibel auf jede noch so kleine Unstimmigkeit. Der Boden war geschrubbt, die Wäsche gewaschen und das Abendessen brodelte bereits vor sich hin. Auch im Garten war alles erledigt.
Draußen war die Dämmerung vorüber. Mit meinen 253 Jahren hatte ich schon viel zu oft erfahren müssen, was es hieß, wenn nicht alles nach des Hausherren Hausordnungen ging. Mutter war seit einer Ewigkeit, so schien es mir, verstorben. An Altersschwäche, denn keine Dúnedain konnten für immer unter uns weilen, obwohl mein Vater sich dies innerlich erhofft hatte. Seit ihrem Tod war er nie wieder der gewesen, der er einmal gewesen war.
Eisige Augen, die jederlei Freude verloren hatten, und ein immer über ihm schwebender Schatten waren seine ständigen Begleiter, wenn es darum ging, den Alltag zu meistern. Dazu kam, dass er eine Leidenschaft zum Trinken entwickelt hatte. Ja, auch Elben konnten sich betrinken. Oft besorgte er sich, wenn es wärmer wurde, Elbenwein und gedachte an den Tod seiner Frau, denn diese war an einem schönen Frühsommertag verstorben.
Ich erinnerte mich gut an meine Mutter. Leider auch an die schlechten Momente, die mir bis heute mein Herz zerrissen. Eine Frau altern, sterben zu sehen, die einst so viel Leben in sich gehalten hatte, war brutal gewesen.
Meine Mutter war eine liebevolle Frau gewesen, die weit gereist war und sich nach einem Aufenthalt im Düsterwald in meinen Vater verliebt hatte. Am Anfang war alles perfekt gewesen, doch die Zeit war ihr Unglück geworden. Langsam hatte sich diese gezeigt, denn sie waren glücklich gewesen, hatten geheiratet, eine Familie gegründet. Im naheliegenden Dorf Anor hatte man meine Mutter gemocht, wenn man auch über ihre Beziehung zu meinem Vater hinter dem Rücken gesprochen hatten. Elben sollten sich nicht mit Sterblichen vermischen.

Man sollte nicht mit höheren Mächten spielen, die man nicht kontrollieren kann...

Glücklich, wenn auch sehr traditionell, war ich aufgewachsen. Meine Mutter hatte mich viel gelehrt, dennoch hatte ich ihr beim Altern zusehen müssen. Langsam waren ihre roten Haare heller geworden, weiße Strähnen hatten sich gebildet, doch mein Vater war bei ihr geblieben, hatte ihr das Versprechen der Ehe gegeben. Und, obwohl er gewusst hatte, was die Zukunft für seine Liebe bereithielt, hatte er ihren Tod nicht verkraftet, war nur am Leben geblieben, weil er meiner Mutter das Versprechen gegeben hatte, bei mir zu bleiben. Als Halbelbin hatte ich demnach das Licht der Welt erblickt und war in den Strudel des Schicksals gerutscht.
Nach ihrem Tod hatte sich alles verändert. Die Fröhlichkeit hatte das Haus verlassen, selbst die Pflanzen im Garten gediehen nicht mehr wie früher. Eine kleine Ewigkeit in der Zeitspanne eines Sterblichen lag der Tod meiner Mutter zurück, doch für mich als Unsterbliche fühlte es sich wie gestern an. Um die achtzig Mal waren die Blätter des Düsterwaldes gefallen und um die achtzig Male erlebte mein Vater immer wieder seine Zeit der Trauer. Man konnte nicht mehr von ihm behaupten, dass er Freude in sich hielt. Er war eine traurige Seele und vielleicht empfand ich Mitleid für ihn, doch auch Hass, wie einen kleinen Funken Liebe, wenn ich an meine Zeit des Lichts zurückdachte.

