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*Cain-a-odog ☆ Dúath eneth nîn

Mein zweiter Schatten

Lithils point of view
1 000 Jahre zuvor:

»Tolo nan, nan men tolo a mbârem« (Kommt mit, kommt mit in unsere Heimat), summte ich vor mich hin, als ich meiner Arbeit nachging. Vor mir führte ich einen Wäschewagen her, denn heute hatte ich die Aufgabe bekommen, mich um die Gemächer im dritten Stock zu kümmern.
Es waren ein paar Wochen vergangen, in denen ich mich in meinem neuen Zuhause eingelebt hatte, und ich musste sagen, dass ich mich langsam wohlfühlte. Ja, der Wäschedienst war nicht meine Lieblingsbeschäftigung, doch da viele Elben in der Dienerschaft arbeiteten, war die Arbeit nicht stressbehaftet.
Ich musste mir einfach immer wieder in Erinnerung rufen, dass mein Leben schlimmer sein könnte. Zurückgedacht hätte ich auch von diesem Ork umgebracht werden können, dann machte ich lieber Wäschedienst für eine Zeit.
»Na mârem i minuial, na mârem i aduial« (Unsere Heimat ist die Morgendämmerung, unsere Heimat ist die Abenddämmerung), sang ich weiter vor mich hin. Meine Füße schlenderten lautlos über den Boden.
Es war eines der Lieder, welches ich überhaupt kannte, und so hallte meine leise Stimme im Gang wider. Ein Gang, der mir immer noch wie ein Labyrinth erschien, doch zum Glück hatte Elif für mich das Rätsel gelöst. Am Rand vom Boden waren bunte Mosaiksteine eingelassen, deren Farbtöne den Weg durch die Weiten des Palastes angaben. Ich musste jedoch nicht erwähnen, dass mir diese kleinen Wegmarkierungen nicht viel halfen, dennoch war ich froh, über sie Bescheid zu wissen. Nach diesen paar Wochen hatte ich mir schon einige Wege gemerkt.

Wie oft ich mich verirrt habe, darüber will ich nicht nachdenken...

Meine Füße bewegten sich geräuschlos durch den dritten Stock, welcher wie alle anderen dunkel war. Dunkel, da es nur wenig Fenster gab, die nur in der Fassade eingelassen waren.
Aus diesem Grund schlenderte ich im düsteren Gang, erleuchtet von magischen Lampen. Diese schimmerten Grün und ihr Licht ließ die Steingänge wie eine magische Höhle wirken. Die Decke war schön geschwungen und an den Ecken der Gänge gab es oft Säulen aus Stein, mit Verzierungen aus Holz und Metall. Sie stellten kleine Bäume dar, an deren Ästen aus Metall kleine Laternen hingen.
Ich passierte gerade eine solche Ecke, bog links ab und machte ich mich auf den Weg nach draußen zu den anderen. Meine Beine trugen mich durch den Palast, der eine ganze Geschichte zu erzählen hatte. Eine Geschichte, die sich bis in eine weit entfernte Vergangenheit zog.
»Tolo nan, nan men tolo a mbârem« (Kommt mit, kommt mit in unsere Heimat), summte ich weiter, und zwar im Gewissen, allein zu sein, aber dem war nicht so.
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr singen könnt, Lithil aus Anor. Genauso wenig wie ich gewusst habe, dass Ihr aus dem Dorfe Anor stammt«, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich erschrak, was mein Herz schneller schlagen ließ.
Es handelte sich um niemand anderes als Prinz Legolas persönlich, von dem ich gedacht hatte, dass ich ihn für eine länger Zeit nicht mehr sehen würde.

Ja, da habe ich falsch gedacht, denn nun ist er hier, wie er leibt und lebt.

