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Canac-a-odog ☆ Guren e Taur

Des Waldes Geheimnis

Eine Weile ritten wir und nur wenige sprachen ein Wort miteinander. Die Präsenz des Waldes schien den meisten auf ihr Gemüt zu drücken. Auch Gimli.
Seine dunklen Augen zuckten hin und her und er musste Legolas immerzu davon abhalten, einfach stehenzubleiben, um in den Wald zu lauschen. Der Elb war genauso wie ich vom Wald fasziniert und hätte am liebsten seine Geheimnisse erkundet.
Wir Waldelben lebten in den Bäumen und nun umgeben von einem seltsamen Wald zu sein und ihn nicht erkunden zu dürfen, schmerzte im Herzen. Tat weh, denn nur Blicke durften wir den Bäumen schenken.
Wahrscheinlich war es besser so, denn des Waldes Geheimnis könnte uns vielleicht mit Leichtigkeit töten.
»Dies sind die seltsamsten Bäume, die ich je gesehen habe und dabei hab' ich viele, selbst Eichen, vom Samen bis ins morsche Alter hineinwachsen seh'n. Hätt' ich nur die Zeit, unter sie zu gehen! Sie haben Stimmen, und mit der Zeit verstünde ich vielleicht ihre Gedanken«, sprach Legolas.
Gimli riss seine Augen auf. »Bitte nicht!«, rief er aus, »Lassen wir die Bäume lieber Bäume sein, und zwar unter sich, ohne, dass wir zwischen ihnen wandeln. Ich kann ihre Gedanken nicht erraten, doch mir scheint, dass sie alles hassen, was auf zwei Beinen geht und in ihrer Sprache dreht sich alles ums Erwürgen und Zermalmen.«
»Du bist so positiv wie immer, Gimli«, mischte ich mich ins Gespräch der beiden ein.
Der Kopf des Zwerges schnellte zu mir. Er sah mich durch seine buschigen, roten Augenbrauen an. »Pf, tut mir ja leid, dass ich nichts Positives in einem Wald sehen kann, der dem Anschein nach laufen kann und die Orks getötet hat!«, giftete er mit tiefer Stimme und verschränkte trotzig seine kurzen Arme vor seiner Brust.
»Genau, Orks!«, begann ich, »Mir scheint es so, als ob die Bäume einen Hass gegen die Orks hätten und nicht auf alles, das zwei Beine hat.«
Legolas stimmte mir zu: »Dies ist nicht das Zuhause der Bäume. Sie gehören nicht hierher und von Elben und Menschen wissen sie wenig. Fern von hier sind die Täler, in denen sie sprossten. Aus Fangorns Tiefen, Gimli, sind sie vermutlich gekommen.«
Seine Worte ergaben Sinn. Dieser Wald glich dem Fangorn, und zwar seinen Tiefen. Die Bäume hatten die gleichen fingerartigen Äste und die düstere Geschichte. Den Hass auf alles, was ihnen Schaden angetan hatte. Er steckte tief in ihren Wurzeln verborgen, und doch erzählten die Äste im Wind ihre Geschichte.
Es war seltsam, aber wir Elben schienen die Natur zu hören, ihre Vergangenheit fühlen zu können. Einem Außenstehenden das zu erklären, schien mir als unmöglich, und so änderte der Zwerg auch nicht seine Meinung.
»Dann ist das der gefährlichste Wald in ganz Mittelerde«, beharrte Gimli und war vom Gedanken absolut nicht angetan, dass dieser Wald dem Fangorn entsprungen sein könnte. Er schüttelte sich und setzte fort: »Wenn euch beiden dieser Wald so gut gefällt, dann geht hinein, baut ein Haus und lebt zusammen an diesem unheilvollen Ort. Gründet eine Familie und habt Spaß, doch mich bekommt ihr da nicht hinein.«
Ich rollte mit meinen Augen.

Er kann es echt nicht lassen...

