91. Kapitel - Böse Gedanken
Legolas' point of view
550 Jahre später:
»Sollten wir es ihr sagen?«, hörte ich eine Stimme, die so tief war, dass ich sie nur Gimli zuordnen konnte. Ich fand den Zwerg neben den Hobbits oben auf der letzten Ebene der Weißen Stadt. Von hier aus konnte man in beeindruckende Weiten blicken und immer etwas Neues entdecken, wenn man sich die Zeit nehmen und in die Ferne sehen würde. In diesem Moment war der Himmel eine reine dunkle Wolkendecke. Die unterschiedlichsten Grautöne waren zu erkennen und gefährlich verdickten sich die Wolken, sodass ich in den Höhen bereits Donner vernahm. Die Luft roch nass und es wirkte, als ob der Himmel einen aufs Haupt fallen würde. In der Luft lag Anspannung, die bald explodierte und genau deswegen war ich auf die letzte Ebene gekommen. Ich hatte zuvor mit Aragorn über gewisse Angelegenheiten gesprochen, die er nun als König Gondors mit mir als Prinzen des Waldlandreiches besprechen konnte. Ich hatte ihm angeboten, dass mein Volk helfen würde, Minas Tirith zur schönsten Menschenstadt Mittelerdes zu machen, und der neue König hatte sich über meine Worte gefreut. Gewiss müsste ich in meiner Heimat alles noch mit meinem Vater und den hohen Elbenfürsten des Waldlandreiches besprechen, aber bestimmt würden wir Elben unsere Hilfe anbieten. Aragorn war ein Freund meines Volkes und nach diesem Gespräch hatte ich mit ihm über noch etwas andares sprechen wollen.
Als wir in Ithilien verweilt hatten, hatte ich das Gefühl nicht losbekommen, als ob dies Land sich nach den Elben sehnte, und wie ich bereits angesprochen hatte, wollte ich dieses Land besiedelt sehen. Das Dritte Zeitalter neigte sich dem Ende zu und tief in meinem Herzen spürte ich, dass mit dem Vierten Zeitalter die Zeit der Elben langsam ein Ende finden würde. Nicht nur im Düsterwald, obwohl dort die Elbenherzen weniger Sehnsucht nach dem Westen verspürten, doch auch in Imladris und Lórien hatte ich in den Herzen der Elben diese Sehnsucht gespürt. Der Krieg gegen Sauron schien vielen klargemacht zu haben, dass die Ära der Elben bald einen Schluss fand. Im Westen war unser wahres Zuhause und ich war mir sicher, dass in den nächsten Jahren viele Elben Mittelerde verlassen würden. Natürlich würden die Elben nicht verschwinden, denn in der Stadt der Großen Bäume hatte ich viele Elben getroffen, die wahrscheinlich noch eine lange Zeit in Lothlórien weilen würden. Zu schmerzvoll wäre der Abschied von den prächtigen Mallornbäumen, als dass der Westen diesen Elben Frieden schenken könnte. Und, wie es Elben in Lórien gab, die noch nicht nach Westen segeln würden, so gab es sie auch im Düsterwald, der schon bald wieder zum Grünwald werden würde, und in Imladris zu finden. Diese Elben schienen mir perfekt zu sein, neben den drei großen Elbenstädten eine neue Heimat zu gründen. Die Waldelben könnten Ithilien zum schönsten Fleck Mittelerdes machen und diese Gedanken hatte ich Aragorn mitgeteilt. Er kannte das Volk der Elben gut und schien meine Gedanken zu teilen. Aus diesem Grund würde ich über diese Angelegenheit mit König Thranduil und den Elbenfürsten sprechen. Vielleicht würde in den nächsten Jahren eine Waldelbenkolone nach Ithilien ziehen, doch das könnte nur die Zukunft zeigen. Zumindest schien Aragorn der Gedanke zu gefallen, das Elbenvolk nah an seiner Heimat zu wissen, und desgleichen könnte das Vierte Zeitalter das erste werden, wo Menschen und Elben Seit an Seit lebten. Die Zwerge dürfte man ebenfalls nicht vergessen, denn schon bald würde man mehrere von ihnen in der Weißen Stadt sehen. Gimli hatte König Elessar versprochen, dass sein Volk Minas Tirith ein neues Stadttor bauen würde und noch andere Strukturen in der Stadt zu verbessern, die dem Zwerg ein Dorn im Auge waren. Die Menschen Gondors würden bald ihren Augen nicht mehr trauen können, denn noch nie hatten Elben und Zwerge zusammen den Menschen geholfen – eine neue Ära war angebrochen.