Als ich ihn musterte, konnte ich meine Augen gerade noch davon abhalten, dass diese in meinen Augenhöhlen tanzten; sein Grinsen war viel zu breit.
Ich blieb im nächsten Augenblick stehen, meine Augen beobachteten den blonden Elben, der selbstsicher zu mir im dunklen heranschritt und dies absolut nicht verbarg. Er war in Grün und Braun gekleidet, die silbernen Gürtelschnallen seiner Ausrüstung schimmerten im grünen Licht der Lampen.
Ich stand zwischen zwei Lampen, und als der Prinz bei mir angekommen war, hob ich eine Braue.
»Und ich habe nicht gewusst, dass sich Eure Wenigkeit in diesem Gang aufhält«, sprach ich im gleichen Tonfall zurück. Ein von mir ausgesprochenes Fazit, das den Prinzen etwas aus der Fassung brachte.
»Warum sollte sich meine Wenigkeit nicht in diesem Gang aufhalten?«, fragte er sofort und somit hatte ich das erreicht, was ich hatte erreichen wollen; ich führte die Konversation und nicht der Elb, der mir nun wie ein zweiter Schatten folgte, als ich begann, mich wieder in Bewegung zu setzen.
»Zum einen ist dies das Stockwerk der Gelehrten. Wenn Ihr also nicht beschlossen habt, Eure Waffen niederzulegen, dann ja. Ich habe nicht erwartet, Euch anzutreffen.«
Er schwieg darauf kurz und sah sich im Gang um. Dem Elben schien erst jetzt klar zu werden, dass seine Wenigkeit sich wahrhaftig im Stockwerk der Gelehrten aufhielt.
»Was, wenn ich nur Eurer lieblichen Stimme gefolgt bin?«
»Also mir nachgestellt habt?«, eine Gegenfrage.
Ich hob beide Brauen, blickte Legolas provozierend entgegen und seine blauen Augen lagen auf mir. Augen, die eine Mischung aus Genervtheit und Amüsiertheit ausstrahlten.
»Sollte ich mich jetzt schlecht fühlen?«, fragte er einen Wimpernschlag später und gestand, dass es eine Art Nachstellen gewesen war.
»Nein, dennoch, vielleicht etwas ertappt.«
Meine Stimme hatte ruhig geklungen und ich bemerkte, dass er immer noch neben mir herging. Neben mir herging und weniger Abstand, als dass mir lieb wäre, einhielt. Jedoch, warum ich heute der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit geworden war, wusste ich nicht. Trauen, einen Prinzen über seine täglichen Verpflichtungen auszufragen, tat ich ebenso wenig, auch wenn es mich auf eine komische Art und Weise interessierte, doch alles andere außer Waschdienst war interessanter.

Ja, auch die Konversation mit Legolas ist interessanter, doch das zuzugeben, vermag mein Ego nicht.