Warum der Zwerg so besessen von der Idee war, dass Legolas und ich etwas füreinander empfanden, verstand ich nicht. Es reichte schon, dass ich aufgrund Gimlis Worte zu sehr darüber nachdachte - bis hinein in vergangene Tage. Auch half es mir nicht weiter, dass ich über Legolas nicht normal nachdenken konnte, ohne wieder auf den Moment mitten in der Schlacht zu stoßen.
Ich wusste, dass ich es dieses Mal mit meiner provozierenden Absicht zu weit getrieben hatte; es war mir zum Verhängnis geworden. Hätte ich es einfach unterlassen, müsste ich nicht ständig darüber nachdenken. Vorerst würde ich es jedoch in den hintersten Teil meines Kopfes stecken, da wir auf einer Mission nach Isengard waren.
»Du hast recht Gimli«, meinte Legolas trocken, »Wir gehen in den Wald, und wenn dir die Bäume dann im Schlaf auflauern und dich töten, dann nennen wir unser erstes Kind in Gedenken an dich.«
»Aber natürlich in abgewandelter Form. Gimli klingt ziemlich zwergisch«, fügte ich hinzu.

Legolas und ich hätten bestimmt süße Kinder, dachte ich kurz, sehr kurz.

Des Zwerges folgende Seufzen brachte Legolas und mich zum Lachen. Ich verwarf meine Gedanken daher.
»Sehr witzig...«, grummelte Gimli, »Schon klar, ihr findet die Bäume vielleicht wunderbar, aber ich habe ein größeres Wunder in diesem Land geseh'n, schöner als jeder Hain oder jede Lichtung in allen Wäldern der Welt: Das Herz ist mir noch voll davon. Unbegreiflich sind mir die Menschen! Hier haben sie eines der Wunder der nördlichen Welt, und wie sagen sie dazu? Höhlen, sagen sie! Höhlen! Löcher, in denen man sich in Kriegszeiten verkriecht oder Nahrung speichert! Wisst ihr, wie weit und herrlich die Grotten in Helms Klamm sind? Scharen von Zwergen würden Pilgerfahrten antreten, nur um sie zu sehen, wüsste man, dass es sie gibt. Ja, in purem Gold würden sie dafür bezahlen, nur einen kurzen Blick auf sie werfen zu dürfen!«, schwärmte Gimli nun von den Höhlen, in denen er das Ende der Schlacht ausgesessen hatte. Wie vorhergesagt, hatte er diesen Ausflug wunderbar gefunden, doch Legolas hasste Höhlen. Mir waren sie bis vor kurzem egal gewesen, doch seit Moria würde ich so schnell keine Höhle mehr betreten.
Jedoch war ich froh, dass der Zwerg das Thema gewechselt hatte, auch wenn wir nun über Höhlen sprechen müssten.
»Und ich gäbe Gold dafür, dass man es mir ersparen würde und die doppelte Summe, um wieder herausgelassen zu werden, sollte ich mich je dorthinein verirren«, meinte Legolas.
Ich musste über den Gedanken lachen. Ein Legolas, der in einer Höhle umherirrte, dafür würde ich Gold bezahlen, um dies sehen zu können. Gar war es schon köstlich, den Elben in Moria gesehen zu haben, wie unerfreut er gewesen war.
»Du hast sie ja auch nicht gesehen, darum verzeihe ich dir deinen Spott!«, sagte Gimli, »Du redest jedoch Unsinn. Euer König in den Wäldern sitzt doch auch in Hallen unter einem Berg im Düsterwald und bei deren Bau haben einst Zwerge geholfen. Findest du die denn nicht schön? Es sind zwar nur Löcher im Vergleich zu den Grotten, die ich hier gesehen habe. So schöne Hallen, erfüllt von der Musik des tropfenden Wassers, und wenn Fackeln entzündet werden, dann glitzern Edelsteine, Kristalle und Adern von kostbarem Erz in den glatten Wänden. Paläste könnte man dort bauen, mit allem, was dazu gehört. Marmor, funkelnde Böden und Teiche in den weiten Hallen, mit glitzerndem Wasser. Fast so schön wie Frau Galadriels Haar, und so zieht sich die Schönheit von einem Raum zum andern, von Halle zu Halle, Palast zu Palast, Treppe zu Treppe, und immer weiter auf gewundenen Wegen bis ins Herz des Gebirges. Höhlen! Die Grotten in Helms Klamm! Ein glücklicher Zufall hat mich dorthin geführt! Ich könnte weinen, dass ich sie verlassen muss.«
»Dann wünsch' ich dir dies Glück, Freund Gimli, dass du den Krieg wohlbehalten überstehst und später wiederkehren kannst, um die Höhlen von Neuem zu sehen. Aber erzähle nicht deiner ganzen Sippe davon! Denn wie du von diesen Höhlen sprichst, scheint es, man könnte dort viele Schätze holen. Vielleicht ist es klug von den Menschen in diesem Land, sie nicht jedem zu zeigen.«
»Nein, du verstehst nicht«, widersprach Gimli Legolas, »Keinen Zwerg könnte solche Schönheit ungerührt lassen. Niemand von Durins Volk würde in diesen Grotten nach Steinen oder Erzen schürfen, und auch wenn dort Gold und Diamanten wären. Solch Schönheit würde mein Volk nicht zerstören. Wir würden Lichter schmieden, Lampen, wie sie einst in Khazad-dûm leuchteten.«
»Du setzt mir zu. So habe ich dich noch nie reden gehört. Fast bedaure ich nun, diese Grotten nicht gesehen zu haben, aber nur fast, ein klitzekleines Bisschen«, sagte Legolas, denn so wie der Zwerg gesprochen hatte, mussten diese Grotten förmlich funkeln.
»Ich werde einmal mit dir in diese Höhlen gehen, wenn du den Fangorn betrittst«, sprach Legolas. Gimli verlor etwas von seiner Freude.
»Dafür würde ich Gold bezahlen!«, lachte ich, »Legolas in einer Höhle und Gimli neben ihm voller Freude, und dann das gleiche Schauspiel im Fangorn umgekehrt!«
»Dann ist es geklärt«, meinte Gimli nur, »Wenn wir diesen Krieg überleben, dann wird unser Heimweg zwar länger, doch um diese Höhlen noch einmal zu sehen, ertrage ich den Fangorn und auch Lithil.«
»Immer bin ich die, die nervig ist!«, regte ich mich auf, »So schlimm bin ich nicht.«
Die folgenden Blicke erzählten Bände. Die beiden sahen mich so an, als ob ich Unsinn redete, anschließend lachten sie.
»Du bist umgänglich, wenn ich kein Zwerg bin«, spottete Gimli, dann klopfte er Legolas von hinten auf seine Schulter, »Doch der werte Legolas hier hat sicher früh genug gewusst, wie die liebe Lithil ist, und aufgrund dessen darf er sich nicht beschweren!«
Da hatte er recht. Der Elbenprinz hatte seit Anfang an gewusst, auf welche Sturheit und welches Ego er sich einließ, dennoch verbrachten wir bis heute Zeit miteinander.
»Die Wahrheit bringst du zur Geltung, Gimli, und ich würde auch nichts daran ändern wollen. Lithil ist der zweite Teil meiner Seele.«