Ich konnte jedoch nicht mehr darüber nachdenken, da ich noch zu tun hatte. Langsam und mit gekrümmten Rücken tappte ich in die Küche hinein, wobei der Boden unter mir belastend aufächzte. Unser Haus war heruntergekommen und ließ sich die immer anwesende Feuchtigkeit nicht mehr vertreiben. Zu tief hatte sich diese eingenistet, war nun der Gebieter.
Ich ging zum Ofen und rührte den Eintopf um, als die Eingangstür polternd geöffnet wurde und ein mürrischer, dunkelhaariger Elb erschien. Meine Muskeln spannten sich an. Ich konzentrierte mich, möglichst gelassen den Eintopf fertigzubringen. Meine linke Hand zitterte leicht, als ich den Kochlöffel ablegte und mit beiden Händen die Griffe des Topfes umfasste. Ich drehte mich langsam um, darauf bedacht ja nichts zu verschütten, und stellte den Topf auf den Esstisch. Die Scharniere des Küchenschrankes quietschten auf, als ich das Geschirr herausholte. Eine tiefe Schüssel, einen Löffel, samt Serviette und einen Korb mit Brot, heute frisch gebacken, platzierte ich auf der hölzernen Tischplatte. Danach trat ich ein paar Schritte zurück, verschränkte meine Finger vor meinem Körper, der in ein braunes Kleid gehüllt war. Mit gesenktem Kopf wartete ich.
Im nächsten Augenblick erschien eine schlicht gekleidete Gestalt im Türrahmen, wobei diese leicht hin und her schwankte. Sie setzte sich an den gedeckten Tisch. Vater hatte wieder getrunken und ich wusste, dass er sehr ungemütlich werden könnte. Er trauerte, vergaß dabei alles andere. Auch, dass er eine Tochter hatte.
»Lithil, hast du deine Aufgaben erledigt?«, erklang seine Stimme und verhallte im kleinen Raum rasch.
»Selbstverständlich, adar« (Vater), antwortete ich leise. Ich ließ meine Augen starr auf den Boden gerichtet. Ansehen wollte ich ihn nicht, müsste ich glatt Angst und Wut herunterschlucken.
So vergingen etliche Minuten. Als der Elb sein Mahl beendet hatte, beeilte ich mich, den Tisch abzuräumen. Ich hatte bereits gegessen, da das Essen schon vor Stunden fertiggeworden war. Vater hatte sich wieder spät blicken lassen, war nach der Arbeit irgendwo mit seiner Weinflasche im Wald gesessen. Wahrscheinlich hatte er die Lieblingsorte Mutters aufgesucht, denn, obwohl sie keine Elbin gewesen war, war sie gerne in den Bäumen gewesen oder am naheliegenden kleinen Fluss, der einer Quelle des Düsterwaldes entsprang. In ihren letzten Jahren war sie oft dort gewesen, hatte den Klängen der Natur gelauscht. Die Erinnerung daran schmerzte, doch leider musste ich wie mein Vater oft an sie denken, wenn die ersten Vögel den Frühling ankündigten. In diesem Moment war ich daher unachtsam.
Ungeschickterweise ließ ich in meiner Hektik die Schüssel zu Boden fallen, besiegelte damit mein Schicksal. Ein Poltern erklang, als die Schüssel den Holzboden traf und in hundert kleine Stücke zerbrach. Wie gebannt beobachtete ich das Schauspiel. Ich spürte Angst in mir aufsteigen. Das Blut gefror mir in den Adern und meine Hände wurden eiskalt. Ich konnte ahnen, was jetzt geschehen würde. Im nächsten Moment wurde meine Vorahnung erfüllt.
»Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist! Unerhört, beweg' dich doch endlich, nutzlose Tochter, und räume diese Sauerei auf!«, brüllte der dunkelhaarige Elb in seiner Wut und war ihm der Zorn deutlich ins Gesicht geschrieben. Er schien heute besonders gute Laune zu haben.

Sarkastisch gut...

Schnell bückte ich mich, um die Scherben aufzusammeln, als der Hausherr mit seiner Schimpftirade fortfuhr: »Du bist zu rein gar nichts zu gebrauchen. Hera würde sich für dich in Grund und Boden schämen!«
Es ging mir sofort zu weit, als er wagte, Mutter zu erwähnen, sie in ein falsches Licht zu rücken. Zögerlich ließ ich die Scherben wieder zu Boden gleiten und drehte mich um. Der Elb war aufgestanden und ragte über mir empor. Er war einen halben Kopf größer als ich.
»Nein, dies würde sie nicht! Wenn sie sich für jemanden schämen würde, dann wärst du dies ganz allein!«, schrie ich zurück und es war mir egal, was Vater jetzt zu tun gedachte. Ich dachte an die ganzen Flecken, welche alle erdenklichen Farben enthielten, an meinem Körper. Mir war es egal, wenn ich weitere hinzuzuzählen hätte. Zwar hatte ich mich schon viel zu oft gegen den Elben gestellt und war allemal daran erinnert worden, wer die meiste Kraft und größere Macht besaß, trotzdem konnte ich nicht anders.
»Was sagst du?«, kam es bedrohlich.
Aus Wut reckte ich mein Kinn. Ich war stur, hatte diese Eigenschaft von meiner Mutter geerbt. Ohne diese Eigenschaft wäre ich aber besser dran gewesen, müsste weniger Leid ertragen. Gab ich mir glatt selbst die Schuld an meinem Schicksal. Würde ich Vater weniger provozieren, würde ich weniger Zurechtweisungen ertragen müssen.
Ich schützte mich mit diesen Gedanken selbst, denn es war schwer zu ertragen, dass mein Vater, eine Person, die ich geliebt hatte, seiner eigenen Tochter Schaden zufügte. Ich war zu stur und zu laut. Vater hatte einen schlechten Tag. Ganz einfach.
»Lithil, wiederhole deine Worte!«, hisste er.
Ich zuckte zusammen. Vater stellte mich auf die Probe, gab mir noch eine letzte Chance, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Heute würde ich aber nicht schweigen, und so sprach ich mit eiskalter Stimme: »Mutter hat sich um das Haus gekümmert, doch nur weil sie es gerne getan hat. Ich komme mir wie eine Sklavin vor, denn nicht einmal um eine Kunst zu erlernen oder gar zum Heiraten schickst du mich fort. Du hältst mich hier fest, weil du allein nicht zurechtkommst, und ich muss dafür büßen! Schon klar, sie war deine Frau, aber auch meine Mutter. Sie war ein Mensch und langsam solltest du dich schämen. Du versagst als Vater und warst ein Narr, dich in eine Sterbliche zu verlieben!«
Erstaunlicherweise hörte sich mein Gegenüber meine Worte bis zum Schluss an. Sein Kiefer spannte sich an. Vater wurde still, atmete ruhig aus. Und ehe ich mich versah, kam der erste Schlag.
Er traf mich mitten ins Gesicht. Durch die Wucht wurde ich unsanft zu Boden gebracht. Ich keuchte auf, doch mir blieb indessen eine viel zu kurze Verschnaufpause, denn ich spürte nun einen starken Tritt gegen meinen Rücken. Tränen traten in meine Augen, verschleierten meine Sicht. Noch ein weiterer Tritt folgte, aber ich wehrte mich nicht. Ich hatte gelernt, dass man Vater in seiner rasenden Wut nicht stoppen konnte. Als der Elb das Interesse verlor, sowieso zu betrunken war, atmete ich schmerzerfüllt auf.
»Nun denn, ich hoffe einmal, dass dir dies etwas Respekt gegenüber mir verschafft hat, da du nun wieder weißt, wo du stehst. Einen Narren nennst du mich, liegst du aber nun am Boden«, lallte der Herr und torkelte aus der Küche, »Du bist ihr so ähnlich und wieder nicht...«
Er verschwand in sein Gemach. Eine ganze Zeit lang blieb ich liegen und wollte aufgeben. Was hätte ich denn sonst tun können?
Alles war zwecklos.