In Gedanken versunken, kam ich beim Zwerg und den Hobbits an, die im Durchgang standen, der zur letzten Ebene führte. Mit dem Dach überm Kopf, das sie vor dem herannahenden Gewitter schützen sollte, blickten sie auf die große Ebene und ich erhob meine Stimme: »Wer soll was wem sagen?«, nahm ich Bezug auf Gimlis vorherige Worte und die Drei drehten sich um. Neben ihm standen Merry und Pippin, denn Frodo und Sam waren mit Gandalf im Anwesen, da es bald gewittern würde. Sie waren schlauer als wir, die hier draußen standen. Mein Blick fiel auf Gimli, der ein schelmisches Grinsen zur Schau stellte. Ich trat näher an den Ausgang des Durchgangs heran und blickte über den Hof der Ebene. Auch hier war der Himmel dunkel, doch eine gewisse Elbin schien vom Wetterumschwung nichts mitzubekommen. Auf der Mauer seitlich ausgestreckt lag Lithil und schlief friedlich. Sie hatte den Kopf Richtung Abgrund und ich konnte nur ihren Rücken und Haare sehen. Sie trug ein braunes Kleid mit kurzen Trägern, für das es langsam zu frisch wurde, sodass sogar ich meinen Elbenmantel trug. Jedoch schien sie die aufkommende Kühle, vom Norden durch den Wind kommend, und das Donnern über ihr nicht zu hören.
Wieder fragte ich mich in diesem Moment, wie diese Elbin solche Schlafgewohnheiten haben konnte, da sie mit ihnen fast schon denen der Waldläufer Konkurrenz machte. Auf unserer Reise in der Ringgemeinschaft hatte ich mich oft über Aragorns Talent, in jeder noch so unangenehmen Erdgrube schlafen zu können, gewundert, doch Lithil machte dem gerade ernsthafte Konkurrenz. Sie teilte sich zwar das eben genannte Talent mit den Waldläufern, doch im Gegensatz zu ihnen hatte sie einen festen Schlaf.
»Sie wird uns alle töten, wenn wir sie nicht wecken«, sprach ich, mit dem Blick in den Himmel.
»Dann sind wir einfach zu spät gekommen, um sie zu warnen, ganz einfach«, antwortete Gimli und rieb sich fies grinsend seine Hände. Er schien sich in diesem Augenblick an alle Momente zu erinnern, als Lithil ihn mit Wasser übergossen hatte, und leider hatte der Zwerg recht; Lithil würde diese kleine Abkühlung nicht schaden. Ich selbst spürte in meinem Inneren Schadenfreude aufkommen und so gerne ich sie auch hatte, hatte sie es verdient.
»Willst du ihr den nicht zur Hilfe eilen, Herr Elb?«, fragte Gimli verwundert, da ich immer noch hier stand und nichts tat.
»Nun, wie du gesagt hast, dann sind wir einfach zu spät gekommen, um sie zu warnen«, und nachdem ich diese Worte gesprochen hatte, begannen die Hobbits zu grinsen und Gimli lachte auf: »Och, dass du eine dunkle Seite hast, habe ich noch gar nicht gewusst!«
»Glaub mir, wenn du ihr so 'was schon nach einem knappen Jahr wünscht, welche Wünsche muss ich dann haben?«, hielt ich dagegen und der Zwerg nickte. Seit den letzten etwas mehr als fünfhundert Jahren hatte ich Lithil so gut wie jeden Tag gesehen, da sie in dieser Zeit den Kriegern als erste Elbin beigetreten war. Demnach konnte sich jeder denken, dass ich in dieser Zeit etliche Male Lithils Sinn für Humor ertragen hatte müssen, und mit dem Blick auf die Elbin, konnte ich meine Worte nur wiederholen: Ja, sie hat diese Abkühlung verdient.