Warum muss er es genau jetzt sagen, dachte ich, während mein Bauch aufgrund dieser Worte einen Sprung machte.

»Wahrhaftig süß!«, spottete Gimli, »Aber da wird wohl etwas dran sein.« Der Zwerg zwinkerte mir übertrieben zu, weshalb ich mit meinen Augen rollte. Zumindest konnte ich so verhindern, nicht verlegen zu werden.
Im Anschluss kehrte Stille ein und Legolas bemerkte, dass wir bald aus den Bäumen herauskämen.
»Wie weit ist es bis Isengard, Gandalf?«, fragte der Elb und Gandalf antwortete: »Etwa fünfzehn Wegstunden, so wie Sarumans Krähen fliegen. Fünf vom Ausgang des Klammtals bis zu den Furten und noch 'mal zehn von dort bis zum Tor von Isengard. Aber die ganze Strecke werden wir heute Nacht nicht zurücklegen.«
»Und was wird uns erwarten, wenn wir dort ankommen?«, fragte Gimli, »Du weißt es vielleicht, aber ich hab' keine Ahnung.«
»Genau weiß ich es auch nicht. Gestern, spät abends, war ich da, aber inzwischen kann viel geschehen sein. Ich denke aber, du wirst nicht sagen können, dass du den Ritt vergebens mitgemacht hast, auch wenn du die glitzernden Grotten von Aglarond dazu verlassen musstest«, endete Gandalf heiter und spielte auf unser Gespräch an, das er natürlich mitbekommen hatte, da er nur eine Pferdelänge vor uns ritt.
Im nächsten Augenblick verließen wir den Wald. Die Bäume blieben hinter uns und wie befanden uns am unteren Ende der Talschlucht, wo der Weg von Helms Klamm sich verzweigte. Ein Weg führte ostwärts nach Edoras, ein anderer zu den Isenfurten im Norden.
Als wir komplett aus den Bäumen waren, hielt Legolas kurz an, blickte zurück und schien etwas zu sehen, denn sofort rief er aus: »Dort sind Augen! Augen, die aus den Schatten der Zweige hervorblicken. Nie hab' ich solche Augen geseh'n!«
Überrascht hielt ich Maiden an, spähte zurück. Auch ich sah die Augen.