»Ertappt würde ich mich vielleicht fühlen, wenn es nicht zu meinen Aufgaben gehören würde, über die Bewohner des Düsterwaldes Bescheid zu wissen.«
Legolas sah mich von der Seite aus an, aber ich schüttelte nur amüsiert meinen Kopf.
»Es gehört also zu Eurer Aufgabe, mich beim Singen zu belauschen, um mir folglich aufzulauern?«, meine Stimme klang süß, nichtsdestotrotz war aus jener ein neckender Unterton herauszuhören.
»Ihr verdreht meine eigenen Worte!«, regte er sich schon auf, warf seine Hände in die Luft.
»Dann hättet Ihr Eure Worte weiser wählen sollen.«
Langsam konnte ich ein kleines Grinsen nicht mehr unterdrücken, da jetzt Legolas' Kopf zu mir schnellte und seine Augen funkelten. Ob ich übertrieben hatte, keine Frage, doch ob es mir Freude bereitete, stand ebenso außer Frage.
»Ihr seid, argh! Unmöglich und stur!«, regte er sich weiter auf und hatte recht. Nicht ohne Grund hatte ich es immer geschafft, meinen Vater zur Weißglut zu bringen. Diese Eigenschaft hatte ich leider von meiner Mutter geerbt, denn sie hatte immer gewusst, wie man Personen aus ihrer Haut fahren ließ.
»Ihr habt gewusst, dass ich so bin. Dies habt Ihr schon bei unserer ersten Begegnung angemerkt, trotzdem sucht Ihr immer wieder das Gespräch zu mir. Ich werde mir also nicht die Schuld an Eurer Aufgebrachtheit zuschreiben«, sprach ich lieb und kam zur Treppe der Bediensteten. Eine Treppe, die ins Innere des Palastes und seine unterirdischen Gänge für die Dienerschaft führte.
Warum die Dienerschaft eigene Gänge hatte, hatte mir Elif erklärt, denn diese Gänge waren, ähnlich wie die Geheimgänge des Palastes, miteinander verbunden. Sie führten durch das ganze Schloss auf kürzeren Strecken, was viele Arbeiten erleichterte. Auch meine Arbeit, da die Treppen der Bediensteten mit einer kleinen Rampe versehen war, damit ich den Wäschewagen nach draußen zum Waschen bringen könnte.
Ich wandte mich wieder Legolas zu, der die richtigen Worte in seinem Kopf zu suchen schien. Wahrscheinlich wollte er, dass ich sie nicht gegen ihn benutzen könnte, dann sprach er los: »Ich glaube, dass ich genau aufgrund Eurer Persönlichkeit gerne mit Euch rede. Ihr seid nicht wie die meisten Elben hier im Palast, da Ihr Kontra gebt und nicht alles schönredet, was natürlich hin und wieder nervig ist.«
Ich hob eine Braue.
»Ich tue einmal so, als ob ich den letzten Teil Eurer Worte überhört habe. Eine Dame als nervig zu betiteln, schickt sich nicht«, ich machte eine kurze Pause, in der ich mit einem kleinen Seufzer belohnt wurde, »Für den Grund meines Wesens könnt Ihr Euch ja mit dem Fakt, dass ich eine Halbelbin bin und von meiner Mutter, die eine der Dúnedain war, aufgezogen wurde, befriedigen. Vielleicht mag dies ein paar Fragen beantworten.«
Ich wandte mich der Treppe zu und ließ Legolas zurück, der noch gerne weiter plaudern wollte, doch ich hatte heute noch Arbeit zu erledigen.
»Wenn Ihr mich nun entschuldigt, diese Wäsche wäscht sich leider nicht von selbst«, sagte ich Worte des Abschieds. Ich schritt die Treppe hinab, um meiner restlichen Arbeit nachzugehen. Der Prinz schenkte mir ein Nicken zum Abschied.

Nach meinem Arbeitstag streifte ich durch den angrenzenden Düsterwald, der sich außerhalb der inneren Mauer, die zum Palast und dessen Hof gehörte, umschloss. Eine zweite Mauer schloss einen größeren Teil des Düsterwaldes ein, in welchem ich mich gerade befand. Diese Gegend war ein Zuhause für viele Bauernfamilien, an deren Häusern ich vorbeischritt. Auch gab es hier ebenso einen Wochenmarkt und ich wusste, dass es in der Nähe eine große Weide für die Pferde der Krieger gab. Jedoch, was sich noch alles in diesem weiten umliegenden Land befand, wusste ich nicht, aber ich war neugierig, es herauszufinden.
Viel mehr Beschäftigung in meiner Freizeit hatte ich noch nicht gefunden, und so schritt ich unter den Baumkronen entlang. Sie spendeten reichlich Schatten, ob gar sich die Strahlen der Sonne durch das dichte Blätterdach kämpfen mussten.
Sie tauchten den Wald in ein goldenes Licht. Es wurde langsam Abend, trotzdem war es wohlig warm, denn der Frühling war endgültig eingetroffen.
Meine nackten Füße wurden von dem saftigen Gras gekitzelt, das seine Halme begierig zur Abendsonne hinstreckte. In ein fließendes hellgrünes Kleid, mit einem Nackenträger, gekleidet, setzte ich meinen Weg fort. Ein Weg, der kein bestimmtes Ziel hatte, jedoch, als meine Ohren das Plätschern von Wasser hörten, entschied ich, diesem Geräusch nachzugehen.
Ich ging weiter voran, wobei meine Finger die angrenzenden Bäume berührten, ihre Rinde streichelten. Viele der Bäume waren älter als ich, weshalb ich ihnen mit Ehrfurcht und Respekt begegnete.
Mein Weg fand vor einem kleinen Wasserfall ein Ende, der rauschend vor mir stand. Zu seinen beiden Seiten war eine Felswand und durch ihre Mitte hatte sich das Wasser in all den Jahren einen eigenen Weg geschaffen, der durch dickes Gestein führte. Mir kam wieder in Erinnerung, dass dies eine der vielen Quellen des Düsterwaldes sein müsste, aus welchen das Königreich Wasser bezog.
Meine Beine trugen mich automatisch zum kleinen See zwischen den Felsen, wessen Wasser dunkelblau erschien und immer wieder aufgewühlt wurde. Kleine weiße Luftblasen schwammen auf der dunklen Wasseroberfläche und mit meinen Zehen testete ich die Temperatur. Das Wasser war kühl, und doch so erfrischend, einladend, dass ich gerne darin baden wollte.