Mit diesem Gedanken blickte ich wieder in den Himmel, dann kam der erwartete große Donner. Der Himmel schien zu explodieren, der Wind aus dem Norden verstärkte sich, infolgedessen kam der Regen. Nur war es kein normaler Regen, denn es schien, ob sich irgendwo ein Staudamm in der grauen Wolkendecke entleerte und in weniger als einer Sekunde war die ganze siebte Ebene nass, samt Lithil. Die Hobbits lachten erfreut auf und ich sah doch leicht geschockt dabei zu, wie Lithil aus ihrem Schlaf hochschreckte. Ich hatte nicht erwartet, dass es dermaßen stark regnete. Nun, wir alle hatten es nicht erwartet und am meisten Lithil. Mit runden, grünen Augen setzte sie sich auf und schnappte nach Luft. Ihr Gesichtsausdruck brachte Gimli fast zum Brüllen vor Lachen und er schlug sich mit seiner Hand sogar auf den Oberschenkel, weswegen ich kurz überlegen musste, ob der Zwerg oder die geschockte Elbin ein lustigerer Anblick war. Meine Aufmerksamkeit erregte jedoch schnell wieder Lithil, die geschockt von der Mauer sprang und nach oben ins Gewitter sah. Erste Blitze waren in den Wolken zu sehen und ihre roten Haare klebten in Strähnen an ihrem Körper.
»Ae! Baw, baw, baw, ae! Barad!« (Ah, nein, nein, nein! Verdammt!), fluchte sie in ihre Muttersprache verfallend los, warum ich zu lachen anfing. Nachdem sie sich fertig aufgeregt hatte, bemerkte sie, dass sie komplett durchnässt war und nicht nur ihre Haare am ganzen Körper klebten, ebenso ihr braunes Kleid. Und, obwohl der nasse Stoff nicht durchsichtig wurde, gab er vom Körper der Elbin sehr viel frei. In diesem Moment konnte man nicht verleugnen, dass Lithil die Schönheit ihrer Vorfahren geerbt hatte.
Ebendeswegen verging mir mein Lachen darauf und am liebsten hätte ich verlegen weggesehen, doch ich schaffte es nicht. Zwar stieg mir Wärme in die Wangen, aber so, dass man es nicht bemerkte. Meine Augen hafteten sich auf Lithil. Ich hatte gedacht, dass ich mit meinem Alter nicht mehr leicht aus der Fassung zu bringen wäre, doch ich lag falsch, sehr falsch, sodass ich mich zurückversetzt in die Zeit fühlte, als Lithil meinem jungen Ich den Kopf verdreht hatte. Jetzt musste ich mir eingestehen, dass sich daran auch nichts verändert hatte.
Ergo musterten meine Augen Lithils Körper ganz genau. Der Stoff ließ wenig Freiraum für die Vorstellungskraft übrig und präsentierte ihren anmutigen Elbenkörper. Man konnte erkennen, dass sie eine Kriegerin war, da sie der elbischen Natur gemäß trainiert war, doch das sagte absolut nichts über ihre Reize aus. Sie hatte Rundungen an den dazu vorgesehenen Stellen und mit meinen Blicken folgten ihrer Hüfte bis zu ihrer Taille und Brust nach oben. Lithil bemerkte ebenso in diesem Moment, dass ihr ganzes Kleid an ihrem Oberkörper klebte, und nachdem sie noch ein paar Flüche in den Himmel ausgesendet hatte, die ich nicht wiederholen wollte, bedeckte sie mit ihrem einen Arm ihre Oberweite.