Was ist dort?

Legolas wollte zurückreiten, doch Gimli rief panisch: »Nein, nein! Tu' meinetwegen, was der Wahnsinn dir einredet, aber lass mich erst von diesem Pferd herunter! Ich will diese Augen nicht sehen!«, kreischte er förmlich und sah so aus, als ob er von Arod springen wollte. Unangebracht musste ich lachen, da dieses Bild köstlich war, doch Gandalfs Stimme veranlasste mich dazu, wieder ernst zu sein. Der Zauberer sah zurück und erhob seine Stimme: »Bleib da, Legolas Grünblatt! Geh' nicht zurück in den Wald, noch nicht! Jetzt ist nicht die Zeit.«
Während er dies sagte, traten drei seltsame Gestalten aus dem Wald. Sie waren groß und erinnerten an Trolle - zwölf Fuß oder größer. Ihr Körper war stark und wie junge Bäume schien ihre unebene Haut graubraun zu sein. Ihre Gliedmaßen lang, mit Händen, die viele Finger hatten. Ihr Haar stand steif ab und ihr Bart erinnerte an Moos.
Ihr Gesichtsausdruck schien erheitert zu sein, doch uns Reitern schenkten sie keine Beachtung. Sie legten plötzlich ihre langen Hände an den Mund und stießen schallende Rufe aus, klar wie Hornstöße, aber melodischer und wechselvoller.
Und als könnte es nicht seltsamer werden, wurden die Rufe beantwortet. Von Norden her sah ich weiterer ihrer Art, die über die Wiesen kamen. Ihr Gang war seltsam, dennoch waren sie schneller, als ich erwartete hätte.
Die Reiter neben mir machten Laute der Verwunderung und manche legten die Hand an den Griff ihres Schwertes.
»Ihr braucht keine Waffen. Das sind bloß Hirten. Sie sind nicht unsere Feinde und eigentlich interessieren wir sie überhaupt nicht«, beruhigte der Zauberer die Menschen.
Als ihre Artgenossen von Norden bei den drei am Waldrand ankamen, traten sie zusammen in die Schatten des Waldes ein, ohne uns eines Blicks zu würdigen.
»Hirten?«, fragte Théoden erstaunt, als wir wieder allein waren, »Was sind das für welche, Gandalf? Offenbar scheinst du diese Kreaturen zu kennen.«
»Es sind die Hirten der Bäume«, antwortete Gandalf, »Habt Ihr denn so lange schon keine Geschichten mehr gehört, wie man sie sich am Herdfeuer erzählt? Gewiss gibt es in Eurem Land Kinder, die sich an diesen Geschichten schon eine Antwort bilden hätten können. Ihr habt Ents gesehen, König. Ents aus dem Fangornwald. Den Fangorn, den ihr in euer Sprache Entwald nennt. Dachtet Ihr, dieser Name entspricht nur Märchen. Nein, Théoden, es ist anders: Für die Ents seid ihr nur eine schnell vergessene Geschichte. Und doch scheint es anders für die Menschen zu sein.«
Der König schwieg einen Moment. Auch Éomer und die anderen Reiter mussten verarbeiten, dass in vielen der alten Geschichten Wahrheit zu finden war. Wahrheit, die vergessen worden war.

Dies sind Ents und das Geheimnis des Waldes hat sich gelüftet.