Was hält mich ab?

Mit einem Blick in meine Umgebung, stellte ich sicher, ob niemand in der Nähe war, obwohl dies unwahrscheinlich war.
Nur die Lieder der Natur waren zu hören, als ich mein Kleid auszog und langsam ins Wasser stieg. Der Grund war nicht weit von meinen Füßen entfernt und das Wasser reichte mir bis zu meiner Brust. Es entfachte eine kleine Gänsehaut auf meiner Haut, die hell unter der Wasseroberfläche erschien.
Ich machte meine Haare nass und spürte ein paar Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzeln, als ich mich dem brodelnden Wasserfall näherte. Ich konnte bis zu ihm heranschreiten und blieb stehen, als das weiße Wasser vor meinem Gesicht brodelte. Es rauschte wild in meinen Ohren.
Ich hielt meine Fingerspitzen dagegen. Diese spürten seine Stärke und den Versuch des Wassers, meine Hände unter seine Oberfläche zu ziehen, um sie in seinem Reich festzuhalten. Eine Welt aus Dunkelheit und Frieden, die von dumpfem Rauschen eingehüllt wurde.
Das brachte mich zum Lächeln, denn umgeben von der Natur und bei mir selbst zu sein, stimmte mich glücklich, friedlich, doch etwas störte diese Ruhe. Es hörte sich wie das Knacken von einem Ast an.
Als ich weiter lauschte, mich ein Stück vom tosenden Wasserfall entfernte, tauchte ich tiefer ins Wasser ein und bedeckte meine entblößte Brust mit meinem rechten Arm.
Meine Augen musterten den Wald über mir. Abermals war etwas wie Schritte zu hören. Sehen tat ich nichts, jedoch täuschten sich meine Ohren nicht, da ich mir das Geräusch nicht eingebildet hatte.
»Wer ist hier?«, rief ich in die Umgebung.
Stille.
»Ich weiß, dass Ihr hier seid! Zeigt Euch!«, setzte ich nach und in der Tat. Ich hörte ein erneutes Rascheln, dann eine Stimme hinter mir: »Ihr habt ein gutes Gehör.«
Sofort drehte ich mich erschrocken um. Niemand anderes als Legolas stand dort, wo ich ins Wasser gestiegen war, und komischerweise trug er alle seine Waffen.
Ich freute mich natürlich sehr, ihn zweimal am selben Tag zu sehen, also eine rein sarkastische Freude, die durch den Fakt, dass ich keine Gewänder trug, verdoppelt wurde.
»Wenn Ihr dies nicht als Nachstellen bezeichnet, dann weiß ich auch nicht weiter«, witzelte ich, versuchte, meine Unsicherheit zu überspielen.
Meine Augen funkelten heiter, als ich mich ihm komplett zuwandte, darauf bedacht, dass er mich nicht entblößt, geschaffen von Mutter Natur, sah.
»Eigentlich hab' ich sogar eine ziemlich plausible Erklärung für meine Anwesenheit.«, Legolas blickte mir bewusst nur in meine Augen.
»Ach und die lautet?«, fragte ich und sah den blonden Elben an, der an einem Baumstamm lehnte, mit verschränkten Armen vor seiner Brust.
»Ich war trainieren und wie durch Zufall ganz in der Nähe«, er deutete auf seine Waffen, »obwohl ich zugeben muss, dass Ihr mich erschreckt habt, als ich Eure Stimme rufen habe hören. Normalerweise ist hier niemand.«
Während er sprach, musterte ich ihn von oben nach unten und erblickte einen Bogen samt Köcher auf seinem Rücken, ebenfalls zwei längere Schwerter und einen Dolch an seinem Gürtel. Legolas bemerkte meinen Blick, doch sagen tat er nichts.
»Man hätte fast glauben können, dass Ihr hier wärt, um regelmäßig unschuldige Elbinnen zu bespannen«, ich zwinkerte, »Aber Eure Geschichte klingt plausibel, und so schenke ich ihr meinen Glauben. Jedoch, wenn Ihr die Güte besitzen und mir Euren Rücken zuwenden würdet, sodass ich mich ankleiden kann, dann wäre ich überaus erfreut.«
Etwas zu schnell nickte der Elb. Er schien wieder zu bemerken, dass ich nichts anhatte. Er drehte sich um und ich schwamm zurück zur Stelle, wo mein Kleid lag. Mit einem skeptischen Blick sah ich noch einmal zu Legolas, der immer noch mit dem Rücken zu mir stand.