Weiter dachte ich jedoch nicht mehr über ihre Brüste und generell ihren schönen Körper nach, da Lithil ihre Schimpferei beendet hatte und ihr Kopf schnellte zum Durchgang, unter dem wir standen, trocken standen. Ihre grünen Augen blitzten zu den lachenden Gestalten herüber und beinahe konnte dieser Blick den Blitzen im Himmel Konkurrenz machen. Dieser Blick brachte mich auch endlich dazu, mein Starren unter Kontrolle zu bringen, und während die Elbin auf uns zuschritt, war mein Blick direkt in ihrem Gesicht.
»Na, etwas nass, nicht?«, feixte Gimli schon, als Lithil vor uns im Durchgang stand und tropfte. In ihrem Gesicht waren Rinnsale zu sehen, die sich von ihrer nassen Haut abhoben und sie tropfte den noch trockenen Boden im Durchgang voll. Das weiße Gestein wurde um sie herum grau, und dass Lithil innerlich brodelte, musste man nicht erwähnen; es war offensichtlich. Ihr Blick war so zu deuten, dass sie Gimli am liebsten erwürgt hätte, um ihn seines Lachens zu berauben. Auch die zwei kichernden Hobbits bekamen einen tödlichen Blick und wieder tauchte ein Grinsen auf meinen Lippen auf. Es war schon herrlich zu sehen, dass dieses Mal nicht Lithil diejenige war, die lachte, und doch hatte ich irgendwo noch ein gutes Herz. Infolgedessen löste ich die grüne Spange von meinem Elbenmantel und reichte ihn der klitschnassen Lithil.
»Da hat wohl jemand das Gewitter verpasst, nicht?«, spottete ich, mit dem Blick in ihrem Gesicht, und Gimli prustete durch meine Worte abermals los. Ich bemerkte, wie sich Lithils Kiefer anspannte. Ihr vernichtender Blick ließ es mir kurz kalt den Rücken hinabrinnen, doch mein großes Ego hielt diesem Blick stand.
»Ihr hättet mich warnen können!«, fuhr sie uns an und ihr Ton war schneidend.
»Ja, haben wir aber nicht!«, lachte nun Merry und Pippin saß bereits am Boden und sein Lachen war mehr ein Keuchen. Lithil schenkte jeden von uns noch einen giftigen Blick, dann entriss sie mir den angebotenen Mantel und sprach: »Erwarte keinen Dank!«, folglich stürmte sie an uns vorbei. Sie warf sich den Mantel um, ging den Durchgang entlang und schritt nach draußen in den strömenden Regen.
Wir hingegen blieben im Durchgang stehen und als Lithil verschwunden war, wahrscheinlich auf den Weg zum Haus, das wir Gefährten bewohnten und sich im sechsten Ring befand, lachte Gimli abermals los. Ich jedoch hatte mich gezwungen, ihr nicht nachzusehen und war immer noch verlegen.
»Ich weiß nicht, was lustiger gewesen ist, die Verlegenheit des Herrn Elb, oder die Wasserflut auf Lithil, die jetzt wütend ist, ha, ha, ha!«, lachte der Zwerg. Ich rollte mit meinen Augen und stieß Luft durch meine Nase aus, während die Hobbits lauter lachten. Anschließend warteten wir zusammen im Tunnel ab, bis der Regen nachließ, zu einem Nieselregen überging, und traten unseren Weg ins große Haus an.
Lithils point of view:
Das heiße Wasser umgab meinen ganzen Körper und hüllte mich ein. Es war schon eine Sonderheit, dass ich vorher ungewollt komplett nass geworden war und mich jetzt wieder freiwillig ins Nass begab. Ein Nass, welches jedoch schön warm war und mir innerlichen Frieden schenkte.