»Ents...«, sagte der König langsam, »Aus meinen Erinnerungen der Sagen, glaube ich, kann ich allmählich ein wenig von dem Geheimnis dieser Bäume verstehen. Dass ich so 'was noch erleben kann. Eine sehr lange Zeit haben wir Menschen nur unsere Tiere gepflegt und die Felder bestellt, Häuser gebaut, Werkzeug geschmiedet oder sind ausgeritten, um Minas Tirith in seinen Kriegen beizustehen. Das ist unser Leben und unsere Weltanschauung. Was jenseits unserer Landesgrenzen war, kümmerte uns wenig. Lieder haben wir zwar, die von solchen Dingen berichten, aber die nehmen wir nicht ernst und bringen sie nur noch den Kindern bei. Und jetzt kommen Gestalten aus den Liedern von seltsamen Orten dieser Welt und lassen sich unter der Sonne blicken.«
»Ihr könnt froh sein, dass dies der Fall ist, König. Nicht nur das kurze Leben der Menschen ist in Gefahr, sondern auch das Leben jener, die Ihr für Sagengestalten gehalten habt. Ihr seid nicht ohne Verbündete, auch wenn Ihr sie nicht kennt. Nicht nur die Menschen kämpfen gegen den Feind an.«
»Und doch muss ich auch traurig sein. Denn wohin immer das Kriegsglück sich wenden mag, wird es nicht am Ende so sein, dass vieles, das schön und wunderbar ist, aus Mittelerde verschwindet?«
»Das mag sein«, Gandalf klang nachdenklich, »Saurons Übel lässt sich nicht völlig aus der Welt schaffen oder ungeschehen machen. Doch solche Tage sind uns beschieden. Nun weiter auf dem Weg, zu dem wir uns aufgemacht haben!«
Wir setzten uns wieder in Bewegung. Kurz sträubte ich mich und wollte am liebsten den Ents nachreiten. Auch für uns Elben waren sie bloß alte Sagengestalten, obwohl ich nie an ihrer Existenz gezweifelt hatte. Mehr hatte ich geglaubt, dass solche Kreaturen schon lange aus Mittelerde verschwunden waren, doch sie schienen nur unentdeckt geblieben zu sein.
Ob der Fangorn deswegen seinen dunklen Ruf bekommen hatte, war nun eine unausgesprochene Wahrheit, und auch bekam der Zorn Fangorns nun eine ganz andere Bedeutung.
Widerwillig musste ich dem Trupp folgen und auch Legolas schien lieber gerne auf Ent-Suche gehen zu wollen. Ganz allein Gimli war froh, dass wir den Wald immer weiter hinter uns ließen, der fortlaufend kleiner wurde.
Wir kamen aus den Schatten der Berge. Die Sonne ließ den Westen Rohans rot leuchten. Glühendes Licht traf die dahintreibenden Wolken von unten und viele schwarz gefiederte Vögel kreisten am Himmel.
»Die Aaskrähen nach getaner Arbeit auf dem Schlachtfeld«, sagte Éomer und blickte verdrossen in den Himmel zu den Vögeln.
»Alles bringt seine Vorteile für jemand anderen«, antwortete ich.
Der Mensch nickte. Er ritt neben Aragorn, der ebenso in den Himmel sah; doch mehr ging sein Blick gen Westen als zu den Krähen.
Ich glaubte, in seinem Blick etwas wie Sehnsucht finden zu können, und immer musste ich mir in mein Gedächtnis rufen, dass Aragorn in Bruchtal eine Elbin hatte, die er liebte. Viel hatte er nicht über sie erzählt, doch ich brauchte nicht mehr zu wissen, außer, dass der Mensch ein hoffnungsloser Fall der Liebe war und alles für seine Arwen tun würde.