Ein schöner Rücken, kam mir in den Sinn, doch da dies die falschen Gedanken waren, zwang ich mich dazu, wegzusehen.

Ich zog mich schnell an. Danach drückte ich das restliche Wasser aus meinen Haaren, da ich nicht wollte, dass das helle Kleid auf die Idee käme, durchsichtig zu werden.
»Ihr könnt Euch wieder umdrehen«, sagte ich an Legolas gewandt, der immer noch stur in die andere Richtung geblickt hatte.
Er wandte sich mir zu und da mein Kleid schulterfrei war, mit einem Träger um den Hals, entdeckte er natürlich die Flecken, die immer noch auf meiner Haut waren. Viele waren bereits verschwunden.
»Eure Verletzungen heilen«, sprach er das Offensichtliche aus und sah auf meine gelben Flecken, die beinahe nicht mehr zu sehen waren.
»Hier hat mir auch niemand Leid zugefügt. Sie müssen also heilen.«
»Solltet Ihr wollen, dass sich der König um die Person kümmert, die Euch Leid zugefügt hat, wird er dies tun. Sagt Ihr nichts, wird er sich irgendwann selbst darum kümmern, doch er gibt Euch genügend Zeit, um das Tempo zu bestimmen.«
Ich blickte Legolas starr an, dachte darüber nach, ob ich wollte, dass mein Vater bestraft würde.
Zwar glaubte mir jeder, dass ich Opfer von Gewalt geworden war, denn meine Verletzungen waren offensichtliche Beweise. Auch hatte ich eine gefährliche Flucht auf mich genommen, um meinem Vater zu entkommen.

Will ich, dass mein Vater zur Rechenschaft gezogen wird, fragte ich mich, doch kam zu keiner Antwort. Zu frisch waren die Wunden, und zwar die seelischen.