Der Dampf, der vom Zuber aufstieg, hatte die Fensterscheibe hinter mir beschlagen, doch auch ohne den Dampf hätte ich nicht viel gesehen. Der Himmel war immer noch grau und der Regen hatte wieder begonnen. Zum Blitzen und Donnern hatte es jedoch aufgehört, und so lauschte ich dem Regen, der gegen das Glas schlug. Es war später Nachmittag, trotzdem war es im Raum dunkler als es sollte. Alles war abgedunkelt und dann ließ ich meine Augen den Raum erkunden. Das Haus für uns Gefährten war sehr stattlich und prunkvoll, einem Herrenhaus gerecht. Wie die Weiße Stadt war es weiß und weißer Marmor dominierte das Farbschema im Inneren. Auch in diesem Raum war der Boden von weißem Marmor und die anderen Farben waren Gold und Grün, die den Raum dominierten. Es war ein großer Raum und wenn man ihn betrat, sprang einem sofort ein großes Himmelbett ins Auge. Die Bettbezüge waren grün, mit goldenen Verzierungen, und davor erstreckte sich ein smaragdgrüner Teppich. Neben dem Bett waren auf beiden Seiten Nachttische aus Gold und im Zimmer hing ein goldener Kronleuchter. Die Decke war schön geschwungen und vom Boden erhoben sich an der Terrasse zugewandten Seite Säulen aus Marmor. Neben den großen Fenstern war auf der rechten Seite noch ein langes Bücherregal zu sehen und ein Tisch mit vier Stühlen. Auf der gegenüberliegenden Seite ging der Boden von Marmor in reich verzierte grüne Fließen über und hier verlief der Raum in eine Nische links von der Tür. Auf der Seite des Marmorbodens standen noch Kleiderschränke und ein Tisch mit Spiegel, wie auch ein goldener Standspiegel. Die Nische mit den grünen Fließen führte zu einem angrenzenden Bad, wo auch der Zuber stand. Die Grenze zwischen Fließen und Marmor wurde durch Sichtschütze versperrt, die mehr der Quelle der Dekoration entsprangen. Das weiße Metall, das den Wuchs von Pflanzen nachahmte, wies viele Lücken auf, durch die ich zum Bett herübersehen konnte. Im offenen Bad gab es noch einen Spiegel und einen prunkvollen Ständer. Jedoch gab es noch eine angrenzende Tür, die einem mehr Privatsphäre gab. Die Wände des ganzen Raumes bestanden hauptsächlich aus Fenstern, doch sonst waren sie weiß und wandten sich in schwungvollen Bewegungen an die Decke. Diese Art von Architektur erinnerte mich stark an die von Bruchtal, und doch erkannte man, dass Menschen dahintersteckten. Man hätte glauben können, dass dies der einzige prunkvolle Raum des Hauses war, doch alle Räume sahen so aus, obwohl sie allesamt ein anderes Farbschema hatten. Auch gab es reichlich Platz, dass nicht einmal wir Gefährten die Zimmer komplett belegen konnten.
Darüber nachdenkend, glitt ich mit meinem Hinterkopf unter die Wasseroberfläche. Die ganze Luft duftete nach irgendwelchen Blumen und Ölen, welche die Dienerinnen ins Wasser getröpfelt hatten, als ich, wohlgemerkt klitschnass, um ein Bad gebeten hatte. Das Herrenhaus war so groß, dass fünf Mägde es bewohnten und sich um allerlei Arbeiten kümmerten. Viel gab es zur Befriedung von uns Gefährten jedoch nicht zu tun, da wir wenig Ansprüche hatten. Die letzten Monate waren wir durchgehend unterwegs gewesen und mir hätte auch ein einfaches Zimmer gereicht, aber Aragorn hatte es anders gewollt.
Als meine Ohren folglich unter die Wasseroberfläche tauchten, dämpfte es meine Umgebung und ich fühlte mich kurz in einer anderen Welt. Das Wasser war zwar schon etwas ausgekühlt, doch immer noch schön warm. Ich atmete seelenruhig ein. Nach der schönen Überraschung mit dem Gewitter hatte ich herunterkommen müssen und meine Stimmung war wieder ausgeglichen. Gewiss wollte ich bestimmten Personen den Kopf abreißen, doch auch wollte ich mich nicht aufregen. In ihrer Situation hätte ich leider dasselbe getan und deswegen müsste ich ihnen diesen Triumph gönnen. Ich hatte wirklich nicht bemerkt, dass das Wetter auf einmal umgeschlagen hatte, und so hatte ich eine plötzliche Abkühlung unter Lacher erlebt. Ob die Vier jedoch immer noch unter dem Durchgang standen, wusste ich nicht, doch das Geheimnis lüftete sich im nächsten Moment von selbst. Dumpf vernahm ich unter der Wasseroberfläche Geräusche von außerhalb der Unterwasserwelt und tauchte auf.