Es wurde stetig dunkler. Langsam stieg der Mond auf, der bald voll sein würde, und sein kaltes, silbernes Licht ließ die Wiesenlandschaft wie ein weites, graues Meer aussehen.
Es waren um die vier Stunden seit der Weggabelung vergangen, als wir uns den Furten näherten.
Lange Hänge fielen zum Fluss hinab, der sich grausilber durch das Land ausbreitete. Der Wind trug Wolfsgeheul zu uns herüber. Drei Reihen flacher Trittsteine führten über den Fluss und dazwischen waren Furten für die Pferde. Doch brauchen schienen wir sie nicht. Es war nämlich kein Wasser zu hören, das über die Steine plätscherte. Das Flussbett war fast trocken und erinnerte an eine Wüste von Kieselsteinen und Sand.
»Trostlos sieht es hier aus«, meinte Éomer, »Welche Krankheit den Fluss wohl befallen hat? Viel Schönes hat Saruman vernichtet: Hat er nun auch die Quellen des Isen austrocknen lassen?«
»Saruman traue ich indessen alles zu«, erwiderte Gandalf.
Der König seufzte. »Müssen wir denn hier vorüber, wo die aasfressenden Tiere jetzt so manchen wackeren Reiter der Mark verzehren?«
Hier in der Nähe hatte Erkenbrand mit seinen Kriegern gekämpft, bevor wir in Helms Klamm angekommen waren. Viele Tote müssten in der Umgebung liegen und die Menschen schienen betrübt zu sein.
»Das ist unser Weg. Doch so sehr der Tod deiner Männer uns schmerzt, sollst du doch wenigstens sehen, dass die Bergwölfe sich nicht an ihnen gütlich tun. Ihre Freunde, die Orks sind es, die sie verspeisen: So hält man's unter Freunden bei ihresgleichen. Komm!«, versuchte Gandalf, den Menschen zuzureden, folgend trieb er Schattenfell an.
Wir ritten ans Ufer hinunter, und als wir näherkamen, hörte das Heulen der Wölfe auf. Der Anblick Gandalfs im Mondschein auf seinem Pferd flößte ihnen Angst ein und sie flohen.
Wir folgten dem weißen Reiter. Ein paar Reiter schienen ihren eigenen Schatten und einen Angriff zu befürchten.
»Seht!«, rief Gandalf aus, deutete mit seiner Hand auf ein Hügelgrab, das mit vielen Sperren geschmückt war, »Freunde waren hier schon am Werk. Hier liegen alle Männer der Mark, die in der Nähe gefallen sind!«
Die Reiter erfreute es, ihre Waffenbrüder nicht verwesend am Boden liegend vorzufinden.
»Mögen sie hier ruhen! Und wenn ihre Speere verrotten, sollen sie immer noch hier ihre Wache halten«, sprach Éomer respektvoll, seinen Kopf neigend.
»Gandalf, ist dies auch dein Werk? Du hast allerhand geleistet für einen Abend und eine Nacht«, sagte der König.
Der Zauberer lächelte leicht. »Mit Schattenfells und mit der Hilfe von anderen. Ich bin schnell und weit geritten, doch hier, an dem Hügelgrab, kann ich so viel zu eurem Trost sagen: Viele sind zwar in den Schlachten an den Furten gefallen, aber nicht so viele, wie in den Gerüchten dann daraus wurden. Viele wurden versprengt, nicht erschlagen und ich sammelte alle, die ich fand. Manche schickte ich mit Grimbold von der Westfold zu Erkenbrand, andere habe ich dieses Begräbnis machen lassen. Sie haben sich dann Eurem Marschall Elfhelm angeschlossen. Ihn habe ich mit vielen Reitern nach Edoras geschickt. Ich wusste, dass Saruman seine ganze Streitmacht gegen dich in den Kampf geworfen und sich nach Helms Klamm aufgemacht hat. Das übrige Land schien also von Feinden frei zu sein, aber ich befürchtete, Wolfsreiter und andere Plünderer könnten dennoch zur unbewachten Meduseld vordringen. Jetzt aber glaube ich, dass dergleichen nicht zu befürchten ist. Ihr werdet Euer Haus zu Eurem Empfang bereit finden, wenn Ihr heimkehrt.« Gandalf schien wahrlich nicht untätig in der letzten Nacht gewesen zu sein. Während wir gekämpft hatten, hatte er auf anderen Wegen geholfen.
»Froh werde ich sein, es wiederzusehen, obwohl mein Aufenthalt dort gewiss nur kurz sein kann«, sprach Théoden dankbar.
Nachdem alle Abschied genommen hatten, ritten wir durch den Fluss und auf das andere Ufer. Als wir uns entfernt hatten, hörte man die Wölfe wieder heulen und sie schienen weiter an den toten Orks zu fressen.