»Ich werde darüber nachdenken«, antwortete ich und begann, mich in Bewegung zu setzen, weil hier zu stehen und über meine Verletzungen sowie Vater zu reden, nicht das war, was ich tun wollte.
Ich ging den kleinen Hang hinauf, wobei mir Legolas natürlich folgte und seine Stimme erhob: »Ihr könntet lernen, Euch selbst zu verteidigen?«
Sofort schnellte mein Kopf zum Prinzen, der es ernst zu meinen schien. Ich blieb mitten am Hang stehen, stand etwas schief.
»Wie meint Ihr das?«, ich hob eine Braue und wusste nicht, wie er sich seine Worte vorstellte.
»Ich habe doch Euren Blick gesehen, nicht nur jetzt, sondern auch schon vorher, wie Ihr Krieger mustert. Auch glaube ich, dass Ihr selbst das Bedürfnis habt, nicht auf andere angewiesen zu sein.«
Legolas sah mich an und zum ersten Mal wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ebendeswegen ging ich den Hang hinauf. Bald kamen wir zurück zum Weg, der zum Palast führte.
»Alle haben mir immer gesagt, dass Waffen nur etwas für Männer sind...«
»Und daran glaubt Ihr?«
Ich überlegte.
»Nein«, gestand ich und dachte an alle Situationen, in denen es mir geholfen hätte, nicht nur mich selbst verteidigen zu können, sondern auch noch den Umgang mit Waffen erlernt zu haben. Mein Vater und der Ork, der mich beinahe umgebracht hatte, standen dabei im Fokus.
»Dann ist dies beschlossene Sache. Ich bringe Euch bei, wie Ihr Euch verteidigen könnt. Zuerst die Grundlagen für Notfälle, dann sehen wir weiter, wie Ihr Euch anstellt«, seine blauen Augen beherbergten ein neues Glitzern, »Was haltet Ihr, wenn wir uns morgen wieder hier um dieselbe Uhrzeit treffen?«
Ich überlegte und war vollkommen überfordert. Mein Herz musste jedoch ja sagen.
Ich nickte, lächelte leicht und erhob meine Stimme, die wieder selbstbewusster klang: »Ich freue mich darauf, doch verlangt Ihr nichts im Gegenzug?«, fragte ich verwundert, als wir beim inneren Stadttor angekommen waren, das noch offenstand, da es sich erst am Abend schloss.
»Nein, Euch auf den Boden bringen zu können, reicht mir zu Anfang als Gegenleistung, doch eines könnt Ihr für mich tun.«
Legolas klang ein bisschen zu sehr erfreut. So erfreut, dass ich ihm sofort glaubte, dass ich den Boden öfters als sein Gesicht sehen würde.
»Und dies wäre?«, ging ich auf seine Worte ein. Gerade nickte der Prinz einem Elben zu, der beim Stadttor stand und dem Prinzen zunickte.
»Ihr könnt mich bei meinem Namen nennen.«
Verdutzt nickte ich; ich hätte nie daran gedacht, den Prinzen einfach beim Namen zu nennen, doch ich sollte es schaffen, und etwas geehrt fühlte ich mich dann doch. Obwohl meine Hauptemotionen Verwirrung und Überforderung waren.
»Das werde ich schon hinbekommen, Legolas«, bestätigte ich zögerlich.
Er lächelte mich an. Es schien ihm viel zu bedeuten, dass wir uns auf einer weniger formalen Ebene unterhielten. Vielleicht lag es daran, dass er mit seinem hohen Rang wenig normale Gespräche führte, aber ich wollte nicht über sein Privatleben spekulieren.
»Dann bis morgen, Lithil, und zieh' dir etwas an, das dreckig werden kann«, verabschiedete er sich mit einer kleinen Verbeugung.
Ich erwiderte sein Lächeln. Ein Lächeln, bei welchem ich das erste Mal das Gefühl hatte, als ob es auf beiden Seiten komplett ehrlich war.
Legolas verschwand folglich in die andere Richtung und kurz sah ich ihm noch hinterher, um das Geschehene zu verarbeiten. Nicht nur hatte ich den Prinzen heute zweimal getroffen, sondern er würde mir das Kämpfen beibringen, und ich nannte ihm beim Vornamen.
Alles Dinge, die ich mir nicht erdenken hatte können, und so ging ich irritiert in mein Zimmer.
Auf dem Weg dorthin lief ich Elif über den Weg, die mich mit Legolas zuvor zusammen gesehen hatte, doch sie sagte nichts. Sie lächelte mich nur seltsam an, aber ich dachte nicht darüber nach, wollte bloß in mein Bett. Morgen würde ein langer Tag werden, das war mir klar.

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