»Lithil?«, vernahm ich Legolas' Stimme außerhalb der Tür und er schien sich zu fragen, ob ich im Raum war.
»Ja, komm herein!«, rief ich zurück und als Legolas eintrat, hin zum Bett ging und mich nicht sah, bekam ich genau die erwartete Frage: »Wo bist du?«
»Baden, zum zweiten Mal heute«, antwortete ich und blickte durch den Sichtschutz hin zu Legolas. Ich erkannte, dass er durch den Regen etwas nass geworden war, was er vollends verdient hatte. Als er meine Stimme von links hinter ihm vernahm, drehte er sich um und seine Augen blickten durch den spärlichen Blickschutz in meine. Sein Kopf ratterte und ich konnte ihm seine nächste Frage vom Gesicht ablesen.
»Warum hast du mich hereingebeten, wenn du ein Bad nimmst? Ich hätte draußen auf dich warten können.«
»Nun, nach der heutigen großartigen Einlage des Gewitters hast du gewiss reichlich von meinem Körper gesehen, nicht?«, ich sah Verlegenheit auf seinem Gesicht auftauchen, »Also habe ich mir gedacht, vielleicht ist es etwas Wichtiges, was du von mir willst?«, meine Stimme klang süß, zusätzlich provozierend und neckend. Dass spezifisch Legolas mich nicht vom herannähernden Gewitter gewarnt hatte, um sich an meinem Leiden zu ergötzen, konnte ich ihm nun auf eine andere Art und Weise heimzahlen. Im Gegensatz zum Elben hatte ich weniger Probleme, was Nacktheit betraf, und so griff ich seelenruhig nach der Seife neben mir. Das Wasser und die Form des Zubers bedeckten jedoch genau so viel, dass Legolas von seinem Blickwinkel nur meinen Kopf und Schultern sehen konnte. Während ich mich seelenruhig einseifte. Als ich einen Blick zu Legolas warf, sah ich ihn versucht ruhig einatmen. Er war nicht dumm und auch kannte er mich schon lange genug, sodass er wusste, dass ich all dies zur Provokation tat. Demgemäß versuchte er, mit seinem großen Ego meinem Ego zu trotzen, und setzte sich ruhig aufs Bettende. Seine blauen Augen musterten mich beiläufig, doch ich wusste, dass er mich gerade verfluchte.
»Als wichtig würde ich mein Erscheinen nicht betiteln«, begann er und zog sich seine Schuhe aus, um den Boden nicht nass zu machen. Er trug ein schlichtes weißes Hemd und eine graue Hose und gleich darauf sprach er fort: »Ich wollte nach dir sehen, ob du noch aufgebracht bist, was ich jetzt verneinen und dir von meinem Gespräch mit Aragorn erzählen kann.«, ich hörte ihm interessiert zu und bei seinen letzten Worten musste ich leicht lächeln. In den letzten hunderten Jahren erzählte er mir immer von allen Besprechungen, die er als Prinz mit anderen Parteien geführt hatte, solange sie nicht so geheim waren, dass niemand anderer davon erfahren dürfte. Dies schätzte ich sehr an ihm, da wir uns vollends vertrauten und auch glaubte ich, dass er sich freute, darüber mit jemand außenstehendes reden zu können. Ich war nämlich nicht König Thranduil und die anderen hohen Elben, die von ihm als Prinz erwarteten, dass er wusste, was er tat. Ich war niemand, der ihn nur als Prinz sah, vergaß, dass er eine eigene Person war. Auch, wenn ich bei vielen Sachen nicht unbedingt hilfreiche Vorschläge machen konnte, könnte ich ihm immer noch zuhören und wenn nötig mit ihm über seine Sorgen sprechen, welche auch ein Prinz hatte. Seit diesem Augenblick an unserer Freundschaft zueinander war sie noch enger geworden und hatte schlussendlich den heutigen Stand erreicht.