Wir kamen an eine alte Straße, die von Isengard zu den Furten herabführte. Ein Stück weit verlief sie am Fluss entlang, bog mit ihm nach Osten und dann nach Norden ab. Anschließend trennten die beiden sich und die Straße steuerte weiter aufs Tor nach Isengard zu. Wir ritten jedoch neben ihr auf dem kurzen, federnden Gras, um den Pferdefüßen Gutes zu tun. Die Tiere mussten nun ein schnelleres Tempo einlegen, und als fünf Wegstunden vergangen waren, machten wir für die Nacht Halt.
Der König war nicht mehr der Jüngste und schien müde zu sein. Wir befanden uns am Fuße des Nebelgebirges. Die langen Arme der Berge um das Nan Curunír streckten sich uns entgegen. Dunkel lag das Tal vor uns, da sich der Mond hinter den Bergen versteckte, und so schienen die Gipfel größer zu sein als sie eigentlich waren.
Das spärliche Licht reichte aber aus, um die Rauchwolke zu sehen, die aus den Schatten hervorging. Sie war so hoch, dass der Rauch im Licht des Mondes tanzte.
Neben Aragorn stehend, fragte ich mich, ob Isengard brannte.
»Was hältst du davon, Gandalf?«, fragte Aragorn den Zauberer, der auf seinem Stab gestützt zur Rauchfahne sah.
»Es wirkt, als ob Isengard brennt«, meinte ich und auch Éomer brachte sich in die Konversation ein. Er stellte sich neben mich, musterte den komischen Rauch, infolgedessen sprach er: »Dunst ist seit längerem der Begleiter dieses Tals, aber etwas wie das hab' ich noch nie gesehen. Das ist eher Dampf als Rauch. Bestimmt wird dies ein Begrüßungsgeschenk von Saruman. Vielleicht kocht er alles Wasser des Isens und darum ist der Fluss ausgetrocknet.«
»Vielleicht«, meinte Gandalf ruhig, seine Stimme schien ein Geheimnis zu tragen, »Morgen werden wir es erfahren. Nun lasst uns eine Weile ruhen, so gut es geht!«
Kurz darauf, als die Pferde versorgt waren, versammelten wir uns alle am Flussbett und ein paar der Männer schliefen sofort ein.
Ich legte mich hin, vor mich hindösend, doch da ich heute am Nachmittag geschlafen hatte, fiel es mir schwer, in eine tiefe Entspannung zu sinken. Ich starrte mehr in den Himmel und man hätte meinen können, dass ich die elbische Art des Träumens verfolgte, jedoch suchte ich nach Sternenbilder.
Legolas neben mir saß aufrecht da. Er musterte den ausgetrockneten Fluss eine ganze Ewigkeit lang.
Eine Stunde verging. Die meisten Pferdeherren schliefen unter dem klaren Himmel.
Gimli neben mir schnarchte vor sich hin. Leise und gleichmäßig.
Jedoch musste ich nicht noch länger versuchen, einzuschlafen, denn plötzlich schlug ein Wachposten Alarm.
Mit rasendem Herzen setzte ich mich auf und entdeckte eine Dunkelheit - schwärzer als die Nacht. Zu beiden Seiten des Flusses näherte sie sich, in nördlicher Richtung.
»Bleibt alle, wo ihr seid!«, rief Gandalf beruhigend, »Zieht keine Waffen! Wartet, und es wird vorübergehen!«, und so schwer es den Kriegern fiel, gehorchten sie.
Nebel sammelte sich um das Lager herum und schien aus dem Nichts zu wachsen. Zu beiden Seiten zog die Dunkelheit vorbei und ich konnte Stimmen hören, die miteinander flüsterten. Auch ein Stöhnen und ein nicht enden wollendes Seufzen.
Mein Herzschlag beruhigte sich langsam und meine Handflächen am Untergrund spürten das Beben. Meine Augen versuchten, der Dunkelheit etwas zuzuordnen, doch ich wurde nicht aus ihr schlau.
Wie eine Ewigkeit erschien es mir, bis die Finsternis durch die Bergketten verschwand, aber an Schlaf dachte niemand mehr in dieser Nacht. Zwar passierte nichts mehr, was uns Sorgen bereitete, nur der Isen erwachte wieder zum Leben. Plötzlich erklang ein Rauschen, ein Wasserschwall kam über die Steine herab, im Anschluss darauf plätscherte der Fluss fröhlich vor sich hin, so, als wäre nie etwas geschehen.

