Η | gespenstische Stille
Ihr Atem beschleunigte sich und der Puls hallte ihr wie Donnerschläge in den Ohren wider. Fest presste sie sich einen Handschuh vor den Mund, versuchte die verräterische Atemwolke am Ausbrechen zu hindern. Sie spürte, wie Panik in ihr zu gären begann und war geneigt die Hand fortzureißen, um ihre Lungen endlich mit dem ersehnten Sauerstoff füllen zu können. Der Geruch von Leder stieg ihr in die Nase, es war noch widerspenstig und verströmte einen frischen, intensiven Duft, der ihre Sinne stimulierte.
Jeder Muskel ihres Körpers war gespannt, wie die Sehne eines Bogens, kurz bevor er den tödlichen Pfeil in seiner Beute versenken würde. Seit einer gefühlten Ewigkeit kauerte sie nun schon in ihrem Versteck, hatte sich kaum bewegt, traute der trügerischen Ruhe nicht; auf ihren Instinkt konnte sie sich stets verlassen und seit einigen Minuten ließ er ihr jedes Haar zu Berge stehen. Unruhig sprangen ihre Augen auf und ab, blickten nach rechts, um kurz darauf wieder in die entgegengesetzte Richtung zu huschen.
Nebelschwaden begannen ihren langsamen Tanz, umgarnten einzelne Grashalme, überzogen diese mit kristallenem Raureif, nur um sie kurz darauf mit ihren weißen Mänteln zu ersticken; bald schon schien sich der Boden zu bewegen, unruhig hin- und herzuschwingen. Kein Vogellaut durchbrach die gespenstische Stille, selbst der Wind hatte innegehalten, sparte seinen Atem, als würde er auf etwas warten. Düster ragten die nackten Stämme einzelner Kiefern empor, kennzeichneten die nahe Grenze des Waldes, der sich in der Abenddämmerung bedrohlich am Horizont erstreckte. Bald schon würde die Dunkelheit über die Welt hereinbrechen und mit ihr all die unheimlichen Schatten, die das Tageslicht mieden.
Plötzlich vernahm sie ein leises Knacken, keine hundert Schritte vor ihr. Sofort fixierten ihre Augen den Busch, aus dem sie das Geräusch vermutete. Die Finger ihrer freien Hand begannen sich vorsichtig zu bewegen, sie waren steif vor Kälte und begannen nun unangenehm zu kribbeln. Langsam veränderte sie ihre kauernde Position, erweckte ihren Körper, der mit stechenden Schmerzen antwortete. Ihr Handschuh dämpfte ein schmerzverzerrtes Stöhnen, während sie sich mühsam auf ihre Knie kämpfte. Zu lange hatte sie in dieser unbequemen Stellung verharren müssen, hatte sich nicht getraut eine bequemere einzunehmen, aus Angst etwas zu übersehen oder gar gesehen zu werden.
Etwas bewegte sich aus dem Schatten heraus, zögernd, als spürte es die drohende Gefahr. Mit einer fließenden Bewegung griff sie nach ihrem Jagdbogen und richtete sich zur vollen Größe auf; ignorierte ihre protestierenden Muskeln, überhörte das Ächzen ihrer Knochen, konzentrierte sich vollkommen auf die Gestalt vor ihr, die nun zur Gänze auf das freie Feld getreten war. Zielsicher griff ihre rechte Hand in den gefüllten Köcher auf ihrem Rücken und zog einen der gefiederten Pfeile hervor, der blitzschnell einen Platz vor der Sehne ihres Bogens fand. Sie atmete tief ein, spannte, und festigte ihren Stand, siegessicher ließ sie ihren Atem entströmen und es ertönte das surrende Geräusch eines tödlichen Pfeils.
Dann wurde es schwarz um sie herum.
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