»Was habt ihr denn besprochen?«, fragte ich nach einer Pause und stützte mein linkes Bein an den Rand des Zubers, um meine Füße einzuseifen. Legolas, der immer noch nicht auf allerlei Provokation einging, lehnte sich leicht nach hinten und sprach weiter: »Nun, ich habe mit ihm über die Hilfe, die ihm das Waldlandreich anbieten wird, gesprochen. Wir werden dieser Menschenstadt Bäume und andere Pflanzen schenken, die nie sterben, und Aragorn hat sich sichtlich gefreut.«
»Natürlich hat er dies. Weißt du schon, wann all das passieren wird?«
»Wenn unsere Reise ein Ende nimmt und wir wieder unter den uns bekannten Bäumen wandeln, werde ich versuchen, alles in die Wege zu leiten«, ich tauchte kurz unter Wasser, um meine Haare abzuwaschen, »ebenso gab es noch das Gespräch über Ithilien, dass dort Elben eine neue Kolonie bilden sollen. Auch dieser Vorschlag gefiel ihm.«
»Dies freut mich sehr und wenn wir den anderen unseres Volkes über Ithiliens Schönheit erzählen, werden sie staunen«, antwortete ich und war fertig. Das Wasser war bereits lauwarm, anschließend fiel mir ein weiterer böser Gedanke ein, da mir meine vorherige Provokation zu wenig gewesen war.
»Du?«, ich bekam seine Aufmerksamkeit, »Willst du mir frische Kleidung und ein Tuch zum Abtrocknen bringen?«, ich hatte meine Knie an meine Brust angezogen und nun bekam ich endlich die lang gewünschte Reaktion vonseiten Legolas.
»Mir ist bewusst, dass du das absichtlich machst, Lithil.«, er sah mich streng an und kurz war nur das Trommeln des Regens zu hören, der nun stärker gegen die Fenster prasselte.
»Ich weiß, aber das beantwortet meine Frage nicht, mein Lieber«, ich klimperte mit meinen Wimpern und unsere Egos prallten aufeinander, »Du musst mir nur sagen, wenn es dir unangenehm ist?«, und nun trieb ich es auf die Spitze. Der Elb warf die Arme in die Luft, stand flott vom Bett auf und ging zur Kommode. Auf der Couch daneben lag ein luftiges Kleid, welches er sich schnappte und zu mir schritt. Ich wartete seelenruhig und als er am Zuber vorbeischritt und ein Tuch vom Ständer nahm, erwartete ich schon fast, dass er die Sachen einfach über den Sichtschutz warf. Tat er nicht.
Das Kleid hing er über den Spiegel, dann wandte er sich mir zu und zwang sich, mich nicht anzusehen. Ich hatte mich bis zum Rand des Zubers gelehnt, wobei meine Brüste sich gegen das vergoldete Metall der Wanne drückten, und mein Kinn lag auf meinem rechten Unterarm, als mir Legolas das Tuch reichte. Ich sah ihn durch meine Wimpern hindurch an und erkannte, dass sein Ego meinem standhielt. Leider verlor ich nicht gerne, also tat ich das, was mir in den Sinn kam. Anstatt dem Handtuch griff ich schnell nach seinem Unterarm und zog ihn zu mir nach unten. Noch bevor er handeln konnte, musste er sich schon mit der anderen Hand am Rand der Wanne abstützen und als wir gleichauf waren, legte ich meine Lippen auf seine. Seinen Schock musste er schnell verarbeiten, da der Kuss nicht sanft, sondern sofort intensiv war. Jedoch, wenige Sekunden später erwiderte er ihn ebenso intensiv, weshalb ich nicht einmal grinsen konnte. Meine linke Hand fand Halt um seinen Hals und meine Haut schien sich trotz des nicht mehr heißen Wassers wieder zu erhitzen. Sogleich sich unsere Lippen berührt hatten, hatte ich meine Augen geschlossen und neben den ganzen Ölen und der Seife vernahm ich den Geruch von frischem Regen aus Legolas' Haaren. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang miteinander und mein ganzer Körper begann, zu kribbeln. Als seine Hand vom metallenen Rand meinen Oberarm zu meinem Nacken fuhr, bekam ich eine Gänsehaut. Ich ließ den Kuss leidenschaftlicher werden. Mit meiner Zunge strich ich sanft über seine Unterlippe und er verstand, dann trafen unsere Zungen aufeinander und mir wurde ganz warm.