Als der Tag im Osten dämmerte, doch die Dunkelheit noch im Westen über den Bergen hing, setzte ich mich auf.
Legolas neben mir lag auf seinem Rücken, seine Augen geschlossen. Gleichmäßige Atemzüge ließen mich darauf schließen, dass er schlief.
Der Elb hatte seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt und ich fand es lustig, dass genau er eingeschlafen war. Vielleicht waren meine Fähigkeiten des Schlafens in der Nacht zu ihm gewandert, aber nun machte ich mich daran, ihn zu wecken.
Langsam beugte ich mich über Legolas. Ich legte mich seitlich auf seine Brust, um ihm mit meinem Zeigefinger in sein Gesicht zu tippen.
Er zuckte zusammen und ich entfernte meine Hand, als er seine Augen aufschlug. Mit meinen Unterarmen lehnte ich auf seiner Brust.
Ich sah ihn aus meinen grünen Augen an und erhob meine Stimme: »Einen wunderschönen guten Morgen, mellon nín!« (mein Freund)
Seine Augen blickten mir müde entgegen. Langsam wurde er wacher, und als er sich aufsetzte, richtete auch ich mich mit auf.
Ich verzog mein Gesicht und schlug nach der Hand des Elben, die mir ebenso mit seinem Finger gegen meine Stirn getippt hatte. Nicht sanft.
»Fühlt sich gut an, oder?«
»Fühlt sich gut an, oder?«, machte ich ihn nach, rieb mir meine Stirn, »So fest wie du, hab' ich es aber nicht gemacht!«
»Das hältst du schon aus.«
»Ja, stimmt. Dich halte ich schon länger aus.«
Unsere Gesichter waren sich so nahe, dass ich Legolas' Augenrollen von Nahem bestaunen konnte. Danach tippte ich ihm als Rache dreimal hintereinander gegen seine Stirn, aber schnell hielt er mein Handgelenk fest und hob seine Brauen.
»Fertig?«, fragte er genervt.
»Nein«, war meine einfache Antwort und mit der anderen Hand schnipste ich ihm nun gegen seine Stirn. Jedoch, als auch meine zweite Hand in Legolas' Besitz war, nickte ich. »Jetzt bin ich fertig.«
Zögerlich ließ er meine Handgelenke los. Selbstverständlich hätte ich nun abermals auf ihn losgehen können, doch ich beließ es dabei, da mir die Nähe etwas unangenehm wurde. Auch bemerkte ich ein paar neugierige Blicke auf uns.
Als ich aufstand und meinen Bogen aufhob, blickte ich nach rechts. Dort neben den Pferden entdeckte ich Aragorn, Éomer und Gimli.
Als sie meinen stechenden Blick bemerkten, wandten sich die ersten beiden ertappt und lachend ab. Gimli jedoch machte einen Kussmund.
Mit meinem Bogen in der Hand warf ich ihm einen weiteren Blick zu, der symbolisierte, dass ich ihn damit töten könnte. Er warf bloß seinen Mantel etwas zur Seite und tätschelte seine Axt am Gürtel.
Bevor wir unsere Blickkonversation weiterführen könnten, legte mir Legolas eine Hand auf die Schulter und raunte heiter an meinem Ohr: »Der Pfeil ist es nicht wert.«, und da musste ich ihm zustimmen. Ebendeswegen unterband ich den Blick zu Gimli. Wenig später brachen wir auf.

Das Licht drang grau und fahl durch die Wolken. Überall hing dichter Nebel. So dicht, dass er den Sonnenaufgang samt Umgebung verschluckte.
Wieder auf den Pferden sah ich nämlich nur ein Stück nach vorne, obwohl meine Elbenaugen sonst bis in endlose Weiten blicken konnten. Die Pferde ritten nun auf der Straße und die Hufe erzeugten klackernde Geräusche.
Wir waren im Nan Curunír, dem Tal des Zauberers, angelangt. Ein Tal, das einst grün und voller Leben gewesen war, jedoch hatte sich einiges geändert. Unter den Mauern von Isengard lagen noch Äcker, aber zum größten Teil war eine Wildnis voller Unkraut und Dornengestrüpp zu sehen. Alles wirkte verwildert und ungepflegt. Keine Bäume waren zu sehen, nur ihre abgehakten Baumstümpfe.
Es war ein trostloses Land, Rauch und Dampf trieben in Wolken darüber hinweg. Stille war in unseren Reihen eingetreten und es schien, als ob die Reiter trübe Gedanken bekamen. Viele schienen sich zu fragen, wie das Ende des Ritts aussehen würde, was wohl die Schatten der vorherigen Nacht zu bedeuten hatten.
Nach ein paar Meilen veränderte sich die Straße und wurde zu einer breiten Allee, gepflastert mit großen viereckigen Steinen. Plötzlich sahen wir eine hohe Säule vor uns. Sie war schwarz und Nebel umgab sie. Doch ganz deutlich sah man das Symbol, das sie trug: Eine große, weiß gestrichene lange Hand.
Der ausgestreckte Zeigefinger der Hand wies nach Norden und das Schild deutete uns, dass es bis zu dem Tor Isengards nicht mehr weit war.

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