Später beobachtete ich durch das kleine Küchenfenster, wie der Mond mitten am Horizont stand, und wusste, dass ich seit Stunden hier liegen müsste. Wollte ich doch glatt meine Augen schon schließen, als ich einen Entschluss fasste. Nein! Ich würde dies alles bestimmt nicht mehr über mich ergehen lassen! Zwar hatte ich bereits einige Fluchtversuche hinter mir, aber ich wagte einen letzten Versuch.
Langsam versuchte ich, mich aufzusetzen, doch mich ließ ein stechender Schmerz hart zusammenfahren. Ich landete wieder auf dem kalten Boden und schlitzte mir meine rechte Handfläche an den vielen Scherben der Schüssel auf. Ich biss die Zähne zusammen, beobachte, wie eine rote, glänzende Flüssigkeit aus den Schnitten hervortrat, warm meine Hand hinabrann.
Auf ein Neues.
Ich nahm meine letzte Kraft zusammen. Es gelang mir, mich auf meine Knie zu heften, wobei die Scherben unter mir knirschten. Mein ganzer Rücken schmerzte und mein Gesicht pochte. Ich stützte mich auf die Tischplatte, atmete heftig ein und aus. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen, schienen mich zu verspotten.
Ich fasste mich jedoch und konzentrierte mich, einen Fuß vor den anderen zu setzten. Der Fußboden knarrten laut auf. Ich erwartete, dass ein mürrischer, dunkelhaariger Elb erscheinen würde, doch ich hatte Glück und erreichte das Wohnzimmer ohne einen Zwischenfall. Ich ließ meinen Blick durch den düsteren Raum gleiten, stellte fest, dass Vater wohl seinen Rausch ausschlief. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt. Die Kohle glühte leise vor sich hin.
Vorsichtig und darauf bedacht, keine zu schnellen Bewegungen zu machen, setzte ich meinen Weg fort. Bei der Haustür angekommen, nahm ich meinen dünnen Mantel vom Haken und streifte mir diesen über. Ich riss ein langes Stück Stoff meines Kleides ab, dann band ich mir es um meine pochende Handfläche.
Als ich alles erledigt hatte, atmete ich kurz durch, drückte die Türklinke herab. Ich öffnete die schwere Holztür und ein kühler Wind umwehte mein Gesicht. Für das, dass wir Mitte April hatten, war es in den Nächten noch kalt. Ich blickte empor gen Himmel und konnte den Mond und seine Begleiter, die Sterne, ausmachen. Sie strahlten und ihr Licht war so hell, dass ich meine Umgebung ganz genau sehen konnte. Aber leider konnte ich diesen Anblick nicht länger genießen, denn ich musste zusehen, dass ich schleunigst von hier wegkam. Vater hatte mich schon viel zu oft im angrenzenden Wald gefunden, als ich weggelaufen war. Selbstverständlich hatte dies nie gut für mich geendet.
Langsam ging ich die Treppen der Terrasse hinab und hetzte den Pfad entlang. Als ich im dichten Wald verschwand, wagte ich einen Blick über die Schulter. Ein einsames, heruntergekommenes Haus stand dort, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich dies jemals mein Zuhause nennen hatte können. Ohne mich wieder umzudrehen, setzte ich meinen Weg fort, obwohl meine Verletzungen dies erschwerten.

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