Fertig mit meinem ganzen Vorhaben war ich jedoch noch nicht und mit meiner linken Hand an seinem Hals und Kinn, erhob ich mich langsam, wobei das Wasser ein schwappendes Geräusch klingen ließ, dann legte ich beide Hände in seinen Nacken. Ich stieg aus dem Zuber und drückte mich an ihn, dass er schön nass wurde, jedoch schien ihn dies nicht zu stören. Mehr verarbeitete er den Fakt, dass ich gerade, so wie mich Mutter Natur erschaffen hatte, an ihn gedrückt stand. Auch ich musste kurz mein Handeln verarbeiten, wofür mein Ego die Schuld trug, als Legolas' Hand von meinem Nacken, meinen entblößten Rücken hinabfuhr. Seine Fingerspitzen hinterließen eine brennende Spur und seine zweite Hand, die immer noch das Tuch hielt, umschloss meine Taille, drückte mich noch mehr an ihn. Durch den Ruck unterbrachen wir den Kuss kurz und unsere Blicke trafen sich. In seinem Blick steckten so viele Gefühle, die allesamt auch in mir zu finden waren. Als wir uns ansahen, hörte ich wieder das Regenprasseln gegen die Fensterscheibe und spürte seinen Oberkörper gegen mich gedrückt. So nah an ihn zu sein und seine Finger auf meiner nackten Haut zu spüren, machte mich innerlich verrückt.
Legolas schien es nicht anders zu ergehen und als er seine Stimme erhob, war jene fast nur ein Flüstern: »Du bist manchmal unmöglich und auch treibst du mich noch in den Wahnsinn«, nahm er zuerst Bezug auf seine nun nasse Kleidung, dann auf unsere Nähe. Ich spürte, wie er hinter meinem Rücken das Tuch ausbreitete, sodass ich meine linke Hand von seinem Nacken nahm und das Tuch über meinen vorderen Körper schlang. Als ich bedeckt war, stellte ich mich leicht auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen.
»Insgeheim liebst du diese Eigenschaft sicher an mir«, neckte ich ihn, dann bekam ich einen Kuss auf meine Stirn.
»Stimmt auch wieder«, bestätigte er, darauf löste ich mich von ihm und erkannte, dass sein Hemd durchsichtig war. Es klebte an seinem Körper und ich konnte jeden einzelnen Muskel seines Oberkörpers betrachten, sodass ich nicht abstreiten konnte, dass der Elb gut gebaut war. Ich musterte ihn auch ungeniert, doch nach ein paar Sekunden ging mein Blick wieder zu seinen Augen. Ich schenkte ihm ein keckes Lächeln, dann ging ich an ihn vorbei, wobei mir sein leichtes Schmunzeln nicht entging.
Während ich zum Spiegel mit dem Kleid ging, schlenderte Legolas wieder aus dem offenen Bad und zur Kommode herüber und zog sich schnell ein neues Hemd an. Ich nutzte die Zeit, um mir mein Kleid anzuziehen und mit einem weiteren Tuch trocknete ich danach meine Haare. Infolgedessen schlenderte ich zum Bett, setzte mich mit einem Kamm neben Legolas und lächelte ihn an. Ein Lächeln, das erwidert wurde, und so genossen wir unsere Zeit zusammen, während der Regen weiterhin gegen die Fensterscheiben schlug.
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